Re: Bibliotheken in Deutschland, nach dem Muster Nürnberg, j
Um Misverständnissen vorzubeugen: Ich halte die GEZ Zwangsabgabe in der jetzigen Form für Verfassungswidrig, und das, was mit der Kohle gemacht wird, für Sittenwidrig.
Ich versuche trotzdem mal, ein paar Sachen, Hauptsächlich zur Verteilung der Gelder, zu erklären.
Grundsätzlich hat GEZ und Literatur nur wenige Schnittmengen. Am ehesten noch über die VG Wort---> kleines Senderecht---> Einnahmen von den GEZ finanzierten Sendern.
GEZ macht Filmförderung, und finanziert Rundfunkanstalten. Das meiste Geld landet direkt bei den Sendern. Schaut Euch mal die Burgen vom WDR in Köln (fast zwei Stadtviertel), oder ZDF in Mainz an. Die verheizen viel für Eigenproduktionen, Coproduktionen und viel landet auf diesem Wege auch direkt bei Pillawa, Jauch, Bundesliga, Hollywood, und sonstigen Gesellen, die sich clever positioniert haben.
Aber auch das deutschsprachige Autorenkino kriegt noch ein paar Millionen ab für (unter anderem) Drehbuchförderung, Produktion, Vertriebsförderung, usw. Das wird über die (Landes)Filmförderanstalten verteilt. Über den Daumen gepeilt reden wir da über ungefähr 150 Mio €.
Vergleich WDR GEZ Einnahmen 2013 ca. 1,1 Milliarden €, ZDF GEZ Einnahmen 2013 ca. 1,8 Milliarden, die anderen Anstalten erspare ich mir, aber es wird dann schon klar, warum sich manch ein Starmoderator eine Insel leistet, und der nächste ein Schloss bewohnt.
Der Bund betreibt 3 verschiedene Filmförderanstalten. Eine wird durch Steuergelder finanziert, eine durch Abgaben der DVD, und Kinobranche. Die sind also hier an dieser Stelle raus. Die Dritte DFFF wird auch größtenteils durch Steuergelder finanziert, ARD und ZDF hängen aber mit 20 Mio € drin, die Privaten auch nochmal mit ca.10 Mio.
Fast jedes Bundesland hat mindestens eine Förderanstalt, NRW leistet sich z.B zwei. Da spielt dann die Rundfunkanstalt des entsprechenden Landes eine maßgebliche Rolle bei der Verteilung der Fördermittel... also wer was wie bekommt. Das alles mit der Argumentation, daß es ja das Geld, des Senders ist, und die deswegen die Macht haben. Sehr oft macht dann die Rundfunkanstalt gleich noch den Coproduzenten, um das benötigte Restgeld auf diesem Wege aufzutreiben.
Dann muss der eigentliche Produzent nur noch die restlichen 15% zuschiessen, was in der Regel genau dem Produzentengehalt entspricht. Jeder vernünftige Produzent wird das in seinem Kostenvoranschlag natürlich so geschickt einbringen, daß er sein (zu erwartendes) Gehalt, als Vorschuss direkt als Einlage vorne draufrechnet. Man lebt dann von den Handlungskosten. Super System... in sich geschlossen. Den passenden Kredit dazu gibt es mit Sender als Bürgen in NRW z.B. bei der Stadtsparkasse Köln/Bonn. Die haben sogar eine extra Abteilung für diese Fälle, und Verwalten dann auch direkt die Filmgelder.
Wir Musiker können von so etwas nur träumen, aber unsere Art der Musik ist ja auch Genreübergreifend nicht politisch gewollt.
Unsere Zugriffe auf ein wenig GEZ Geld lauten also Gage, GEMA, GVL, und bei Vocals in der Musik VG Wort.
Okay, zurück zu den dicken Brocken:
Wenn man mal schaut, wer die Rundfunkanstalten im Endeffekt leitet, Stichwort Parteibuch, hört dann auch schnell die Nachtigall tapsen, und könnte schon wieder als Verschwörungstheoretiker gebranntmarkt werden.
Da kann es dann zum Beispiel schonmal vorkommen, daß ein Autorenfilm sämtliche Förderungen zur Umsetzung bekommt (kann mal schnell 1 Mio € sein), aber dann aus "unerfindlichen" Gründen die letzte Fördermaßnahme, die Vertriebsförderung, nicht genehmigt wird. Hab ich selbst mal Hautnah mitbekommen. Geldverbrennung pur deluxé!
Hollywood??? Das funktioniert zum Beispiel so: die Förderanstalten fördern so, daß der Produzent für jeden geförderten €uro 1,5 €uro im Bundesland der entsprechenden Förderanstalt ausgeben muss. Das nennt sich "Regionaleffekt", und soll die einheimische Filmindustrie stärken. Dann baut zum Beispiel Warner Bros. die Moovieworld nach Bottrop, kassiert dafür noch jede Menge Strukturförderungen, und sitzt an einem der größten Töpfe in NRW aber mal sowas, von an der Quelle. Die machen das nicht, damit Bottrop Achterbahn fahren kann. Da geht´s um viel mehr (Kohle).
Anderes Beispiel: Görlitz: glaubt ihr echt, daß die ganzen Amistreifen alle immer Görlitz als Kulisse nehmen, nur, weil es so einmalig schön ist??? Ich auf alle Fälle nicht!
Eigenproduktionen von Privatsendern wurden vor Jahren (bis ca. 2003) nicht, bis kaum von diesen Förderanstalten subventioniert. Wie das heutzutage ist, weis ich nicht.
Bibliotheken werden aus anderen Töpf(ch)en gespeist, sehr oft kommunal, oder sogar privat, und mit ehrenamtlichen Helfern.
Bibliotheken gelten aber als so uncool, daß da subventionstechnisch kaum noch was geht.
Heutzutage werden hauptsächlich sogenannte Literaturhäuser subventioniert. Da tut sich dann auch schonmal ein EU Topf auf, oder Land und Bund finanzieren mit.
Stichworte sind da wohl eher Staatliche Kulturförderung (der unbekannte, gemeine, fiese Bruder der GEZ), und Strukurförderung.
Literaturhäuser sollen wohl Buch, neue Medien und Event zusammen bringen. Ich bin da nicht komplett drin im Thema, aber meine liebe Freundin Kerstin Juchem (Neuerdings Dr. Kerstin Wolff) hat ihre Doktorarbeit zu diesem Thema geschrieben, die auch in Buchform vorliegt:
ISBN-13: 9783894797911