Ethik & Moral bei SDIY - Klon-Module und "Trusted Builder"

xenosapien

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unbekannt verzogen
Wie verhält es sich bei euch mit dem Thema "Ethik & Moral bei SDIY"?

Angeregt durch eine (erneute) Diskussion auf Muffs zu Mutable Instruments - "Klonen", sprich von Dritten gebaute MI Module...

Der ganze MI Kram is ja Open Source und zwar in einer Form, wo explizit eine Commercial License gegeben wurde von Olivier...

Ob es jetzt ethisch und moralisch OK ist, selbige gewerblich im größeren Stil zu vertreiben, stünde zur Debatte. Ich sag jetzt mal bewusst nicht was ich (bisher) davon halte, um die Diskussion nicht zu beinflussen...

Hier hat es ja doch einige SDIY`er die ja teils (AV500, LED-Man etc.) eigene Module anbieten... wie würde euch das schmecken wenn jetzt jemand eure Module mit eigenen PCBs anbieten würde, vorausgesetzt die legale Situation wäre ähnlich?

Und wie findet ihr die diversen "Trusted Builder" (oft selbst so betitelt) die anbieten, gegen Geld diverse DIY Module für andere zu bauen?

Letzteren Punkt finde ich persönlich tatsächlich schwierig zu balancieren... ich z.B. traue mich an SMD/SMT nicht wirklich ran und hab daher bisher selbst keine MI Module gebaut... hätte aber da ganz gerne 1-2 mehr und war am überlegen ob ich jemanden damit beauftrage... Aber da stoße ich wieder auf dieselben Ethik/Moral Fragen wie oben beschrieben.

Your thoughts? ;-)
 
wenn jemand etwas als Open Source veröffentlicht, dann ja wohl um seine Schöpfung der breiten Masse zugänglich zu machen, Wie das Produkt dann weiterverwurschtet werden darf definiert man ja durch die jeweilige Lizensierung ( die von MI kenn ich nicht). Im Softwaresektor gibts da ja auch riesen Unterschiede wie z.B. die GPL die erzwingt das der Clone/ die Weiterentwicklung auch wieder nicht-kommerziel und Open-Source sein muß ( z.B. Linux).
die BSD-Lizenz (Berkley-Unix etc.) erlaubt den Kram als Closed Source weiterzuverwurschteln (darauf basiert ein Großteil des OSX-Kernel/Userlands).

In der Elektronik ist das schwierig, ich hatte jetzt schon einige Bausätze und auch Fertigprodukte in der Hand die mehr oder weniger auf dem Referenzdesign der Chiphersteller bassierten (z.B. Datasheet OPA37 und schon hab ich meinen Phon-Pre-Amp). Hier hätte ich nun keine Skrupel das Design zu kopieren und zu vermarkten.
Wenn ich mir die MI Produkte anschaue und sehe wieviel Eigenleistung reingesteckt wurde, und Diese auch frei veröffentlicht wird ,find ich es schon sehr assozial daraus Kapital zu schlagen

O===O___
 
ein sehr interessanter Thread.
Da ich mich inzwischen auf der Verkäufer Ebene bewege kann ich gern mal meine Meinung mitteilen.
Bevor ich kommerziell Produkte angeboten habe hatte ich darauf eine andere Sicht, als Gewerbebetrieb jedoch jetzt eine andere.
Diese andere Sicht, besagt das ich ein klares kaufmänisches Interesse habe (haben muß).
Am Bespiel von den "VDD" Produkten wurde vorab genau abgewogen ob und wann wir schematics oder Detailbilder rausgeben um den Eurorackmarkt Wettbewerb keinen Vorlauf zu geben bevor ich die PCBs in meinem Shop habe.
Wir haben inzwischen ca.15 Module fertig, diese sind getestet und bereit für den Verkauf,
ich weiß ganz genau das diverse Eurorack Hersteller diese Schematics nehmen und unsere Ideen aufgreifen und selber vermarkten, daher veröffentlichen wir erst die Schaltung wenn ich alles im shop eingestellt habe um Initial die Entwicklungskosten wieder raus zu haben.
Danach reguliert sich der Markt von selber.. marketing/Qualität.
Jedoch werden wir bei sehr speziellen Schaltungen einen klaren copyright Hinweis machen.

Ein Problem besteht jedoch:
Wenn ich selber fertige Produkte anbieten möchte (fertige Module), was hindert DIY Leute daran bei mir PCBs zu bestellen, diese zu bestücken und zu verkaufen (meistens schon grenzwertig am gewerblichen Eindruck) ?

Lösungsmöglichkeit: Verfügbarkeiten und Bestellmengen eingrenzen ODER wie bei VDD:
es gibt künftig günstig EURORACK PCB/panel sets (Massenware) unter 15€ pro set

zusätzlich MOTM Kits, bei diesen Kits ist der Umsatz und Gewinn genau kalkuliert, wenn jemand der Meinung ist diese Module günstiger anbieten zu können als ich, kann er das gern machen, wird aber schnell merken das es nicht viel günstiger wird und die Käufer ausbleiben (Ausnahme: Angebot/Nachfrage)
Ebenfalls gibt es fertige Module, diese sind noch höherwertiger, die Bauteileauswahl ist nicht öffentlich einsehbar, Panels können andere Brandings haben.

Ich und meine Partner sehen es entspannt, da wir wie viele andere kleine Unternehmen einen Hauptjob haben und DIY für uns mehr oder weniger ein Hobby ist.
Eigentlich soll man einen text positiv abschliessen.. dieses mal nicht:
Das Gegenteil des ganzen: Ein Bekannter hat sich selbstständig gemacht mit Modular Modulen, kommt/kam mit seinen Verkäufen nicht hin/ Finanzsituation ist :sad:
in diesem Fall kann das für ihn sehr böse ausgehen wenn man jetzt noch seine "Module" nachbaut oder wenn DIY Leute seine Sachen günstig selber zusammenbauen und günstiger verkaufen als er selbst.
Ursache: fehlende Transparenz/unklare Businessstrategie seinerseits

Mal im erst, Firmen wie Doepfer/TipTop/Erica gehen nicht den Bach runter wenn man von denen was klonen würde, da es wohl nicht mal 0.1% der Verkäufe ausmacht.

Über Ethik rede ich selbstverständlich auch nicht, da es zu kompliziert wäre das noch zu differenzieren - rechtlich/juristische Situationen global betrachtet, wie soll das gehen..
wir Deutsche haben da andere eigene "Regeln" im Kopf, beklaue niemanden, füge andere keinen Schaden zu.. das sieht in (wenigen) anderen Ländern auch noch anders aus, da ist eine Art Sport "der Erste" zu sein ;-)
 
Wenn ich selber fertige Produkte anbieten möchte (fertige Module), was hindert DIY Leute daran bei mir PCBs zu bestellen,
ich denke, da kannst du sie selber dran hindern, indem du sie nicht einzeln verkaufst

Man muss unterscheiden zwischen dem Gegenstand und dem geistigen Eigentum. Wenn ich eine Platine bei dir kaufe, kopiere und dann meine Kopien verkaufe, dann ist das ganz klar Diebstahl geistigen Eigentums.

Wenn ich dir eine Platine abkaufe, dann hast du hoffentlich von der Platine selbst ausreichend Gewinn, damit sich das für dich rechnet. Mit meiner Bestückungsarbeit und dem Verkauf der Bauteile trete ich mit dir in Wettbewerb als Bestücker. Nicht als Platinenhersteller und nicht als Platinendesigner.
Wie wenn ich beim Bäcker Mehl einkaufe, um dann selbst daraus Brötchen zu backen und zu verkaufen. Da wird hoffentlich auch kein Bäcker was dagegen haben. Außer dass man generell was gegen Konkurrenz hat, aber nicht wegen des Mehls.

Besteht denn da wirklich Gefahr für dieses Szenario? Also Einzelplatinenkäufer, die das bestücken und sogar noch billiger sind als ihr? Die Platine ist ja schonmal teurer, weil ihr die billiger einkauft als ihr sie mir verkauft. Und wenn ich nicht grade große Mengen an Bauteilen kaufe, dann kriege ich sie auch nicht billiger als ihr. Da müsste ich schon meinen Stundenlohn deutlich unter euren drücken, damit jemand bei mir kauft.

Reines DIY ohne Weiterverkauf mal außen vorgelassen. Das ist Hobby und da rechnet man den Stundenlohn sowieso nicht.
 
@haebbmaster spricht da was an, was jetzt für jemanden wie mich (=User der technisch nicht komplett nutzlos ist und sich so erhofft ein paar Euro zu sparen) relevant wäre:

Bauen zum Eigenbedarf halte ich für grundsätzlich unproblematisch, denke da kann keiner groß was gegen haben... ob ich jetzt PCB, PCB+Panel, Full Kit oder sonst was kaufe... ich mache keinen Gewinn daran und nehme auch niemandem was von seinem Kuchen weg.

Was ist jetzt aber z.B. mit der -offenbar gängigen- Praxis, sich ein paar "extra" PCBs zu besorgen und dann eben eine Mini-Produktionsstraße auf zu ziehen, und anschließend die "extra" Module zur Kostendeckung zu verkaufen?

Essentiell würde man hier sehr wohl (wenn auch nur in sehr geringem Ausmaß) jemandem ins Geschäft pfuschen, der die Module designed hat und zum Verkauf anbietet...

Jetzt aber so wie in haebbmaster´s Szenario gesehen wäre hier ja zumindest ein Teil der Materialien direkt vom entsprechenden Hersteller der Platinen gekauft worden und somit ein "legitimes" Produkt?

(zum Thema "Klone" = Ripoffs brauchen wir denke ich nciht groß zu diskutieren... wobei da die Situation gerade z.B. beim Thema Mutable Instruments interessant ist, da die Lizenz offenbar sogar die Produktion von PCBs von Dritten erlaubt, auf MW bietet ein Engländer schon länger welche zum Kauf an...)
 


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