Wieso sollte Elektronische Musik / Elektronische Instrumente ein Nische sein?

Seltsam - wenn ich auf Konzerte gehe, dann steht fast immer ein Synth auf der Bühne. Oder sogar mehrere oder ganz viele.
 
Unter diesem Aspekt war auch die Mozart Krönungsmesse am Sonntag elektronische Musik. Da wurde die Orgel durch ein Keyboard ersetzt.
 
kann man ja mal auswerten... wieviel Prozent der Chartmucke ist denn "elektronisch" (was auch immer das jetzt heißen mag), und wie hat sich dieser Anteil in den letzten Jahrzehten verändert?

Diese Woche vor 20 Jahren z.B. sehe ich 7 elektronische Produktionen in den Top10 (oder sogar 8... Celine Dion?).

Nochmal zehn Jahre zuvor, finsterste Achtziger, erwartungsgemäß 9 mal elektronisch. Nur Bobby McFerrin denkt immer noch, man könne mit Handgemachtem noch einen Blumentopf gewinnen. Oder nimmt er vielleicht schon den 2010er-Trend zum bio-regionalen DIY-Revival vorweg?

Anhang anzeigen 41925
Anhang anzeigen 41924


Den Rest wertet bitte wer anders aus, ich kann schon 2008 mit drei Vierteln der Namen nichts mehr anfangen; 2018 ist bei mir komplett Sense.

Anhang anzeigen 41926
Anhang anzeigen 41927

Alles elektronisch außer "Don't Worry, Be Happy"...
Das "Pfeifen" kommt denke ich nicht aus dem "Emu Emax" :D
 
105237620_0635f83507_b.jpg
 
Elektronische Musik ist doch nicht irgendwelche Popmusik, wo man u. a. auch mal einen elektronischen Synthesizer einsetzt.
 
um mal ein beispiel zu bringen:

View: https://www.youtube.com/watch?v=k2qgadSvNyU


mädel + elektronisch.
keine gitarre, keine akkustische instrumente, drums mit samples, oder so.
ich bin der meinung, aktuelle musik wird fast nur noch so produziert.

akkustische instrumente sind eine echte seltenheit in der aktuellen hitlandschaft.

ja aber in haushalten ist es genau andersrum. jeder dorf pfaffe hat seine glampfe für seine "schäfchen", bei jeder lagerfeuerrunde jemand auf der gitarre gefühlt jedes 3 mächen lernt blockflöte usw
 

Das ist ja eine vollkommen willkürliche Definition, die dort betrieben wird, untermauert von ziemlich gar nix.

Hier wirds noch besser:
https://www.indiepedia.de/index.php?title=Elektronische_Tanzmusik

Da scheint dem Autoren schon im ersten Absatz der Unterschied zwischen "qualitativ" und "Quantitativ" nicht klar gewesen zu sein.....

In der Testcard oder der soeben versterbenden Spex wurde etwas fundierter klassifiziert.
 
Elektronisch gemachte Musik ist tatsächlich praktisch überall. Nicht nur alle Spielarten von EDM. Seit den 80ern sind Pop, R&B und sogar Schlager fast vollelektronisch, und Hip Hop war fast nie unelektronisch.

Mit dem Machen elektronischer Musik sieht das ganz anders aus. Wenn es nicht Vocals und "traditionelle" Musikinstrumente ist, weiß niemand auch nur annähernd, wie es gemacht wird. Und es interessiert auch keine Sau.

Leute wie Guetta, Harris, Jaehn, Tiësto, Skrillex, Deadmau5 usw. usf. werden nicht als Musiker angesehen, die wirklich Musik erschaffen. Wenn's hochkommt, sind sie Produzenten, noch eher DJs. Wenn Guetta bei einem Festival unter der Bombast-Lightshow hinterm Laptop und den USB-Controllern rumhüpft und die Leute anheizt, dann glaubt von den zigtausend Leuten da unten, die ihn feiern, niemand, daß er da oben irgendwas neu erschafft oder auch nur signifikant manipuliert. Er legt auf, er reproduziert, das ist alles.

Auf ein solches DJ-Set kommen unzählige Gigs und Konzerte von Gitarrenbands oder anderen Musikern/Musikgruppen mit traditionellen bzw. nichtelektronischen Instrumenten. Das interessiert die Leute einfach mehr.

Noch krasser ist der zahlenmäßige Gegensatz bei elektronischen Musikern, die tatsächlich die Musik auf der Bühne erst erzeugen. Dabei ist es unerheblich, ob das jetzt Knöpfchendreher sind, die alles von Sequencern spielen lassen, oder klassischere elektronische Musiker, die tatsächlich auf schwarzen und weißen Tasten spielen. Auf ein solches Konzert kommen bestimmt Dutzende DJ-Sets und hunderte Auftritte traditionellerer Musiker, Bands, Combos, Orchester usw.

Wohl der Hauptgrund dafür ist: Außer Nerds wie uns interessiert das kein Schwein. Außer Nerds wie uns wird da niemandem was geboten. Für die meisten Leute ist sowas stinklangweilig. Vielleicht wollen die die dabei rauskommende Musik hören und dazu abgehen oder abdriften oder was auch immer. Oder wie bei Jarre kommen sie wegen der bombastischen Lightshow. Aber die allermeisten Menschen sind kein Stück weit dafür zu begeistern, jemandem dabei zuzugucken, wie er Synthesizer spielt. Was übrigens der Grund ist, warum Jarre seine bombastischen Lightshows hatte, lange bevor Krethi & Plethi mit sowas anfingen: damit es bei seinen Konzerten irgendwas Interessantes zu gucken gibt. Sagt er selbst.

Das zeigt sich aber auch bei Studioproduktionen. Seit den 80ern gibt's ja das Format der Synthpop-Gruppe. Grundsätzlich ist da immer nur der Gesang interessant. Annie Lennox bei Eurythmics, Andy Bell bei Erasure, Marc Almond bei Soft Cell, Alison Moyet bei Yazoo, George Michael bei Wham!, Marian Gold bei Alphaville, Dave Gahan bei Depeche Mode, die Liste läßt sich ewig fortsetzen. Wer sich ums ganze instrumentale Backing kümmert, interessiert ziemlich niemanden.

Daraus resultiert, daß elektronische Musiker kaum eine Vorbildfunktion haben – im Gegensatz etwa zu Popsängern oder Rockgitarristen oder dergleichen. Sie werden ja kaum wahrgenommen, DJs nicht als Macher elektronischer Musik, elektronische Musiker im klassischen Sinne praktisch überhaupt nicht, die Macher hinter Pop, Dance, R&B usw. schon gar nicht.

So ist es kein Wunder, daß die Elektronikzunft vergleichsweise wenig Nachwuchs hat. Es wachsen immer mal wieder Elektroniker nach, aber auf einen davon kommen unzählige neue Rock-/Punk-/Metalgitarristen. Am ehesten gibt's noch die Kids, die unbedingt Skrillex nachmachen wollen mit Raubkopien von FL Studio und ohne jegliches Budget. Aber auch die merken irgendwann schnell, daß es da mehr braucht als eine raubkopierte DAW, ein paar fix und fertige Downloads und ein paar YouTube-Tutorials, außerdem schmeißen die ganzen Chicks sich eher den Gangsta-Rappern oder den Schwermetallern an den Hals.

Unterm Strich bleibt es also ein extrem unpopuläres Beschäftigungsfeld, in dem sich praktisch nur Nerds tummeln, die obendrein zur richtigen Zeit mit der richtigen Musik konfrontiert wurden und Musik weder für Geld noch für Fame noch für "Schnitten" machen. A propos, der Frauenanteil ist auch wahrscheinlich noch deutlich niedriger als im Metal jenseits des Gesangs.
 

Similar threads



News

Zurück
Oben