Microtuning - Synthesizer & Controller

Hier lese ich die Worte: "Arturias Microfreak bekommt einen Noise Oszillator als Klangmodell hinzu und Microtuning". Dort ist auch ein Video (aus unserem Forum auch hier im MicroFreak-Thread direkt verlinkt) zu sehen – beim schnellen Durchscrollen finde ich dort allerdings genau gar nichts zu unserem Thema. Vielleicht tauchen die Details dazu noch woanders auf.

EDIT: Scheint aber eine Ente zu sein! Denn außer an der verlinkten Stelle kommt das Wort nirgends vor. Vermutlich wurde das Wort "Scale Quantization", das jetzt beim Microfreak überall auftaucht, falsch interpretiert.

Ist 100 pro eine falsche Info.

Im SonicState Video zum Update ist microtuning nicht dabei.

Aber jetzt mit scale quantization wäre das eigentlich möglich. Bestimmt beim nächsten update :)
 
Ich hab gerade noch mal alle PDFs (Handbücher, Bedienungsanleitungen) zum MODX durchgeforstet, aber irgendwie wird das Thema "Micro Tuning" insgesamt stiefmütterlich behandelt. Ein Hinweis hat mich allerdings aufhorchen lassen:

Anhang anzeigen 65826

Das würde bedeuten, dass "Micro Tuning" sowohl beim Sample- als auch im FM-Bereich funktionieren würde!


Ich würd halt bei Yamaha mal direkt anfragen. Was spricht dagegen?

Wenn der MODX Aftertouch hätte, würde mich die Kiste auch interessiert haben. ... .
 
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Yamaha hat geantwortet. Also: Der MODX hat eine globale Microtuning-Einstellung, die das ganze Instrument betrifft. Eine getrennte Einstellung (entweder NUR für AWM oder NUR für FM) ist nicht möglich, sondern die Microtuning-Einstellung gilt immer für alles.

Dann bezieht sich das Microtuning nur auf eine Auswahl voreingestellter Temperierungen, d.h., ein centgenaues manuelles Einstellen der Halbtonschritte soll nicht möglich sein.

Soweit die Aussagen von Yamaha.
 
Microtuning-Einstellung, die das ganze Instrument betrifft.

Gut! So würde man das auch erwarten.

Auswahl voreingestellter Temperierungen

Hm? Das würde dem widersprechen, was im Handbuch zu sehen ist...

PS: vielleicht fragst du mal (wenn du einen Facebook-Account hast, oder einen älteren Menschen mit einem kennst) in der Xenharmonic Alliance nach. Nach dem Ende der Tuning List auf Yahoogroups ist das derzeit die große Anlaufstelle für alle mikrotonalen Gelüste.
 
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Hm? Das würde dem widersprechen, was im Handbuch zu sehen ist...

Ich hatte heute einen Blick auf den MODX bei JustMusic. Abgesehen davon, dass ich mir vorkam wie in der Kommandokanzel eines Raumschiffs und ich irgendwann nach zehn Minuten entnervt aufgegeben habe, das Bedienkonzept vom MODX zu verstehen, abgesehen davon also fand ich die globale Einstellung für's "Micro-Tuning". Man konnte diverse Temperierungs-Presets wählen (u.a. einige historische Stimmungen) und daneben war ein Button, mit dem man plötzlich auf dem Display eine Tastatur mit Cent-Angaben hatte. Ich gehe davon aus, dass man DOCH seine eigenen Cent-Abweichungen pro Halbton aka "self-made Temperierung" vornehmen kann. Weshalb Yamaha das negiert, weiß ich nicht. Vielleicht sind die bei Yamaha Deutschland noch nicht auf dem aktuellsten Firmware-Stand...
 
PS: vielleicht fragst du mal (wenn du einen Facebook-Account hast, oder einen älteren Menschen mit einem kennst) in der Xenharmonic Alliance nach. Nach dem Ende der Tuning List auf Yahoogroups ist das derzeit die große Anlaufstelle für alle mikrotonalen Gelüste.

Das ist ein interessanter Hinweis - wäre vielleicht auch für den Threadersteller (bohor) interessant.
 
...ein Button, mit dem man plötzlich auf dem Display eine Tastatur mit Cent-Angaben hatte. Ich gehe davon aus, dass man DOCH seine eigenen Cent-Abweichungen pro Halbton aka "self-made Temperierung" vornehmen kann.

War das die Sicht aus Post #37? Dann steht nach wie vor zu vermuten, dass man die Oktaven nicht verändern kann.

EDIT, CA. EINEINHALB JAHRE SPÄTER: Dieser Thread wurde irgendwann ohne weiteren Kommentar mit einem älteren Thread vereinigt. Seitdem stimmen interne Links nicht mehr. Für Forscher: Die Bruchstelle ist zwischen Post #14 und #15. Man muss also zu den Links hier, die sich auf die Nummern von Beiträgen beziehen, 14 addieren. Keine Ahnung, wem diese Aktion nun hatte helfen sollen…

...ein interessanter Hinweis - wäre vielleicht auch für den Threadersteller (bohor) interessant.
Gib dir keine Mühe. bohor geht nicht auf Facebook.
 
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War das die Sicht aus Post #37?

Ja genau, das war sie.

Dann steht nach wie vor zu vermuten, dass man die Oktaven nicht verändern kann.

Davon gehe ich aus. Man kann innerhalb einer Oktave die zwölf einzelnen Halbtonschritte in Cent justieren. Das entspricht dem Vorgang einer Temperierung.

Gib dir keine Mühe. bohor geht nicht auf Facebook.

Ich hab auch kein Facebook, aber die Xenharmonic Alliance hat einen Public-Auftritt bei Facebook, den man auch ohne beizutreten lesen kann, wie ich eben erfrreut feststellen durfte.
 
Man kann innerhalb einer Oktave die zwölf einzelnen Halbtonschritte in Cent justieren. Das entspricht dem Vorgang einer Temperierung.
Nein! Temperieren findet statt, wenn ich einzelne Intervalle so stimme, dass sie nicht mehr ganz das entsprechende reine Intervall bilden. Zweck ist typischerweise ein Kompromiss, so dass ein Ton mehrere andere so halbwegs vertreten kann. Ja, die klassischen europäischen Stimmungen versuchen, die Oktaven unter allen Umständen völlig rein zu halten. Das kann man so machen, oder eben auch nicht. Danke fürs Zuhören... : - )
 
Ich hatte heute einen Blick auf den MODX bei JustMusic. Abgesehen davon, dass ich mir vorkam wie in der Kommandokanzel eines Raumschiffs und ich irgendwann nach zehn Minuten entnervt aufgegeben habe, das Bedienkonzept vom MODX zu verstehen, abgesehen davon also fand ich die globale Einstellung für's "Micro-Tuning". Man konnte diverse Temperierungs-Presets wählen (u.a. einige historische Stimmungen) und daneben war ein Button, mit dem man plötzlich auf dem Display eine Tastatur mit Cent-Angaben hatte. Ich gehe davon aus, dass man DOCH seine eigenen Cent-Abweichungen pro Halbton aka "self-made Temperierung" vornehmen kann. Weshalb Yamaha das negiert, weiß ich nicht. Vielleicht sind die bei Yamaha Deutschland noch nicht auf dem aktuellsten Firmware-Stand...

Ich glaube, das ist ein Missverständnis.
Yamaha meint das schon so wie du mit der globalen (frei) stimmbaren Scala.
 
Nein! Temperieren findet statt, wenn ich einzelne Intervalle so stimme, dass sie nicht mehr ganz das entsprechende reine Intervall bilden. Zweck ist typischerweise ein Kompromiss, so dass ein Ton mehrere andere so halbwegs vertreten kann. Ja, die klassischen europäischen Stimmungen versuchen, die Oktaven unter allen Umständen völlig rein zu halten. Das kann man so machen, oder eben auch nicht. Danke fürs Zuhören... : - )

Ja, so ist es. Diese ganzen vereinfachten "Scale Tune"-Implementierungen sind und bleiben einfach so 'ne Art Arme-Leute-Mikrotonalität, noch dazu aufgeladen mit gleich zwei plumpen ästhetischen Annahmen, aus deren Korsett sie einen nicht entkommen lassen: dass der Grundstock all unserer Skalen nicht mehr und nicht weniger als 12 Töne hat (die wir jeweils nur ein paar Dutzend Cent rauf- oder runterstimmen können), und dass wir unter einer "Oktave" nicht mehr und nicht weniger als eine exakte Verdopplung des Ausgangstones verstehen dürfen. Somit bleibt einem einiges an Welt verschlossen (dazu zählt sogar auch die Welt jedes mittelmäßigen Klavierstimmers, der die Oktaven keineswegs mathematisch rein stimmt, sondern sie zum Zwecke des harmonischeren Höreindrucks, wie man sagt, "streckt").

Allerdings: man muss auch wertschätzen, was innerhalb dieses Korsetts trotzdem noch möglich ist. Da können schon einige Jahre ins Land ziehen, bis man wirklich in die Tiefen der historischen (und zeitgenössischen, und noch zu schreibenden) Varianten von reinen, pythagoräischen, mitteltönigen, irregulären... Stimmungen und Temperaturen vorgedrungen ist.

Code:
Michael Harrison, piano tuning for "Revelation" (2001), 1/1=F
  0:          1/1               0.000000 unison, perfect prime
  1:         63/64            -27.264092 septimal comma, Archytas' comma
  2:          9/8             203.910002 major whole tone
  3:        567/512           176.645910
  4:         81/64            407.820003 Pythagorean major third
  5:         21/16            470.780907 narrow fourth
  6:        729/512           611.730005 Pythagorean tritone
  7:          3/2             701.955001 perfect fifth
  8:        189/128           674.690909
  9:         27/16            905.865003 Pythagorean major sixth
10:          7/4             968.825906 harmonic seventh
11:        243/128          1109.775004 Pythagorean major seventh
12:          2/1            1200.000000 octave
 
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Der Korg Kross hat (neben 16 stimmbaren "Oktavraum-Scales") eine USER-Scale, bei der man 128 verschiedene Töne alle einzeln stimmen kann.
 
Der Korg Kross hat (neben 16 stimmbaren "Oktavraum-Scales") eine USER-Scale, bei der man 128 verschiedene Töne alle einzeln stimmen kann.
Ja, aber wenn ich das Handbuch richtig verstehe, lautet hier die Einschränkung, dass jeder Ton nur bis ±99 Cent verstimmt werden kann. Wollte ich, sagen wir mal, mein ganzes Keyboard in Vierteltöne stimmen, oder in andere gleiche Intervalle, dann wär schnell Schluss. Oder wenn mir vielleicht einfiele, zwei Oktaven tiefer eine andere Stimmung vorzuhalten (die dann aber wieder zwei Oktaven hochzudrehen, so dass ich nur mein Keyboard um zwei Oktaven transponieren müsste, um auf eine andere Stimmung zuzugreifen), dann ginge das hier jedenfalls nicht.

Immer wieder zeigt sich, dass die meisten Hersteller doch reichlich enge Vorstellungen davon haben, was ihre User mit der Verstimmbarkeit gefälligst anstellen sollen.
 
Mit dem µTune von Tubbutec könntest du jeden Synth, microtonal machen.

Der ist zwar für Modular gedacht, aber du kannst entweder das MIDI Routing von "In" zu "Out" ändern oder halt die CVs und Gates zusammenschließen.

Und Evtl. ein externes Keyboyrd.

 
Mit dem µTune von Tubbutec könntest du jeden Synth, microtonal machen.

Der ist zwar für Modular gedacht, aber du kannst entweder das MIDI Routing von "In" zu "Out" ändern oder halt die CVs und Gates zusammenschließen.

Und Evtl. ein externes Keyboyrd.

 
Mit dem µTune von Tubbutec könntest du jeden Synth, microtonal machen.

Jeden Synth mikrotonal machen, aber dann natürlich nur monophon spielen.

Solche Ansätze zum "Re-Tuning" via MIDI hat es immer wieder mal gegeben. Scala hat so etwas auch integriert. Und es gibt die Tuning-Boxen von H-Pi, sicherlich die avancierteste Variante.

Man muss sich aber klarmachen, wie sowas funktioniert, was man davon erwarten kann, und was nicht.

Traditionelles MIDI bietet nur eine Möglichkeit für solches Re-Tuning beliebiger Synths, und das ist via Pitch Bend. Wenn du jetzt so eine Kiste hast wie die erwähnten, und du lädst eine Stimmung, die über, sagen wir, der Note A3, eine reine große Terz hervorbringen soll (386c statt 400c), dann würde die Kiste dafür sorgen, dass, wenn du ein C#4 spielst, an den Synth nicht bloß der entsprechende Notenwert geschickt wird, sondern dazu ein Pitchbend von vielleicht -0574, damit der Synth (bei PB-Range von +/- 2 Tönen) dann entsprechend das C#4 um 14c flacher intoniert.

Ein Pitchbend-Befehl wirkt aber notenübergreifend auf den kompletten Kanal. Das heißt, alle Noten, die ggf. sonst noch tönen (vorige, gleichzeitige, zukünftige), werden ebenfalls verbogen, solange nicht wieder ein "PB=0000" gesendet wird. Das Ganze macht so also nur Sinn, wenn wir pro Kanal maximal monophon spielen.

Denkbar wäre noch, dass eine Box so schlau ist, die eingehenden Noten wechselweise auf 16 Kanäle aufzusplitten, und dort jeweils die Pitchbends anzuwenden -- am anderen Ende müsste dann aber ein Synth hängen, der auf allen Kanälen empfangen kann.

Mit MPE mag das alles anders aussehen, und bei H-Pi geht das wohl auch in die Richtung mit den neuen Boxen. Aber dann kann erst recht nicht mehr von "jedem Synth" die Rede sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jeden Synth mikrotonal machen, aber dann natürlich nur monophon spielen.

Solche Ansätze zum "Re-Tuning" via MIDI hat es immer wieder mal gegeben. Scala hat so etwas auch integriert. Und es gibt die Tuning-Boxen von H-Pi, sicherlich die avancierteste Variante.

Man muss sich aber klarmachen, wie sowas funktioniert, was man davon erwarten kann, und was nicht.

Traditionelles MIDI bietet nur eine Möglichkeit für solches Re-Tuning beliebiger Synths, und das ist via Pitch Bend. Wenn du jetzt so eine Kiste hast wie die erwähnten, und du lädst eine Stimmung, die über, sagen wir, der Note A3, eine reine große Terz hervorbringen soll (386c statt 400c), dann würde die Kiste dafür sorgen, dass, wenn du ein C#4 spielst, an den Synth nicht bloß der entsprechende Notenwert geschickt wird, sondern dazu ein Pitchbend von vielleicht -0574, damit der Synth (bei PB-Range von +/- 2 Tönen) dann entsprechend das C#4 um 14c flacher intoniert.

Ein Pitchbend-Befehl wirkt aber notenübergreifend auf den kompletten Kanal. Das heißt, alle Noten, die ggf. sonst noch tönen (vorige, gleichzeitige, zukünftige), werden ebenfalls verbogen, solange nicht wieder ein "PB=0000" gesendet wird. Das Ganze macht so also nur Sinn, wenn wir pro Kanal maximal monophon spielen.

Denkbar wäre noch, dass eine Box so schlau ist, die eingehenden Noten wechselweise auf 16 Kanäle aufzusplitten, und dort jeweils die Pitchbends anzuwenden -- am anderen Ende müsste dann aber ein Synth hängen, der auf allen Kanälen empfangen kann.

Mit MPE mag das alles anders aussehen, und bei H-Pi geht das wohl auch in die Richtung mit den neuen Boxen. Aber dann kann erst recht nicht mehr von "jedem Synth" die Rede sein.

Meinst du?

Jeder Kanal lässt sich auf einen MIDI Kanal zuordnen. Das Modul soll auch ein Add On Modul bekommen wo man davon 3 zusätzlich verwenden kann, wären dann gesamt 8 MIDI Kanäle (8 CVs, 8 Gates) die sich im Modul, aber auch auf den gleichen Kanal zuordnen lassen.

Durch die Trennung über Modular kannst du 1 oder 2 Polyphon Module dazwischen geben. Ich denke 8 Stimmen reichen erstmal. Oder man nimmt 2 davon.

Könnte klappen.

Aber ich bin da nicht so der Profi für Microtuning. War nur eine Idee.

Vielleicht fragst du mal Tobi direkt, evtl. kann er dir da weiterhelfen. Er rüstet auch alte Synths über seine MIDI Interfaces mit Microtuning aus.
 
Das Tubbu-Teil ist super, da habe ich gar keinen Zweifel. Fürs Eurorack gibt es sicher kaum was besseres.

Mir ging es nur darum, die Grenzen aufzuzeigen, die der althergebrachte MIDI-Standard mitbringt, wenn es um solches Re-Tuning geht.

Vielleicht fragst du mal Tobi direkt, evtl. kann er dir da weiterhelfen.

Ich bin mit mikrotonalen Synths bestens versorgt (siehe oben im Thread), aber was mir tatsächlich noch vorschwebt, wäre eine mikrotonale xoxbox. Was ich nicht habe, ist ein Modularsystem. Hätte ich eines, würde ich wohl die xoxbox so modden lassen, dass sie ihr Pitch-CV rausschickt, man es durch Tubbus µTune laufen lassen kann und dann wieder rein in die xoxbox. Aber mit der Bass Station 2 kommt man in Sachen mikrotonalen Acids auch schon recht weit.
 
Interessantes Thema va die detaillierten Aufstellungen von Kollege Nick. Ich warte seit mehreren Jahrzehnten auf einen synth dem man via osc einfach "oszi a = 432 Hz" sagen kann. Alles zu einfach also hab ich einen rev 2 gekauft oder programmiere sowas in pure data selbst.
 
kürzlich entdeckt das man das in meinem Piano auch einstellen kann ... leider kanns keine scl files lesen ... aber selbst jede Taste um so und soviel cent verstimmen ist schon sehr spannend
 
Zuletzt bearbeitet:
So, ich hab jetzt mal zusammengeschrieben, was man so alles machen kann mit den Mikrotönen, in welche Richtungen man so gehen kann. Ich glaube, hier in diesem Thread muss ich keinen bekehren. Interessiert's euch trotzdem?
 
Zuletzt bearbeitet:
ja, lass mal hören! Ich habe auch sowas ähnliches in der Mache. Stecke aber noch beim umfangreichsten und bislang einzigen Teil fest, Nr. I.1.1a:

"Prolegomena zur Versuchen einer Beantwortung der Frage, was denn Mikrotonalität sei und wie, warum und zu welchem Ende wir ihr Studium der musicierenden Jugend ans Herz legen"
 
OK, here we go.

Erstmal: Was man beim Thema Microtuning genau braucht, hängt natürlich sehr von den ästhetischen Vorstellungen ab.

Ich beschreibe hier nur mal beispielhaft ein paar Herangehensweisen. Das ist ein Versuch, Verständnis zu wecken für die Vorlieben oder Prioritäten der Kollegen… vor allem, ein wenig zu begründen, warum und wann eine Begrenzung auf 12 Töne, die sich in der nächsten Oktave wiederholen, die nur bis zum nächsten Ton verstimmt werden können und das nur in Schritten von einem Cent oder weniger, nur in ganz bestimmten Fällen ausreicht. Und in vielen Fällen eben überhaupt nicht.

Wichtig: Natürlich ist keiner der hier vorgestellten Ansätze „besser“ oder „schlechter“ als der andere. Gute Musik kann man auf jeder Basis machen!

Interessiert das eigentlich alles hier jemanden? : - )


(Ansatz 1) "Ich möchte weiterhin 12 Töne in der Oktave verwenden, einzelne dieser Töne aber leicht oder deutlich verstimmen."
  • Da eignen sich zum Beispiel historische europäische Stimmungen
  • Oder du willst, etwa für orientalisch inspirierte Musik, Einzeltöne deutlich, auch um sagenwirmal einen Viertelton, verstimmen.
Es kommt da vielleicht nichtmal so sehr auf die Präzision an. Es genügt, wenn einzelne Töne sozusagen ein Eigenleben haben. Man muss an die Zanza denken, das afrikanische „Daumenklavier“, wo die Töne grundsätzlich gleich klingen, dann auf eine Zunge ein wenig Teer kommt, auf die nächste ein Stück Metall, und so weiter, um, auf Basis homogener Klangfarbe, dennoch die Einzeltöne zu individualisieren. So etwas findet auch hier statt.


(Ansatz 2) "Ich möchte historische Musik spielen oder mich auf diese beziehen und brauche die dazu notwendigen Stimmungen."

Aha! Ein Insider. Hier ist klar das Ziel eine präzise Kontrolle über den Einzelton. Meist ist es gewünscht, dort reine Intervalle zu haben oder solche, die diesen nahe kommen.
  • Dann musst du schon die gängigen Stimmungen möglichst genau haben und eventuell eigene Varianten eingeben können.
  • Wichtig könnte hier sein, dass mehrere Klangerzeuger wirklich exakt die gleiche Stimmung verwenden.
  • Je nach deinen Ansprüchen kann es sein, dass die meistens vorgesehene Präzision von einem Cent bei Weitem nicht ausreicht!


(Ansatz 3) "Ich möchte mehr Töne in der Oktav haben, zwischen den anderen, mir bekannten."
  • Das könnten Viertel-, Achtel- oder auch Sechsteltöne sein
  • Vielleicht will ich auch umgekehrt die Oktave anders teilen, meinetwegen in elf, fünf oder sieben gleiche Teile
Dergleichen Ideen waren virulent am Anfang des 20. Jahrhunderts. Eigentlich ist es das Gegenteil von (2) - eben nicht eine klare Vorstellung des Tons, der da klingen soll, sondern die Hoffnung, in einem größeren (oder einfach einem anderen als dem üblichen) Vorrat unbekannte Perlen zu finden. Es kann jedenfalls melodisch Sinn machen, indem beispielsweise besonders enge Leittöne verwendet werden, oder – harmonisch – Dissonanzen noch dissonanter klingen.

Historisch hat sich dergleichen nicht durchgesetzt, außer in bestimmten Bereichen der Neuen Musik – vor allem dort, wo es um Massenstrukturen geht, also sagenwirmal sieben Instrumente, die in einem sehr engen Tonhöhenbereich durcheinanderspielen, sich aber z.B. nach und nach beruhigen oder den Tonvorrat langsam ändern, und so was. Auch bei sehr rhythmisch und perkussiv gedachten Musik mag das passen – wenn harmonische Vorgänge keine Rolle spielen. Da fast keine reinen Intervalle entstehen, kommt es im Grunde oft gar nicht mal auf die letzte Exaktheit der Intonation an.


(Ansatz 4) "Ich möchte ganz andere feste Stimmungen verwenden, die eben nicht auf Teilung der Oktav basieren, sondern auf Teilung eines anderen Intervalls oder auf Addition eines festen Intervalls."
  • Gleiche Intervalle ohne Wiederholung nach der Oktave (Wendy Carlos: Alpha, Beta, Gamma)
  • Bohlen-Pierce-Skala (Teilung des Intervalls 3/1 in 13 gleiche Teile)
  • Stockhausen, Studie II (Teilung des Intervall 5/1 in 25 gleiche Teile)


(Ansatz 5) "Ich brauche präzise Kontrolle über den Einzelton, auch wenn ich keine historischen Stimmung verwende. Ich möchte ganz freie Stimmungen verwenden."
  • Das kann zum Beispiel nötig sein, wenn du glockenartige Klänge konstruieren möchtest. Es wird sehr schnell notwendig, wenn ein Ringmodulator ins Spiel kommt, und du eben nicht auf stark geräuschhafte Klänge aus bist, sondern auf reine, völlig schwebungsfreie Klänge (oder Klänge, bei denen die Schwebungen ein definiertes Tempo haben sollen).
  • Typischerweise wirst du Ausschnitte aus Ober- oder Untertonreihen verwenden wollen.
  • Oder du willst mehrere historische Stimmungen gegeneinander stellen - einmal eine schwebungfreie reine Terz verwenden, dann wieder eine leicht oder stärker verstimmte.
Hier ist eine Genauigkeit der Einstellung von einem Cent definitiv viel zu gering! Und es wird meist auch nötig sein, Töne um mehr als einen Halbton zu verstimmen – ganz einfach, weil du nicht nur ein „e“ brauchst, sondern vielleicht drei oder vier verschiedene. Du kommst wahrscheinlich mit einer beschränkten Zahl von Tönen aus, sagen wir, mit 128 – aber die verwendest du ganz anders, auch in anderen Oktaven.


(Ansatz 6) "Ich möchte völlig freie Stimmungen verwenden, aber diese auch jederzeit während des Spielens ändern." – Das klingt in dieser Bestimmtheit sicher im ersten Moment etwas kindisch, kann aber natürlich je nach Konzept nötig sein. Das feste, vordefinierte Set aus Ansatz 5 reicht nicht mehr – zum Beispiel, weil du tatsächlich sehr viele Tonhöhen einsetzen willst, oder improvisierst und daher vorher nicht weißt, was du brauchen wirst, oder schlicht, weil du die Übersicht über deine Stimmungen anders nicht mehr behältst.

Und hier bietet MIDI seit ein paar Jahren was Neues: Die Möglichkeit, jederzeit einfach eine andere Stimmung zu übertragen. Ohne die gerade klingenden Töne zu unterbrechen. Mit dem MIDI Tuning Standard wird das möglich. Nur: Die wenigsten Hersteller scheinen es zu implementieren, weil die wenigsten Kunden danach fragen.
 
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