Aufträge für ganz kleine Brötchen ?

Cosso

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Kleinvieh macht auch Mist und auch auf kleine Brötchen lässt sich die Butter schmieren.
Mit diesem Leitsatz fing ich vor etlichen Jahren mit Auftragsarbeiten an und über die Jahre erarbeitete ich mir einen Kundenstamm an mittelständigen Unternehmen und Konzerne.
Die Corona-Zeit ist nun praktisch ja an niemanden völlig spurlos vorbeigegangen und auch wir Musiker stehen dieser angespannten Lage nicht nur mit spürbar weniger Buchungen und Aufträge gegenüber, sondern auch in den Preisfragen und hier um jeden Cent verhandelt wird.

In den letzten Wochen habe ich wieder vermehrt Anfragen von Kleinstunternehmer bezüglich Aufträge oder Lizenzierungen erhalten, die dann allerdings in der Preisfrage zu 99% auf Nimmerwiedersehen abspringen.
Die typischen Standardfloskeln sind z.B. "bei X bekäme ich das aber billiger" oder "was so teuer ? Ich hätte jetzt mit einem viel kleineren Betrag gerechnet ! (für den man aber selber noch nicht einmal aufstehen würde um zu arbeiten).

Mittlerweile bin ich auch ziemlich genervt von derlei "Kunden" und auch von einer nicht selten gewissen Pampigkeit- dass ich als Musiker ja heute froh sein müsse überhaupt noch ein-zwei müde Mark verdienen zu dürfen, dass ich auf solche Anfragen schon gar nicht mehr reagiere um ins Kundengespräch zu kommen.

Wie geht ihr damit in diesen zugegeben nicht gerade rosigen Zeiten mit Anfragen und Aufträge um, wenn die Preisfrage doch deutlich unter einer für euch gewissen Schmerzgrenze liegt ?
Geht ihr trotzdem darauf ein um den Ball irgendwie weiter am Rollen zu halten und etwaige Ausfälle zumindest halbwegs kompensieren zu können, sich (besser als nichts) produktiv beschäftigt zu halten oder macht ihr da gleich die Türe zu ?
 
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Kommt drauf an: wenn mir das Projekt gefällt, ich mich damit identifizieren kann und es mich auch musikalisch weiterbringen könnte, dann biete ich gerne auch mal zu einem
günstigeren Preis an.
 
[...] Die typischen Standardfloskeln sind z.B. "bei X bekäme ich das aber billiger"

Meine Standardfloskel lautet in solch einem Fall Dann geh doch zu X -- ich habe gar nicht die Zeit, dergleichen noch zu diskutieren.

Gibt man dem Kunden zu viel Macht, ist man bald nicht mehr Herr im eigenen Hause.

oder "was so teuer ? Ich hätte jetzt mit einem viel kleineren Betrag gerechnet ! (für den man aber selber noch nicht einmal aufstehen würde um zu arbeiten). [...]

Da sage ich dann immer Geh mal in den Puff und laß Dir einen blasen -- beschwerst Du Dich dann auch über die Preise? Dann geh halt nicht in den Puff.

Stephen
 
Ich kann da aus Musiker-Sicht nichts dazu sagen, ich mache das ja nur als Hobby.
Ich bin im IT-Bereich unterwegs, war auch im Support. Da sind auch Kunden abgesprungen wegen dem Preis. Über kurz oder lang sind die aber wieder zurückgekommen. Ein paar Kollegen und ich haben geholfen, und das auch gern, wir hatten zu den Mitarbeitern der betreuten Firmen gute Kontakte, waren ehrlich in Preis-/Nutzen-fragen, auch wenn es kurzfristig zu unserem Nachteil war. Auf gut Deutsch, vor allem wenn es nicht um einmalige Jobs geht punktest du mit Service.
 

Ich versuche einem Kunden anstelle einer Netto-Floskel natürlich positiver entgegenzutreten, dass er einen ja augenscheinlich qualitativ guten Grund hat, explizit bei mir und eben nicht bei "X" anzufragen. (Auch wenn ich mir natürlich innerlich denke, dass er dann halt zu Netto gehen solle).

Ich denke im Prinzip auch wie @JanTenner und @intercorni, dass man auch hinsichtlich der Kundenbindung oder auf Grund des Interesse an ein Projekt, mal in den sauren Apfel zu eigenen Lasten beißen kann, um längerfristig liquiden und interessanten Kundenstamm zu generieren.
Man merkt halt allerdings doch recht schnell, ob ein Kunde ein einmaliger bleibt- und das ist im Gegensatz zu mittelständigen Unternehmen dann doch der Kleinunternehmer.

Normalerweise lässt sich auch mit Kleinunternehmern und kleinen Brötchen Geld verdienen- und eine gewisse abgehobene Pampigkeit ist man eher von Konzernen und Platzhirschen gewohnt- aber gerade jetzt in der Corona-Zeit merke ich doch, dass es eher die Kleinen sind, die einen von wegen "Gefälligkeit" zuweilen pampig kommen wollen- und bevor mir da dann der Kragen platzt, gehe ich auf solche Anfragen derweil gar nicht mehr ein, wenn ich schon unausgegorene Dinge im Begrüßungsanschreiben lese.
Ich grüble und zweifle allerdings auch ein wenig, ob ich selbst nicht vlt. zu verwöhnt und "zu fein" geworden sein könnte, um noch ganz kleine Aufträge anzunehmen ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die eigentlich grundlegende Frage ist:
Kann man es sich derzeit überhaupt leisten, Aufträge abzulehnen ?
 
[...] Ich denke im Prinzip auch wie @JanTenner und @intercorni, dass man auch hinsichtlich der Kundenbindung oder auf Grund des Interesse an ein Projekt, mal in den sauren Apfel zu eigenen Lasten beißen kann, um längerfristig liquiden und interessanten Kundenstamm zu generieren. [...]

Das ist richtig, aber wenn man einmal nachgibt, wird danach der Preis immer wieder und immer weiter gedrückt werden. Das ist wie bei Gagenverhandlungen für Auftritte: Wer einmal klein beigibt, wird eines Tages noch dafür bezahlen müssen, auftreten (oder Arbeit leisten) zu dürfen.

Die eigentlich grundlegende Frage ist:
Kann man es sich derzeit überhaupt leisten, Aufträge abzulehnen ?

Ja.

Wenn der Aufwand größer ist als der Nutzen.

Stephen
 
Die eigentlich grundlegende Frage ist:
Kann man es sich derzeit überhaupt leisten, Aufträge abzulehnen ?
Ich denke mal, es kommt darauf an, wie gut man 'backgroundmäßig' finanziell aufgestellt ist. Das Problem, welches ich dabei sehe ist die Tatsache, daß, wenn man sich zu häufig zu preiswert/billig verkauft, sich das flott 'rum spricht' und so das 'preiswert/billig' zum neuen Standard wird! Und davon dann wieder nach oben 'abzuweichen' wird schwer und von vielen Kunden zudem noch als dreist oder zumindest frech empfunden...

Hatten wir mit Band-Auftritten auch schon - aber bei 'Taschengeld-Angeboten', selbst wenn sie im Ort stattgefunden hätten, haben wir dann rigoros NEIN gesagt! Entweder man wollte uns oder eben nicht. Mit dieser Vorgehensweise sind wir bislang gut gefahren...
 
Die eigentlich grundlegende Frage ist:
Kann man es sich derzeit überhaupt leisten, Aufträge abzulehnen ?
Wie gesagt, sind bei mir keine Erfahrungen aus der Musik-Branche.
Aber du kannst du das sicher leisten. Du hast dann aber das Problem, dass du den Standard setzt. Wenn du dich beim ersten Auftrag unter Wert verkaufst wirst du dem Kunden beim zweiten keinen höheren Preis kriegen. Und auch hinsichtlich der Mund-zu-Mund-Propaganda würdest du dir wahrscheinlich keinen Gefallen tun. Wenn du guten Service und einen günstigen Preis anbietest wird bei der Mund-zu-Mund-Propaganda wahrscheinlich meist der günstige Preis als erstes genannt.
Ich denke, dass du die wichtige Frage für dich da schon herausgearbeitet hast, nämlich "Lohnt es sich für mich?". Verkauf dich zu billig und du wirst es schwer haben, irgendwann vernünftige Preise machen zu können.

Ob das jetzt praktikabel für dich ist weiß ich nicht. Leider gibt es dann in der Realität ja dann doch solche Dinge wie Geldsorgen, so dass es manchmal dann ja doch besser sein kann, mit Minus zu arbeiten als gar nicht zu arbeiten.
 
oder auf Grund des Interesse an ein Projekt, mal in den sauren Apfel zu eigenen Lasten beißen kann, um längerfristig liquiden und interessanten Kundenstamm zu generieren.
Saurer Apfel ist das für mich meist nicht, wenn das ein interessanter Synth ist und ich mehr oder weniger mein eigener Herr bin, was die Auswahl etc. der Sounds betrifft - das fällt den eher in die Kategorie Hobby.
Vintage Synths oder deren Emulationen sind für mich häufig eher unbefriedigend was das Ergebnis betrifft - auch wenn die für den Hersteller ein geringeres Risiko darstellen. Keine Mod-Matrix/Morphing, keine Macros und vielleicht sogar - der Kompatibilität zuliebe - bescheiden reagierende ADSR-Hüllkurve(n), bei denen man ständig den Kombinator spielen muss - um zufrieden mit dem Sound zu sein. Das ist dann auch wirklich Arbeit für mich.

wird eines Tages noch dafür bezahlen müssen, auftreten (oder Arbeit leisten) zu dürfen.
Ja - mir ist auch schon passiert dass mich die Firma angeschrieben hat, ich solle den Synth (Edit: Software) kaufen für den ich Sounds machen sollte, ohne Garantie dafür dass sie die Sounds dann auch nehmen. Bin dann per Mail auch mehr oder weniger beschimpft worden, wo das doch so ein toller Synth wäre etc., als ich dankend ablehnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann man es sich derzeit überhaupt leisten, Aufträge abzulehnen ?
Also in der Werbefilm & VFX Branche ist derzeit soviel zu tun wie seit vielen Jahren nicht mehr ... da jeder Film und Spot auch Musik braucht, sollte doch eigentlich in der Musikbranche viel zu tun sein!?
Vielleicht musst du versuchen eine andere Kundengruppe zu erreichen?

Und mit günstigen Angeboten zum Kundenfang wäre ich ganz vorsichtig. Es ist nämlich schwierig später mehr Geld zu verlangen , als wenn man von Anfang an nicht zu billig ist.
 
z.B. "bei X bekäme ich das aber billiger" oder "was so teuer ? Ich hätte jetzt mit einem viel kleineren Betrag gerechnet !

Es ist nämlich schwierig später mehr Geld zu verlangen , als wenn man von Anfang an nicht zu billig ist



Kommt drauf an: wenn mir das Projekt gefällt, ich mich damit identifizieren kann und es mich auch musikalisch weiterbringen könnte, dann biete ich gerne auch mal zu einem
günstigeren Preis an.


könntet ihr das Thema mal anhand von Beispiel-Zahlen konkretisieren?

so kann ich mir nichts drunter vorstellen

konkret: welcher Preis ist für welche Arbeit angemessen, normal oder zu billig?
 
In den letzten Wochen habe ich wieder vermehrt Anfragen von Kleinstunternehmer bezüglich Aufträge oder Lizenzierungen erhalten, die dann allerdings in der Preisfrage zu 99% auf Nimmerwiedersehen abspringen.
Die typischen Standardfloskeln sind z.B. "bei X bekäme ich das aber billiger" oder "was so teuer ? Ich hätte jetzt mit einem viel kleineren Betrag gerechnet ! (für den man aber selber noch nicht einmal aufstehen würde um zu arbeiten).
Viele hätten so oder so garnichts machen lassen, die wollen nur mal eine Info, was das überhaupt kostet.
Ein zufriedener Stammkunde will es halt mal probieren, ob er dann wirklich zu "X" geht, mit dem Risiko:
a -Schrott zu bekommen
b -Termine nicht eingehalten werden
c-
d-
Die meisten wissen, das man funktioniert und macht es dann doch "naja, fragen kann man ja mal ...

Mittlerweile bin ich auch ziemlich genervt von derlei "Kunden" und auch von einer nicht selten gewissen Pampigkeit- dass ich als Musiker ja heute froh sein müsse überhaupt noch ein-zwei müde Mark verdienen zu dürfen, dass ich auf solche Anfragen schon gar nicht mehr reagiere um ins Kundengespräch zu kommen.
Auf solche "Kunden" kann man getrost verzichte, die Rechnung wollen sie dann auch nicht bezahlen. Arbeiten auf Augenhöhe funktioniert anders, du hast es nicht nötig auf Knien zu rutschen.
Hatte das auch schon: Ihr habt doch eh nix zu tun", ich hab ihm darauf hin gesagt, das ich mich aufs Fahrrad setze, durch den Wald fahre und mein Leben genieße und das meine Freizeit sowieso unbezahlbar ist.

Wie geht ihr damit in diesen zugegeben nicht gerade rosigen Zeiten mit Anfragen und Aufträge um, wenn die Preisfrage doch deutlich unter einer für euch gewissen Schmerzgrenze liegt ?
Geht ihr trotzdem darauf ein um den Ball irgendwie weiter am Rollen zu halten und etwaige Ausfälle zumindest halbwegs kompensieren zu können, sich (besser als nichts) produktiv beschäftigt zu halten oder macht ihr da gleich die Türe zu ?
ich arbeite nicht unter Wert. Die meisten ernsthaften Interessenten kommen eh wieder und auf den Rest kann ich gerne verzichten.
 
Also in der Werbefilm & VFX Branche ist derzeit soviel zu tun wie seit vielen Jahren nicht mehr ... da jeder Film und Spot auch Musik braucht, sollte doch eigentlich in der Musikbranche viel zu tun sein!?
Vielleicht musst du versuchen eine andere Kundengruppe zu erreichen?

Und mit günstigen Angeboten zum Kundenfang wäre ich ganz vorsichtig. Es ist nämlich schwierig später mehr Geld zu verlangen , als wenn man von Anfang an nicht zu billig ist.
Bin ich ja seit vielen Jahren hauptätig drin in der Branche, die jetzt wiederum etwas besser anläuft, aber auf die Dekade gesehen, zum immer noch schlechten Viertel zählt... wenn auch nicht ganz soo schlecht. Allerdings darf auch nicht vergessen werden, dass es im August auch auf die Weihnachtszeit zugeht und die letzten 2 Quartale Saison üblich im Jahr zu den fetteren gehört.


konkret: welcher Preis ist für welche Arbeit angemessen, normal oder zu billig?
Ich möchte Geschäfts- und Kundengeheimnis bedingt nicht zu dicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber versuchen in etwa die Dinge näher zu beleuchten.

- Wurde an dieser Stelle der Diskussion und Preisrahmen beleuchtet- und nun nachträglich entfernt.
 
Zuletzt bearbeitet:
tatsächlich seit ca März das stärkste Jahr, das ich in über 20 Jahren erlebt habe ...
Mein stärkstes Jahr war von 2010 aus gesehen, 2012 und insbesondere das WM-Jahr 2014 (viel auch im Rahmen der WM produziert).
Die letzten Jahre ab 2017 war bei mir mehr so "lala"... war dann aber zeitweise einfach away.
2020 war die Seuche im doppelten Sinne,
 
Bin zwar kein Profi, würde aber zu unverschämten Kunden sagen:
Suche dir einen passenden Raum und richte ihn mit Akkustikelementen ein, kauf dir Geräte und Instrumente, nimm dir einige Jahre Zeit alles zu erlernen und mache es dir selber zum halben Preis, sobald dich die Muse küsst.
 
fiinde ich immer witzig
in Deutschland redet man über alles ...nur nicht über Geld
Ich schrei doch nicht in einem öffentlichen Forum hinaus, wieviel Geld ich womit verdiene.
Wie tickst du denn, gehts noch?

Darüber redet man vielleicht mal mit einem sehr guten langjährigen Freund bei einem Bierchen oder im engsten Kreis meiner Familie.
Und das auch nur vielleicht.
 
Wieso? Du kommst als Einbrecher doch nur dann, wenn die Bewohner außer Haus sind.

die menschen deren häuser ich im auge hab sind entweder in quarantäne und/oder im homeoffice.

früher sind die leute auch ins ausland in urlaub gefahren. ist vielleicht nicht der beste beruf ich weiss...

aber das liegt bei uns in der familie. mein vater, mutter und schon die großeltern sind berühmte einbrecher gewesen.
 


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