Kreativitätstechnik

Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

also Wikipedia kennt keine Kreativitätsstrategien, dafür durchaus Kreativitätstechniken.


https://de.wikipedia.org/wiki/Kreativit ... stechniken


aber wo wir schon bei wortklauberei sind, ich persönlich würde es so sehen, dass das erlernen von techniken/methoden als strategie zu bezeichnen ist, und das schlussendliche anwenden der methode eine taktik im täglichen kampf des schaffensprozess(kreativität).
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Grimsel schrieb:
Techniken können aber durchaus auch von nutzen sein. Man denke an die Kampfkünste in denen die gleiche Technik immer und wieder eingeschliffen wird. Dies ermöglicht es dem Kämpfer irgendwann ganz frei davon, "inspiriert" sozusagen, zu agieren.

Genauso ist es.
Und wenn man skalen, akkorde und spezifische auf ein musikinstrument bezogene bewegungsabläufe "automatisiert" und man dann nicht mehr grossartig überlegen muss wo man F-moll in der 7 lage greifen soll dann kann man sich voll und ganz dem ausdruck widmen und man ist ruckzuck beim virtuosen spiel und der kreativität (flow) sind sogut wie keine grenzen gesetzt.

hier mal ein interessanter beitrag aus einen gitarrenforum der sich auch auf andere instrumente übertragen lsst:


Hallo an alle Gitarristen!

Angeregt von sehr guten Ratschlägen von Bernd, JoCa, Christian W. und Aläx zum Thema „Schnelle Passage üben“ wollte ich, als Arzt von Beruf, das Thema „Üben“ von der Seite der normalen Physiologie darstellen, vereinfacht ausgedrückt – wie lernt der Mensch das Musizieren und die Spieltechnik? Was geht in unserem Gehirn vor? Wie werden die Muskeln gesteuert? Welche Störfaktoren „spielen mit“ usw…Wie „funktioniert“ das Lampenfieber? Und vor allem die Frage im Raum stellen – kann die medizinische Wissenschaft zur „Musikleistung“ etwas beitragen, was zum Beispiel in der Sportmedizin längst der Fall ist? Ich versuche dann zu jedem Abschnitt des Themas ansatzweise die schon in der Medizin bekannte Einfluss-Möglichkeiten anzusprechen.
Mein Beitrag richtet sich nicht an Profi-Gitarristen, die viele Probleme schon hinter sich haben, sondern an Hobby-Gitarristen, die evtl. die Gitarre im Selbstunterricht sich selbst beibringen. Ob der Beitrag auch für Gitarrenlehrer interessant wird, kann ich nicht beurteilen.

1. Wie funktioniert eine kontrollierte Bewegung?

Aus der Sicht der Physiologie ist das Musizieren (nur spieltechnisch gesehen!) nichts anderes, als kontrollierte und gut koordinierte Bewegungsabläufe in verschiedenen Muskelgruppen und Gelenken (in diesem Fall Hände) mit dem Ziel - auf einem Musikinstrument mit dosierter Kraft eine Tonfolge zu erzeugen. Im Gegensatz zu anderen Bewegungsmustern (z.B. Laufen) ist das nicht von der Natur genetisch angelegt und muss erlernt werden.
Jede bewusste Bewegung wird von dem oberstem Schicht des Gehirns kontrolliert – Großhirnrinde – die höchst entwickelte biologische Gewebe der Natur. Wenn man die Großhirnrinde als Landkarte vorstellt – dann ist für jede Muskelgruppe ein bestimmtes Areal „zuständig“ wobei die Größe dieses Areals und dem entsprechend die Nervenzellen-Menge nicht von Muskelmasse, sondern mit der Komplexität des Bewegungsmusters. Für den Daumen z.B. sind mehr Nervenzellen „zuständig“ als für die komplette Beinmuskulatur.
Ich versuche jetzt eine Muskelbewegung sehr vereinfacht zu beschreiben.
Der bewusste Impuls zur Bewegung wird in der „zuständigen“ Grauzellen der Großhirnrinde ausgelöst. Dieses biochemisch erzeugter elektrischer Strom (im 1/1000000000 Volt-Bereich) wird weiter „tiefer“ ins Mittelhirn geleitet, dessen Funktionen wir nicht direkt wahrnehmen können (Unterbewusstsein). Hier werden die Impulsen gespeichert, verstärkt und über die entsprechende „Nervenleitungen“ weiter tiefer durch den Hirnbasis und schließlich zum Rückenmark geleitet, das schon außerhalb des Schädels liegt. Übrigens, die Nervenleitungen kreuzen sich im Hirnbasis, so dass für die rechtsseitige Muskulatur die linke Hirnhälfte zuständig ist und umgekehrt. Also, beim Tremolo-Üben immer nur die linke Hirnhälfte benutzen Wink.
Das Rückenmark hat sehr „primitive“ Funktion, die Nervenimpulse über die peripheren Nerven weiter zu leiten. Die Armnerven verlassen das Rückenmark im Halswirbersäule-Bereich als Nervengeflecht (Plexus) und verzweigen dann immer mehr in der Arm- und Handmuskulatur bis zum kleinsten Muskelfasern und letztendlich kommt der Impuls zu der kleinste Muskeleinheit – Muskelzelle, wo der Impuls eine energiebedürftige Kontraktion der Zelle auslöst. Hier sehr vereinfacht dargestellt, laufen die Impulse über Millionen von Zellen, Zellen-Verbindungen (Schaltungen) und millimykron-dünne Nerverfasern. Die Nerven, die Muskelbewegung auslösen, sind sog. „motorische“ Nerven. Die Muskeln, Gelenke und Sehnen haben ihrerseits Nervenendungen (Rezeptoren) die die Information über Druck, Spannung, Beugestand des Gelenkes usw. über die anderen „sensorische“ Nervenfasern in der Gegenrichtung, wieder über Rückenmark, zum Gehirn senden. Nur in diesem „Feedback-Verfahren“ eine koordinierte Bewegung möglich.

2. Wie funktioniert das Üben?

Wird eine kontrollierte Bewegung mehrmals wiederholt (Üben) egal ob Handwerk, Sport oder
Musik, schaltet die Natur seine wunderbare Eigenschaft ein – die Anpassungsfähigkeit. Der Körper nimmt irgendwann an, dass diese Bewegungen wieder kommen werden und will darauf vorbereitet sein. Der Bewegungsablauf mit allen dazu gehörenden „Kommandos“ für motorische Nerven wird gespeichert. Das geschieht in unter der Hirnrinde liegenden Bereichen des Gehirns. Die Funktionsweise des Speicherns (Gedächtnis) ist äußerst komplex und nicht komplett erforscht, vermutlich wird das über bestimmte biochemische Sequenzen gespeichert.
Da die Natur immer sparsam mit der Energie umgeht, werden die Bewegungen immer differenzierter und nur mit minimal erforderlichem Einsatz der Muskelmasse bewältigt. Die Bewegung wird präziser und fehlt uns subjektiv leichter.
Wird die gleiche Bewegung über Generationen wiederholt und das über Tausenden von Jahren, wird das auch irgendwann genetisch festgelegt und weitergegeben. Also mit Kindern und Enkelkindern Gitarre üben und die sollen das weitergeben..Wink

Ist die Bewegung gespeichert, muss man die nur bewusst abrufen (von der Großhirnrinde aus) - die wird automatisch ausgelöst, evtl. fast reflexartig, fast unbewusst..
Da die kleinste „Nerven-Muskel-Einheiten“ nur sehr einfache Bewegungen ausführen können, werden mit neu geübten Bewegungen immer mehr Nervenzellen darauf spezialisieren müssen – die Masse von Nervenzellen die für die Handfinger zuständig sind, wird größer.
Jede kleinste Bewegung auch jede Kombination oder Reihefolge muss extra gespeichert werden. Also die Anschläge „i-m“ und „m-i“ haben, vom Gehirn aus betrachtet, nicht miteinander zu tun! Wir können dann kontrolliert die alle denkbare Kombinationen und Bewegungssequenzen auslösen. Der Vorschlag, die Musikstücke im Rückgang zu lernen ist damit auch berechtigt – dem Mittelhirn ist das völlig egal, in welche Reihenfolge die Bewegungen gespeichert werden, es kennt keine Logik, in welcher Reihenfolge dies abgerufen wird – das soll dann die Hirngroßrinde entscheiden ….
Was nicht gespeichert ist, kann man auch nicht abrufen, ist die Bewegung neu, muss die zuerst kontrolliert und sehr konzentriert eingeübt werden – es muss also dafür noch einige Nervenzellen (Tausenden oder Millionen) zuständig gemacht werden.

Bleibt der Speicher über längere Zeit „unbenutzt“ passt die Natur wieder auf – wird nicht benutzt, also wird wahrscheinlich nicht mehr gebraucht - das kostet ja alles wieder Energie! – die Nervenzellen und Verbindungen werden nach und nach stillgelegt – wohl sehr bekannter
Leistungsabfall nach längeren Pausen.

Mir ist ein seltener Fall bekannt, wo ein Gitarrist nach einer Kontusion (bei Explosion) sich sehr schnell erholt hat, aber das Gitarrenspiel schlagartig vergessen hat. Der war sonst völlig gesund, konnte die Noten lesen, wusste, dass er Gitarre gespielt hat, wusste aber jetzt nicht, wie das geht. Das ganze motorische Gedächtnis war einfach weg….Danach brauchte er 5 Jahre, um das wiederherzustellen.

3. Die Konzentration

Das wichtigste beim Üben ist die Konzentration, es wird immer wieder betont. Was ist eine Konzentration aus physiologischer Sicht? Das ist nichts anderes, als ein gezielter, kontrollierter, intensiver und sehr eingeschränkter „Einsatz“ nur von bestimmten Hirnzellen, die in diesem Fall nur mit dem Gitarrenspiel beschäftigen. Jeder zusätzlicher Reiz von jedem Organ, der unmittelbar zum Üben gehört wird das Speichern erleichtern – Ton vom Gehör, die Händestellung, Fingerbewegung, Notentext vom Sehen, Druck-Kraftgefühl von Fingern, Spannung- Entspannungs-Gefühl von Muskel usw. Jeder Reiz, der mit dem Spiel nichts zu tun hat ist kontraproduktiv. Die Konzentration bedeutet fürs Gehirn die höchste Anstrengung, vergleichbar mit schwerer körperlicher Arbeit für die Muskulatur – es werden mehr Zellen „eingesetzt“ in denen der Stoffwechsel auf „Vollgas“ läuft, also mit großem Energieverbrauch.
Die Konzentration zu behalten ist sehr „schwierig“ ganz einfach deswegen, weil in der Natur (woher wir alle kamen, bevor die Gitarre existierte) gerade das Gegenteil von Konzentration überlebenswichtig ist – nämlich die höchste Wachsamkeit, also möglichst viele Reize von Umwelt gleichzeitig aufnehmen, bearbeiten um die Umwelt zu erkunden und rechtzeitig die Gefahren oder Vorteilen zu erkennen. So haben wir das auch geerbt.
Noch schwieriger ist es den Moment, wo die Konzentration nachlässt, zu merken (genauso z.B. können wir der Zeitpunkt des Einschlafens nicht wahrnehmen). Man übt ganz konzentriert und auf einmal ertappt man sich, das man beim Spielen noch an was anderes denkt…Das ist vollkommen normal, da die Konzentration „unnatürlich“ ist! Konzentriert üben heißt - die Konzentration immer wieder „zurückholen“. Das Konzentrieren selbst muss geübt werden. Wenn die „Abweichungen“ immer länger werden und das „Behalten“ immer kürzer und schwieriger – heißt das nichts anderes, als das Gehirn nicht mehr kann – so dass wir in „anaeroben“ Zone nicht mehr laufen können. Immer mehr Zellen fahren mit dem Stoffwechsel runter und „sabotieren“ das Gitarrenspiel. Dafür werden die anderen Hirnrindezonen aktiver, die von „Gitarren-Zuständigen-Zellen“ elektrisch etwas in Hintergrund verdrängt waren. Und wenn wir nicht schlafen, können wir auch unsere Gedanken nicht einfach abschalten – so fast unbemerkt denken wir an war anderes…Die Konzentration lässt nach und wir werden müde...
Ab diesem Moment kann man nichts Neues speichern und nichts dazu lernen! Es wird in diesem Moment nur das abgerufen, was gespeichert ist (was wenig Energie kostet) und was man ohnehin schon kann, die neuen Aufgaben fürs Gehirn bleiben aus…Mit Gewalt (Willenskraft) kann man nichts erreichen. Mit dem produktiven Üben ist vorbei. Eine Pause muss unbedingt her. Wie lange man ohne Pause üben kann, ist natürlich sehr individuell, man muss aber unbedingt versuchen für sich selbst diese Zeit rauszukriegen. Fast jeder kann täglich 500 m joggen, nicht jeder kann aber einmal im Monat 15 km joggen... Dem Gehirn geht es genauso, also die Übungen regelmäßig verteilen.
Es muss betont werden, dass hier nur ums „motorisches Üben“ geht, d.h. etwas „Zum-Ersten-Mal“ machen, auch wenn das nur z.B. die gleiche Stelle etwas lauter oder schneller (aber zum ersten Mal!) gespielt wird. Mit dem Musizieren hat das Üben fürs Gehirn nichts zu tun, genauso mit dem „Warm Up“. Hierzu braucht man keine enorme Konzentration, was eingeübt ist, läuft fast automatisch ab. Also während des Übens die klare Grenzen zwischen „Üben“ und „Spielen“ ziehen um den Zustand der Konzentration beurteilen zu können – übe ich noch oder spiele schon so vor sich hin…(was nicht unbedingt verkehrt ist, ist aber halt kein Üben mehr). Ist das neu, was ich jetzt grade mache oder wiederhole dies schon zum x-mal? Hatte ich das geplant und gewollt? Oder spiele ich lieber mit dem Spaß schon was gelerntes, muss mir aber klar sein, dass ich nicht mehr übe…Ein konkreter Übungsplan wird auch immer empfohlen.
Es existieren verschiedene allgemeine Konzentrationsübungen (denkt an Joga, autogenes Training, fernöstliche Meditationstechniken usw.), man muss die aber gezielt fürs Gitarrenspiel adaptieren. Wann und wie schnell sich erholt hat – das muss auch jeder für sich erfahrungsgemäß rausbekommen. Wenn man die totale Relaxation beherrscht und für 10-15 Min. einschlafen kann – das wäre ideal…(kann ich leider auch nicht).




4. Warum passieren Fehler beim Spielen?

a) Eingeübte Fehler z.B. die falsche Handstellung ist bekanntlich sehr schwer wieder gut zu machen und das ist jetzt ganz leicht nachvollziehbar. Ein z. B. etwas anderer Winkel im rechten Handgelenk ist zwar für uns nur „minimal“ anders, fürs Gehirn aber bedeutet das, dass die Feedback-Informationen aus dem Muskeln, Sehnen, Hand- und Fingergelenken beim Anschlagen der Saite sich komplett von der unterscheidet, die schon bei der Fehlstellung eingeübt und gespeichert war. Was für uns logischerweise nur „ein wenig anders“ ist – ist fürs Gehirn komplett neu, und es versucht immer wieder „rational“ auf die „eingefahrenen“ Wege auszuweichen, statt die neue Nervenzellen einzusetzen und die neuen Informationen mit dem Energie-Aufwand zu speichern.

b) Fehler beim Spielen (jetzt abgesehen vom Lampenfieber) passieren zuerst wenn die Abläufe nicht fest genug gespeichert sind und noch viel Kontrolle (Konzentration) brauchen.
Dabei ist das wichtig zu wissen, dass die immer wiederholte fehlerhafte Abläufe werden auch gespeichert, weil das Gehirn kann das nicht auseinander halten, alles was sich wiederholt, wird von dem sorgfältig gespeichert. Wenn man dann während des Spielens Angst hat, das Fehler zu machen, was man schon kennt, also daran denkt, dann wird der fehlerhafter Ablauf zu dem „richtigen“ Zeit, an „richtigen“ Stelle von Gehirn als Abruf verstanden und auch gut gemeint zur Verfügung gestellt…Kommt doch bekannt vor, oder?
Deswegen ist das so wichtig, die Fehler überhaupt nicht aufkommen zu lassen oder so wenig wie nur möglich die gleichen Fehler zu wiederholen. Deswegen ist der bekannte Ratschlag zuerst langsam, aber fehlerfrei zu üben sehr verständlich.

c) Die Fehler bei anscheint sicher eingeübten Stellen passieren dann, wenn man versucht, während des Spielens noch „besser“ zu machen, als gespeichert ist (z.B. schneller oder lauter). Das bedeutet in diesem Moment noch mehr Kontrolle von der Großhirnrinde, statt sich auf die emotionslose, aber motorisch sichere „Automatik“ zu verlassen. Das geht dann auch immer schief – was nicht geübt und nicht gespeichert ist, kann man auch nicht abrufen!
Daher kommt auch bekannter Tipp – zu Hause etwas schneller zu spielen, um die Sicherheitsreserve zu haben.
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Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

teil 2:

5. Mentales Training

Hab schon irgendwo über mentales Training bei Musikern gelesen, weiß nicht, ob die konkrete mentale Techniken für Gitarrenunterricht gibt…
Die gespeicherten motorischen Abläufe (schwierige Stellen) kann man auch „mental“ durchgehen, so wie wir ein Gedicht üben können, ohne das motorisch umzusetzen (ohne zu sprechen). Vereinfacht dargestellt wird der motorische Speicher wiederholt erfrischt und „gesichert“ mit dem einzigen Unterschied, das die motorische Impulse nicht weiter geleitet werden, was theoretisch gesehen in diesem Moment nicht wichtig ist, vorausgesetzt, war schon alles „real“ gespielt. Das kann man auch im Zug sitzend (nicht im Auto!) machen oder vom Schlafengehen, erfordern aber die höchste Konzentration und methodisch konkrete mentale Techniken.

6. Die Verkrampfung

Es sind mehrere physiologische Abläufe für Verkrampfung der Muskulatur verantwortlich.

a) Die z. B. für die einzelnen Muskeln einer Hand zuständige Nervenareale liegen auch topographisch im Gehirn sehr kompakt nebeneinander. Die Erregung der Zellen bei gewünschtem Impuls zu einem Finger hat die Tendenz sich auszuweiten und somit werden immer mehr Muskel unkontrolliert und unerwünscht kontrahiert (bis zum Schulterbereich) und das schlimmste – ist der kontrollierte Bewegung beendet, bleibt die unerwünschte Spannung in anderen Muskelgruppen unbemerkt erhalten und wird auch dummerweise „mitgespeichert“, weil das Gehirn „meint“ – das gehört zu diesem Bewegungsmuster! Die benachbarte Muskelspannung bremst den aktiven Finger aus, die über „aktiven“ Bereich ausgeweitete Muskelspannung überlagert die Kontrollbereiche, alle Abläufe bekommen „Sand in Getriebe“…

b) Ist eine kontrollierte Bewegung beendet, entspannt sich der entsprechende Muskel, zumindest der bewegt sich nicht mehr. Ob der Muskel sich komplett entspannt hat, wissen wir
nicht. Da nur die Bewegung eine Handlung darstellt und für den Körper „relevant“ ist, hat uns die Natur auch nicht mir einer Kontrolle über die Entspannung ausgestattet. Das muss extra gelernt werden und das ist sehr schwierig, weil im Gegensatz zu Kraftausübung, wo wir die Information über Druck und Spannung von Rezeptoren über die sensorische Nerven wahrnehmen können, fehlt dies hier fast komplett…Aber gerade das schnelles und gezieltes Wechsel „Spannungs-Entspannung“ ist für die feinste Motorik und Virtuosität „verantwortlich“.

c) Was noch zu beachten ist, dass gerade die Flexoren (Unterarmmuskeln, die Finger beugen) wieder schon von Natur aus zu Spastik und Verkrampfung neigen. Das liegt in einem uralten, eingeborenen sog. „Klammer-Reflex“, mit dem der Säugling an Mutter klammert (überlebenswichtig). Dazu kommt das sich immer weiter entwickelte Hand, die vor allem zum Greifen und Halten sich spezialisiert hat. Wer man sich an seine alle ersten Gitarrenübungen erinnern kann, weißt wie die linke Hand den Griffbrett nicht loslassen will…
Es muss gelernt werden, die entspannte Muskulatur wahrzunehmen. In modernen Gitarrenschulen wird das immer wieder angesprochen und die entsprechenden Übungen angeboten. Es gibt auch allgemeine Entspannungstechniken, die für verschiedene Muskelgruppen einsetzen kann. Zum Beispiel, mit dem Training nach Jakobson kann man wirklich nichts falsch machen…

7. Das Lampenfieber

Eine „gesunde“ Aufregung kann man als positiver Stress bezeichnen. Es werden zwar einige
Stresshormone ausgeschüttet, ein Unterschied zum „richtigen“ Stress und Angst besteht, dass
man die volle Kontrolle über die Situation hat, die Denkvorgänge sind klar, alle Bewegungen
sind gut koordiniert, die höchste Konzentration, Mobilisation, Motivation, Selbstsicherheit, leichte Euphorie und Erwartung des Erfolgserlebnisses – sind die besten Voraussetzungen, um für den Musiker nur auf „künstlerische“ konzentrieren zu müssen. Dieser Zustand kommt natürlich in anderen Berufen genau so vor.

8. Was ist Stress?

Das ist ein uraltes überlebenswichtiger Mechanismus, was auch in der Tierwelt (dazu auch wir gehören) bekannt ist. Das ist die Reaktion des Lebewesens auf eine Gefahr und ist ursprünglich als Vorbereitung nur für zwei Handlungen ausgelegt – Angriff oder Flucht.
Es werden die Stresshormone ausgeschüttet (Adrenalin, Dopamin u.a.) die folgendes bewirken: der Herzfrequenz und Blutdruck steigen um die Muskulatur mit mehr Sauerstoff zu versorgen. Die allgemeine Muskelspannung steigt (Zittern), der Stoffwechsel wird beschleunigt, alle Bewegungen vollziehen sich schneller, deswegen überschlagen sich die „feine“ Bewegungen. Der Kreislauf verteilt das Blut zugunsten den wichtigen Organen (Herz, Lunge, Gehirn, große Muskel) sog. Zentralisation, die Blutgefäße der Peripherie gehen zu (kalte Hände und Füße). Schweißausbruch, Mundtrockenheit kommen dazu. Ist die Stressreaktion komplett entfaltet, ist das unmöglich die sofort unter Kontrolle zu bringen, weil diese Reaktion jetzt über sog. vegetatives Nervensystem gesteuert wird, was die Großhirnrinde nicht kontrollieren kann.
Ist die Stressreaktion so ausgeprägt wie oben geschrieben, sind für den Gitarristen nur eine von der Natur angelegte Handlung möglich – die Flucht. Dazu kommen vielleicht noch zwei rein „menschliche“ Handlungen: 1. Sich vor dem Publikum entschuldigen 2. Die Gitarre einpacken (mit zitternden Händen).
Mehr bekannt sind aber die kleineren Abstufungen von der Stressreaktion. Die Erregbarkeit der Muskeln ist erhöht, das führt dazu, dass die Impulsen unbewusst „überdosiert“ werden, die Bewegungen werden zappelig, die Koordination wird gestört, was zwangsläufig zu technischen Fehlern führt.
Oder man merkt, dass man ungewollt immer schneller spielt, so schnell, wie es nicht geübt war und wartet nun hoffnungslos, bis die erste Fehler auftreten…Dazu kommt oft Gefäßspastik und Schwitzen. Feuchte, kalte und hektische Hände – was will man mehr? Kommt doch alles bekannt vor, oder?

9. Was ist Angst?

K. Ragossnig beschreibt kurz das Lampenfieber und listet einige „Ängste“ auf: von nicht laut, nicht schnell genug spielen zu können usw. Man muss hier klar zwischen Furcht und Angst unterscheiden. Der Furcht ist immer konkret, man weiß immer was man fürchtet (oder wovon
man Schrecken kriegt). Die Angst dagegen ist ein diffuses, beklemmendes Unsicherheitsgefühl, eine innerliche Unruhe, was man nicht richtig beschreiben und definitiv zuordnen kann. Man weiß nie wovon man konkret Angst hat! Die Angst gehört zur unsere normale Psyche und ist von der Natur als allgemeine „Alarmbereitschaft“ für möglichen Gefahren gedacht.
Auf Gitarrenspiel bezogen ist das momentan die Angst von einer schnellen Passage, nach eine Minute – von kaltem Raum, Minute später die Angst von „die Angst nicht unter Kontrolle zu haben“ usw.….Die Angst ist oft auch mehr oder weniger mit o.g. Stressreaktionen begleitet.
Was man nicht konkret definieren kann, kann man auch nicht wegargumentieren! Von daher die allgemeine Aufmunterung „ Du schaffst das schon“ bringen uns nicht weiter.
Weil im Angstzustand immer wechselnde Gedanken durch den Kopf gehen (kleine Gewitter in der Großhirnrinde) beeinträchtigt die Angst enorm die Konzentration.

Das beste und radikale Mittel gegen Lampenfieber ist eine virtuose Spieltechnik Wink…
Weil die Psyche extrem individuell ist, gibt es keinen allgemeinen Ratschlägen. Jeder erfindet intuitiv seine eigene Tricks, die Psyche muss auch eingeübt werden, deswegen jede Möglichkeit nutzen um aufzutreten (zuerst vor Laien Wink).
Vorsicht mit Beruhigungs-Medikamenten. Baldrian ist harmlos, man muss aber fest glauben, dass er wirkt Wink, Von alle anderen Psychopharmaka ist dringend abzuraten – die beeinträchtigen Koordination und Konzentration und können zur Abhängigkeit führen.
Die erlernte Psychotechniken (z.B. autogenes Training mit individuell abgeschnittenen Formeln) oder im extremen Fall die Hypnose sind denkbar.




10. Das Werkzeug – Muskeln, Gelenken, Sehnen

Was sehen wir auf dem Titelbild „Pumping Nylon“ von Scott Tenannt? Richtig – ein muskulöser Arm und Gitarre. Jetzt überlegen wir: jeder Bodybuilder kenn seine einzelne Muskeln, weiß auch genau, wie man die anspricht und trainiert. Weiß jeder Gitarrist, dass nur im Unterarm 19 Muskeln für die Bewegung der Finger zuständig sind? Und viele andere im Oberarm, Schulter, Rücken die für die Haltung der Gitarre, Gleichgewicht usw. usf…
Das sind auch die Muskel, die trainiert werden müssen, die Sehnen die elastischer werden müssen usw. Das ist doch unfair, oder? Natürlich ginge das immer auch ohne Mediziner, mit Erfahrungen über Generationen von Gitarristen. Aber braucht aus anatomischer Sicht jeder die gleichen Übungen, oder müssen die Übungen individueller gestaltet werden? Kann ich die einzelne Muskel, die bei mir persönlich besonders schwach sind extra trainieren? Auch ohne Gitarre, mit einem speziellen Gerät, so zwischendurch? Bevor ich auf dem Griffbrett bis zum Schmerzen quäle, kann ich vielleicht zusätzlich spezielle Stretchübungen machen, für meine Sehnen und Gelenken?
Und was ist mit Massage, was im Sport- und Fitnessbereich eine Selbstverständlichkeit ist?
Die Massage fördert die Durchblutung der Muskulatur, die Rezeptoren von Muskel. und Sehnen werden wachgerüttelt – es fließen viel mehr Impulsen zur entsprechende Arealen in Großhirnrinde, die Muskel werden besser wahrgenommen, die befürchtete Verkrampfung ist weg, die Muskelentspannung ist ideal und man kann üben die Entspannung wahrzunehmen und später während des Spielens die zu kontrollieren. Die Muskel werden viel leichter ansprechbar….usw. Kennen die Gitarristen eine vernünftige Massagetechnik z.B. für Unterarmflexoren oder Hand? Ist doch wieder unfair, oder?
.
11. Wenn das Spielen weh tut

Der Schmerz ist von der Natur als Warnung für geschehene oder drohende Verletzung gemeint und ist immer ernst zu nehmen. Erklären, wie der Schmerz entsteht wäre etwas langweilig, wichtig zu wissen ist aber, dass der Schmerzquelle zwar in Muskeln oder Gelenken entsteht, als unangenehmes Gefühl wird der aber im Gehirn wahrgenommen. Wird der Schmerz immer wieder erlebt, hat er Tendenz sich zu verselbstständigen. Der Schmerz wird chronisch, es entsteht im Gehirn ein Herd (Schmerzgedächtnis) was zur Folge hat, dass die Schmerzen auch dann empfunden werden, wenn die eigentliche Schmerzquelle schon behoben ist. Aus der sinnvollen Warnung von Verletzung oder Krankheit wird jetzt eine selbstständige Krankheit. Ein bekanntes Beispiel dafür – sog. Phantom-Schmerz in dem amputierten (fehlenden) Bein oder Fuß. Deswegen nie lange mit dem Schmerzen üben mit der Hoffnung das mit der Zeit zu überwinden, das kann zum Verhängnis werden!

Wenn ein Sportler Schmerzen hat, kann der sich darauf spezialisierter Arzt (Arzt für Sportmedizin) sehr schnell feststellen, woher das kommt, welche Verletzung oder nur Überspannung vorliegt und was man dagegen machen kann. Und die Profisportler kennen sich auch aus.
Wenn ein Gitarrist Handschmerzen beim Üben hat, wie kann er genau feststellen, wo das Schmerz entsteht und warum? Ist das Gelenk, Sehne oder Muskel? Was macht er falsch? Was kann er dagegen machen, bevor er zur ernsten Dauerfolgen kommt? Wenn er zum Arzt geht und sagt, das er beim Gitarrenspiel hier oder da Schmerzen hat, zur Zeit der Untersuchung aber kein Schmerz empfindet (hoffentlich es ist nicht so weit) – kommt der Arzt nicht unbedingt sofort dahinter. Wenn der Gitarrist sagt, dass er nur bei bestimmten Übungen Schmerzen hat, kann der Arzt damit gar nicht anfangen, weil er keine Ahnung hat, wie diese Übung abläuft und welche Muskel, Sehnen und Gelenken dabei beansprucht werden. Da die Medizin zum großen Teil auch auf die Erfahrungen basiert und die Trauma-Verletzung-Krankheiten Mechanismen schon lange bekannt sind (Sportmedizin, Traumatologie, Orthopädie, Handchirurgie) sind mit dem Musizieren verbundene Beschwerden gar nicht der Fall. Jeder kennt den Begriff „Tennis-Arm“, aber die „Gitarren-Hand“ gibt es nicht. Auch die Nachfrage spielt eine große Rolle – die Sportmedizin ist ein Beispiel. Was selten vorkommt (ist auch gut so!) kann auch nicht systematisch erforscht werden.

Schlusswort

Ich kann die aufkommende Skepsis von Profi-Gitarristen gut nachvollziehen. Irgendwie ging das mit dem Üben auch ohne Mediziner und es gibt doch keinen Grund sich damit zu beschäftigen. Stimmt nur teilweise. Was mich besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass die Genialität, Leidenschaft, scharfe Selbstbeobachtung und jahrelange pädagogische Erfahrungen Generationen von Gitarristen intuitiv und empirisch dazu geführt hat, dass die Musiker selbst dahinter kommen, bewusst oder unbewusst… Ich weiß nicht, wie die Gitarre unterrichtet wird (leider keinen Unterricht gehabt) was ich aber darüber lesen konnte, überzeugt mich in meiner Meinung. Vergleichen wie chronologisch einige Gitarrenschulen, dann fällt dies besonders auf. Die alten Schulen sind mehr „musikalisch“ ausgelegt, auch die Übungen, in modernen Schulen werden immer genauer die Anschlagtechnik beschrieben, es tauchen Begriffe wie Aufmerksamkeit (Konzentration), strikte Trennung zwischen Üben und Musizieren usw. Später wird die Bedeutung von Entspannung erkannt („leichte Finger“) und die negative Wirkung von Verspannung im Schulterbereich. Auch rein motorische Übungen werden entwickelt. Bei Carcassi sind das „Rondos“, bei Scott Tenannt „Spider“ – dissonant, unmusikalisch, aber rational auf eine ganz bestimmte Motorik gerichtet. Es wird immer öfter auf die Wahrnehmung von Feedback-Informationen von Finger oder Muskel hingewiesen – „Feeling“ wird immer wichtiger. Mentales Training habe ich schon erwähnt. Scott Tenannt erwähnt den „Carpaltunnel“, Tarrega wusste bestimmt nicht, das er existierte…Usw., usf..
Von daher ist mir bewusst, dass mein Beitrag keine „Offenbarung“ ist…

Die Musik ist ein wunderschönes Produkt des menschlichen Geistes, das Musizieren aber ist ohne „Körpereinsatz“ nicht möglich und ich denke, dass die Erfahrungen aus der Medizinbereichen (Neurophysiologie, Psychotherapie, Physiotherapie, Krankengymnastik, Sportmedizin u.a.) einiges dazu beitragen könnten, das „Training“ für Gitarristen optimaler zu gestalten. Wird es irgendwann ein Buch „Fitness für Gitarristen“ geben“?

Leider liegen zwischen dem „Wissen“ und dem „Wissen-Nutzen“ oft die Welten…

Mann oh Mann, hat es gedauert..so viel wollte ich gar nicht schreiben…
Hätte ich doch lieber die Gitarre geübt…so ganz konventionell? Oder was meint Ihr?

Liebe Grüße
Johannes
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

dislo schrieb:
also Wikipedia kennt keine Kreativitätsstrategien, dafür durchaus Kreativitätstechniken.


https://de.wikipedia.org/wiki/Kreativit ... stechniken


aber wo wir schon bei wortklauberei sind, ich persönlich würde es so sehen, dass das erlernen von techniken/methoden als strategie zu bezeichnen ist, und das schlussendliche anwenden der methode eine taktik im täglichen kampf des schaffensprozess(kreativität).


Natürlich kann/darf jeder alles benutzen, was ihn fördert!- absolut!!! Aber es gibt auf "fallen" und darüber darf man reden....
::::

Gibt es eigentlich eine definition von "kreativität" - das ist ja nicht das finden von tollen ideen, oder!?
Dabei fällt mir ein: Picasso hat mal gesagt: "Ich suche nicht, ich finde!"
Wie er das wohl gemeint hat !? ;-)
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

dislo schrieb:
also Wikipedia kennt keine Kreativitätsstrategien, dafür durchaus Kreativitätstechniken.

Tja, wir wissen mehr als Wikipedia... psst :agent:
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

rktic schrieb:
Klangreisender schrieb:
Das Erste, was ich dachte, als ich "Kreativitätstechnik" las war: Warum eine Technik verfolgen? Entweder man ist kreativ oder man ist es nicht. "Kreativitätstechnik" klingt in meinen Ohren eher konstruiert als inspiriert.

Naja, ich verstehe deine Kritik irgendwie. Aber: Kreativität ist eine Denkweise und wird niemandem in die Wiege gelegt. Man kann sie lernen und dementsprechend auch jederzeit verfeinern. Aus dem Grund finde ich das Gebiet der Neurowissenschaft und Wahrnehmungspsychologie so spannend.

Man kann auch kreativ aus sich selbst heraus sein. Manchen ist das in die Wiege gelegt worden.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Gibt es eigentlich eine definition von "kreativität" - das ist ja nicht das finden von tollen ideen, oder!?

kreativ - creare - schöpfen/erschaffen

gemeinhin ist damit aber sicherlich gemeint etwas neues originelles zu erschaffen. wenn du so willst, das ergebnis.
aber am anfang dessen steht die idee, die ideale vorstellung von dem was es in der realen welt mal sein soll.
dann fragt man sich wie man das umsetzen könnte. wenn man was gefunden hat, macht man den plan zur umsetzung und dann setzt mans um. das ergebnis ist dann immer eine annäherung an die idee.

abgesehen von den kreativtechniken die einem vllt schon bei einer bestehenden idee helfen die in die reale welt zu bringen, gibt es eben die kreativitätstechniken die einem helfen sollen die synapsen in schwung zu bringen, um genau dieses "finden ohne suchen" phänomen für die idee zu bekommen.


manche dinge kann man aber bestimmt nicht beschleunigen oder austricksen, jahrelange erfahrung in irgendwas oder intensive emotionen die verarbeitet werden müssen, kann man bestimmt nicht durch solche tricks kompensieren.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Kompensieren sicher nicht.

Spieltheoretisch lassen sich aber Szenarien finden in denen es zwingend notwendig ist Entscheidungen durch Zufall zu fällen
dh durch Wahrscheinlichkeiten.

Und dann ist es so, daß ein gutes Orakel selbst mit tiefenpsychologischen Bildern arbeitet.
Man kann sich dann entlang dieser Bilder hangelnd auf einen Trip begeben.
Es handelt sich dabei gewissermaßen um Kunst und Material. Man folgt nicht zwingend dem Orakel,
sondern befindet sich im Dialog mit sich selbst.

Das ganze ist selbst eine Technik, die man beherrschen muss was eben genauso nicht jedem gegeben ist.
Der Kreative kann eben aus jedem Material schöpfen und um solches Material handelt es sich.

Und willentlich oder nicht, Kreativtechniken werden immer und überall angewandt wo kreativ gearbeitet wird.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Hier sind kreative Ansätze gesucht. Irgendein interessanter Weg, wie man etwas tun kann. Da hilft sicher niemandem, wenn man sagt man brauche das nicht. Man könnte ja dann einfach sagen, was man selbst tut. Viele hier und allgemein schreinen aber Freunde des Minimalismus zu sein, weshalb viele eben Songs auf die wesentlichen Dinge reduzieren. Am Ende sind Popsongs auch so, und aufgeräumt, danach auch wieder aufgebretzelt mit ein paar FX oder sowas.

Vermutlich ist es einfach zu sagen - Nimm irgendeine Motown Platte und mach die in Elektro aber ersetze nicht einfach alles sondern bau das alles mit Field recording Sachen und ersetze die Instrumente durch Noise, der musikalisch die Funktion macht.

Das wäre so ein "Ansatz", vermute ich. Kein superorigineller, aber einer.
Für mich ist das allerdings alles Teil der Idee hinter einem Konzept oder einer Vorstellung, weshalb ich sowas auch nicht wirklich liefern kann. Typische Beispiele sind Segmente aus Becken samplen und damit was neues zusammensetzen, Insekten aufnehmen oder sowas und so weiter..
Das sind aber Dinge, die schon gemacht wurden.

Oder sich einfach ein Thema nehmen, dann hat man meist doch schon einen Ansatz.
Allein jenes Thema und eine Idee umzusetzen birgt so viele damit verbundene Ideen und Grundlagen, dass damit bestimmt was zu machen ist.
Beispielsweise das Thema wäre positiv/negativ, dann kann man die Melodielinien umkehren oder Samples rumdrehen und rückwärts abspielen und mit Hall und wieder drehen und so weiter..
Und natürlich kann man da weiter gehen und sagen - ich nehme das File und drehe das um und spiele das ab oder lasse es als Audio spielen und nutze diesen Sound dann als Klang im Stück, was generell rückwärts gespielte Daten sind, die vorher mal der Bass, die Bassdrum etc. waren..
Dann wäre das bereits ein Konzept, was sich rescylced und als Geschichte auch nicht schlecht sind zu erzählen.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Moogulator schrieb:
Vermutlich ist es einfach zu sagen - Nimm irgendeine Motown Platte und mach die in Elektro aber ersetze nicht einfach alles sondern bau das alles mit Field recording Sachen und ersetze die Instrumente durch Noise, der musikalisch die Funktion macht.

Einiges davon ist aber halt auch keine Kreativtechnik, sondern ein Rezept. Deswegen ist es ja auch so einfach, so etwas zu sagen. Jeder kann Rezepte aufschreiben, und jeder kann Rezepte befolgen.
Bei den Oblique Strategies gibt es einige Rezepte, aber niemals so konkret wie "nimm eine Motown Platte und mach die in Elektro", höchstens was wie "Ersetze die Instrumente". Oft sind dort aber auch abstraktere Kommentare zu finden, wie "Discard an Axiom" (das Beispiel habe ich gerade aus der Online Version gefischt).

Die Idee ist nun, zu erfassen, was das für einen bedeutet. Daraus kann dann - muss aber natürlich nicht - eine Idee entstehen, etwas zu probieren, was man sonst nicht probiert hätte. Das ist die Technik daran: Einen Gedankengang zu verfolgen, dem man sonst nicht gefolgt wäre. Das multipliziert die potentiell möglichen Ideen, und ist deswegen ein Katalysator für Kreativität. Ein Rezept befolgt man, daraus entsteht dann ein gutes Produkt, aber nicht zwingend eine kreative Idee. Obwohl auch das natürlich möglich ist: Ein Rezept als Katalysator, oder eher Inkubator, für neue Ideen.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Klangreisender schrieb:
Man kann auch kreativ aus sich selbst heraus sein. Manchen ist das in die Wiege gelegt worden.

Neugier wird uns definitiv in die Wiege gelegt. Das wohnt allen Menschen inne. Ob ein Mensch das nutzt um kreativ zu werden hängt von vielen äußeren Faktoren ab. Langeweile z.B. Spaß am Spiel, dem Antrieb der Neugier folgen.

Es gibt momentan eine Diskussion darum, ob gewisse angeborene Veranlagungen, die für psychatrische Krankheiten zuständig sind auch einen Impact auf die Kreativität eines Menschen haben. Aber dennoch ist man sich meines Wissens nach in der Neurowissenschaften darüber einig, dass Kreativität etwas ist, das im Laufe eines Lebens erlernt wird.

Witzig ist, dass man rein wissenschaftlich immer noch nicht genau übereingekommen ist, wie Kreativität nun genau zu definieren ist. Und das finde ich schon wieder lustig.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Wenn mir mal nichts einfiel, dann habe ich eigentlich immer an neuen Sounds geschraubt. Dabei ist mir dann meist etwas eingefallen. Das hat meist geklappt, aber nicht immer.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

rktic schrieb:
Witzig ist, dass man rein wissenschaftlich immer noch nicht genau übereingekommen ist, wie Kreativität nun genau zu definieren ist. Und das finde ich schon wieder lustig.

Geht das den nicht aus der Bedeutung des Wortes hervor?
Etymologie:
Der Begriff Kreativität geht auf das lateinische Wort creare zurück, was so viel bedeutet wie „etwas neu schöpfen, etwas erfinden, etwas erzeugen, herstellen“, aber auch die Nebenbedeutung von „auswählen“ hat. Der Begriff enthält als weitere Wurzel das lateinische „crescere“, das "geschehen und wachsen" bedeutet. Diese Doppelgesichtigkeit der Kreativität zwischen aktiven Tun und passivem Geschehen-Lassen findet sich auch in modernen Kreativitätskonzepten (s. Csikszentmihalyi 1996, Runco 2007, Holm-Hadulla 2010).
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Grimsel schrieb:
Geht das den nicht aus der Bedeutung des Wortes hervor?
Etymologie:
Der Begriff Kreativität geht auf das lateinische Wort creare zurück, was so viel bedeutet wie „etwas neu schöpfen, etwas erfinden, etwas erzeugen, herstellen“, aber auch die Nebenbedeutung von „auswählen“ hat. Der Begriff enthält als weitere Wurzel das lateinische „crescere“, das "geschehen und wachsen" bedeutet. Diese Doppelgesichtigkeit der Kreativität zwischen aktiven Tun und passivem Geschehen-Lassen findet sich auch in modernen Kreativitätskonzepten (s. Csikszentmihalyi 1996, Runco 2007, Holm-Hadulla 2010).

Ich befürchte, dass das einem Wissenschaftler, der die exakten Vorgänge des Kreativ-seins auf den Punkt bringen möchte etwas zu vage ist ;-) Das beschreibt ja den Prozess mit anderen Worten. Vielleicht liegt der Fehler auch in dem Wort "Definition". Allgemein existiert keine konkrete Vorstellung von dem, wie Kreativität denn nun genau funktioniert. Es sei denn, ich hab was verpasst.

Aber die ganze Lektüre zu dem Thema endet eigentlich immer bei den Faktoren, die zu Kreativität führen können. Aber nicht müssen. Man weiß eher, was alles Kreativität unterbindet.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

rktic
IVielleicht liegt der Fehler auch in dem Wort "Definition". Allgemein existiert keine konkrete Vorstellung von dem, wie Kreativität denn nun genau funktioniert. Es sei denn, ich hab was verpasst.

Ich will ja nicht klugscheißen, aber der Harvard Business Manager (Tony Schwartz ist Präsident und CEO von The Energy Project und der Autor des Buches Be Excellent at Anything) erklärt:

In den vergangenen hundert Jahren sind sich Forscher verblüffend einig darüber geworden, in welchen Stufen kreatives Denken abläuft. Es war Betty Edwards, die mich als erste darauf hinwies, dass diese Stufen sich zwischen den Sphären der rechten und linken Gehirnhälfte hin- und herbewegen:
Durchdringung: Wenn ein Mensch erst einmal das Problem oder die kreative Herausforderung definiert hat, ist die erste Stufe der Kreativität eine Tätigkeit der linken Gehirnhälfte. Sie setzt paradoxerweise voraus, zunächst das aufzunehmen, was bereits bekannt ist. Jeder kreative Durchbruch basiert auf dem, was zuvor existierte. Für einen Maler könnte das bedeuten, sich mit den Meistern seines Fachs auseinanderzusetzen. Für mich bedeutet es: Breit und intensiv zu lesen, zu sortieren, zu bewerten, zu organisieren, zu skizzieren und Prioritäten zu setzen.
Reifung: Die zweite Stufe der Kreativität beginnt, wenn wir uns von einem Problem abwenden. Typischerweise, weil unsere linke Gehirnhälfte nicht in der Lage zu sein scheint, das Problem zu lösen. Zur Reifungsphase gehört es, über Informationen zu grübeln, oftmals unbewusst. Intensiver Sport kann ein sehr guter Weg sein, die rechte Gehirnhälfte zu aktivieren, um neue Ideen und Lösungen zu entwickeln. Nach anderthalb Stunden Schreiben ist es zum Beispiel das beste für mich, Joggen zu gehen, um mein Hirn durchzurütteln.
Erleuchtung: Aha-Momente - spontan, intuitiv und unaufgefordert - sind kennzeichnend für die dritte Stufe der Kreativität. Wo sind Sie, wenn Sie ihre besten Ideen haben? Ich schätze, nicht an Ihrem Schreibtisch. Oder wenn Sie bewusst versuchen, kreativ zu sein. Vielmehr dann, wenn Sie ihrer linken Gehirnhälfte eine Auszeit gegeben haben und etwas anderes tun - egal ob es Sport ist, duschen, Auto fahren oder sogar schlafen.
Überprüfung: Während der letzten Stufe der Kreativität übernimmt die linke Gehirnhälfte wieder das Kommando. In dieser Phase stellen wir den kreativen Durchbruch auf den Prüfstand. Wissenschaftler tun das in einem Labor, Maler auf einer Leinwand. Autoren tun es, indem sie ihre Vision zu Papier bringen.


http://www.harvardbusinessmanager.de/blogs/a-799688.html
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Ich bin übrigens Linkshänder. ;-)
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Ich auch. Aber Sachen werfen tue ich mit rechts.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Tuten tut der Nachtwächter. :school:
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Ideen: EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN: ACHT LÖSUNGEN
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Vielleicht sollte man sich auch nicht so selbst unter Druck setzen. Bei mir jedenfalls kam dann nur Müll bei heraus. Aber kann ja jeder halten wie er will. Denke jedenfalls Musik machen sollte etwas schönes sein und nicht unter selbst auferlegten Druck entstehen.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

haesslich schrieb:
Moogulator schrieb:
Vermutlich ist es einfach zu sagen - Nimm irgendeine Motown Platte und mach die in Elektro aber ersetze nicht einfach alles sondern bau das alles mit Field recording Sachen und ersetze die Instrumente durch Noise, der musikalisch die Funktion macht.

Einiges davon ist aber halt auch keine Kreativtechnik, sondern ein Rezept. Deswegen ist es ja auch so einfach, so etwas zu sagen. Jeder kann Rezepte aufschreiben, und jeder kann Rezepte befolgen.
Bei den Oblique Strategies gibt es einige Rezepte, aber niemals so konkret wie "nimm eine Motown Platte und mach die in Elektro", höchstens was wie "Ersetze die Instrumente". Oft sind dort aber auch abstraktere Kommentare zu finden, wie "Discard an Axiom" (das Beispiel habe ich gerade aus der Online Version gefischt).

Die Idee ist nun, zu erfassen, was das für einen bedeutet. Daraus kann dann - muss aber natürlich nicht - eine Idee entstehen, etwas zu probieren, was man sonst nicht probiert hätte. Das ist die Technik daran: Einen Gedankengang zu verfolgen, dem man sonst nicht gefolgt wäre. Das multipliziert die potentiell möglichen Ideen, und ist deswegen ein Katalysator für Kreativität. Ein Rezept befolgt man, daraus entsteht dann ein gutes Produkt, aber nicht zwingend eine kreative Idee. Obwohl auch das natürlich möglich ist: Ein Rezept als Katalysator, oder eher Inkubator, für neue Ideen.

Genau, es sind nur "Rezepte" oder "Ideenfetzen", die mal mehr oder weniger irgendwas machen. Das mit dem Katalysator ist gut, ich wüsste allerdings keinen einzigen Tipp, der diese Funktion hätte oder erfüllt, ich würde sagen - das ist Inspiration und die könnte ich nur schwer vermitteln, so pauschal an jemanden ins Blaue, dessen Denkweise ich nicht kenne etc. Aber vielleicht konnte das ja jemand, und das wär wirklich klasse, wenn jemand diese Wirkung generell hätte. Mehr und sinnvolleres kann ich hier nicht beitragen.

Ja, irgendeine Regel anders machen, das Rezept abändern oder einen Haufen Inspirationen nehmen und sie auf irgendeinen Punkt bringen ist vermutlich eine mögliche Option. Allerdings bin ich selbst zu eigen sowas zu machen, weil ich auch eher zu viel als Idee habe, was ich machen will und mache das, ich komme sozusagen gar nicht nach. Und hier ist ja vermutlich das gesucht, dass man damit geradezu allgemein gültig was damit machen kann, find ich sehr gut wenn es das gibt. Wäre gespannt, wie das gelingt.

Kreativ als Regel finde ich auch etwas schwer, deshalb müsste da halt schon "was sein", ich kann mir nicht mal vorstellen, dass man nicht "irgendwas" als Ziel im Kopf hat. Wird hier wohl auch so sein.
Über Hirnhälften nachzudenken würde mich nicht immer inspirieren, außer ich mach ein Album über Hälften. Aber ich glaube eine musikalische Idee - die wäre immer da. Meinetwegen Samples generell mit Synths zu bauen, also bewusst und eher akribisch. Das wäre ja schon etwas, auch wenn das noch relativ "technisch" wäre.
Das wäre aber natürlich auch ein Rezept.

Neu erfinden geht am besten mit frischen Winden. vielleicht gibt's die wenn man heute raus geht und sich vom Regen zuballern lässt. Es gibt immer solche Aussagen..
Aber ich wüsste nicht wie man da was macht, aber ständig andere Dinge machen würden und werden sicher nicht schaden.

So, vermutlich ist das als Beitrag nicht sonderlich hilfreich, daher klink ich mich jetzt mal aus..
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

rktic schrieb:
Klangreisender schrieb:
Man kann auch kreativ aus sich selbst heraus sein. Manchen ist das in die Wiege gelegt worden.

Neugier wird uns definitiv in die Wiege gelegt. Das wohnt allen Menschen inne. Ob ein Mensch das nutzt um kreativ zu werden hängt von vielen äußeren Faktoren ab. Langeweile z.B. Spaß am Spiel, dem Antrieb der Neugier folgen.

Es gibt momentan eine Diskussion darum, ob gewisse angeborene Veranlagungen, die für psychatrische Krankheiten zuständig sind auch einen Impact auf die Kreativität eines Menschen haben. Aber dennoch ist man sich meines Wissens nach in der Neurowissenschaften darüber einig, dass Kreativität etwas ist, das im Laufe eines Lebens erlernt wird.

Witzig ist, dass man rein wissenschaftlich immer noch nicht genau übereingekommen ist, wie Kreativität nun genau zu definieren ist. Und das finde ich schon wieder lustig.

Die beste Wissenschaft ist das Leben, weil die Erfahrung darin Wissen schafft.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

wie Kreativität nun genau zu definieren ist. Und das finde ich schon wieder lustig.
Überrascht dich das - es gibt auch keine definition für "Künstliche Intelligenz"...
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Grimsel schrieb:
rktic
IVielleicht liegt der Fehler auch in dem Wort "Definition". Allgemein existiert keine konkrete Vorstellung von dem, wie Kreativität denn nun genau funktioniert. Es sei denn, ich hab was verpasst.

Ich will ja nicht klugscheißen, aber der Harvard Business Manager (Tony Schwartz ist Präsident und CEO von The Energy Project und der Autor des Buches Be Excellent at Anything) erklärt:

In den vergangenen hundert Jahren sind sich Forscher verblüffend einig darüber geworden, in welchen Stufen kreatives Denken abläuft. Es war Betty Edwards, die mich als erste darauf hinwies, dass diese Stufen sich zwischen den Sphären der rechten und linken Gehirnhälfte hin- und herbewegen:
Durchdringung: Wenn ein Mensch erst einmal das Problem oder die kreative Herausforderung definiert hat, ist die erste Stufe der Kreativität eine Tätigkeit der linken Gehirnhälfte. Sie setzt paradoxerweise voraus, zunächst das aufzunehmen, was bereits bekannt ist. Jeder kreative Durchbruch basiert auf dem, was zuvor existierte. Für einen Maler könnte das bedeuten, sich mit den Meistern seines Fachs auseinanderzusetzen. Für mich bedeutet es: Breit und intensiv zu lesen, zu sortieren, zu bewerten, zu organisieren, zu skizzieren und Prioritäten zu setzen.
Reifung: Die zweite Stufe der Kreativität beginnt, wenn wir uns von einem Problem abwenden. Typischerweise, weil unsere linke Gehirnhälfte nicht in der Lage zu sein scheint, das Problem zu lösen. Zur Reifungsphase gehört es, über Informationen zu grübeln, oftmals unbewusst. Intensiver Sport kann ein sehr guter Weg sein, die rechte Gehirnhälfte zu aktivieren, um neue Ideen und Lösungen zu entwickeln. Nach anderthalb Stunden Schreiben ist es zum Beispiel das beste für mich, Joggen zu gehen, um mein Hirn durchzurütteln.
Erleuchtung: Aha-Momente - spontan, intuitiv und unaufgefordert - sind kennzeichnend für die dritte Stufe der Kreativität. Wo sind Sie, wenn Sie ihre besten Ideen haben? Ich schätze, nicht an Ihrem Schreibtisch. Oder wenn Sie bewusst versuchen, kreativ zu sein. Vielmehr dann, wenn Sie ihrer linken Gehirnhälfte eine Auszeit gegeben haben und etwas anderes tun - egal ob es Sport ist, duschen, Auto fahren oder sogar schlafen.
Überprüfung: Während der letzten Stufe der Kreativität übernimmt die linke Gehirnhälfte wieder das Kommando. In dieser Phase stellen wir den kreativen Durchbruch auf den Prüfstand. Wissenschaftler tun das in einem Labor, Maler auf einer Leinwand. Autoren tun es, indem sie ihre Vision zu Papier bringen.


http://www.harvardbusinessmanager.de/blogs/a-799688.html

Cool. Für mich ist das allerdings eine Beobachtung der Vorgänge. Aber keine Erklärung die aufdeckt was dazu führt, das ein Mensch ein kreativer Mensch wird. Es gibt Dinge die eine Rolle spielen, es gibt Umstände unter denen Kreativität passiert. Das kann man dann beobachten.

Aber warum genau der eine Mensch kreativ wird und ein anderer nicht - ziemlich unklar. Hast du eine zufriedenstellende Antwort darauf, warum du kreativ bist? Ich bin mir darüber mittlerweile so einigermaßen im Klaren. Aber halt auch nur einigermaßen.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Grau ist die Theorie. Praxis ist das Leben.
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

@ rktic:
Ja, verstehe.
Also ich bin mir auch darüber im klaren. Weiß aber nicht ob das Allgemeingültigkeit besitzt.
Jeder Mensch ist einzigartig. Was bei mir funktioniert, kann bei dir versagen und vice versa.

"Kreativität kompensiert Mangel."
Aber sonst?

Wir Affen sind doch von Natur aus neugierig. Man probiert aus, lernt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, das irgendwer nicht Kreativ ist!?
Nur vielleicht nicht im selben Maße. Und bei einigen ist es auch nicht erforderlich.
Aber ehrlich gesagt faszinieren mich diese Dinge nicht allzusehr.Ich bin kein Forscher. (Möchte jetzt nicht Anti rüber kommen, aber ich verstehe davon nichts)
Gebt mir meinen Felsen und ein paar Läuse.
Und ein paar Stöcke zum Trommeln.
Apreh nu leh delühsch
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Das am Anfang erwähnte "Making Music" von Dennis DeSantis ist gar nicht so übel. Ja, es steht nichts drin, was man nicht eigentlich schon wissen sollte, aber als Auffrischung....

Ansonsten:

Kreativität hat auch was damit zu tun, neue Wege zu sehen und zu gehen. Das geht, wenn man Zusammenhänge sieht, die andere nicht sehen, oder Dinge tut, die sie nicht tun. Oft heisst es ja bei einem modernen Kunstwerk: "das hätte ich auch gekonnt". Ja, hättest du vielleicht, hast du aber nicht. Das führt dann auch zu anfänglich als abseitig angesehenen Stilen wie Dada in der Literatur & Malerei oder Industrial oder Drone Ambient in der Musik. Oder auch zum guten alten Rock'n'Roll. Irgendwann gewöhnen sich die Leute dann dran, und können den Skandal von früher gar nicht mehr nachvollziehen, weil es schon so lange Mainstream geworden ist.

Darum scheinen Synästhetiker auch häufig kreativ zu sein - wer Töne auch sieht, will (oder kann) das vielleicht eher grafisch umsetzen, als jemand der Töne nur hört. Der käme ja gar nicht erst auf die Idee, sowas zu tun.

Da sind Verknüpfungen im Hirn hilfreich, und die wachsen auch durch Sport - ich weiß nicht, ob meine Idee, Musik selber zu machen und Klavier zu lernen nicht auch damit zu tun hat, dass ich wenige Jahre vorher nach einem langen Leben als Couch Potatoe angefangen habe, ins Fitnesstudio zu gehen, Rücken und Bauch machten es seinerzeit notwendig, da in irgend einer Weise einzugreifen... Sport soll im Hirn ja für Wunder sorgen, und wer weiß - nach 2, 3 Jahren Hanteln Stemmen und Crosstrainer Laufen waren da auf einmal so viele neue Synapsen und Drähte, dass es Klick gemacht hat... besonders kreativ war ich jedenfalls in meinem vorherigen Leben nicht. Von ein paar dilettantischen Versuchen mit Arcylfarbe oder Kohlestift abgesehen, aber das war irgendwie auf Dauer nicht mein Ding.

Ob man das aber "lernen" kann, so wie Vokabeln... Lernen kann man vermutlich aber, wie man seine Ideen dann umsetzt. Musikalische oder malerische Techniken (= Rezepte) kann man sicher mehr oder minder auswendig lernen, aber woher dann die Ideen kommen, die man mit den gelernten Techniken umsetzt, und ob man den Ideen womöglich noch nachhelfen kann - ich weiß es nicht...
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Was man auch nicht vergessen darf: Für "kreativität" bedarf es einer wie auch immer gearteten NOTWENDIGKEIT!
Man begiebt sich dabei auf die ebene von "Elfmeterschiessen" - Genauso wie man "elfmeterschiessen" nicht üben kann, kan man auch
nur bedingt kreativität "üben" - Ich kann nicht sagen: So jetzt bin ich mal eine stunde kreativ! (Genauso wie man niemanden sagen kann: So, jetzt sei mal spotan!)

Alles andere ist spielerei - das darf man natürlich auch... es geht nur darum, das man weiss auf welcher ebene man sich befindet....
:opa:
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Ich finde es wichtig sich inspirieren zu lassen.
Das funktioniert bei mir am besten über die Kunst.
Also eine Ausstellung besuchen, sich mit der Arbeit eines Künstlers ausseinandersetzen und dadurch selbst Lust bekommen etwas zu erschaffen.
Da kommt gerade das von betadecay erwähnte zum Tragen. Dieses: "Das kann ich auch"...
Manchmal reicht dafür auch eine gute Doku, über das Leben und Schaffen eines Künstlers/in.
Im Idealfall hört man eine gute Platte oder ein tolles Konzert.
Derlei Input löst bei mir Kreativität aus.
Weniger also Erkenntnisse der Neurowissenschaft. Und Techniken. Da stimme ich Nick Name zu. "Los, sei spontan"... Das ist schwierig..

Wenn ich als Kind aus dem KIno kam, habe ich mich erstmal verkleidet und Superman, oder Zorro oder was immer gespielt.
Nachahmung scheint also etwas damit zu tun zu haben. So in etwa scheint sich das laut der erwähnten Studie aus dem Harvard Mag ja auch aufzubauen. Originell werden durch Nachahmung....
Talent borrows
Genius steals 8)
 
Re: Kreativitätstechnik (Jean-Michel Jarre?)

Grimsel schrieb:
Ich finde es wichtig sich inspirieren zu lassen.

Und genau das ist das Ziel solcher Techniken, sich inspirieren zu lassen.
So wie wenn man durch ein Kalaidoskop schaut, zB.

So zB auch mit Cut-Up Technik usw.

Mein Lieblingsspruch aus den Strategies aber ist:

The tape is now the music.

Der sagt ja gar nichts darüber was man tun könnte (ausser nichts) ist aber sehr inspirierend.
Wirft einen zurück den ganzen Schaffensprozess, den man selbst nicht durchschaut, zu reflektieren.
Als Wunder zu begreifen.

Wenn man wirklich im Flow ist macht man eh nichts bewusst allenfalls tut es etwas durch einen.
 


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