MR - Repainted

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Anonymous

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src: http://soundcloud.com/mr183/repainted

Seit einigen Wochen suchte ich nach einem schönen Solosound; gestern
hatte ich ihn gefunden. Es war dann etwas ganz Einfaches: Sägezahn durch
12dB-Tiefpass, ADSR-Hüllkurve auf VCA und Filtercutoff. Einzige
Besonderheit: das Keytracking für den Filtercutoff geht durch ein
Portamento, so dass das Filter bei schnellen Lagewechseln noch etwas
nachläuft.

Damit habe ich ein sechsminütiges frei atonales Solo aufgenommen, das mir
beim Spielen sehr gut gefiel.

Beim Anhören war mir das dann allerdings viel zu individuell-expressiv und
ich hatte keine Lust damit weiterzumachen.


Heute morgen beim Aufwachen kam mir dann die richtige Idee: ich muss dieses
Solo - bildlich gesprochen - "abschleifen", so dass nur noch einzelne
Spuren, Schlieren und Kratzer davon übrig bleiben, und anschließend
komplett mit anderen (Klang)Farben "übermalen" (daher der Titel).
Also habe ich mein kaum benutztes Korg mini-Kaoss Pad (mk. I) angeschlossen
und das Synthsolo dadurch geschickt. Mit vier verschiedenen der Effekte
(z.B. Looper und Delay mit Highpass) habe ich vier Bearbeitungen
aufgenommen.

(Das Originalsolo ist zwar noch drin, aber nur -45dB leise, 10 Sekunden
zeitversetzt, eine Quinte heruntergestimmt und durch Autogate, Delay und
Bitcrusher geschickt.)

Als Nächstes habe ich mit dem Übermalen angefangen. Zuerst Kontaktmikrophon
auf Stahlplatte, mit Stahlwolle, Kreisel, Löffel und Klangschale gespielt.
Alles durch eine Amp-Simulation, damit es präsenter ist.
Dazu dann noch etwas "Luft", eine mikrophonierte "leer" geblasene Okarina.

Jetzt fehlte wieder etwas Analoges. Also habe ich schnell und ohne viel
Nachdenken zwei typische "Westcoast"-Patches gestöpselt. Einmal "Bongos"
aus Anti-Oszillator durch Borg-Filter, gesteuert von einer Rückkopplung
zwischen Wogglebug, A-149-1-Source of Uncertainty und einem VCLFO, als
Effekt eine Federhallsimulation aus dem EHX Cathedral.
Zum anderen ein Filter-Sinus mit exponentieller FM durch einen anderen
Sinus, ringmoduliert von dem gleichen Sinus, dann AM dieser beiden Sounds
durch einen VCLFO. Alles wieder durch den A-149-1 gesteuert, als Effekt ein
Reverse-Hall.

Und wieder mal habe ich festgestellt, dass ich es viel spannender finde,
mit (für mich) fast unvorhersehbaren/unkontrollierbaren Instrumenten zu
spielen (das Kaoss-Pad-Touchpad, die akustischen Instrumente, Feedback-
Patches am Modularsystem), als nur einen normalen, schönen, Synthsound via
Keyboard zu spielen.

Die Analogie zur Malerei ist natürlich nicht neu und nicht von mir,
inspiriert dazu hat mich (auch wenn das klangliche Resultat völlig anders
ist) in den letzten Wochen unter anderem dieser Soloauftritt von Keith Rowe
(der in Interviews auch oft Parallelen zu seiner Malerei zieht), bei dem
man ihm im Detail bei der Bearbeitung seiner Table-Top-Gitarre zusehen
darf.
 


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