R.I.P. Roger Whittaker

Wir haben ihn damals immer "Roger Mitschnacker" genannt - Hamburger wissen, was gemeint ist.
Er sah auch aus wie mein damaliger Erdkundelehrer.
Mit seiner Musik konnten wir nichts anfangen, und selbst wenn, hätten wir es nie zugegeben.

Aber er hat mit seiner Musik viele Menschen glücklich gemacht - was will man mehr?
Farewell!

Schöne Grüße
Bert
 
"Roger Whittaker hat, was viele gar nicht wissen, sowohl in Physik als auch in Chemie einen Doktortitel. Außerdem ist er der beste Pfeifer der Welt. Nur damit allein hätte er schon Millionär werden können. Ich hab mich manchmal gefragt, wen von den Stars ich wirklich beneide. Ich glaube, dass Roger Whittaker den einfachsten von allen Starjobs auf der ganzen Welt hat. Seine Hamburger Produzenten haben immer schon alles perfekt vorbereitet, wenn er einmal im Jahr in die schnieke Hansestadt kommt. Er muss sich um gar nichts kümmern. Roger wohnt in einem Fünf-Sterne-Hotel, wird von dort mit einem Taxi abgeholt und ins Studio gefahren, wo er pro Tag zwei Titel einsingt. Die Texte versteht er nicht, aber das ist egal. Wenn ihm eine Musik besonders gut gefällt, lässt er sich den Text ins Englische übersetzen. Nach Beendigung der Aufnahmen fliegt er wieder auf sein schottisches Schloss zurück. Wenn die Platte ein paar Monate später veröffentlicht wird, kommt er erneut nach Deutschland und geht auf Tournee. Die Anlage bleibt allerhöchstens auf Zimmerlautstärke gedreht, seine Lieder sind alle im gleichen Tempo. Roger sitzt auf einem weich gepolsterten Barhocker und setzt mit der akustischen Gitarre ab und an Akzente. Sein Publikum besteht aus Ehepaaren ab fünfzig, die sich gut zu benehmen wissen und außerdem schon dafür dankbar sind, dasses den feinen Gentleman Roger Whittaker überhaupt gibt. Es ist allgemein bekannt, dass er nur ein paar Brocken Deutsch kann, und daher erwartet auch niemand anspruchsvolle Ansagen oder gar Anekdotenmarathons. Roger sagt ganz am Anfang des Konzerts einmal »Guten Abend« und ganz zum Schluss »Auf Wiedersehen«, mit deutlich hörbarem Akzent, was sein Publikum sehr sympathisch findet. Ansonsten sitzt er exakt neunzig Minuten auf seinem Hocker, lächelt milde und singt ein Lied nach dem anderen. Zwischendurch pfeift er virtuos, was die Menschen ganz besonders mögen, insbesondere die Deutschen, denn Deutsche schätzen es, wenn jemand ein Handwerk beherrscht. Seine Band ist erstklassig und gut frisiert. Nach zwei Zugaben geht er endgültig ab. Es gibt weder vor noch nach dem Auftritt schlechte Gründe, Alkohol zu trinken oder sonst etwas Ausschweifendes zu tun, das die Nerven beruhigt, aber in Wahrheit nicht beruhigt, sondern schleichend zerrüttet. Roger mag auch viel lieber frisches Obst. Er findet Deutschland sehr schön, freut sich aber am Ende der Tournee schon wieder auf seinSchloss und die Familie. Alle paar Jahre macht er auch außerhalb der Reihe Schallplatten, etwa eine Weihnachtsplatte, Weihnachten mit Roger Whittaker. Dann muss er noch einmal für eine Woche nach Hamburg fliegen, aber er macht es ja gern. Roger Whittaker hat wirklich den besten Starjob der Welt!" (Heinz Strunk, Fleisch ist mein Gemüse)

"Die Krönung von Jacobs Cafeéééééééé"

Edit: Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass Strunk biographische Fakten des Künstlers sehr frei bis falsch wiedergibt. Meine Empfehlung: sich bei der nächsten Runde Trvial Pursuit nicht auf meinen Beitrag verlassen!

 
Zuletzt bearbeitet:
Das Intro ist immer noch herrlich. Danke dafür. [...]

Jupiter von Holst, ein bißchen?



Wunderbar dazu geeignet, die Conditionals zu üben.

Und dieses Sleevedesign verspricht tiefenentspannte Galama-Mucke:

Ni02ODA2LmpwZWc.jpeg


"Meine Frau und ich stehen mehr so auf Roger Whittaker." (Gene Hunt - Life On Mars)

Irgendwie war er immer da, und jetzt ist er weg.

Gute Reise.

Stephen
 
"Roger Whittaker hat, was viele gar nicht wissen, sowohl in Physik als auch in Chemie einen Doktortitel."

Das würde ich eingedenk des erzählerischen Talents von Herrn Strunk sowie der widersprechenden Wikipedia-Artikel (hier & hier) doch eher in das Reich der Fabel verweisen.

EDIT: Auch die offizielle Biografie spricht von einem Bachelor-Abschluss, nicht aber von einem Doktortitel, geschweige denn zwei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Er sah auch aus wie mein damaliger Erdkundelehrer.
Alle Erdkundelehrer zwischen 1962 und 1997 sahen aus wie Roger Whittaker. Ich hatte die Ehre mal Backingtrack-Aufnahmen für eine Weihnachts-CD mit ihm aufzunehmen, die letztlich wohl nie veröffentlicht wurde (ich hab zumindest nie ein Belegexemplar bekommen). Ich kannte also nur einzelne Vocalspuren von ihm, ohne ihn je gesehen zu haben. Die waren allerdings schon gänsehautmäßig - auch wenn's nur "Silent Night" war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mich erinnern, der Keyboarder seiner Liveband hatte 1977 ein RMI Electra Piano und ein Hohner String-Gerät.

Um forumstauglich zu bleiben.

Stephen
 
"... Die Texte versteht er nicht, aber das ist egal. Wenn ihm eine Musik besonders gut gefällt, lässt er sich den Text ins Englische übersetzen..."

Interessant, was Strunk da schreibt. Ich erinnere mich, dass Roger Whittaker ca. 1980 in Der Große Preis zu Besuch war und Wim Thoelke ihm auf Englisch eine Frage stellte. Whittaker hatte auf Deutsch geantwortet, was Thoelke mit "[Roger Whittaker] spricht besser Deutsch als ich jemals Englisch sprechen werde." kommentierte. Das restliche Gespräch fand auf Deutsch statt.
 
Interessant, was Strunk da schreibt.
"Fleisch ist mein Gemüse" ist ein satirischer(?) Roman. Da wird romantypisch gelegentlich fabuliert und nicht immer auf die Wahrheit geschaut.

Nur die Situationen aus der Tanzmusikerszene sind wirklich real, wenn auch manchmal ein wenig verharmlost, sonst würde es ihm keiner glauben.
Die Geschichten auf dem Dorffest mit "Danz op der Deel" und "Maaarius"-Gegröle sind akkurat beschrieben.
 
ich habe gar nicht mitbekommen, dass er verstorben ist, schade.
Meine Lieblingslieder von ihm waren - unvergessen
das alte Schiff
du warst mein schönster Traum
indian Lady
New world in the morning

thats today
and I can feel a new morning coming out
RIP
 


News

Zurück
Oben