Selbstüberschätzung!

Ich glaub' als Stripper könnte ich auch kein Geld mehr machen ;-) aber 1998 hatte ich 'ne Freundin die sich immer beschwerte dass ich noch zu viel an hätte ;-) Fühlte sich trotzdem komisch an ständig nackt in der Wohnung rum zu laufen :wegrenn:
 
Hier mal ein Gegenentwurf für erfolgreiches Marketing. Die folgende Nummer erschien 1984 nicht auf Platte und wurde nur in einem Mix der Radiostation WBLS gespielt. Nach Jahren meiner erfolglosen Suche nach diesem Stück, stellte sich heraus, dass es als Bootleg, von einem 8 Spur Tape gezogen,erhältlich ist (Discogs, ca 100 €,-) Vor ca. 3 Jahren erbarmte sich jemand und brachte es endlich auf Platte heraus - zu einem normalen bezahlbaren Preis.
Colonel Abrams - You got me running

View: https://www.youtube.com/watch?v=einyyUQIf-A
 
Echt jetzt? Ein paar Drums, ein total verhallter bzw. "ver-delayter" Gesang und ein phasender Bass, was ist daran geil?
 
Ich für meinen Teil finde es viel besser, nach Sachen suchen zu müssen, nicht alles auf dem Präsentierteller serviert zu bekommen.
 
Thema doch nicht durch? :)

Ich verfasse mein erstes Posting in diesem Forum gern zu diesem scheinbar immer wiederkehrenden Thema.

Das Marketing-Gedöns mal außen vor gelassen und ganz platt: was "gute Musik" ist, entscheide ich durch Kauf oder hören. Der Haken: jemand anders kann zu einer ganz anderen Entscheidung kommen, und ein Dritter nochmal ganz anders. Die eigene musikalische Sozialisierung, Hörgewohnheiten, Hörabsichten … spielen da mit rein und machen das Ganze recht subjektiv.
Eines meiner Lieblingsbeispiel ist Wagner. Ich kann ihn nicht hören, die Musik spricht nichts in mir an, und die sich ewig steigernden Spannungsbögen ermüden mich nur. Dennoch war Wagner meines Wissens zu seiner Zeit kompositorisch eine echte Revolution. Also trotzdem "gute Musik"?
Bach: ich verehre ihn heiß, finde aber die Brandenburgischen Konzerte - die ja wohl als Muster barocker Kompositorik angesehen werden dürfen - grottenlangweilig. "gute Musik"?
Eminem: furchtbar zu hören, musikalisch in meinen Ohren langweilig. Dennoch zeigt(e) sich in der Art, mit Sprache umzugehen, etwas Neues und Interessantes. Rap, Hip-Hop und Co hätten eine völlig neue, spannende und interessante Art der Lyrik etablieren können. Also trotzdem "gute Musik"?
Miles Davis: über weite Strecken für mich völlig unhörbar, aber immer wieder interessant, das Hirn fordernd, nie langweilig. "gute Musik"?

Ich hatte vor einiger Zeit eine heftige Diskussion in der es - wie scheinbar in Musikerforen immer mal wieder aufflammend - um die Kritik des Tracks eines Forenmitglieds ging. Die Konstruktion war ziemlich minimalistisch: Fläche mit zwei oder drei Akkorden, leise_leichten Bassequenzer, ganz bischen Rhythmus, und gut. Eigentlich langweilig (nach heutigem Sprachgebrauch also "chillig"). Der Trick lag darin, dass Effekte wie Phaser, Filter, Delay als strukturschaffende Elemente benutzt wurden, und das unglaublich virtuos: immer knapp über der Wahrnehmungsschwelle, sehr differenziert, sehr zurückgenommen, aber eine erkleckliche Anzahl von Mustern gut erkennbar. Ich war begeistert - und die meisten Kollegen haben ihn wegen kompositorischer Schwäche verrissen. Da half auch der Hinweis nix, dass (nicht nur von Stockhausen) seit Beginn der Verwendung von Synthesizern in der "ernsten" Musik auch diese Dinge als weitere musikalische Dimension genutzt wurden.
 
Die von mir eingestellten Musikstücke waren als Gegenbeispiele für aufdringliches Marketing gedacht. Diese Stücke sind meiner Meinung nach Vorreiterstücke für späterere Musikstile. Wurden noch in keiner Weise erwähnt in diversen Dokus. Sozusagen "Underground". Ihre Qualität und musikalische Beständigkeit führten in beiden Fällen dazu, dass sie als Nachpressungen bzw. Erstpressungen in einer Zeit erschienen, als der Markt durch unendlich viele seelenlose "Marketingprodukte" überschwemmt war. Das Colonel Abrams -Stück ist simpel ? Ja, aber es hat mehr Seele und Funkyness als unendlich viele von DAW Minimal House usw. Stücken, die zu abertausenden in den letzten Jahren erschienen sind. In dem Video von Nightmoves (UK-Mix) ist die Frau zwar oben ohne zu sehen, das aber in einer sehr verhaltenen und ästhetischen Art. Vielleicht habe ich als Ex-DDR-ler ja diese krude Sichtweise beim Anstehen nach Bananen entwickelt.
 
hat was von nine-eleven: furchtbar, grausam, aber man kann einfach nicht wegsehen...
 
moin,

weiter oben ist es schon angesprochen worden: vor 30 Jahren hätte ich mir mein Traumequipment nie im Leben leisten können (System 55 , CS 80, CMI, B3, Rhodes, Bösendorfer… - das Übliche halt :)). Mit der Digitalisierung war das endlich möglich, und mit den digitalen DAWs konnte man ganz anders arbeiten als mit dem alten Vierspur-Tonband.
Ich habe diese technische Entwicklung immer als zutiefst demokratisch begrüßt: endlich konnte jeder Musik produzieren, ohne im Lotto gewonnen zu haben. Für relativ kleines Geld kann sich jeder ausdrücken - oder sogar für umme, denn es gibt mehr als genug gute Freeware-Produkte.
Mit dem Aufkommen der Internet-Plattformen konnten diese Werke auch publiziert werden. Mit der Folge, dass alles jederzeit abrufbar ist, und man sich als Hörer manchmal von der schieren Menge überlastet fühlt und Schwierigkeiten hat, "gute Musik" zu finden und vom Schrott zu separieren.

Es bleibt die Frage nach dem Kriterium … ich bin da eher vorsichtig: was drücke ich mit einem dislike aus? Dass der Typ Mist ist, dass der Stil Mist ist, dass die Komposition Mist ist, der Mix...? Ich weiß es einfach nicht. Ich mag viele Musikstile eher nicht, z.B. Grunge, Metal, Rap, Hip Hop. Da spricht mich nichts an, da läuft kein Film im Kopf. Also erstmal kein "like". Analysiert man Tracks aus diesen Genres, so findet man immer mal wieder erstaunliche Harmonien, Arrangements … also eigentlich "gute Musik". Dann doch Liken?
Wer es noch härter mag: es gibt Tracks von Salvko Avsenik und seinen Oberkrainern, die sind feinster Gitano/Swing-Crossover. Es gibt Arrangements von Ernst Mosch oder James Last, die eigentlich ins Lehrbuch gehören. Liken?

Welches ästhetische Urteil soll ausgesprochen werden: über Stil, über Handwerk, über …? Eigentlich spricht doch alles für einen offenen Umgang: soll jeder machen, was er will. Und soll sich doch jeder so einschätzen, wie er will. Ich leide ja auch quartalsweise an dem Wahn, so gut zu sein wie Emerson oder Wright - das relativiert sich aber spätestens 10 Minuten, nachdem ich mit der Idee für den perfekten Track an der DAW sitze und mich die Realität vom Gegenteil überzeugt :).

Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass es ein objektives Kriterium für "gute Musik" gibt und setze lediglich der Freiheit des Musizierens meine Freiheit des Weghörens entgegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mangels Kriterien gehe ich da ganz nach Gefühl: like heißt "gefällt mir". Wer Konzertkritik will soll noch ein Freitextfeld dazumachen. Da kommentiere ich dann, wenn ich mich fachlich dazu in der Lage fühle.
Im Zuge der allgemeinen Like-Inflation hat das eh kaum was zu sagen (was euch aber nicht davon abhalten soll, meine Sachen zu liken). Ich halte mich aber mit dislikes auch ziemlich zurück, man will ja niemandes Gefühle verletzen.
Die oben angeführten Avsenik/Mosch/Last brauchen meine Likes nicht, die sind eh gut. Oberkrainer finde ich super, aber sobald sie anfangen zu singen bin ich raus. Wie will ich das in einen Klick fassen?
Ich würde die Sache nicht zu ernst nehmen. Was mir gefällt gefällt mir und das muss auch kein anderer genauso sehen.

Eins meiner Kriterien ist übrigens: Würde ich diese Musik auch gerne machen können?

Wenn euch was gefällt, geht in die Konzerte und kauft die Platten.
 
genau dafür ist die dislike funktion aber da.
Nein. In diesem Fall wurden die Kommentare zu einem Interview negativ bewertet, das hat nichts mit der Musik zu tun.
Ich gehe davon aus, das von denen auch niemand meine Musik gehört hat.
Vielleicht passt auch einigen Leuten nur das Thema von "Farben" nicht, es sind ja nicht alles weltoffene Menschen.
Durch das Posten hier im Sequencer-Forum sind es jetzt plötzlich 214 Dislikes, Tendenz steigend.
Ich liebe euch!
:oscar:
 
Nein. In diesem Fall wurden die Kommentare zu einem Interview negativ bewertet, das hat nichts mit der Musik zu tun.
Ich gehe davon aus, das von denen auch niemand meine Musik gehört hat.
Vielleicht passt auch einigen Leuten nur das Thema von "Farben" nicht, es sind ja nicht alles weltoffene Menschen.
Durch das Posten hier im Sequencer-Forum sind es jetzt plötzlich 214 Dislikes, Tendenz steigend.
Ich liebe euch!
:oscar:


Bist du dir wirklich sicher?!? DURCH das Posten? :shock:
Nicht etwa seit dem Posten???
Nicht daß das hier am Ende noch ein anders gearteter Fall von Selbstüberschätzung ist?

:mrgreen:
 


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