Musiker vs Staat - Themen die Leute bewegen

Dein Ansatz ist sehr akademisch. Ich sehe deutlich mehr Parallelen zwischen der heutigen Zeit und den 1920er-Jahren als nur die Feindbilder, die sich allmählich wieder ähneln. Zum Beispiel den Versuch, durch systematische Einschüchterung, kleine Terroranschläge, Errichtung "national befreiter Zonen" etc. Unfrieden zu stiften, Menschen einzuschüchtern und die Gesellschaft zu spalten. Den Versuch, die bestehende demokratische Gesellschaftsordnung als unfähig und korrupt hinzustellen, der bis weit in die Mitte der Gesellschaft Gehör findet - auch hier in der Diskussion zu beobachten. Und dann schließlich die von Dir genannte mediale Manipulation. Hitler und Goebbels nutzten massiv das damals neue Radio und die Kino-Wochenschauen zu Propagandazwecken. Die neue Rechte nutzt das heute (immer noch) neue Internet - in durchaus vergleichbarer Weise.

Natürlich sind die Institutionen der Bundesrepublik erheblich stabiler als die der Weimarer Republik und wir sind auch international in einer ganz anderen Position, dadurch wird es wohl hoffentlich nicht wieder zum Äußersten kommen. Aber Wachsamkeit ist auf jeden Fall gefragt.

Selbstverständlich ist so ein Ansatz akademisch aufzuziehen, wenn du das so nennen willst. Es waren konkrete Ereignisse und Handlungen enzyklopädischer Qualität und genau die sind es, die als Vergleichsbasis dienen. Deine Schilderung ist, auch ohne Fallbeispiele ja genau das. Allerdings bleibt es so betrachtet sehr oberflächlich, denn die politischen Kräfte haben sich seinerzeit massivst aufgestellt. Das ist heute schonmal nicht der Fall, wir haben es nun weniger mit Hinterzimmerpolitik und instrumentalisierten Kamofgruppen SA und Rotfront zu tun, auch nicht mit orientierungslosen Soldaten nach WKI, die sich auf Jobsuche in Freikorps und Rotfront organisieren und sich gegenseitig Straßenschlachten liefern. Zwischendurch mal eine Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen. Stets mit Fokus auf das Herrschaftssystem, um das gekämpft wurde, und zwar mit echten Patronen und in terrorisierender Weise auf den Straßen. Nach 70 Jahren demokratischer Verhältnisse und internationalen Verflechtungen sind bei konkreter Betrachtung, die jeder selber vornehmen kann, jegliche Vergleiche Makulatur. Ein Gebiet, in dem sogar Wiki noch passable Infobasis ist, man braucht nichtmal Bücher gelesen zu haben, um zu diesen Schlussfolgerungen zu gelangen.

Ende OT.
 
Nach 70 Jahren demokratischer Verhältnisse und internationalen Verflechtungen sind bei konkreter Betrachtung, die jeder selber vornehmen kann, jegliche Vergleiche Makulatur.
Ich stimme Dir sonst in allem zu, aber nicht in diesem Punkt. Diese Vergleiche zwischen der heutigen Zeit und den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts sind nicht nur nicht Makulatur, sie sind sogar notwendig. Es ist wichtig, sich an die Vergangenheit zu erinnern und zu erkennen, wenn zum Beispiel eine ähnliche Rhetorik wieder aufkommt. Man kann die Situation heute nicht in jeder Beziehung mit damals vergleichen, aber viele erschreckende Parallelen gibt es trotzdem. Die sollte man sich bewusst machen und man sollte auch gegen die entsprechenden Entwicklungen angehen.

Vergessen darf man auch nicht, dass heute sehr viele Probleme dazu gekommen sind, die es damals noch nicht gab. Wenn Du also die Übel aufzählst, die damals mit zur Eskalation beigetragen haben und heute so nicht (mehr) existieren, musst Du umgekehrt auch die Probleme aufzählen, die es heute zu lösen gilt und die damals noch keine oder eine untergeordnete Rolle spielten - Globalisierung, weltweite Überbevölkerung, Millionen Flüchtlinge, Klimawandel, Umweltzerstörung. Wir beobachten längst den Beginn der Verteilungskämpfe, die aus diesen Problemen resultieren werden. Die werden auch mit echten Patronen ausgetragen - und mit Raketen und Chemiewaffen (siehe Israel, siehe Syrien) - sowie mit "Umerziehung" und Euthanasie (siehe China) usw. usf. ...
 
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Da bin ich bei dir, wie man heute so schön sagt :)

Im Grunde verfolgen wir durchaus ähnliche Zielsetzung, nämlich Grundstrukturen des Handelns herauszufinden. Beim Geschichtsstudium stelle ich nicht selten fest, dass selbst vor 200 oder 300 Jahren gar nicht so unterschiedlich "gedacht" wurde und vor allem die Leute damals nicht blöder waren als heute. Trotz völlig unterschiedlicher Bildungssysteme? Ja, und das ist das Überraschende daran. Ganz im Gegenteil, Goethe, Machiavelli, H.Wells Literatur spricht ja für sich selbst und ist heute aktueller denn je.

Fast Fun Fact als Abschluss: Wer kennt den Vortrag "Kunst ist Waffe" von Friedrich Wolf? Das wäre dann wieder zurück zum Topic. Friedrich Wolf war der Vater von Markus Wolf.
 


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