Epigonentum in der "Elektronischen Musik" bes. Techno /House

Sorry, aber das zwanghafte Herausstellen bzw Bewerten persönlicher Individualität ist doch ein Armutszeugnis was das Selbstwertgefühl angeht. Ich oder jemand anderes ist doch keinen Deut schlechter, nur weil er nicht selbst einen neuen Musikstil, eine neue Art zu Malen, oder ein neues Literarische Genre erfindet.

wobei das eine reine unterstellung ist, wenn nicht gar eine projektion.

die wenigsten menschen die ich kenne, die versuchen etwas eigenes zu machen, machen das nur um sich von anderen menschen abzuheben und sich irgendwie aufzuwerten - oder gar andere abzuwerten.

berühmt und bekannt und reich wird man ja leider eher mit nachäffen, klauen, und sich-an-den-mainstream-anpassen.

wer sein eigenes ding macht gilt doch in der gesellschaft schnell als staatsfeind, als spinner, als jemand der es nicht geschafft hat, so zu sein wie die anderen.

und es gehört sehr viel selbstbewusstsein dazu, dass einem das scheißegal ist, was andere darüber denken. :)
 
Kleiner literaturhinweis: Walter Benjamin: "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit"
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kunstwerk_im_Zeitalter_seiner_technischen_Reproduzierbarkeit

Ist ein standardwerk, leicht zu lesen und immer noch/schon wieder aktuell...

Auch spannend: Gilles Deleuze: Differenz und Wiederholung

https://www.fink.de/katalog/titel/978-3-7705-2730-4.html

@ all : keiner hat was dagegen, wenn man sachen tut, die einem spass machen... Beim sex erfindet man ja in der regel auch nix neues ;-)
 
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"Ich oder jemand anderes ist doch keinen Deut schlechter, nur weil er nicht selbst einen neuen Musikstil, eine neue Art zu Malen, oder ein neues Literarische Genre erfindet."
Wow, damit stellst du den erfinder auf das gleiche niveau, wie sein kopist - das kann ja nicht sein, oder!?

Alleinschon, das das viel weniger arbeit ist und das wichtigste: Es ist schon etabliert und somit angstfrei!!!
Bewältigung von "Schwellen-Angst" spielt bei "schöpfung" eine grosse rolle!

Boah, super - du klingst ja wie "XY" - Einziger kritikpunkt: Du klingst nicht wie du selbst...
 
Deine Musik (@Nick Name) war schon früh sehr neu und anders, deine Orientierung war aber diese Szene die du hier ansprichst und du hast da echt was NEUES gemacht und auch hier interessante Fragen gestellt und wurdest sogar von einigen hier mächtigst verlacht, sie haben aber weniger deine Sachen gehört. Die waren schon früh superinteressant und das ist der Weg, der wohl gegangen werden muss.
Und diese Szene hätte das auch "so" vielleicht nicht akzeptiert, man muss es eben auch tun und wagen.
Freut mich, dass du das so siehst! Das spornt mich an!
 
@ all : keiner hat was dagegen, wenn man sachen tut, die einem spass machen... Beim sex erfindet man ja in der regel auch nix neues ;-)

klar, es ist eines so legitim wie das andere. es sind auch beides funktionierende methoden, ein werk zu schaffen.

nur bei der totalkopie ist dann halt fraglich, wie es sich mit der schöpfungshöhe verhält.
 
Es beginnt für mich dann haarig zu werden,
wenn jemand die gleiche Musik wie jemand anders macht,
aber wider besseren Wissens behauptet, neue Musik zu machen.
 
Wow, damit stellst du den erfinder auf das gleiche niveau, wie sein kopist - das kann ja nicht sein, oder!?

Alleinschon, das das viel weniger arbeit ist und das wichtigste: Es ist schon etabliert und somit angstfrei!!!

Etwas zu "erfinden" muß weder harte Arbeit gewesen sein, noch muß es bewußt passiert sein. Und nur weil es jemand erfunden hat, hat er es noch lange nicht etabliert. Außerdem ist manchmal die Zeit für gewisse Ideen reif - und wenn es A nicht macht macht es halt B ein paar Monate oder Jahre später. Ein wenig anders natürlich, aber in der einen oder anderen Form war die Idee halt reif.
 
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@Ron Dell

Ich glaube ja, es ist schon rein klanglich heute schwierig etwas völlig neues zu machen, weil letztendlich ja alle irgendwie ähnliche Technik/Technologie verwenden (mein Horizont ist da aber auch ein wenig beschränkt, weil ich nun nicht behaupten kann alles was es so gibt gehört zu haben) Ich habe letztens eine Demo gehört, glaube es war eine Demo, zum WSA-1 und fand das toll, aber wenn sowas früher schon möglich war, dann brauche ich ja nicht auch noch so zu klingen. Von daher halte ich es fast unmöglich, etwas klanglich gänzlich anderes zu machen, also ich auch jetzt, als es eben andere schon getan haben. Ich kenne aber sicherlich auch nicht alle Synhtheseformen, da mag es also etliches geben was ich noch nie gehört habe, das wir wohl so sein und ich muss dann eben mal nach neuen Ufern ausschaue halten. Ja, werde ich dann mal tun demnächst. Muss wohl mal wieder CSound anwerfen und gucken was es da noch so alles drin zu entdecken gibt. Lust dazu habe ich aber nicht wirklich. Naja, dass eine was man will und das andere was man muss.

Ist natürlich nicht für jeden wichtig, bzw. hat da jeder seine/andere Prioritäten, klar, und wer sich im Kreis drehen will kann das ja tun, aber das war bei mir eben dann so, dass ich Jahrelang gar nichts mehr gemacht habe. Ja und nun mache ich da weiter wo ich aufgehört habe, also auch Kreisdrehen, weil ich das mittlerweile doch wieder richtig und gut so finde . Solange man mit dem zufrieden ist was man tut, macht man wohl was richtig. Wenns dann noch einigen gefällt was man macht.. Mehr sollte man wohl nicht erwarten.

Wenn ich es mir so recht überlege, dann beschränkt sich meine Individualität momentan darauf, das ich fiese Feedbacks einfach mal mit drin lasse.
 
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Man spricht nicht umsonst vom Nach"äffen".
Viel mehr hab ich dazu nicht zu sagen, ausser daß dem Nachgeäfftem meistens bis immer die Essenz des Originals fehlt
und das ganze sowieso nur auf einer oberflächlichen Ebene stattfindet, und nur dort stattfinden kann.

Mich interessiert nachgeäfftes deswegen Null, es stößt mich regelrecht ab, weil es hohl ist und leer.
 
Und nur weil es jemand erfunden hat, hat er es noch lange nicht etabliert.

da praktisch alle erfinder von irgendwas im kapitalismus von denen, die ihre ideen dann nutzen und verbreiten, beklaut werden und keine mehr an sie denkt, ist jetzt was genau besser als vorher?

du musst mal so denken: hätte niemand eine idee, könnte die auch niemand etablieren.

was also ist jetzt wichtiger? :)
 
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Ich glaube ja, es ist schon rein klanglich heute schwierig etwas völlig neues zu machen, weil letztendlich ja alle irgendwie ähnliche Technik/Technologie verwenden

man kann so argumentieren, dass es irgendwie eh shcon alles gibt, oder jedenfalls sehr vieles, oder dass es selten nur einen erfindern von irgendwas gibt.

aber letztklich hast du immer die wahl.

es ist z.b. vollkommen klar, dass es sehr viele musikstücke gibt, die im 4/4 takt daherkommen. und nur sehr wenige, bei denen ein 11/8 und ein 18/8 takt gleichzeitig laufen.

jetzt kommst du ins spiel und triffst eine wahl. du entscheidest dich für 4/4.

ich werte das an dieser stelle gar nicht. ich stelle nur fest, dass man immer die wahl hat. die wahl, ob man eher was vollkommen neues oder eher was schon überall bekanntes schöpfen will.

ich meine ja - aber mit meinungen ist das so eine sache - dass es irgendwann kein schöpfen mehr ist, wenn man nur noch etwas macht, was alle - und damit auch du selbst - eigentlich vorher schon kanntest. :)

der schöpferische prozess müsste mE mindestens aus kombination von bereiots vorhandenem bestehen. etwas, was schon da war, kann man nicht mehr schöpfen.
 
Um aus der Masse hervorzustechen / den grössten künstlerischen Respekt zu bekommen / in die Geschichte einzugehen sollte es natürlich schon originell sein was man macht. Meistens muss das Rad auch nicht neu erfunden werden, sondern man bedient sich dagewesenem, kombiniert das auf eine neue Weise und vertieft und spezialisiert sich darin.
Ob das dann auch finanziell erfolgreich wird ist eine ganz andere Geschichte, auch ob derjenige das Handwerk am besten beherscht.

In der elektronischen Musik wie Techno und House beobachte ich immer wieder dass DJs, die sich mit der aktuellen Musik und der Historie auskennen schneller etwas produzieren können was ankommt bzw. Erfolg hat in der Szene. Oft bleibt das aber irgendwie eher durchschnittlich, austauschbar, geht schnell wieder vergessen. (Teilweise sind das vielleicht auch Ghost Produktionen, das ist ein anderes Thema.)

Dagegen kommt die künstlerisch bedeutungsvollste Musik oft von Leuten kommt, die sich nicht in der Szene bewegen, nicht auflegen, nicht oder nur wenig live spielen, sondern denen es rein nur darum geht ihre eigene künstlerische Visionen zu verwirklichen, unabhängig von irgendwelchem Erfolg, Funktionalität auf dem Dancefloor, Trends und Hypes.
 
.. jetzt kommst du ins spiel und triffst eine wahl. du entscheidest dich für 4/4.

Ja, aber spannend wäre doch mal zu wissen, warum sich da jemand für 4/4 entscheidet? Das hängt doch sicherlich mit den eigenen Hörgewohnheiten zusammen, also wie man sich selbst letztendlich dadurch geprägt hat. Meine, was man auf dem Schirm hat, das springt den Leuten eben auch zuerst in die Birne. Dann sollte man vielleicht eben auch mal etwas anderes hören als Musik wo das so ist. Das ist doch das gleiche, wie wenn Leute wie jemand anderes klingen wollen, dass das so ist, ist mir auch klar und jeder wie er mag, aber ich hatte irgendwann auch einfach mal das Dark-Pad und das E-Piano an Sounds über. Ich hatte das irgendwann nach 27 Jahren einfach über ständig sehr ähnliche Sounds zu hören/bzw. zu nutzen. Das ist doch als wenn man ständig das gleiche isst. Wer das will, kann auch das machen, aber ich will das eben nicht.
 
Wie wichtig ist eine Idee, die bei niemandem ankommt?

Du meinst jetzt mit ankommen im Sinne von gefallen/mögen, richtig? Wenn man was verkaufen muss, dann muss man sich wohl dem Markt (Bedarf) anpassen, aber wenns nur Hobby ist und man auf Schulterklopfen weitestgehend verzichten kann - wenn das so ist-, dann kann es einem doch egal sein wie das was man macht ankommt.
 
Ja, aber spannend wäre doch mal zu wissen, warum sich da jemand für 4/4 entscheidet?

weil es teil seiner methoden und strategien ist, bei etwas zu beginnen, was er schon kennt.

vielleicht denkt er auch, gleichzeitig 11 und 18 ergäbe keinen sinn. er kann es ja nicht wissen, weil er es noch nie probiert hat. oder überhaupt mal was neues.

außerdem ist es natürlich vom werkzeug abhängig. man muss ja eine komposition auch spielen können müssen. während das mit zwei conga spielern oder mit max/msp gut geht, ist es mit einer cubase DAW oder einem pianisten schon viel schwieriger, das überhaupt zu realisieren.

aber nehmen wir an, jemand hat beide möglichkeiten und sie sind gleich schwer. warum entscheidet er sich dann stets und immer nur für 4/4?

(ich geb die frage mal zurück, ich kann grad nicht mehr denken)
 
Stimmt, das ist sehr Interpretationfähig: Ich meinte mit "ankommen" eigentlich "erreichen". Du kannst die tollste Idee haben, wenn die nicht das Musikkämmerlein verläßt, dann nützt es eben auch keinem was.

Ach so. Ich denke das ist heute ja nicht mehr das Problem, weil um etwas auf SC hochzuladen und das dann hier im Forum zu verlinken, brauchst du ja niemanden anderen mehr. Man muss das natürlich selber auch wollen, sprich, wenn da jemand eine Idee hat und Angst das die ihm jemand klauen würde, dann darf er halt nix ins Netz stellen.
 
Ach so. Ich denke das ist heute ja nicht mehr das Problem, weil um etwas auf SC hochzuladen und das dann hier im Forum zu verlinken, brauchst du ja niemanden anderen mehr.
Klar, das ist kein Problem heutzutage.

Aber es ging ja um diese Aussage:
du musst mal so denken: hätte niemand eine idee, könnte die auch niemand etablieren.

was also ist jetzt wichtiger?
Als ob die Idee ausreichte. Tut sie aber nicht, meiner Meinung nach. Es muss beides zusammenkommen.
 
@Ron Dell

OK, jetzt habe ich es kapiert. Aus meiner Sicht braucht es auch beides, weil eben, wie du ja sagst, die Idee alleine nicht reicht. Nur eine Idee haben, ist dann eben auch nur genau das, eine Idee mehr nicht.
 
Damit habe ich nicht Gebrauchswert gemeint.

du meinst es gibt eine verbindung zwischen rezipienten und dem werk? braucht das werk das um ein werk zu werden?

für mich als schaffenden steht die beziehung zwischen dem werk und mir im mittelpunkt.

wobei ich mir nicht sicher darüber bin, ob das werk nicht schon kurz nach seiner schöpfung auch gut ohne mich leben könnte, und meine wenigkeit daher immer nur für die kommenden werke noch wichtig genug ist, um eine existenzberechtigung daraus ableiten zu können.
 
Als ob die Idee ausreichte. Tut sie aber nicht, meiner Meinung nach. Es muss beides zusammenkommen.

wenn du ein schöpferisches werk von seiner beachtung und betrachtung durch den konsumenten abhängig machst, dann reduzierst du es in gewisser hinsicht auf seine soziale bedeutungsproduktion.

natürlich macht es wenig sinn einen kriminalroman oder ein techno stück zu erstellen, was niemals jemand konsumieren wird. :) aber der gehalt und die bedeutung des werkes besteht auch ohne dass er sinnstiftend für irgend so eine planetenkrankheit names homo sapiens wirkt.

den zahlenaether wird es noch viel länger geben als uns.
 
weil es teil seiner methoden und strategien ist, bei etwas zu beginnen, was er schon kennt.
Verstehe ich, aber und das kann ich mir auch selbst auf die Fahne schreiben, wenn man ständig gleiches tut, dann muss man sich nicht wundern, wenn das dann zu gleichen Ergebnissen/Resultaten führt. Wenn ich da aber raus will, dann muss ich mein Handeln/Vorgehen eben abändern. Beispiel: "Ich will mich klanglich von anderen unterscheiden". Lösung: Gänzlich andere Sounds benutzen/erstellen als die, die man bei anderen so hört.

aber nehmen wir an, jemand hat beide möglichkeiten und sie sind gleich schwer. warum entscheidet er sich dann stets und immer nur für 4/4?
Hast oben ja schon geschrieben, eben weil derjenige das kennt. Mehr als ich dazu noch schrub fällt mir dazu auch nicht ein.
 
Hab jetzt nicht alles gelesen aber ich Schreib mal wie es mir so mal ging. Ich wollte früher auch mal unbedingt genauso wie auf meinem Mix tapes klingen. Es ging nicht um direktes Kopieren sondern mehr darum das damit verbundene Felling, Charakter, den Spirit und das damit erlebte in meinen Sachen mit einzufangen. Meistens kam man nicht ran und war dann Sauer weil's ebend nicht das gleiche Felling hatte. Und man hatte sich zu sehr drauf konzentriert so zu klingen wie die. Irgendwann kam der Punkt wo man sich das abgewöhnt hatte. Weil man merkte so wird das nix. Von da an überliess ich das dem Zufall und konzentrier mich seit dem eigentlich auf gar keinen Style und nix mehr. Ich mach jetzt einfach wie ich Lust habe. Seit dem läuft es deutlich besser. Und ich bin zufriedener. Und wenn dann doch mal ein Track ähnlich wie von Mister x wurde so wie ich damals wollte aber doch anders dann ist es auch ok für mich. Weil es Endstand aus Zufall.;-)
 
"Nachgeäfftes" könnte aber eine Menge sein, hier wird das so relativ einfach aufgestellt - ich würde vielleicht bei einigem gar nicht merken, dass es das ist - wenn es für mich "neu" ist, könnte es mich wohl noch beeindrucken und ggf. noch mehr, da ich als Mensch ja nicht alles Wissen gespeichert haben kann und so ggf. auch manches ausreichend kreativ empfinden würde, wenn ich die Originale nicht kenne.

Das muss man denen zugute halten, die hören und auch jenen die was herstellen.

Das ist zudem so, dass auch innovative Musik ggf. zu früh oder zur falschen Zeit am falschen Ort sein kann.
Das gleiche Zeug, sogar dasselbe könnte ggf. 10 Jahre später perfekt passen.
 

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