FLOW-Zustand beim Musizieren/Rezipieren

Ich sehe mich im stark übertragenen sinn eher wie ein Chirurg, weniger wie ein Maler ums mal sehr geschwollen auszudrücken
geht es Chirurgen denn um persönlichen Ausdruck ? Ich wäre beunruhigt wenn ich operiert werden müsste und der Chirurg sich kreativ ausleben darf.

Ich will dich nicht kritisieren ich versuch nur deine Aussagen zu verstehen und einzuordnen. Fällt mir grad schwer dein Bild irgendwie auf's musizieren zu übertragen.
 
Das Hungergefühl muss man eher einem der zwei Urtriebe zuorden. Natürlich ist man motiviert aus einem Hungergefühl heraus etwas zu kochen oder auf die Jagd zu gehen. Aber sich Nahrung zuzuführen ist ein Trieb.
Es gibt zwei Urtriebe, der Selbsterhaltungstrieb (Jagd, Arbeiten um Geld zu verdienen, Essen, trinken, Selbstverteidigung, Feuer machen zwecks Wärme, Haus bauen usw) und der Fortpflanzungstrieb (Poppen, schöne Kleider, zum Friseur gehen, dicke Autos, Tattoos und ähhhh Kinder aufziehen, usw)




Das mag als Musikhörender stimmen.
Ich meinte aber das ICH SELBST BEIM MUSIZIEREN in der Regel eher emotionslos bin. Hin und wieder muss ich mal schmunzeln weil etwas gut klappt, aber ich bin nicht zornig, mies gelaunt oder übermässig gut gelaunt beim spielen. Ist eher ein neutraler Zustand... ein kreativer Moment?




Neutralisiert war blöd formumuliert von mir. Es ging mir um Meditation. Wenn ich an einem Tag etwas Sorge habe was eine Terminplanung betrifft, ich mich gleichzeitig auf den Abend freue weil ich zb mit jemand esse gehe, aber im Hinterkopf noch ein schlechtes Gewissen (Reue) verarbeite und ich dann zwischendurch beim musizieren in einen meditativen Zustand gerate, dann egalisieren sich diese Gefühlszustände für den Moment.
Ich definiere Meditation nunmal so, es ist für mich ein emotionsloser Zustand den ich so auch herbeiführe bzw dann geniesse.
Und natürlich kann ich schlechte Laune mit guter Laune neutralisieren.




Würd ich anders sehen, ich hab sehr wohl Momente erlebt wo sich meine Gefühlswelt schlagartig verändert hat,
Ich denke jeder Mensch hat so eine Erfahrung schonmal gemacht wo die Stimmungslage von jetzt auf gleich ins andere, zb Negative, kippt.




Muss man den da überhaupt eine Grenze ziehen ? Für mich sind da die Übergänge fliessend.
Wobei Flow ja flowen ist und Meditation bedeutet meditieren.
Und wenn man auf einem Musikinstrument (Guitarra) im Flow ist stellt sich BEI MIR in der Regel auch irgendwann, wenn man Warm ist, ein meditativähnlicher Zustand ein, in diesen ich dann bewusst reingehe oder auch nicht, wenn ich zb konzentriert spielen/arbeiten möchte.




Keine Ahnung, ich weiss nur das ich nach meinen Livegigs eher eine Leere gespürt habe, ich war erstmal für 15 min irgendwie nicht richtig ansprechbar. Etwas leicht Gaga immer dann, etwas ausgequetscht.
Und ja, Lampenfieber, kenn ich auch. Man lernt es zu ignorieren, aber da ist es immer.

Ich merke, dass da bei mir manchmal meine naturwissenschaftlichen Pferde durchgehen (ja als moderner Psychologe bin ich 100% naturwissenschaftlich ausgebildet, da hat die Psychologie im Laufe des letzten Jahrhunderts eine ganz schöne Metamorphose vom esoterisch geisteswissenschaftlichen zum Forschungsmethodennerd gegeben, das birgt zwar wiederum neue Problematiken, aber darum soll es hier auch nicht gehen), das ist hier sicherlich nicht so passend, ich bitte schon vorab zu entschuldigen, wenn das teilweise doch wieder durchschlägt.

Wichtig ist ja, auch in erster Linie für mich, das Gefühl, vor, also in Erwartung, während (Trance, Meditation) und danach (Glück), im Idealfall mit einem kreativ-schöpferischen Boost beim produzieren.

Aktuelles Beispiel wie 2 Kräfte in mir wirken, ich habe gestern aus einigen überschüssigen Modulen in ein Skiff einen kleinen aber feinen Monosynth zusammengefrickelt, eben mal angecheckt was der so kann (nebenbei bemerkt, das dicke System steht direkt links neben mir), einfach ne stumpfe 4/4 Kick im loop laufen lassen, irgendne Bassline editiert und mal drauflos geschraubt, hängt in dem kleinen Teil jetzt ne völlig überdimensionierte quad ADSR drin, konnte mich aber nicht lösen da mal mehr den VCA zu öffnen, das Resonanzverhalten vom Filter auf den Zahl zu fühlen, hier mal n bissel mehr CV da mal n bissel weniger, könnte ich stundenlang dran rumdrehen, abundzu mal ein wenig den Groove verändern und von vorne, was man halt so macht.

Klar ist das nicht umsonst, lernt man dran und macht seine Erfahrungen. Aber dann kommt der andere Teil in mir, der sagt, nimm das doch mal auf, mach doch mal das Arrangement zu Ende. Das macht das Glücksgefühl, also das ich eigentlich eine gute Zeit hatte, ein wenig kaputt, denn mein anderes Bedürfnis ist auch, mal etwas vorzuzeigen, etwas dokumentiertes zu haben, für mich und ja auch für Ruhm und Ehre.

Ich hoffe, ich kriege da in Zukunft eine gute Balance rein. Aktuelle Konsequenz, ich versuche das System jetzt so zu lassen wie es ist, es ist zum Glück jetzt auch eigentlich da, wo ich es haben will (die modulare Drummaschine hat noch n paar Baustellen und aus England hängt grad noch n FC Meth Amp auf dem Postweg). Organisation, Zeiten zum Jammen und Zeiten für die notwendigen Arbeiten (beatprogramming, Arrangement). Weniger in Foren und bei Ebay abhängen. Optimierung von Ergonomie und Reduzierung auf verschiedenen Ebenen so weit es geht.

Ziel ist, einen guten Zustand bei der Musikprodukion erreichen, in dem die Kreativität gefördert wird und kontinuierlich ein gutes Arbeiten mit stetigem Wissenserwerb, auch spielerisch, möglich ist, im Idealfall in einem kontinuierlichen Flow der nur abundzu abbricht und dann auch schnell wieder aufflammen kann. Volition ist bei mir da sehr wichtig, Dinge reduzieren die mich ablenken, auch herausfinden, warm lasse ich mich auch gern ablenken. Musikproduktion auch als weg der Selbsterkenntnis, im Idealfall auch generalisierbar auf andere Lebensbereiche.
 
Zuletzt bearbeitet:
geht es Chirurgen denn um persönlichen Ausdruck ? Ich wäre beunruhigt wenn ich operiert werden müsste und der Chirurg sich kreativ ausleben darf.

Ich will dich nicht kritisieren ich versuch nur deine Aussagen zu verstehen und einzuordnen. Fällt mir grad schwer dein Bild irgendwie auf's musizieren zu übertragen.

Ich glaube ein guter Chirurg hat extreme Flowerlebnisse, bzw. die Möglichkeiten dazu. Die Wichtigkeit den Fokus zu setzen und zu behalten, was auf der anderen Seite auch das Können voraussetzt. Aber allgemein ist bekannt, dass gerade Chirurgen eine besondere Persönlichkeitsstruktur aufweisen (die evtl. auch förderlich für eine Flow ist?), ich kenne da ein paar Anästhesisten (die nach ihren Ausführen da ziemlich weit unten sind in der Hierarchie bzw. Akzeptanz), die haben mir von Hierarchien erzählt die die einzelnen Fachbereiche so aufweisen, eher implizit und nicht offiziell, das war recht interessant was da so teilweise in den OPs auch so abgeht.

Was ich eben beschrieben habe im Post vorher, evtl. eine gute Balance aus Künstler und Chirurg, ich glaube beides hat ein gutes Potential für einen Flow, das klingt für mich erstrebenswert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke Routine macht viel aus, Routine bei den Schritten die Dich aus dem Konzept bringen
also zB bei der Aufnahme - wenn das ein Flow-Killer ist, muss Du vielleicht einfach öfter "ziellos" aufnehmen.

Früher musste ich zB immer ausserhalb der DAW komponieren, hab dann MIDI mit Pianoteq aufgenommen
und das in die DAW importiert. Das mache ich immer noch, aber inzwischen kann ich auch ohne die große Hemmung
direkt in der DAW aufnehmen, oder rumimprovisieren während die DAW an ist.
 
Ja? Nie von gehört.

ja, so allgemein bekannt wohl nicht, bevor ich mit den Anästhesisten gesprochen habe wusste ich das auch nicht. Habe seit dem aber auch n paar Arztserien geschaut, da scheint das auch teilweise gefördert zu werden, da diese Serien sehr beliebt sind, dachte ich mir, das ist schon mittlerweile Allgemeinwissen. Viel Welt-bzw. Allgemeinwissen ist ja TV- Wissen. Und es heißt ja nicht, dass jeder Chirurg ein Nazisst ist z.B., will den Chirurgen ja nicht zu nahe treten, ich bewundere deren "Kunst" im höchsten Maße. Ist im Endeffekt auch die Frage inwiefern das übertrieben ist oder ob es da wirklich einen signifikanten Effekt gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, Ärzte und dann die verschiedenen Fachrichtungen ziehen bestimmte Persönlichkeitstypen an,
und man braucht auch einfach bestimmte Charaktereigenschaften jeweils.
Mein Vater war Arzt, in vielem ein typischer, seine Freunde alle Ärzte...
Bei den Anästhesisten kommt zB dazu daß sie vermehrt ausgeatmete Narkosegase einatmen, heißt es jedenfalls, was neben anderen
typischen Faktoren angeblich zu häufigeren Suchtproblemen führen soll.
Numerus clausus ist ja auch schon eine Charaktervorauswahl. Und ein seltsames Kriterium für den Beruf, eigentlich.
 
●..
also zB bei der Aufnahme - wenn das ein Flow-Killer ist, muss Du vielleicht einfach öfter ..○

Hab mal gehört das Musiker, ich rede von klassischen Instrumentalisten, genau dieses Phänomen der Angespanntheit bei einer Aufnahmesituation, was man durchaus als Flowkiller bezeichnen könnte bewusst einsetzen um bestimmte schwierige Passagen " LampenfieberSicher" zu machen.
Man setzt sich mit der Aufnahme selber unter Druck um dadurch inneren Druck abzubauen und das Aufnahmematerial laesst sich im Nachgang auch noch analysieren.

Nicht mal so 6-9 Takes einspielen bis es mal irgendwie passt, da muss der erste Take schon von erster Sekunde an perfekt hochkonzentriert sitzen.
Gerade Solisten ueben so.. habsch mal jehørd.
 
beim Testen von Musikinstrumenten, sei es ein Gerät oder eine Software, wo man einfach nur rumspielt und ausprobiert, gibt es oft solche Momente, wo es einfach fliesst. Weil kein Anspruch da ist auf Perfektion, kein Tonband läuft bzw. keine Aufnahmetaste der DAW gedrückt wurde ... da spielt man einfach. Und ich möchte sagen, es spielt. Da ist man eigentlich gar nicht mehr so sich selbst. Das ist vielleicht das, was in einem vorherigen Kommentar als "emotionslos" bezeichnet wurde. Was natürlich zu Missverständnissen führen kann, denn wenn man sich einfach führen lässt, die erlernte Virtuosität, Musikalität, einfach seinen Lauf lässt, dann könnte man das durchaus als emotionslos bezeichnen. Weil der Spieler so wie nicht mehr da ist.

Die Musik, die in diesen Momenten entsteht, trieft geradezu von Inbrunst und Feuer. Ist also voll von Emotionen, bzw. löst im Publikum wenn präsent tiefste Emotionen aus; aber der Interpret, der Spieler, der Musiker, ist im Grunde genommen selbst zum Instrument geworden - oder anders ausgedrückt: sie oder er ist mit dem Instrument für diesen einen Moment verschmolzen.
 


News

Zurück
Oben