Volker Müller † vom WDR Studio für Elektronische Musik - Die Folgen und Kondolenz

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Habe gerade im WDR 3 erfahren, dass Herr "Volker Müller" leider verstorben ist.
-Sehr schade! Netter und sympathischer Mann...
R.I.P.
Oufff... das ist traurig. Hatte einmal das Vergnügen mit ihm zu telefonieren. Ein sehr netter Mensch mit viel Wissen.
Schade.. das heißt dann jetzt wohl aber auch das es jetzt mit dem "alten analog Kram" bei WDR den Bach runter geht.
Ich hatte immer das Gefühl Volker Müller war da noch eine Instanz die sich dafür eingesetzt hat das Studio in welcher Form auch immer zu erhalten.
 
Ich habe ihn während der Führung als überaus herzlichen und freundlichen Menschen kennenlernen dürfen.

Vermutlich ist das Studio nun auch RIP?
 
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R.I.P.
War immer schön bei ihm.
 
Oh ja, sehr traurig. Ich habe ihn zwar nur einmal getroffen (beim Besuch des Studios), aber er ist mir als sehr angenehm in Erinnerung geblieben.
Hoffentlich hat das Studio in irgendeiner halbwegs sinnvollen Form noch eine Zukunft!

Schöne Grüße,
Bert
 
Bin froh dieses Studio mehrmals besichtigen zu dürfen und interessante Dinge gut erzählt bekommen zu haben. Dankeschön! Jetzt bleiben nur noch die kleinen Videöchen, die wir so gemacht haben. https://www.sequencer.de/synthesize...dio-fuer-elektronische-musik-zieht-um.124324/

Ich vermute schwer, dass mit der guten Seele das Studio damit dann leider auch von niemandem mehr kuratiert werden wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das ist sehr traurig. Herr Müller war ein sehr engagierter Mensch, der über Jahre hinweg in seiner Freizeit ausgesuchten Besuchern das Studio für Elektronische Musik aus technischer Sicht näherbrachte. Herr Müller war Diplomingenieur und für die Technik im Studio zuständig.

In der Regel erhielt ein Komponist einen Auftrag vom WDR, eine elektronische Komposition dort zu realisieren, so nennt man das. Der Komponist, der nichts von allem verstand, was sich dort befand und wie man damit umgeht bzw. umgehen könnte auf der einen Seite und dem Techniker, hier Herr Müller, auf der anderen Seite, zuständig für rein technische Aufgaben, dazwischen gab es den Assistenten, der als Vermittler zwischen Komponist und Technik fungierte. David Johnson war das in Personalunion und Insider behaupten, er habe Hymnen von Stockhausen letztendlich "gemacht".

Ich habe Herrn Müller im September 1971 bei einer Konzertreihe im Rohbau des Römisch-Germanischen Museums neben dem Dom kennengelernt, später dann regelmäßig das Studio und somit ihn auch besucht und mein Studium vernachlässigt. Er war immer freundlich und hilfsbereit, später kaufte er im Auftrag des WDR eine große Anzahl von Gerätschaften bei mir ein, die befinden sich noch heute im ausgelagerten Studio.

Die bahnbrechenden Kompositionen wurden allerdings vor seinen Zeit dort realisiert, Herr Müller war ja erst ab Herbst 1971 als Toningenieur tätig. Ich hätte mir gewünscht, dass er noch mehr auf die Kompositions- und Realisationsweisen vor 1971 eingegangen wäre, Bücher von Stockhausen dazu befinden sich im Regal hinter dem runden Tisch. So kam es leider dazu, dass bei den wenigen Erklärungen sich einige sachliche Fehler einschlichen, er sah sich näher am Tontrickstudio mit Heinz Schütz, dessen Arbeitsweise er versuche nachzubilden, was natürlich mit der Musik aus dem Studio für Elektronische Musik nichts zu tun hatte.

Mir kamen bei den 9 Besuchen immer die Sicht und Arbeitsweise der Komponisten vor 1971 zu kurz, technische Tonbandspielereien schienen bei den Besuchern jedoch einen großen Reiz auszuüben, von daher wurden Chancen zur musikalischen Wissensvermittlung vertan. Gefallen hat es den Besuchern auf jeden Fall, was man hier und da nachlesen kann.

Es war eine schöne gemeinsame Zeit und ich bin stolz, daran teilgenommen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und ich bin froh, wenigstens einmal da gewesen zu sein!

Dirk, wie siehst du die Chancen, dass das Studio in irgendeiner sinnvollen Form weitergeführt werden könnte, und vor allem, wie das getan werden könnte?
Vor allem: Könnte das Studio wieder zum Leben erweckt werden, also nicht nur wie bisher als quasi-museale Bildungsstätte, sondern wieder als Ort der Entstehung von Elektronischer Musik?

Wäre es eine Chance für die Zukunft oder eine Verwässerung des Grundgedankens, das Studio auch für interessierte Musiker anderer, weniger akademischer Musikrichtungen zu öffnen?
Als wirklich lebendiger Ort für Aufnahmen, Konzerte, Workshops, Begegnung, Pädagogik und anderes?

Ohne ein Konzept (und Finanzierung) zur Weiterführung und geeignete und enthusiastische Leute dahinter sehe ich das Inventar entweder auf Ebay oder auf dem Recyclinghof. Schlimme Vorstellung.
Allein in meinem direkten Bekanntenkreis wüsste ich mindestens 3-4 Menschen, die für dieses Werk (das ist kein Job!) geeignet und ggf. zu motivieren wären, und auch ich selbst wäre sehr gerne bereit, im Rahmen meiner Möglichkeiten am Erhalt und der Fortführung mitzuarbeiten.
Vielleicht ist das ein ganz und gar naiver Gedanke, und vielleicht ist der Verfall des Studios ja sogar mit dem Tod der bisherigen Stützen unausweichlich oder gar im Sinne der ehemals Beteiligten, das weiß ich nicht. Ich fänd's allerdings schade...

Schöne Grüße,
Bert
 
Voraussetzung sind ein Musikwissenschaftler, ein Toningenieur und ein Servicetechniker. Das sind alles gut bezahlte Berufe in Festeinstellung mit Sozialversicherung, Krankenversicherung und Rentenanspruch. Ich glaube nicht, dass sich eine Institution, die die Unterbringung und den Erhalt über Jahrzehnte bereit ist zu finanzieren, sich darauf einlassen wird, engagierte Amateure ohne entsprechendes Fachwissen als maßgebliche Verantwortliche einzustellen. Wäre aus meiner Sicht fatal.

Das Inventar ist, wenn man das einmal drastisch formuliert, lediglich totes Inventar, bis auf das Mischpult Standard aus der Messtechnik oder dem Tonstudiobetrieb. Das Ineinanderwirken mit den Ergebnissen ist letztendlich das Interessante, wurde von Herr Müller aber so gut wie nie dargestellt. Ein Musikwissenschaftler könnte das vor dem historischen Hintergrund tatsächlich in eine Museum mit interaktiven Bildschirmen gestalten, wo, wie in Museen üblich, das jeweilige Gerät kurz skizziert und an Hand von Ausschnitten aus der Musik deren Einsatz gezeigt wird. Das kann man als Projekt in der Kölner Musikhochschule in Auftrag geben. Aber alles ist für die Katz, wenn lediglich die Technik im Vordergrund steht. Wo kann man außer bei seltenen Aufführungen denn die Kompositionen so hören, wie diese vom Komponisten "erdacht" worden waren. Fragezeichen oder Ausrrufezeichen. Alles das ist nur sinnvoll mit einem für die Aufführung gestalteten Raum mit mehrkanaliger Wiedergabe in höchster Klanggüte. Regelmäßige Aufführungen mit fachlicher Einführung, ganz so wie es auch bei Ausstellungsführungen üblich ist, sind da der richtige Weg. Alles andere ist aus meiner Sicht Kappes.
 
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Ich stimme @Dirk Matten hier uneingeschränkt zu:
Die Erwartungshaltung, dieses Tonstudio zu betreiben, und dabei andere Ergebnisse zu erwarten, als die Ergebnisse aus aktuell betriebenen Tonstudios, klingt naiv. Denn sicherlich ist die Technik nicht das Alleinstellungsmerkmal dieses Studios gewesen. Die enge Verzahnung von Technik, kompositorischer Praxis und Aufführungspraxis ist doch gerade das, wo es spannend wird (oder wurde). Und wenn wir den Blick dann auf die Einrichtungen richten, in denen aktuell noch an/mit dieser Verzahnung gearbeitet wird (z. B. ZKM, IRCAM), wird schnell klar, dass sich die Technik an diesen Orten massiv weiterentwickelt hat. Also muss doch der Ansatz für den Erhalt dieser Einrichtung sogar noch über den ursprünglichen Ansatz hinaus gehen, eben weil die Ausstattung historisch ist.
Da ein gutes Konzept zu entwickelt, dass auch noch tragfähig ist, stelle ich mir zumindest anspruchsvoll vor.

Macht man das nicht konsequent, d.h. eröffnet man also einfach ein Tonstudio mit alten Geräten, bekommt man als Ergebnis das, was zu erwarten ist: Irgendwelches Gedudel mit vintage-Charme, am Besten noch um des Gedudels Willen... Während die Spannende Musik woanders stattfindet. Bevor es soweit kommt, wäre man mit einem Technikmuseum besser dran - nur gucken, aber nicht anfassen. Aber wenigstens hat man dann nicht den Bock zum Gärtner gemacht (bzw. die Technik zur Kunst erhoben).
 
Dass man Elektronische Musik vor 1971 nicht studieren konnte, so wie es Herr Müller vorträgt, ist mir neu. Ich ging bisher immer davon aus, dass dieses Studienfach an der Kölner Musikhochschule angeboten wurde.
 
Sehr traurig, dass Volker Müller verstorben ist!

Ich denke gerne an die Besuche im "ausgelagerten" Studio für Elektronische Musik und an die Erzählungen und Erläuterungen von Herrn Müller zurück. Auch wenn vieles eher technik-orientiert war, ich nenne da mal beispielhaft seine Band-Spielereien, denke ich auch an die Musik diverser Komponisten zurück, die Herr Müller uns auf der 12-Kanal-Wiedergabe präsentierte, und die meinen musikalischen Horizont erweitert hat.

Man soll auch die Arbeit von Herrn Müller nicht vergessen, die im Studio auf Band erstellten musikalischen Werke zu digitalisieren.

Danke auch an Dirk, dass er damals die Besuche initiiert hatte: für viele Besucher eine Bereicherung.

Sorge mache ich mir nun ernsthaft um die Zukunft des Studios: mit dem Tod von Volker Müller ist sehr viel Wissen über das Studio, die Technik und auch die erstellte Musik verloren gegangen und ich glaube kaum, dass der WDR proaktiv dafür gesorgt hat, dass dieses Wissen konserviert oder an einen möglichen Nachfolger weitergegeben wird. Somit fürchte ich, dass das bald alles Geschichte ist und die Hart- und Weichwaren des Studios entweder unter der Hand oder über die Resterampe verramscht werden. Sehr bedauerlich.
 
@Moogulator:
Könnt Ihr den Tod von Volker Müller nicht in einen eigenen Thread verschieben? Herr Müller hätte es verdient, auch wenn er natürlich fest mit dem Studio für Elektronische Musik des WDR verbunden ist.
 
R.I.P.
leider weiß der WDR nicht was er da für einen schatz hat.
man ist an seichter unterhaltung und tatort wiederholung interressiert.
Der WDR ist lt. Staatsvetrag ausschließlich dazu da, Programme zu erstellen, der Betrieb eines Museums fällt nicht darunter. Eine Produktion in diesem Studio ist nicht mehr zeitgemäß und dazu noch Kosten verursachend, die der Gebührenzahler entrichten muss. Also Museum oder Überführung in einen Lehrbetrieb.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau das ist das Problem - Der WDR darf die Sachen weder verkaufen noch verschenken oder "weitergeben", deshalb wird vermutlich ein Keller als Lager dienen und alles abgebaut, später vergessen und unter irgendwelchen Leuten irgendwann verteilt, - eher nicht offiziell sondern einfach so - ohne Schuld des WDR als solchem. Es ist nicht vorgesehen, sowas zu machen. Es bleibt sehr schade, aber ich sehe da keine große Chance - die wurde ja ergriffen "Haus Mödrath" wurde ja in diesem oder anderen Thread erwähnt und das hat nicht geklappt seitens des WDR. Das aktuelle Programm und Museum ist verschieden, wenn die für X Euro ein Volksmusik oder Fußballmuseum aufbauen würden, würden einige Stellen sicher mit Recht Stopppppp rufen.

Kann leider Dirk's Post nur unterstreichen - realistisch ist ein Versanden und danach nichts mehr. Die Wissenden sind jetzt schon sehr sehr wenige und die die sich drum kümmern könnten auch. Das kann man halt nicht von irgendwelchen Nerds machen lassen wäre ja nur die andere Seite - aber so etwas stand ja auch nicht zur Debatte. Also für Leute, die "gucken gehen".
 

Stephen
Die Kommentare sind inhaltlich zum Teil völlig daneben, ganz zu schweigen von der unsäglichen Hörspielmusik und der vocodierten Sprache.
 
Die Kommentare sind inhaltlich zum Teil völlig daneben, ganz zu schweigen von der unsäglichen Hörspielmusik und der vocodierten Sprache.

Dazu maße ich mir kein Urteil an, da ich mir angeführtes Hörspiel mangels Zeit und Interesse nicht angehört habe.

Es war lediglich eine der wenigen Meldungen zum Ableben von Herrn Müller, den ich sehr engagiert und "auf Augenhöhe" in Erinnerung habe.

Schade, daß mit ihm sein gesamtes Wissen -- egal, wie lückenhaft das nun gewesen sein mag -- gegangen ist und er es nirgends schriftlich fixiert hat.

Stephen
 
Es gibt auf vielen Ebenen Wissen, so das technische, das Hintergründige zur Realisation der Stücke und das simple anhören und das konnte VM gut vermitteln. Es mag nicht alles im akademischen Sinne perfekt sein - aber es ist bereits ein Wert ansich, die Arbeit in so einem "Trickstudio" und die Mittel dazu zu kennen, sogar selbst wenn nicht alle Aspekte der dort wirkenden Künstler darin zu finden sind. Weil es auch einen Wert hat, diese Arbeitswesen zu vermitteln und zu kennen, wie sie damals gelöst wurden - wie umständlich etwas war sogar auch ……

Das hat alles durchaus genug Gewicht um da zu sein.
 
Ja, das technische Wissen meint er wohl.

Natürlich ist das, was vom Studio noch übrig ist, nur Technik und tot.
Aber auch diese Technik, zusammen mit dem Bewusstsein, wer damit damals etwas geschaffen hat, und möglicherweise auch warum, ist doch geeignet, andere Musiker zu inspirieren, damit (aber nicht NUR damit) etwas Neues zu schaffen.
Aber wenn andere Komponisten eh nur Scharlatane sind und andere Musik nur Gedudel, wenn das Ansinnen des Betriebs eines solchen Studios anders als durch hochbezahlte "Fachleute" nur von amateurhafter Naivität geprägt ist, und wenn das Ganze wegen Staatsvertrag und Beamtentum eh gar nicht geht - wenn DAS wirklich die Geisteshaltung von Stockhausen sein sollte (zwischen Elfenbeinturm und Nihilismus), dann ist es vielleicht sogar besser, wenn die Sache nicht weiter verfolgt wird und das ganze Geraffel der stofflichen Wiederverwertung zugeführt wird.
Das glaube ich zwar nicht, aber ich bin ja auch naiv...

Schöne Grüße,
Bert
 
Ich hab ein paar Videos gesehen und ich fand seine fast schon kindliche Faszination beeindruckend, er erklärte etwas und freute sich dabei immer riesig. Sehr sympathisch, ich hätte ihn gerne mal live erlebt.

R.I.P.
 
Alles kein Hexenwerk und wer das Studio einmal besucht und seinen Ausführungen zugehört hat, hat das kapiert, wenn er das nicht schon durch Beschäftigung mit dem Thema vorher wusste. Daher ist dieses "Wissen" nicht verloren und darf bei Interssierten als Allgemeingut eingeschätzt werden.
Wie lege ich ein Tonband auf den Bandteller, wie führe ich das Signal vom Wiedergabekopf auf den Aufnahmekopf zurück, wie schaffe ich es, beim Schnelldurchlauf des Bandes, etwas zu hören, was ist eine Bandschleife, was ist ein Geld- und Klebeband, wie hören sich "Kontakte" und "Hymnen" von Stockhausen an, was ist eine mehrkanalige Wiedergabe über Lautsprecher, was ist ein Schieberegler für die Lautstärke, was ist ein Impuls und wie hört sich dieser an, wenn man ihn auf Tonband aufnimmt und dieses bescheunigt? Wie weit unten muss man also noch anfangen, um hier von "Wissen" zu sprechen. Bei einer Frage eines Freundes, wie Komponisten in der Zeit vor seiner Tätigkeit gedacht, komponiert und dieses realisiert hatten, blockte er abrupt die Frage und antwortete, er sei ledigich Toningenieur. Ich habe mich geschämt.
 


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