Der erste Synthesizer... / Telharmonium

Zum Einlesen erstmal das hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Hindemith

Zum Einhören wirst Du sicherlich viel im Internetz finden. Die Trautonium-Kompositionen dürften den kleinsten Teil von Hindemiths Schaffen ausgemacht haben, zeigen aber deutlich, daß er jedes Mittel genutzt hat, um an der Spitze der Avantgarde zu sein, kompositorisch wie technisch.

Der einzige andere Komponist, den Oskar Sala -- eifersüchtig auf sein Wiegenkind achtend -- für das Trautonium komponieren ließ, war Harald Genzmer. Die Zahl derer, die dieses Instrument nutzten, wurde durch die zunehmende Putzigkeit seines Weiterentwicklers zunehmend geringer, bis Sala in der Nachkriegszeit so ziemlich jeden verbissen und vor den Kopf gestoßen hatte.

starling schrieb:
ppg360 schrieb:
[...]

Diese Äußerung zeugt von profundem Mangel an Sachkenntnis. Setzen, Hausaufgaben machen.

Stephen

Mach ich auch, wenn Du Links zu den von Dir genannten Geräten und Menschen beibringst. [...]

Das Internetz ist Dein Freund. Ansonsten empfehle ich die einschlägige Literatur.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Zum Einlesen erstmal das hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Hindemith

Zum Einhören wirst Du sicherlich viel im Internetz finden. Die Trautonium-Kompositionen dürften den kleinsten Teil von Hindemiths Schaffen ausgemacht haben, zeigen aber deutlich, daß er jedes Mittel genutzt hat, um an der Spitze der Avantgarde zu sein, kompositorisch wie technisch.

Der einzige andere Komponist, den Oskar Sala -- eifersüchtig auf sein Wiegenkind achtend -- für das Trautonium komponieren ließ, war Harald Genzmer. Die Zahl derer, die dieses Instrument nutzten, wurde durch die zunehmende Putzigkeit seines Weiterentwicklers zunehmend geringer, bis Sala in der Nachkriegszeit so ziemlich jeden verbissen und vor den Kopf gestoßen hatte.
Da lag ich ja dann nicht so falsch, nur daß ich Hindemith halt so gar nicht schätze.
Genzmer sagte mir nichts, scheint aber auch kein Makel zu sein, Musik für Luftwaffenorchester, WTF.
 
starling schrieb:
[...] Genzmer sagte mir nichts, scheint aber auch kein Makel zu sein, Musik für Luftwaffenorchester, WTF.

Genzmer stand unter Protektorat der NSDAP und war dank Eintrag in die Gottbegnadetenliste von Kriegsdienst und ähnlichem freigestellt -- das kann man ihm ankreiden, auch seine Arbeit für seinen Protektor.

Muß man aber nicht.

Stephen
 
Ich kenn Mann und Werk nicht, sicher kann man wohl kaum jemand verübeln nicht zur Front zu gehen,
Titel die Musik für Luftwaffenorchester heißen zu schreiben ohne Probleme zu kriegen muss man aber auch erstmal drauf haben...
Man kann aber von heute aus dem Pupssessel raus über die Zeit und die Leute und ihre Motivationen damals schlecht urteilen.
Möglich daß er da keine große Wahl hatte.
Ist aber nichts im Portfolio daß mich für den Künstler interessieren lässt.
 
Was für viele einen Synthesizer aus macht müsste mit dem Novachord schon erfüllt worden sein. Es war eingeschränkter als der RCA, hatte aber alle Elemente die ein Synthesizer eigentlich haben muss im klassischen Sinne.

Ein OSC mit VCA drin wäre ansich auch schon ein Synth, also ein Theremin wäre so gesehen bereits einer.
Aber die Artikulation ist doch sehr begrenzt - so gesehen sollte man schon Klangfarbe und Lautstärke unter Kontrolle haben. Das wäre also in die späten 30er zu legen. Begrenzt wäre ein Trautonium schon auch ein bisschen ein Synth, aber nicht im heutigen Sinne. Bode und Co waren echt früh dran, noch vor dem RCa, da gabs schon sehr sehr ähnliche Dinge.

Aber wer hat wie damit gearbeitet? Da sieht es dann doch etwas finsterer aus und mit dem was die Leute sonst gehört haben noch mehr.
Ich habe den RCA I mit 53 notiert, aber..

Das alles ist natürlich ohne Anspruch auf Korrektheit.
Zusammengesetzt ist ein Klang jedenfalls mit OSC und VCA noch nicht wirklich, da fehlt noch was..
 
starling schrieb:
Genzmer sagte mir nichts, scheint aber auch kein Makel zu sein, Musik für Luftwaffenorchester, WTF.
was ist an dem Begriff "Luftwaffenorchester" denn so verwerflich?
Militärmusik hat eine lange Tradition und ist so alt, wie das Militär selbst. Marschmusik usw. muss man aber nicht mögen.
 
Moogulator schrieb:
...., also ein Theremin wäre so gesehen bereits einer. ......

vielleicht befinde ich mich hier im irrtum, aber für meine begriffe ist ein synthesizer, ein instrument, daß auf elektronischem weg klänge erzeugt, die mit naturinstrumenten (klavier, geige usw. ) nicht erzeugt werden können.
ich würde das theremin auf jeden fall zu den synthesizern zählen.
 
Bernie schrieb:
starling schrieb:
Genzmer sagte mir nichts, scheint aber auch kein Makel zu sein, Musik für Luftwaffenorchester, WTF.
was ist an dem Begriff "Luftwaffenorchester" denn so verwerflich?
Militärmusik hat eine lange Tradition und ist so alt, wie das Militär selbst. Marschmusik usw. muss man aber nicht mögen.

In diesem historischen Kontext hat das schon ein braunes Geschmäckle -- ob der Schöpfer des Werkes ideologisch davon nun überzeugt war, steht auf einem anderen Blatt.

Man kann auch Filme von Leni Riefenstahl sehen und sie gut finden -- oder man betrachtet sie im historischen Kontext, woraufhin sie ein etwas andere Qualität bekommen.

Immer eine Frage der Perspektive.

Stephen
 
starling schrieb:
Musik für Luftwaffenorchester, WTF.

Dieses Auftragswerk für ein bestimmtes Orchester kann z.B. einfach die dort vorhandene Instrumentalbesetzung berücksichtigt haben.

Wikipedia schrieb:
Am 26. April 1940 wurde in Berlin seine Musik für Luftwaffenorchester, ein Auftragswerk des Reichsluftfahrtministeriums, uraufgeführt. 1942 erhielt er einen Staatszuschuss von 2000 Mark vom Propagandaministerium. 1943 wurde seine Konzertsuite vom Stabsmusikkorps des SS-Führungshauptamts aufgeführt. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Adolf Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Komponisten auf, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahrte.

Im Jahr 1946 wurde Genzmer als Stellvertretender Direktor und Professor für Komposition an die neu gegründete Hochschule für Musik Freiburg berufen. Von 1957 bis 1974 lehrte er Komposition an der Hochschule für Musik in München.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Genzmer

Nachdem er also bereits 1946 wieder seinem Beruf nachgehen konnte und durfte - und das in einer Führungsposition, und ganz sicher nicht auf Schleichwegen vorbei an den zuständigen Stellen der damaligen Sieger- bzw. Besatzungsmächte -, gehe ich mal ganz naiv zu seinen Gunsten davon aus, dass er recht glatt durch die Entnazifizierung gekommen ist.

Bernie schrieb:
was ist an dem Begriff "Luftwaffenorchester" denn so verwerflich?
Militärmusik hat eine lange Tradition und ist so alt, wie das Militär selbst. Marschmusik usw. muss man aber nicht mögen.

Und zumindest heutzutage müssen aus Armeeangehörigen bestehende Orchester und artverwandte Ensembles auch nicht zwingend (nur) Militär- und Marschmusik spielen. Mitglieder des Musikkorps der Bundeswehr, das auch, Zitat, Bearbeitungen großer „klassischer“ Werke im Repertoire hat, traten gemeinsam mit der Metalband U.D.O. 2015 in Wacken auf. In Uniform.

Und dann gibts auch noch die Big Band der Bundeswehr. Deren Repertoireschwerpunkt liegt auch nicht so arg auf Militärmärschen ;-).
 
Was bisher noch fehlt, ist eine Taxonomie für Synthesizer. Gäbe es diese, so könnte man einfach überprüfen, ob ein Telharmonium oder ein Theremin ein Synthesizer ist.

Die Hornbostel-Sachs-Systematik stellt eine solche Taxonomie für Musikinstrumente bereit, seit 2011 gibt es sogare eine erweiterte Fassung, die die Gruppe der Elektrophone weiter unterteilt [1].
Dort bekommt ein Telharmonium die Nummer 521, das Theremin die Nummer 531.1 und ein Minimoog die Nummer 531.22. Hilft aber nicht wirklich, weil "Analogue synthesizers and other electronic instruments" immer zusammen betrachtet werden.

Wenn ich so die Bücher revue passieren lasse, die ich im Laufe der Zeit zum Thema Synthesizer gelesen habe, so war dort immer vom Synthesizer als Automation des tape-basierten Tonstudios die Rede. Mit einem Synthesizer hat man Zugriff auf die drei Parameter Tonhöhe, Klang und Lautstärke und kann diese über LFO oder Hüllkurven automatisieren. Das würde ein Theremin ausschliessen.

[1] http://network.icom.museum/fileadmin/us ... ings-2.pdf
 
ppg360 schrieb:
Nicht außer Acht lassen sollte man experimentelle Geräte der 1920er und 1930er Jahre...
Es gibt ein Füllhorn an elektronischen Musikinstrumenten, mit die beste Zusammenstellung findet man hier [1]. Meine kleine Liste war nie als abschliessend zu betrachten.

[1] http://120years.net/
 
Was bisher noch fehlt, ist eine Taxonomie für Synthesizer. Gäbe es diese, so könnte man einfach überprüfen, ob ein Telharmonium oder ein Theremin ein Synthesizer ist.
Das sind in meinen Augen beides Synthesizer (synthetische Klangerzeugung).
Die Klangerzeugung des Theremins basiert ja auch auf einem Schwingkreis, kann sogar verschiedene Wellenformen anbieten.
Das ist ja im Prinzip ein einfacher analoger Synthesizer. Ein Attenuator ist auch dabei, lediglich das Filter fehlt.
Selbst eine Orgel könnte fast als Synthesizer durchgehen ...
 


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