Wilders Dilemma scheint mir symptomatisch zu sein für viele Elektromusiker. Ein Jahr im Studio an einem Album arbeiten, und damit den Lebensunterhalt verdienen. So wie ein Schriftsteller ungefähr. Aber was ist mit der Hauptsache, der Musik, der Kunst? Wo ist die Begeisterung für Töne, Sequenzen, neue Klänge, gute Texte, Atmosphäre, Leidenschaft? Wenn die nicht mehr da ist, und man nicht mehr weiterarbeiten kann weil das Studio gerade gezügelt wird, dann ist man schon etwas arm. Mir sind da Leute wie John Lennon viel mehr Vorbild. Am Morgen eine Idee, am Mittag einspielen und gleich aufnehmen, mischen, und am Abend in die Plattenpresse/Mastering. Ein Album in einem Monat oder so. Wenn es gekauft wird, gut, wenn nicht, dann hat man nicht so viel Zeit und Substanz verloren.
Ich fand die ersten zwei Recoil-Alben gut. Was später kam war mir recht fremd und unangenehm. Mir schien sogar, Alan Wilder sei im Oberstübchen nicht mehr ganz klar. Nur ein Irrer kann solch grauslig herzlose Musik machen, dachte ich mir. Wundert mich daher nicht, dass er damit kein Geld verdienen kann. Genausowenig wie einer der vielen Selbstproduzenten auf Soundcloud etc.