Kellerfund Roland TR-606 mit defekten Hihats

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4nimalMother

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Hey Leute,

ich hab im Keller eine alte TR-606 gefunden die wohl die letzten Jahre da unbemerkt verbracht hat.
Das unglückliche an der Sache ist dass natürlich die Batterien drin waren und über die Jahre natürlich ausgelaufen sind.

Nachdem ich das gute Stück aufgeschraubt und gesäubert habe bekam ichs dann auch mit nem Netzteil meiner Roland Duo-Capture Fx Soundkarte, tatsächlich zum laufen.

Alles funktioniert noch 1A....

...bis auf die Hihats. Sowohl CY, CH und OH sind nich zu hören. Nur ein leises Klackern bei voller Lautstärke.
Die vermutung liegt nahe dass wohl irgend nen Wiederstand oder Kondensator hinüber ist.

Vielleicht hat ja jemand hier schon die gleiche Erfahrung gemacht und könnte mir vielleicht sagen welches Bauteil da jetzt hinüber ist <3
Ohne Schaltplan versuch icchs erstmal mit fragen bevor ich mich mit Messgerät durch das innenleben wühle. Da meine elektroniker Ausbildung auch schon 15 Jahre her ist sind meine Fehlersuch-Skills nun auch ein wenig eingerostet :D

MFG E.
 
Kann ich bei Euch einziehen? Vielleicht finde ich auch noch was Interessantes im Keller.

Ansonsten: Erst Schaltplan, dann Lötkolben.

Stephen
 
Du kannst gerne den Keller aufräumen :D
Den Schaltplan hab ich ja auch schon mal hier gefunden :)
 
4nimalMother schrieb:
Das unglückliche an der Sache ist dass natürlich die Batterien drin waren und über die Jahre natürlich ausgelaufen sind.

De Facto ist das ein Totalschaden.
Die Batterie-Reste sind nicht raus zu bekommen.
Du könntest versuchen, die auf Ebay zu verkloppen. "Kleiner defekt, vom Elektroniker sicher leicht zu reparieren".
Das wäre allerdings Betrug. (Du kennst jetzt den realen Schaden, den Käufer nicht darauf hinzuweisen ist arglistig. )


Die Lauge frisst das Kupfer (Leiterbahnen, aber auch in Bauteilen) weg. Genauer: es wird in nicht leitenden Kupfersalze umgewandelt. Da das Salz (=Batterie-Lauge in fest) hygroskopisch ist, also Wasser aus der Luft zieht, breitet sich das Jahrelang und immer weiter aus.
Die Kupfer-Salze sind allerdings unlöslich, die lassen sich nur mechanisch entfernen. Daher ist das nicht zu reinigen.

Als erstes ist eine mechanische Reinigung fällig. Dazu muss man die Bauteile in den am schlimmsten betroffenen Bereichen auslöten. Dann mit Bürste/Stahlwolle(...) putzen, Bohrlöcher mit Bohrer freiprokeln, da versteckt sich einiges an Batterie-Suppe.
Jetzt fehlen da noch ein paar mehr Leiterbahnen als vorher. Außerdem sollte man die ausgelöteten Teile eher nicht weiter verwenden, zumindest die nicht, die sich ersetzten lassen.
...
 
Bei der 606 ist das Batteriefach glücklicherweise so positioniert, dass bei Batterieauslauf die Platine meist nicht zu Schaden kommt (vorausgesetzt die 606 lag nicht falsch herum oder gar auf der Rückseite). Die Batteriekontakte und vor allem die Feder sind dann meist heftig angegangen.
 
Danke Nordcore für die ausführliche Erklärung in Chemie :D

Und nein es ist kein Totalschaden weil die Platine nichts abbekommen hat. Und sie funktioniert ja also wieso sollte ich sie als elektroniker bei Ebay zum sparpreis verhöckern? :D That makes no sense.

Und allen anschein nach habe ich den Fehler sogar entdeckt nachdem ich den Schaltplan logisch abgesucht habe. Ein Transistor der die Noise verstärkt scheint durchgebrannt zu sein. Mal sehen wo ich den auftreiben kann und ob es dann Schlussendlich auch der Fehler war :)
 
Ähm .. wenn CY auch nicht geht, dann kann es Q37 nicht sein.

Nimm mal einen Mixereingang und schließ den an der C96 Seite von R211 an.
Da solltest du den "Grundsound" (metallisches Noise) für die HH haben.
(Mit ziemlichem Pegel, also vorsichtig mit dem Gain anfangen...)

Denn eigentlich kann nur IC16 kein Signal mehr liefern - sonst haben CY und HH nämlich keinen gemeinsamen Anteil.
 
Ich kenne das Innenleben der 606 nicht, aber könnte es vielleicht sein, daß eine Reihe Trimmer für die Rauschpegel der einzelnen Instrumente zuständig ist und da nur etwas nachkalibriert werden muß?

So ist es zumindest bei der 808.

Stephen
 
Darf ich mal generell davon abraten, an Trimmern zu drehen, wenn ein Gerät defekt ist?

Das macht die Reparatur m.E. nur teurer und aufwendiger. Ich habe bisher noch keine alten Geräte gehabt, an denen ernsthaft was nachzutrimmen war.
Wirklich *einzige* Ausnahme ist die Stimmung, die man hin und wieder *etwas* nachdrehen muss. Und das ist sehr viel einfacher, wenn da vorher kein Noob alles sinnlos verstellt hat, sondern man wirklich nur *etwas* nachstimmen muss. )

Hier gibt es zum Glück keine Trimmer, OH/CH/CY um die es geht, benutzen auch gar kein Rausch-Signal, sondern einen Rechteck-Oszillator-Mix aus 6 disharmonischen Frequenzen. Der Rauschgenerator (mit einem Pegel-Trimmer) wird bei der 606 (nur) für Snare und Tom gebraucht.
 
nordcore schrieb:
[...] Ich habe bisher noch keine alten Geräte gehabt, an denen ernsthaft was nachzutrimmen war. [...]

Komisch, mußte bei meiner 808 gemacht werden, weil der Rauschpegel für Snare und Claps nicht paßte und beide Instrumente britzelten.

Aber was weiß ich schon.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Aber was weiß ich schon.

Nun, in diesem Fall weißt du, wie man nicht alle Reparaturen sinnlos teurer macht, sondern nur etwa 95%. Weil manchmal könnte man ja doch Glück haben ...

Die Quote lässt sich verbessern, wenn man zumindest den kausalen Zusammenhang zum Fehler überprüft.
Hier hat die betroffene CY/OH/CH Sektion keinen einzigen Trimmer, von daher ist verstellen des Abgleichs garantiert sinnlos.
 
nordcore schrieb:
ppg360 schrieb:
Aber was weiß ich schon.

Nun, in diesem Fall weißt du, wie man nicht alle Reparaturen sinnlos teurer macht, sondern nur etwa 95%. Weil manchmal könnte man ja doch Glück haben ...

Könnte es sein, daß diese Reparatur durch eine in Berlin ansässige und auf 808 spezialisierte Werkstatt durchgeführt worden ist und ich einen Teufel tun werde, irgendwas anzufassen, von dem ich keine Ahnung habe?

Den zerbröselten Trimmer, der ausgetauscht werden mußte, habe ich sogar noch irgendwo liegen.

Stephen
 
Nun, dann war es ja doch nicht der Abgleich.
Sondern ein Defekt. Und herumdrehen an dem Trimmer hätte nur zufällig zutage gebracht, dass gerade der getauscht werden muss.

Also kann ich meine Quote wieder auf 100% erhöhen.
Und es ist nach wie vor nicht sinnvoll, das man an den Trimmern herumstellt, wenn etwas *defekt* ist!
 
nordcore schrieb:
Ähm .. wenn CY auch nicht geht, dann kann es Q37 nicht sein.

Nimm mal einen Mixereingang und schließ den an der C96 Seite von R211 an.
Da solltest du den "Grundsound" (metallisches Noise) für die HH haben.
(Mit ziemlichem Pegel, also vorsichtig mit dem Gain anfangen...)

Denn eigentlich kann nur IC16 kein Signal mehr liefern - sonst haben CY und HH nämlich keinen gemeinsamen Anteil.

Es ist der Q31 der nicht mehr ganz koscher aussieht und soweit ich das aus dem Schaltplan herauslese ne WhiteNoise erzeugt oder verstärkt die bei allen 3 defekten Kanälen als einziger VCA Signalquelle dient. Aber vielen Dank für den Tip mit dem Grundsound. Das probier ich die tage mal und berichte. Ein Klackern, was wohl von der Steuerspannung des Step Sequenzers kommt ist ja zu hören


ppg360 schrieb:
Ich kenne das Innenleben der 606 nicht, aber könnte es vielleicht sein, daß eine Reihe Trimmer für die Rauschpegel der einzelnen Instrumente zuständig ist und da nur etwas nachkalibriert werden muß?

So ist es zumindest bei der 808.

Stephen

Die 606 hat zwei Trimmer-Potis im Innenleben. Einer ist zum Tempo nachtrimmen und der andere für die Decay der Noise soweit ich das momentan beurteilen kann. Zumindest die Decay der Snare verändert sich.

fanwander schrieb:
Schaltplan gibts hier:
http://www.synfo.nl/servicemanuals/Rola ... _NOTES.pdf

Der Cymbal Noise-Cluster kommt aus IC16 (CD4584B) (im Servicemanual S5 unten rechts). Kann schon sein, dass es den zerlegt. Das muss nicht mal die Batterie dran schuld sein.


Vielen Vielen dank. Das Manual ist um welten besser als das was ich hier im Forum entdeckt habe. Und Schlussendlich ist wohl entweder der gefundene Transistor (im übrigen ist es der hier http://www.micropik.com/PDF/2sc945.pdf) oder der IC16 im Eimer.
 
Rauschen: grün markiert. Wenn die Snare einem Teppich hat, ist das OK!
(Der Kesselton wird von IC10A gemacht. )

Der Noise-Cluster, wird von IC16 erzeugt. Gelb markiert.
Und der speist CY, OH,CH. Orange markiert.

Man kann rational vorgehen, und bei TEST1 gucken ob das Signal erzeugt wird. Wenn nein, dann tauscht man den CD4584 (==HD14585 ... je nach Hersteller ).
Sonst (=wenn das Signal da ist) könnte auch IC15 (Standard-Doppel OP) hin sein. Oder dessen Versorgung (15V, an Pin 8 ) fehlt, die wird über R217 (100 Ohm) erzeugt.

Oder man sucht weiter beim Rauschen. Was das soll, erschließt sich mir nicht.
 

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4nimalMother schrieb:
Es ist der Q31 der nicht mehr ganz koscher aussieht und soweit ich das aus dem Schaltplan herauslese ne WhiteNoise erzeugt oder verstärkt die bei allen 3 defekten Kanälen als einziger VCA Signalquelle dient.
Vergiss den Q31. Dann hätte die Snaredrum keine Noise.

Die einzige Gemeinsamkeit vm CY und HH ist der Gatter-Oszillator. Direkt dahinter unterscheiden sich die beiden Signalwege schon durch die T-Filter (der 4558 (IC15) könnte es theoretisch noch sein, aber das habe ich noch nie erlebt). Dass CMOS-Teile sterben kommt doch schon vor. Geh einfach mit dem Scope an die Sammelschienen-Seit von R210. Da müsstest Du das Signal haben.
 
Ihr habt Recht und natürlich auch mehr Ahnung :)

Ich hab jetzt mal 2 CD4584 Hex Schmitt Trigger bestellt und werde den IC16 als aller erstes austauschen.
Das mit dem R210 probiere ich heute abend mal aus und werde berichten!!

Vielen vielen Danke erstmal für die Hilfe und den sehr lehrreichen Schnupperkurs im "Funktionsweise und Aufbau eines Drumcomputer! :D
 
Hallo, ich habe hier ein ähnliches Problem mit einer 606. Hier ein Vergleichsvideo:



Die rechte / obere 606 hat in den Hihats und Cymbal kaum "Metall"-Anteil im Klang, könnte das auch am IC16 liegen? Wie kann ich das am besten testen / messen?
 
Einfach warten, paul von dinsync.info baut grade die 606 1:1 nach, da einfach die platine holen und div. Rare parts aus der 606 auslöten und die defekten teile austauschen...... Das hat er grade erfolgreich mit der tb 303 als re 303 gemacht ;-)
 
motone schrieb:
... könnte das auch am IC16 liegen? Wie kann ich das am besten testen / messen?

Ja.
IC16 sind 6 Oszillatoren, die alle mit unterschiedlicher Frequenz schwingen sollen.
Das kann/sollte man an den Gatterausgängen einzeln abprüfen.

Am einfachsten per Scope, aber man kann sich das auch mit einem Mischpulteingang anhören. (Vorsicht, der Pegel ist ... ähm ... ordentlich, das ist sehr laut. )
 
citric acid schrieb:
Einfach warten, paul von dinsync.info baut grade die 606 1:1 nach, da einfach die platine holen und div. Rare parts aus der 606 auslöten und die defekten teile austauschen...... Das hat er grade erfolgreich mit der tb 303 als re 303 gemacht ;-)

darauf würde ich nicht wetten, wenn er die 606 pcb genauso teuer verkauft wie die Re-303 PCB lohnt es sich nicht.
offtoptic: der RE-606 ist insgesamt fraglich, da eine second hand TR-606 deutlich günstiger ist.
 
motone schrieb:
Hallo, ich habe hier ein ähnliches Problem mit einer 606. Hier ein Vergleichsvideo:



Die rechte / obere 606 hat in den Hihats und Cymbal kaum "Metall"-Anteil im Klang, könnte das auch am IC16 liegen? Wie kann ich das am besten testen / messen?
der Anteil des Sechsfachoszillators ist in Deiner 606 immer noch zu hören.
Ich nehme an, das sind einfach die Bauteiltoleranzen; und Du vergleichst da gerade durch Zufall zwei Exemplare, die jeweils am äußeren Ende der möglichen Skala sind. Meine 606 klingt auch eher wie Deine - auch wenn sie ein bisschen mehr vom Oszillator hat.
 
Da das hier in Lötkunst steht: das sollte durchaus machbar sein, den Sound von der einen auf die andere Version zu pimpen.
(Wenn ihr euch nur hier verlaufen habt, und mit einem Lötkolben nur Schaden anrichten könnt, dann natürlich nicht, aber sonst wird man da mit "Widerstände anpassen" schon einiges hin bekommen... )
 


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