Max Mathews tot

Auch gerade erst erfahren. Ein ganz grosser Pionier der elektronsichen Musik!

Ich hatte das Glück ihn in Stanford kennenzulernen. Einer jener typischen Professoren, die gerne mit Kittel rumlaufen und einen Kugelschreiber oben einstecken haben, sehr sympatischer Bastler.
Er hat mir damals sein Lab gezeigt und mir eine wunderbare Anekdote erzählt:
Anfang der 80er kam er vor seine Studenten und präsentierte stolz seine neue Erfindung. Ein elektronisches Drumset. Die Studenten schüttelten nur den Kopf und sagten, ach Max, das gibts doch schon, das haben doch schon Dave Simmons und Richard Burgess erfunden und vermarktet. Max Mathews ging zurück in sein Labor mit den Worten, ach ja, na gut, den werd ichs zeigen.... Wenige Wochen später kam er wieder vor seine Studenten und sagte, aber ich habe jetzt das elektronische drumset erfunden, da braucht man nicht einmal Pads, das geht auch 3D. So ist das Radio Baton enstanden.
Hier ist ein schönes Video, nicht lange vor seinem Tod enstanden (wo er allerdings nur Lautstärke und Tempo steuert...):

 
Diese Art von Vermenschlichung von Technik erinnert mich irgendwie an Formfleisch. Unangenehm.
 
Max Mathews machte sich, neben vielen anderen Pioniertaten, ähnlich wie Donald Buchla, verstärkt Gedanken um die Aufführungspraxis elektronischer Musik. Ich persönlich finde das Lighning von Buchla flexibler, weshalb ich es auch selber spiele, aber die Ideen, die er hier zeigt, werden erst mit den Jahren "common sense", etwa durch Nintendos Wii.
Den Fleischvergleich würde ich auch nicht so stehenlassen wollen. Formfleisch ist eher maschinell gepresst, das ist etwas wie Doepfers "Schaltwerk", Radio Baton ist da eher die handgemachte Wurst.

Grüsse
pyro
 
Beim Vergleich mit Formfleisch meinte ich die künstliche Herstellung von natürlicher Form, aus künstlerischer Sicht meiner Meinung durchaus diskutabel.
 
diskutabel aber auch die müde maschinistenmetapher. diese aufführungspraxis mag es erlauben, das korrekte ablaufen von vorgängen zu überwachen aber bietet keine keine besonders tiefgreifenden spontanen einwirkungsmöglichkeiten.

der dirigent dirigiert gar nicht, er spielt seine aufnahmen ab. er sitzt quasi gelähmt im rollstuhl und kann ihn mit einem joystick lenken.
 
schon. er bleibt denn aber auch sitzen und geht jetzt nicht irgendwie mal in den park um den joggern zu erklären, ihr hecheln sei ihm "unangenehm".
 
elektr_instr_musik.jpg
 
interessante gedanken, danke.

heute gehört wohl auch eine instrumental gespielte elektronische klangerzeugung zu den zusätzlichen möglichkeiten eines komponisten (oder improvisierenden), elektronische und instrumentalmusik zu verbinden.

 
Das mag zwar live und elektronisch sein, unter "Live Elektronischer Musik" versteht man wohl was anderes. Beispiele dazu findest du in dem Stockhausen Portrait, das ich dir mal auf DVD zugeschickt habe.
 
Ich finde da keinen grundsätzlichen Widerspruch in der Theorie Stockhausens und einer Anwendung einer Maschine wie dem Radio Buton.
Wir haben hier drei Achsen die per Radiotransmitter an den Computer gesendet werden. Jeder dieser Controller kann für alle möglichen Parameter eingesetzt werden, Tonhöhe, Lautstärke, oder aber auch der Korpusgrösse im Physical Modelling beispielsweise. Beim Lightning sind es noch "gestures", die eine Steuerung zusätzlich ermöglichen. Die Steuerung ist wesentlich intuitiver als besipielsweise mit Dreh- oder Schiebereglern.
Was Max Mathews uns hier demonstriert ist tatsächlich nur die Steuerung einer Partitur, langweilig, zugegeben. Aber die Möglichkeiten, die sich darüber hinaus ergeben sind überaus interessant.
Ich verweise auch gerne auf meinen Freund Lukas Ligeti, der das Marimba Lumina spielt, was auch mit "electric coils" arbeitet, diese messen neben der Position auch "impact". Die Coils können hier als Schlagtrigger oder Schieberegler fungieren, führt das Prinzip der Radio Butons noch weiter....
 
Ich gehe da offensichtlich puristischer als Stockhausen ran, denn ich finde live auf "Instrumenten" gespielte Elektronische Musik doof, strebe jedoch an, das als Prozesskomposition mit den den technischen Geräten von damals nachempfundenden Geräten als SRB (Stockhausen Revival Band) auf die Bühne zu bringen. So was spielt man nicht mit merkwürdigen Verrenkungen wie im Zirkus, man bedient, steuert und kontrolliert das.
 
Elektrokamerad schrieb:
Ich gehe da offensichtlich puristischer als Stockhausen ran, denn ich finde live auf "Instrumenten" gespielte Elektronische Musik doof, strebe jedoch an, das als Prozesskomposition mit den den technischen Geräten von damals nachempfundenden Geräten als SRB (Stockhausen Revival Band) auf die Bühne zu bringen. So was spielt man nicht mit merkwürdigen Verrenkungen wie im Zirkus, man bedient, steuert und kontrolliert das.

Cool! :supi:
 
Weshalb müssen die Instrumente dann historisch aka vintage sein?
2. Frage: Gibt es menschlichen Einfluss in der Musik, der so bedeutend das man dies nicht durch Maschinen machen lassen will oder ist es das klassische mechanische, was geschätzt wird?

Herr M. Ist ja da eher für die Vercontrollerung bekannt.
 
Aus Spaß an der Freude, sowohl bezüglich der Verwendung des Instrumentenparks als auch der der den Messgeräten nicht vorbestimmten Bedienung in einer Livesituation. Die Besucher des Elektronischen Studios waren allesamt begeistert von den Vorführungen. Wenn man das in Form einer Prozesskomposition live darbieten kann, ist das sicherlich spannend, möglicherweise auch angenehm. Cool auf jeden Fall, und das ist schon mal die halbe Miete bei kommerziellem Zeuch. Ich bitte aber um Verständnis, dass ich hier nicht zu viele Details verraten möchte, nachher macht das noch vorher einer nach.
 


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