Dronology. Die Galerie für Synth und Patches (neuer Reverb - Trick)

Hallo

ich beschäftige mich seit langem vor allem mit Drones und möchte von euch lernen aber auch die Ergebnisse meiner Klangforschungen teilen. Darum habe ich gedacht, wir machen einen eigenen Thread, um unser Wissen auszutauschen. Die Idee ist, dass jeder mal einen Synth, einen Patch oder auch anderes Equipment vorstellt, mit dem er Drones und verwandte Musik macht. Ich mache mal einen Aufschlag. Zunächst mal ganz ohne Synthesizer mit den guten alten Looper-Tricks:

Das schöne an diesen Tricks ist, dass sie im einfachsten Fall kaum etwas kosten. Sie sind ideal, um jeden beliebigen Synth (aber auch jedes andere Instrument) in eine Drone-Machine zu verwandeln.

1. Erster Schritt: Man braucht zuerst irgendeine Signalquelle. Das kann natürlich ein Synth sein, aber auch eine Gitarre, eine Blockflöte mit Mikrofon oder einfach nur ein Radio ....

2. Wenn die Signalquelle einen Volumenregler hat, dann kann man sich diesen zweiten Schritt sparen. Ansonsten muss man hier irgendetwas in den Signalpfad schalten, was einen Volumenregler hat. Ein Equalizer Pedal für Gitarren oder Bässe ist toll, weil man damit auch die Klangquelle filtern kann. Sehr gut gehen auch Verzerrer aus dem Gitarrenbereich. Damit kann man den Klang dann schön verfremden. Gerade die Verzerrer aus dem Metalbereich haben machtige Klangregelungen, die schon fast Filter sind.

3. Im letzten Schritt braucht ihr irgendeinen ganz beliebigen Looper. Zunächst erzeugt ihr eine völlig leere und stille Loop, beliebiger Länge. Ich mache sie meistens nicht sehr lang, 5...10 Sekunden reichen mir. Man nimmt also erst einmal Stille auf. Wenn die Loop da ist, wechselt ihr wieder in den Aufnahmemodus und fadet mit dem Voluemenregler euer Signal ein. Es sollte eine Drone ohne festen Anfang und ohne Ende entstehen. Um es interessanter zu machen könnt ihr das mehrmals wiederholen und Töne übereinander schichten. Vielleicht sogar mit Tonintervallen. So entstehen Schwebungen, die die Drone lebendiegr machen.

Das war es schon. Mehr ist nicht nötig. Im einfachsten Fall genügt also irgendein kleiner 35€ Looper um schöne Drones zu erzeugen, über denen man nun mit seinem Instrument weiter improvisieren kann. Natürlich kann man das noch erweitern:

4. Ihr könnt weitere Effektgeräte vor oder hinter dem Looper verwenden. Ein Reverb oder Delay macht die Drone groß und gewaltig. Modulationseffekte sind aber auch interessant, um Bewegung in die Drone zu bringen. Zusätzliche Effekte erlauben es auch die Drone immer weier zu verfremden und weiter zu entwickeln.

5. Manche Looper haben auch eigene Loop-Effekte, z.B. Reverse sowie halbes und doppeltes Tempo. Das Tempo zu halbieren, macht die Drone eine ganze Oktave tiefer, So kann man sich eine Drone als Bassbegleitung für die eigene Improvisation erstellen, obwohl das eigene Instrument gar nicht so tief spielen kann. Man bekommt sozusagen einen Suboszillator mit fester Frequenz.

6. Manche Looper haben eine Funktion, bei der der Looper nach und nach "vergisst" was man einspielt. Der Ditto X4 (mein Favorit) oder der EHX 1440 können das. Hier muss man in den Eingang zwar immer wieder Signal nachfüttern, aber das hat auch Vorteile, weil die Drone nun auch tonal weiter entwickelt werden kann. So kann man von einer Drone, die auf D beginnt durch schrittweises Hinzufügen harmonischer Intervalle zu einer wechseln, die in A ist. Oder man kann eine friedlicher Ambient Drone zu einem dissonanten Monster machen.

7. Eins schöner Trick ist auch, zwei Looper hintereinander geschaltet einzusetzen und mit jedem eine Drone verschiedener Länge erzeugen und gleichzeitig laufen lassen. Sagen wir eine hat 4,3 Sekunden und die andere 6,7. Dann dauert es fast eine halbe Minute, bis beide wieder synchron sind. D.h. bis dahin entwickelt sich die Musik von ganz alleine weiter, weil beide Drones sich immer wieder anders überlagern. Ihr müsst dabei gar nichts tun, sondern habt weiter die Hände frei zum Spielen.


In dem Stück, das ich unten hochgeladen habe, habe ich mich mal angestrengt, alle sieben Looper-Tricks auf einmal zu verwenden. Ich kann das tatsächlich so live spielen, und habe es genau so in einem Rutsch aufgenommen, es ist kein Overdub dabei. Das ganze besteht aus: Einer Drone in G auf die ich so erzeugt habe, wie in 1.-3. beschrieben ist. Als Signalquelle verwende ich eine Baritone Gitarre und ein Volumenpedal und einem Overdrive. Als Looper nehme ich den Ditto X4. Das Tempo der Drone ist halbiert, um ein Bassfundament zu schaffen.


Der Ditto X4 hat einen zweiten Looper eingebaut. Den lasse ich laufen, wie in 6. beschrieben ist. Fast wie ein delay wiederholt wir also dieser Looper alles. Ihr hört das auf dem linken Kanal als die Glocken. Die eine Art Akkordbegleitung liefern, obwohl ich fast nur Einzeltöne spiele. Der Glockige Klang entsteht, in dem ich den Overdrive abschalte, dafür aber ein Reverb benutze vor dem das Volumenpedal i, Wahwah-Modus arbeitet. Es ist sozusagen ein Bandpass filter.

In einem von alledem getrennten parallelen Signalzweig geht die Gitarre durch einen Kompressor, und einen Overdrive, in der Mitte des Stücks kommt noch ein Fuzz mit Subuktave dazu. ich habe das auf den rechten Kanal gelegt, damit man die Drones und die Improvisation darüber unterscheiden kann.

Unten schildere ich noch einen weiteren Trick, mit dem man vielschichtige Drones nur mit einem Reverb erzeugen kann.

So jetzt bin ich aber begierig auf eure Klangforschungen, stellt mal eure Rigs. Synths und vor allem interessante Patches vor, mit denen man tolle Drones machen kann.

Viele Grüße
Martin
 

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  • glacial_retreat.mp3
    18 MB
Zuletzt bearbeitet:
Man kan auch Drones machen ohne Looper, mit ein Dauerton vom Synthie. Ich habe manchmal folgendes gemacht um das VCF zu steuern.

Zum modulieren gibt es ein LFO-signal (z.B. ein langsames Dreieck) am Eingang von ein Sample&Hold-module. Das Signal am S&H-ausgang steuert das Filter.

Ein Rechteckwelle als trigger wird bald langweilig, deswegen bevorzüge ich ein Gate-output vom Sequenzer.

Es gibt noch eine interessante Alternatieve zum Erzeugung des Trigger-signals: ein audio-signal am Eingang der A-119 (External Input/Envelope Follower) und Gate Out als S&H-Trigger. Das Audio-signal ist ein kurze Loop (z.B. Stimmen vom Radio aufgenommen). Damit bekommt man ein Trigger-pattern das wesentlich anders ist als ein Gate-Ausgang vom Sequenzer, aber auch nicht random.

Das funtioniert auch ohne ein Ton aus der Synthie. Dazu kan die amplitude der VCO’s ausblenden und Geraüsche im External Input schicken. Mehr oder wenig Statische Geräusche sind da gut geeignet, z.B. Wind, Regen, usw.

Grüβe, Permafrost.
 
Drones mit der Arturia Microfreak.
Mein voriges Bericht handelte über synhties wie meine Korg MS-20 und Doepfer Dark Energy. Aber der Microfreak bietet ganz andere Möglichkeiten.

Ein Dauerton bekomt man mit der Hold-taste. Der Cycling Envelope steurt das Filter und/oder die Funktionen Wave, Timbre, Shape und viele Anderen.

Das wird ziemlich kompliziert wenn man z.B. das LFO benutzt um sein eigenes Tempo zu kontrolieren.

Grüβe, Permafrost.
 
Waldurf Iridium, Arturia Pigments und NI MASSIVE haben einen Hold/Latch-Modus. Da spielt die Note, bis der Strom ausgemacht wird.

Oder: Taste am Keyboard drücken und mit Streicholz befestigen.
 
Es geht bei einer guten Drone nicht nur darum irgendeinen Dauerton zu erzeugen. Wenn eine Drone lebt und sich die Obertonstruktur einen Klanges verändert, selbst wenn er die ganze Zeit auf dem selben Grundton ruht, erzeugt unser Gehirn von selbst darin Melodien. Das ist wie bei Wolkenmustern am Himmel. Eine gute Drone ist eine Kunstform für sich.


https://www.youtube.com/watch?v=lszrDRmK-Cw&t=2479s&ab_channel=DustArchive


Das ist eine der schönsten Drones, die ich kenne. Es ist eine Aufführung von La Monte Youngs Composition 7 von 1960. Die Partitur sieht nur so aus:


Der Witz ist hier, die Partitur erfasst nicht, worauf es ankommt. Das ist es aber was ich mir abgucken will, schöne lebendige Drones zu erzeugen.

Drones mit der Arturia Microfreak.
Mein voriges Bericht handelte über synhties wie meine Korg MS-20 und Doepfer Dark Energy. Aber der Microfreak bietet ganz andere Möglichkeiten.

Ein Dauerton bekomt man mit der Hold-taste. Der Cycling Envelope steurt das Filter und/oder die Funktionen Wave, Timbre, Shape und viele Anderen.

Das wird ziemlich kompliziert wenn man z.B. das LFO benutzt um sein eigenes Tempo zu kontrolieren.

Grüβe, Permafrost.

Vielleicht sollte ich mir doch wieder einen Synth für Drones zulegen und in mein Setting einbinden. Würdest du ein bestimmtes Teil empfehlen? Mir scheinen die neuen Moogs - DFAM und Subharmonicon - interessant zu sein.

Viele Grüße
Martin
 

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  • La-Monte-Young.jpg
    La-Monte-Young.jpg
    24,2 KB · Aufrufe: 14
Es geht bei einer guten Drone nicht nur darum irgendeinen Dauerton zu erzeugen. Wenn eine Drone lebt und sich die Obertonstruktur einen Klanges verändert, selbst wenn er die ganze Zeit auf dem selben Grundton ruht, erzeugt unser Gehirn von selbst darin Melodien.
Dafür gibt es ja LFOs. Sonst könnte es in der Tat etwas öde werden.
 
Kpt_Maritim schreibt: Vielleicht sollte ich mir doch wieder einen Synth für Drones zulegen und in mein Setting einbinden. Würdest du ein bestimmtes Teil empfehlen ?’’

Da kann ich dir leider nicht helfen. Ich habe nur Erfahrung mit ein Paar Synthesizer, und die habe ich in meine Berichten schon erwähnt.

Wahrscheinlich brauchst du gar kein einzelne Synth für Drones und kannst du mit deine heutigen Geräte anfangen. Ich wünsche dir dabei viel Freude!

Übrigens: danke für den Link nach Lamonte Young !
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine derzeitige lieblings Dronemaschine ist Arbhar (Modularer Granular-Synth) gefüttert mit allem was die Sample library hergibt, z.b. Tibetischer Kehlgesang oder runtergepitsche Bratschen.
Dann in ein Filter und dann ins ZEN Delay.
Mit LFOs, Envelopes und S&H kann man langsam durch die Sampleposition fahren und Filter, Pan etc. modulieren. Am Zen Delay dann manuell am resonanten Filter und Drive rumspielen.
 
Den Microfreak hatte ich auch mal, aber zwei Punkte haben mich von Anfang an gestört. Der Klang des Filters und noch etwas mehr die Bedienung. Im Moment habe ich gar keinen Synth. Mal sehen, vielleicht ändere ich das wieder. Aber ich will hier gar keinen Geartalk machen, davon platzt das Forum sowieso schon aus allen Nähten. Vielleicht kann ich euch Gagaku nehebringen, das ist klassische japanische Musik, die auf Drones aufbaut, die durch sich überlagernde verschiedene Arten von Flöten entstehen, sozusagen additive Synthese.


https://www.youtube.com/watch?v=oXtez8HyUS8&ab_channel=RapidEyeMovement


Was ich dabei interessant finde, ist dass es zwar eindeutig Drones sind -- die Töne werden meist zu lange gehlten, als das sich rhytmische Melodien von selbst bilden -- aber es geht weit über den typischen Brummbaston hinaus. Das umspielen der Flöten durch die Percussion finde ich auch sehr aufregend. Perkussives würde ich auch gerne irgendwie in mein Setup integrieren. Deswegen habe ich oben auch schon mal Moogs DFAM erwähnt. Aber man könte das aber auch mit Samples machen.

Viele Grüße und einen schönen Abend
Martin
 
Hallo Martin,

interessanter Thread, danke!

Ein Ansatz bzw. Tool für – ich nenne es mal – vielschichtige, sich bewegende Drone–artige Kompositionen, ist Fugue Machine auf iOS. Da kann eine Tonfolge in einer Piano Roll(e) mit bis zu vier Playheads (Abspielköpfe?) abgespielt und variiert werden. Die Playheads können verschiedene Tempi, Tonhöhen und Abspielrichtungen haben (im Grunde so ähnlich wie dein Audio–Looper aus Punkt 5). Via MIDI können damit sowohl interne Klangerzeuger auf dem iPad als auch externe (Hardware–) Synthesizer zum Klingen gebracht werden.
Das Schöne an diesem Setup finde ich, dass man auf alle Parameter jederzeit Zugriff hat – es drängt sich regelrecht zum Improvisieren auf. Man kann die Tonfolge ändern, die Anzahl und Parameter der Playheads, die Parameter des/der Synthesizer/s und wenn man noch Effekte wie Reverb oder Delay dahinterhängt, die auch.

Hier habe ich ein Video rausgesucht, welches dieses Tool (sowie die Echtzeit–Umgebung AUM) vorstellt.
Es geht in dem Video nicht um Drones… (es sei denn der langgehaltene Streicher–Sound der Box Violin ab ca. Min. 5 geht als Drone durch…)


https://youtu.be/3z30-EgjJ3M
 
Die Fugue Machine kann ich voll und ganz unterschreiben - eine großartige Erfindung!
Ich benutze sie schon eine Weile exakt für dronige, ambiente Sachen, mal melodischer, mal konfuser, aber immer wunderschön.
Schon die interne, sehr simple Klangerzeugung (ein einziges Preset) ist gut brauchbar, weil sie in den unterschiedlichen Lagen sehr unterschiedlich klingt und sehr schön auf externe Effekte reagiert (es gibt ja eine Menge sehr günstige Multieffekte gebraucht zu kaufen - der Zoom Player 2020 kostet selten über 30 Euro!).
Wenn man dann die Spielköpfe auf unterschiedliche MIDI-Kanäle routet (leider geht meines Wissens keine Mischung aus iPad-intern und extern), geht die Sonne dann vollends auf, weil man jede der vier Spuren einzeln auf dem Mixer hat und entsprechend, auch live, eingreifen und regeln kann.
Man kann übrigens die Patterns der Fugue Machine wechseln und ineinander übergehen lassen, indem man ein längeres Pattern programmiert und dann live den Start- und Endpunkt ändert. Hier sind dann auch Tonartwechsel möglich, wenn man geschickt agiert.

Der SOMA Cosmos oder das Hologram Microcosm sind für Drones wie im Eingangspost beschrieben auch sehr gut geeignet, da werden dann bloß die Ergebnisse schneller chaotisch als mit einem simplen Looper.
Einen normalen Looper mit der "Vergessen"-Funktion (die Cosmos auch hat) muss ich unbedingt mal ausprobieren.

Meine generelle Herangehensweise an Drones ist die Nutzung "eigenartiger" Instrumente wie Spielzeug, Einschlafhilfen, Mantraboxen und kleiner Krachsynthezizer von Etsy oder Ebay. Die liegen alle auf dem Mixer, teilweise mit passend nachgeschalteten Effekten, und werden bei Bedarf eingefadet. Je nach Art der geplanten Drone/Performance wähle ich aus meinem Fundus geeignete Instrumente aus. Meistens muss ich dann z. B. um eine ganz bestimmte Phrase aus einer Mantrabox herumplanen, weil die eben in einer bestimmten Tonart ist, aber dieses vermeintliche Hindernis erweist sich oft als Geschenk, wenn plötzlich alles andere langsam angepasst werden kann und irgendwann rundläuft und ganz ungeahnte Klangereignisse entstehen. Manchmal sogar völlig ungeplant erst während der Aufführung: Ein Gerät, das auf elektrischem Körperkontakt basiert (Drawdio), reagierte in der Aufführung plötzlich völlig anders als eingeübt, einfach weil ich vor Aufregung schwitzige Finger hatte - ganz neue Note in der Performance!
Natürlich könnte ich den ganzen Kram auch zu Hause sampeln, passend stimmen und ohne jeden Klangverlust live wiedergeben, aber das würde mir keinen Spaß machen. Ich brauche meinen Streichelzoo von Kleingeräten.

Was mir bei Drones sehr wichtig ist, ist ein langsamer und schlüssiger Aufbau, eine gleitende Aufteilung in unterscheidbare Parts, sodass auch eine Performance von einer Stunde nicht zur Belastungsprobe der Aufmerksamkeit der Zuhörenden wird. Im Grunde ist eine Drone ja auch bloß ein Song, nur eben ein sehr langsamer.
Ich versuche, mit Klängen, Geräuschen, Drones und Melodien (vereinzelt) eine Art Geschichte zu erzählen, zu der im Publikum dann das Kopfkino einsetzt. Manchmal erzählen mir Zuhörer nach der Aufführung "ihren" Film, und das ist dann besonders spannend. In meiner letzten "Geschichte" (die ich schon ein paarmal gepostet habe - sorry!) ging es um Wasser im Zwiespalt zwischen Lebensnotwendigkeit und Lebensgefahr:


Die nächste Geschichte wird sich mit einer örtlichen Höhle befassen, die eine lange und bewegte Geschichte hat: Das "Gertrudenberger Loch" in Osnabrück.
Demnächst auch in einem Lichtspieltheater in Ihrer Nähe...

Schöne Grüße
Bert
 
Hallo Martin,

interessanter Thread, danke!

Ein Ansatz bzw. Tool für – ich nenne es mal – vielschichtige, sich bewegende Drone–artige Kompositionen, ist Fugue Machine auf iOS. Da kann eine Tonfolge in einer Piano Roll(e) mit bis zu vier Playheads (Abspielköpfe?) abgespielt und variiert werden. Die Playheads können verschiedene Tempi, Tonhöhen und Abspielrichtungen haben (im Grunde so ähnlich wie dein Audio–Looper aus Punkt 5). Via MIDI können damit sowohl interne Klangerzeuger auf dem iPad als auch externe (Hardware–) Synthesizer zum Klingen gebracht werden.
Das Schöne an diesem Setup finde ich, dass man auf alle Parameter jederzeit Zugriff hat – es drängt sich regelrecht zum Improvisieren auf. Man kann die Tonfolge ändern, die Anzahl und Parameter der Playheads, die Parameter des/der Synthesizer/s und wenn man noch Effekte wie Reverb oder Delay dahinterhängt, die auch.

Hier habe ich ein Video rausgesucht, welches dieses Tool (sowie die Echtzeit–Umgebung AUM) vorstellt.
Es geht in dem Video nicht um Drones… (es sei denn der langgehaltene Streicher–Sound der Box Violin ab ca. Min. 5 geht als Drone durch…)


https://youtu.be/3z30-EgjJ3M


Hallo Oli, Hallo Bert

Die Fugue Machine ein überaus spannendes Konzept. Leider bin ich nicht Kunde von Apple. Damit sind spannende rhytmische Überlagerungen möglich. Da ich ja vorwiegend mit der Gitarre als Klangerzeuger arbeite, gefällt mir auch, dass das Ding weitegehd selbstständig arbeit, wenn es erst einmal in Bewegung gesetzt ist. Trotzdem kann man auch eingreifen, das ist mir absolut wichtig, ich will keine vorprogrammierten Playbacks.

Die Fugue Machine kann ich voll und ganz unterschreiben - eine großartige Erfindung!
Ich benutze sie schon eine Weile exakt für dronige, ambiente Sachen, mal melodischer, mal konfuser, aber immer wunderschön.
Schon die interne, sehr simple Klangerzeugung (ein einziges Preset) ist gut brauchbar, weil sie in den unterschiedlichen Lagen sehr unterschiedlich klingt und sehr schön auf externe Effekte reagiert (es gibt ja eine Menge sehr günstige Multieffekte gebraucht zu kaufen - der Zoom Player 2020 kostet selten über 30 Euro!).
Wenn man dann die Spielköpfe auf unterschiedliche MIDI-Kanäle routet (leider geht meines Wissens keine Mischung aus iPad-intern und extern), geht die Sonne dann vollends auf, weil man jede der vier Spuren einzeln auf dem Mixer hat und entsprechend, auch live, eingreifen und regeln kann.
Man kann übrigens die Patterns der Fugue Machine wechseln und ineinander übergehen lassen, indem man ein längeres Pattern programmiert und dann live den Start- und Endpunkt ändert. Hier sind dann auch Tonartwechsel möglich, wenn man geschickt agiert.

Der SOMA Cosmos oder das Hologram Microcosm sind für Drones wie im Eingangspost beschrieben auch sehr gut geeignet, da werden dann bloß die Ergebnisse schneller chaotisch als mit einem simplen Looper.
Einen normalen Looper mit der "Vergessen"-Funktion (die Cosmos auch hat) muss ich unbedingt mal ausprobieren.

Meine generelle Herangehensweise an Drones ist die Nutzung "eigenartiger" Instrumente wie Spielzeug, Einschlafhilfen, Mantraboxen und kleiner Krachsynthezizer von Etsy oder Ebay. Die liegen alle auf dem Mixer, teilweise mit passend nachgeschalteten Effekten, und werden bei Bedarf eingefadet. Je nach Art der geplanten Drone/Performance wähle ich aus meinem Fundus geeignete Instrumente aus. Meistens muss ich dann z. B. um eine ganz bestimmte Phrase aus einer Mantrabox herumplanen, weil die eben in einer bestimmten Tonart ist, aber dieses vermeintliche Hindernis erweist sich oft als Geschenk, wenn plötzlich alles andere langsam angepasst werden kann und irgendwann rundläuft und ganz ungeahnte Klangereignisse entstehen. Manchmal sogar völlig ungeplant erst während der Aufführung: Ein Gerät, das auf elektrischem Körperkontakt basiert (Drawdio), reagierte in der Aufführung plötzlich völlig anders als eingeübt, einfach weil ich vor Aufregung schwitzige Finger hatte - ganz neue Note in der Performance!
Natürlich könnte ich den ganzen Kram auch zu Hause sampeln, passend stimmen und ohne jeden Klangverlust live wiedergeben, aber das würde mir keinen Spaß machen. Ich brauche meinen Streichelzoo von Kleingeräten.

Was mir bei Drones sehr wichtig ist, ist ein langsamer und schlüssiger Aufbau, eine gleitende Aufteilung in unterscheidbare Parts, sodass auch eine Performance von einer Stunde nicht zur Belastungsprobe der Aufmerksamkeit der Zuhörenden wird. Im Grunde ist eine Drone ja auch bloß ein Song, nur eben ein sehr langsamer.
Ich versuche, mit Klängen, Geräuschen, Drones und Melodien (vereinzelt) eine Art Geschichte zu erzählen, zu der im Publikum dann das Kopfkino einsetzt. Manchmal erzählen mir Zuhörer nach der Aufführung "ihren" Film, und das ist dann besonders spannend. In meiner letzten "Geschichte" (die ich schon ein paarmal gepostet habe - sorry!) ging es um Wasser im Zwiespalt zwischen Lebensnotwendigkeit und Lebensgefahr:


Die nächste Geschichte wird sich mit einer örtlichen Höhle befassen, die eine lange und bewegte Geschichte hat: Das "Gertrudenberger Loch" in Osnabrück.
Demnächst auch in einem Lichtspieltheater in Ihrer Nähe...

Schöne Grüße
Bert


Die Idee des Geschichtenerzählens gefällt mir sehr gut. Ich habe vor einiger Zeit mit der MPC One herumprobiert, ob man etwas, das wie ein Fieldrecording klingt langsam zu Musik ordnen und es auch wieder auflösen kann. Jetzt sehe ich, dass du auf einer ähnlichenSpur bist, wenn auch vielleicht mit anderer Herangehensweise. Das gefällt mir gut. Ich habe diese Spur trotz musikalisch vielversprechender erster Versuche aber nicht weiter verfolgt. Der Spaßfaktor beim "spielen" (eher arbeiten) mit der MPC war so gering, dass ich mich nicht gut überwinden konnte, kontinuierlich etwas zu machen. Meine Klampfe habe ich dagegen täglich um den Hals. Und das beste Instrument ist eben das, das auch gespielt wird. Vielleicht sollte ich mich mit einem gleichgesinnten Musiker zusammen tun, der mehr aus der Synthieecke kommt. Aber hier in der Gegend um Rostock ist es schwer Leute für solche Projekte zu finden.

Viele Grüße
Martin
 
Drones sind schon was feines - ich mag das meditative darin.
Ich bin meist in modularen Gefilden unterwegs und hier gibt es ein Menge schöner Drone kompatibler Module.

Hab hier gute Erfahrungen mit Beads und Morphagene gemacht.
Zusammen mit einem guten Reverb (z.B. Starlab, Desmodus Versio) und Delay (ich liebe den Rainmaker) kann man sich in den Soundscapes förmlich verlieren.
Das von @Feinstrom bereits erwähnte Kopfkino...

Gerade Beads hatte mich vor einiger Zeit mit seiner Tiefe überrascht. Hier fand ich u.a. interessant, den im Beads "verbauten" Reverb zu nutzen,
um die granularen Texturen zu verschmieren und anschliessend mit einem weiteren Reverb die nötige Breite zu geben.

Es ist interessant zu beobachten, wie "normale" Menschen - die nur die Charts kennen - auf diese Art von Musik reagieren.
 
Ich experimentiere gerade viel in der Richtung, da ich da zukünftig live hin will, Startpunkt ist dann
oft das Didgeridoo, was sich schon allein als Dronemaschine anbietet, gemischt mit Kehlkopf-Grunzen,
Schichtungen finden sich gerade im Gamechanger Plus Pedal mit angeschlossenem Animal Factory Godeater, im Cosmos, ein Looper kommt noch dazu. Da ist noch viel Lernen von Fußkoordination angesagt…

Ansonsten lassen sich solche Schnipsel wie der Gepostete natürlich mit allem Möglichem bearbeiten,
z.B. gerne mit Clouds und Derivaten, dem Landscape Stereofield, und natürlich PaulXStretch.
 

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  • DroneDidgeKehlkopf.wav
    2,1 MB
Hallo,

eine schöne rauhe Textur hat dein Sample. Das gefällt mir gut. Ein Didgeridoo ist ja ein reines Drone-Instrument.. Die Rolle des Gamechanger Plus spielt bei mir das JHS Hall-Reverb. Das kann eine minutenlange sehr dichte Hallfahne erzeugen, aber eben auch ein normales Reverb sein. In dem Stück, das ich im ersten Post hochgeladen habe, ist es etwas dezenter auch zu hören. Unten ist mal meine Effektkaskade zu sehen.

Ich gehe mit dem Signal in den MXR Dynacomp (man achte auf den rechten Regle ;-). Den habe ich so umgebaut, dass er einen Direct-Out hat. Das komprimierte Signal geht in die oberen Effektkette gibt. Die besteht aus dem MXR-Submachine Fuzz und dahinter mit dem roten Knopf ist ein modifizierter Big Muff Clone dahinter kommt ein ziemlich kompliziertes Overdrive. Es basiert auf dem Catalinbread Dirty Litttle Secret, basiert aber nur.

Der zweite untere Signalpfad besteht aus einem modifizierten Red LLama, das ich mehr als Kompressor, denn als Overdrive nutze, dahinter kommt das Volumenpedal, das auch ein Wahwah sein kann, dahinter das JHS Hall-Reverb. Das kann eine Minutenlange sehr dichte Hallfahne ausspucken. Es macht praktisch, was bei dir das Gamechanger Plus tut. Dahinter kommt noch ein ziemlich eigenes böses Germanium Overdrive, da hast du dann vermutlich das Animal Factory Godeater. Zuletzt kommt dann der Looper.

Die Idee dabei ist, dass der obere Signalpfad nahezu unendliches Sustain durch Kompression und Verzerrung erzeugt, während der untere dafür Zeiteffekte wie Reverbs und Looper benutzt. Dadurch kann ich durch geschicktes Arbeiten mit dem Volumenpedal zwei verschiedene Drones aus einer Quelle -- Baritone Gitarre -- erzeugen.

Ich panne die Signalpfade dann hart links und rechts. Das Stück, das ich im ersten Beitrag hochgeladen hat ist auf diesem Setup gespielt.. Main Pedalboard war auch schon mal viel größer, aber man lernt ja dazu. Einiges von dem Aufbau ist bei Dylan Carlson abgeguckt, der ja auch erstaunlich wenig Effekte benutzt. Anderes durch Erfahrung entstanden.

Viele Grüße
Martin
 

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  • 20220628_230658-01.jpeg
    20220628_230658-01.jpeg
    1,9 MB · Aufrufe: 15
So, der erste längere Live Take von 90 Minuten in Sachen Dröhnen,
hier mal zwei längere Ausschnitte.

Zum Setup:

Das natürlich wichtigste Instrument, das Didgeridoo, allein schon eine Dronemaschine par exellence, ich kann es aber auch als Hall-Verzerrungsraum für meine Stimme
oder alle anderen Geräuschquellen nutzen, ich kann es klopfen, streicheln, kratzen. Dem Instrument gilt hier die größte Aufmerksamkeit in der Kette.

Über ein ATM350a läuft das Signal in ein ART TUBE MP, wo ich schon eine erste Röhrensättigung setzen kann, wenn ich will.

Dann folgt das Gamechanger Audio Plus Pedal, das Wichtigste hier, ich kann bis zu 5 Sounds layern, da werden schon viele Schwebungen und Dichte erzeugt, im
Send / Return liegt das Animal Factory Godeater für zusätzliches Zerstören und Andicken (hier könnte auch mein Simplifier DLX hängen, das würde noch mehr
Variabilität erzeugen, aber die große Stärke, die extrem vielen Einstellungsoptionen und Ein- Aus- und Einschleifwege auf kleinstem Raum sind live für mich nicht
zu bedienen, selbst mit Lesebrille geht das nur aus 20cm Abstand, das wäre also ein Pedal, was ich vorher einstellen müsste und dann die Finger davon lassen...trotzdem
..nimmt ja nicht viel Platz weg)

Am Ende steht das Soma Cosmos, das mir erlaubt, durch vergessendes Looping die Spannungsbögen weiterzuentwickeln. Ich kann einfach wie verrückt ins Horn blasen
oder mich eher auf die gehaltenen Layer im Plus Pedal konzentrieren, das Soma federt das ab. Eine Art Tranquilizer, Tretrazepam und Krankenhausgerüche, so soll es sein.

Überhaupt, das Cosmos, toll. Der für mich wichtigste Aspekt, ich kann das gesamte Gerät komplett mit den Füßen bedienen, alle Drehregler und Fußtasterkombinationen,
sogar den Chickenhead zum Umschalten. Da ich im Sitzen spiele und die Hände für das Didge brauche, für mich fast der wichtigste Aspekt, möglichst viel barfuß bedienen
zu können.

Ein Gamgechanger Bigsby zum Pitchschifting kommt zeitnah noch in die Kette hinter das Plus Pedal, das wars dann. Aufgenommen wird in den Zoom H2n.

Die Pferdefüße:
Für mich ist es wichtig, den Kontakt zu dem, was am Didge geschieht, nicht zu verlieren, das führt dazu, das ich der Aufnahmesituation über einen offenen Kopfhörer
folge, ein geschlossener würde mich zu stark abkapseln, ich höre den Zoom ab. Von daher entspricht das von mir Gehörte nicht der eigentlichen Aufnahme, diese ist
nur ein Teilaspekt, den mir die Kopfhörer vermitteln, ich höre das Didge so natürlich überproportional und dann oft zu kritisch.
Und ich überhöre Dinge, so z.B. in diesem Take die immer mal wieder auftretenden Aussetzer (z.B. bei 6:02 - 6:03 im Pt1). Oder Clipping.
Diese Fehler kann ich schlecht fokussieren, der Verdacht liegt in der Umschaltfunktion der verschiedenen Effekte des Cosmos, kann aber auch woanders in der Kette
lauern, da frage ich im Cosmos Thread nochmal, ob das auffällig ist.


https://soundcloud.com/taylor-park-beauties/der-unerbittliche-mangel-an-illusionsgespenstern-pt1


https://soundcloud.com/taylor-park-beauties/der-unersattliche-mangel-an-illusionsgespenstern-pt2
 
Sehr schön!
Betreffs des Cosmos kann ich nichts sagen, da wechsel ich nie den Effekt, schon gar nicht mid-performance.
Den ART-Amp hatte ich auch mal, der klang mir zu mumpfig - probier doch mal den MIC100 von Behringer (meistens gebraucht um 20-30 Euro), den mag ich lieber, der klingt etwas offener. Dein Track klang allerdings überhaupt nicht mumpfig!

Schöne Grüße
Bert
 
So, der erste längere Live Take von 90 Minuten in Sachen Dröhnen,
hier mal zwei längere Ausschnitte.

Zum Setup:

Das natürlich wichtigste Instrument, das Didgeridoo, allein schon eine Dronemaschine par exellence, ich kann es aber auch als Hall-Verzerrungsraum für meine Stimme
oder alle anderen Geräuschquellen nutzen, ich kann es klopfen, streicheln, kratzen. Dem Instrument gilt hier die größte Aufmerksamkeit in der Kette.

Über ein ATM350a läuft das Signal in ein ART TUBE MP, wo ich schon eine erste Röhrensättigung setzen kann, wenn ich will.

Dann folgt das Gamechanger Audio Plus Pedal, das Wichtigste hier, ich kann bis zu 5 Sounds layern, da werden schon viele Schwebungen und Dichte erzeugt, im
Send / Return liegt das Animal Factory Godeater für zusätzliches Zerstören und Andicken (hier könnte auch mein Simplifier DLX hängen, das würde noch mehr
Variabilität erzeugen, aber die große Stärke, die extrem vielen Einstellungsoptionen und Ein- Aus- und Einschleifwege auf kleinstem Raum sind live für mich nicht
zu bedienen, selbst mit Lesebrille geht das nur aus 20cm Abstand, das wäre also ein Pedal, was ich vorher einstellen müsste und dann die Finger davon lassen...trotzdem
..nimmt ja nicht viel Platz weg)

Am Ende steht das Soma Cosmos, das mir erlaubt, durch vergessendes Looping die Spannungsbögen weiterzuentwickeln. Ich kann einfach wie verrückt ins Horn blasen
oder mich eher auf die gehaltenen Layer im Plus Pedal konzentrieren, das Soma federt das ab. Eine Art Tranquilizer, Tretrazepam und Krankenhausgerüche, so soll es sein.

Überhaupt, das Cosmos, toll. Der für mich wichtigste Aspekt, ich kann das gesamte Gerät komplett mit den Füßen bedienen, alle Drehregler und Fußtasterkombinationen,
sogar den Chickenhead zum Umschalten. Da ich im Sitzen spiele und die Hände für das Didge brauche, für mich fast der wichtigste Aspekt, möglichst viel barfuß bedienen
zu können.

Ein Gamgechanger Bigsby zum Pitchschifting kommt zeitnah noch in die Kette hinter das Plus Pedal, das wars dann. Aufgenommen wird in den Zoom H2n.

Die Pferdefüße:
Für mich ist es wichtig, den Kontakt zu dem, was am Didge geschieht, nicht zu verlieren, das führt dazu, das ich der Aufnahmesituation über einen offenen Kopfhörer
folge, ein geschlossener würde mich zu stark abkapseln, ich höre den Zoom ab. Von daher entspricht das von mir Gehörte nicht der eigentlichen Aufnahme, diese ist
nur ein Teilaspekt, den mir die Kopfhörer vermitteln, ich höre das Didge so natürlich überproportional und dann oft zu kritisch.
Und ich überhöre Dinge, so z.B. in diesem Take die immer mal wieder auftretenden Aussetzer (z.B. bei 6:02 - 6:03 im Pt1). Oder Clipping.
Diese Fehler kann ich schlecht fokussieren, der Verdacht liegt in der Umschaltfunktion der verschiedenen Effekte des Cosmos, kann aber auch woanders in der Kette
lauern, da frage ich im Cosmos Thread nochmal, ob das auffällig ist.


https://soundcloud.com/taylor-park-beauties/der-unerbittliche-mangel-an-illusionsgespenstern-pt1


https://soundcloud.com/taylor-park-beauties/der-unersattliche-mangel-an-illusionsgespenstern-pt2


Hallo


ganz viele deiner Erfahrungen, decken sich mit meinen. Die Bedienung aller Pedale mit den Füßen ist enorm wichtig und zwar aus denselben Gründen, ich will mit beiden Händen an der Gitarre bleiben. Deswegen verzichte ich auch auf diese Ambient-Monster-Pedale mit ihren Knopfwäldern -- z.B. Walrus Slö, OBNE Darkstar, EHX Superego Plus usw.

Auch ich nehme offene Kopfhörer, weil ich die Gitarre noch hören will. Durch die vielen Effekte, verliere ich sonst die Kontrolle über mein Spiel.

An das Simplifier DLX habe ich auch schon mal gedacht und es aus denselben Gründen aber verworfen. Ich verwende in einem Kanal ein leicht modifiziertes Aion Triton:


Das ist nichts weiter als ein Catalinbread Dirty Little Secret Mk III. Das Pedal emuliert Amps die einem 7ender Bassman ähneln. Der Vorteil ist das eingebaute 6dB Passivfilter in dem Overdrive. Es ist dasselbe Filter wie bei der Proco Rat.. Es erlaubt die Höhen in etwa so zu beschneiden, wie es ein Speaker tun würde. Wenn man den Bass des EQs etwas reindreht, braucht man keinen Amp mehr. Auf den anderen Kanal setze ich ein germanium-Drive ein, das ein ebenfalls ziemlich modifizierter EQD Crimson Drive MK2 ist. Der hat auch dieses Filter am Ende. Eine Proco Rat habe ich auch da, mit dem Ruez Mod ist sie auch nicht so mittenlastig, aber die Verzerrungstextur ist mir, hmmm schwer zu sagen, zu fein trifft es vielleicht.

Pitchshifting ist für mich an der Gitarre nicht das riesen Theme, das ist ja sozusagen eingebaut. Das Gamechanger Audio Plus ist für mich interessanter, weil die Gitarre von alleine ja kein endless Sustain bietet. Ich hatte mal das Superego+ bin damit aber nicht warm geworden. Ich arbeite im Moment mehr mit Loopern und Reverbs.

Danke auch für die beiden Soundfiles. da sind wunderbare Passagen dabei. Ich mache die Tage auch noch mal welche, nach dem Looper Tricks, schreibe ich mal eine kleine Einführung in Reverb-Tricks.

Viele Grüße und nochmals Danke.
Martin
 
Danke auch Dir.
Für den ersten Livetest in dieser Konstellation bin ich ganz zufrieden und werde mich erstmal
weiter einarbeiten.
Gestern habe ich nochmal die Modular-Aufnahmen der letzten zwei Monate durchgehört,
auch da ist Dröhnendes dabei, was ich dann ggf. hier posten werde.
 
Hallo,

ich habe oft an diesen Thread gedacht, aber nur ganz selten Zeit, etwas zu posten und außerdem ist alle Monate mal ein richtig feiner Beitrag besser als Blabla. Los geht's.

Also beim letzten Mal, habe ich Looper-Tricks vorgestellt, heute ist mal reverb dran.

Es gibt ja spezielle Reverbs für Drones, wie das Slö oder Fathom von Walrus, oder Darkstar, Procession und Sunlight von Old Blood Noise Endeavors. Einige hatte ich davon auch, habe sie aber wieder verkauft. Was mich an denen störte, ist dass sie eigentlich keine Reverbs sind, sondern eine Synthfläche erzeugen, die zwar mit der Tonhöhe der Gitarre korrespondiert, aber mit dem Klang der Gitarre nichts viel zu tun hatte. Oder anders gesagt, sie klangen immer gleich, egal ob ich eine Gitarre, eine Orgel oder irgend etwas anderes als Signalquelle verwendete. Wenn ich eine immer gleich klingende Synthfläche will, dann nehme ich einen Synth

Dann hat Ryan von meinem Lieblingsgearchannel (60 Cycle Hum) das JHS Hall Reverb aus deren Budget Serie vorgestellt und dabei entdeckt, dass es mehrere Minuten lange Decays erzeugen kann. Ich habe mir das gekauft und es ist einfach großartig und zwar nicht nur, weil es anders kingt, je nach Signalquelle und nicht nur, weil das Decay wirklich mehrere Minuten dauert. Es hat mit 70mA auch einen überschaubaren Stromverbrauch, aber die allerbeste Funktion kommt jetzt:

Es hat einen Dampen-Regler. Der Name ist etwas irreführend. Dieser Regler stellt eine Freuqenz ein, die aus der Hallfahne herausgefiltert wird. Auf Linksanschlag wird nichts gedämpft, auf Rechtsanschlag alle Freaquenzen und in der Mitte nur die Bässe. Was man damit anstellen kann, habe ich in Soundclip unten an diesen Beitrag geheftet. Er dient nicht so sehr als Musik sondern als Beispiel und ich will mal erklären, was da passiert:

Zunächst mal, zum Signalpfad, den ich hatte: Gitarre->Volumenpedal->Looper->!!!JHS Hall Reverb!!!->analog Detay->Overdrive

0. Analog Delay und Overdrive könnt Ihr euch wegdenken, die sind nur Zuckerguss. Statt eines Loopers könntet Ihr auch selbst etwas spielen oder eine Sequenz aus einem Synth nehmen. Statt des Volumenpedals genügt auch der Lautstärkeregler der Gitarre oder des Synth. Eigentlich braucht man also nur dieses Reverb.

1. Die Audiodatei beginnt mit der kleinen Loop. Die Loop ist gar nichts Besonderes und dient nur den Demonstration. Wichtig ist, dass sie aus recht hohen Tönen besteht. Das JHS Hall Reverb ist dabei aktiv, Verb (Mix) is auf 12 Uhr (Dry/Wet=50/50) und das Decay ist auf Maximum. Dampen ist auch auf Maximum (Rechtsanschlag), das bedeutet alle Frequenzen der Hallfahne werden komplett weggedämpft, die Hallfahne ist darum nicht zu hören, auch wenn das Reverb aktiv ist.

2. Ab ca Sekunde 12 drehe ich Dampen langsam nach links. Dampen ist aber eigentlich kein Dämpfungsregler, sondern ein Cutoff-Regler, der die Frequenz des Dämpfungsgliedes bestimmt. Dadurch gelangen nach und nach je nach Reglerstellung zuerst die tiefen Frequenzen, dann die Mitten und schließlich zu den Höhen immer ins Reverb rein.
Die kleine Loop wird durch das Reverb jetzt nach und nach zu einer Drone verschmiert.

3. Ab ca Sekunde 30 spiele ich einen tiefen Ton auf der Gitarre, den ich mit dem Volumenpedal langsam in das Reverb lasse. Die Loop und die der Tiefe Ton verschwimmen zu einer Drone. Klar, das kennt man. Ein schöner reverb-Trick, aber das können andere Reverbs aber auch.

5. Aber jetzt kommt der Pfiff. Ab Sekunde 45 drehe ich Dampen am Hall Reverb wieder etwas weiter nach links und zwar so weit, dass die tiefen Töne von der Gitarre weiter als Drone verschmiert werden, die hohen Töne werden aber aus der Hallfahne rausgedämpft (ca 3 Uhr). Das heißt, die klingelige Loop geht nicht ins Reverb, die tiefen Basstöne aber schon. Die tiefen Töne werden dadurch zu einer Drone verschmiert, die hohen Töne der Loop bleiben rythmisch klar erkennbar. Es ist wie ein Overdub, aber nur mit einem Kanal und in Mono.

6. Ab Sekunde 60 fange ich an, ein wenig mit dem Analogen Delay zu spielen, das hinter dem Hall Reverb geschaltet ist. Das ist wie gesagt aber schon gar nicht mehr wichtig und dient nur dazu, die Loop Interessant zu machen. Wichtiger ist, ich ispiele spiele immer mal wieder wieder einen tiefen Ton für die begleitende Drone, die sich dadurch immer weiter entwickelt, während die kleine Loop unbeirrt weiter klingelt und durch das analoge Delay hüpft.

7. Ganz zum Schluss drehe ich Dampen dann wieder auf rechts, so dass die Drone wieder rausgefiltert wird und ganz wie am Anfang nur die trockene Loop übrig bleibt. Das Ganze ist jetzt keine großartige Komposition, aber es zeigt, was mit einem so simplen Patch, der genau genommen nur ein Reverb braucht, machbar ist.


Was lernen wir daraus?

A: Ein clever designtes Reverb reicht schon, um eine vielschichtige Drone mit Pseudooverdubs selbst in einem ganz simplen Monosetup zu erzeugen. Nimmt man noch einen weiteren kleinen Effekt wie ein Delay hinzu, dann werden die Möglichkeiten unendlich.

B: Das JHS Hall Reverb ist mit nur drei kleinen Reglern ein ziemlich ausgefuchstes Ding und dazu sehr günstig.

Viele Grüße
Martin
 

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  • reverb_trick.mp3
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Zuletzt bearbeitet:
Hallo Zusammen,

ich habe die Tage was Schönes auf Basis der Lyra-8 gebaut:
Lyra => Moogerfooger LPF => Polara Reverb

Dabei das Ausgangssignal des Filters gesplittet und via Bode Frequency Shifter zurück in die Lyra.

Den Bode und die Cutoff des Filters über MI Marbles moduliert. Zusätzlich ein langsamer LFO auf Cutoff und die Resonanz über den Envelope-Follower des Filters moduliert.

Durch manuelles Mischen der Modulationsquellen, Steuerung des Bode und der Stärke des Feedback aus dem Filter in die Lyra ist das auch sehr gut spielbar.

Leider habe ich nicht rechtzeitig ein präsentables Stück erstellen können, sonst hätte ich vielleicht an der "Fremde Planeten"-Battle teilgenommen. Hat ein bisschen was von "Solaris"...

Gruß, Randulph
 
.... In meiner letzten "Geschichte" (die ich schon ein paarmal gepostet habe - sorry!) ging es um Wasser im Zwiespalt zwischen Lebensnotwendigkeit und Lebensgefahr:


OT, aber sehr geile Performance, keine Ahnung, warum ich deinen Arbeiten bisher keine Aufmerksamkeit schenken konnte. Dieses Stück hat mich eines Besseren belehrt.
 


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