Duplex Piano

Pete1

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Zitate aus Duplex Piano: Das doppelte Klangwunder

War mir komplett neu und find es sehr spannend, was schon so alles ausprobiert wurde.

Das doppelte Klangwunder

Ein großartiges Instrument, der Duplex-Flügel des Komponisten und Erfinders Emánuel Moór, wird wiederentdeckt.

Völlig neu war die Idee nicht, einen Flügel mit zwei Manualen zu bauen. Auch Franz Liszt und Ferruccio Busoni hatten darüber schon nachgedacht. Emánuel Moór hatte dann noch einen entscheidenden Einfall mehr: Die zweite Klaviatur sollte nicht einfach nur helfen, Tonsprünge abzukürzen, die auf dem normalen Klavier große Virtuosität erfordern. Zusätzlich sollte der Pianist über ein Pedal die Töne koppeln können – sodass bei einem Tastendruck gleich zwei Töne erklingen: der angeschlagene Ton und noch einmal der gleiche, eine Oktave höher. Wer auf einem konventionellen Klavier fünf Tasten drückt, hört fünf Töne. Hier sind es zehn.

Der Duplex-Flügel, so nannte ihn sein Erfinder, sollte das Klavier der Zukunft werden, ein ideales Instrument für die Werke Bachs, zumindest nach den Kriterien der Romantik. Maurice Ravel sagte über das Instrument, zum ersten Mal klängen seine Werke jetzt so, wie er sie sich immer vorgestellt habe. Der Cellist Pablo Casals hielt seinen Erfinder für ein Genie. Die Mechanik ist kompliziert, der Trick aber einfach: Das Kopplungspedal fächert jede Harmonie zu doppelter Größe auf, dadurch klingt der Flügel wie ein Orchester – in der tiefen Lage tönen auf einmal die Kontrabässe durch, in der hohen Lage die Piccolo-Flöte. Oder, ein bisschen weniger romantisch formuliert: Man kann alleine vierhändig spielen.

Warum der Duplex-Flügel nach dem Tod seines Erfinders in Vergessenheit geriet? Mag sein, dass der fehlende Spielkomfort dazu beitrug. Bei gedrücktem Kopplungspedal muss jede Taste zwei Hämmerchen und eine komplexe Mechanik bewegen, das wird nicht nur bei mehrsätzigen Werken anstrengend. Mag auch sein, dass die Erfindung in den 1920ern ein paar Jahrzehnte zu spät kam. Nicht unwesentlich war wohl auch der Umstand, dass Moór Jude war, anderthalb Jahre nach seinem Tod begann der Nationalsozialismus.

Auf den ersten Blick: ein normaler Konzertflügel, nur eben mit 164 Tasten – 88 auf dem unteren Manual, 76 auf dem oberen. Koppeln lässt sich nur die untere Klaviatur, das erlaubt interessante klangliche Varianten: Spielt man die Melodiestimme unten und die Begleitung oben, wird nur die Melodie geboostert, oder umgekehrt. Spielt man mit beiden Händen unten, muss man die Töne mitdenken, die das Klavier hinzufügt – bestehende Werke bedürfen einer Bearbeitung, Kompositionen eigens für das Instrument gibt es, außer von Moór selbst, keine.
 
Davon höre ich auch zum ersten Mal. Würde ich gerne mal ausprobieren.
Die Frage ist halt, ob der musikalische Gewinn den hohen Aufwand rechtfertigt.

Und ob eventuell das Verhalten der unteren 88er Tastatur vielleicht doch unter dem komplexen Aufbau leidet. Soll heißen: Kann das Ding bei abgeschalteter Oktavkoppelung noch einen herkömmlichen Flügel ersetzen?
 


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