Wert von Vintage-Synths für aktuelle Produktionen

Thx2 schrieb:
Bei Techno/Deep House hingegen kann so ein brachialer Minimoog Bass die Produktion durchaus stark aufwerten!

Also erstmal :supi: für die angeregte Diskussion. Viele der Argumente bestätigen auch meine Sicht der Dinge - d.h. es hängt sicher vor allem vom Musikstil ab, in dem man sich bewegt. Vintage für "Retro" (nicht abwertend gemeint!) und neue Synths für "Neues".

Ich bin vor allem etwas skeptisch, wenn man bei neuen "hippen" Produzenten dann eben die Übersynths stehen sieht (z.B. ein riesen Modularsystem oder eben die angesprochenen Geräte) und die Herren dann auch noch im Interview behaupten, dass diese Teile so viel von ihrem Sound ausmachen. Ich denk mir dann meist - hat der Typ überhaupt die Zeit, sich damit richtig auseinander zu setzen? Da ist ja nicht einfach mal schnell ein Basssound geschraubt :roll:

Michaels Argument nehm ich jetzt mal als Beispiel - macht ein echter Minimoog die Deep House Scheibe "besser" als ein Sub 37 (damit wir ein wenig Spielraum haben)? Soll heißen, macht es für einen Deep House Produzenten Sinn, sich einen Minimoog "anzutun" (hinsichtlich Kosten, Wartung, schwierigere Einbindung etc.)? Oder greift dann wieder das Argument "nach Samplen, Mixen, Mastern, etc. hört man dann eh keinen Unterschied mehr..."?

Warum legen dann die Synthhersteller (und viele Käufer) so großen Wert darauf, dass die neuen so gut wie möglich wie die alten klingen, wenn die Synthpopper ohnehin Vintage verwenden und die "modernen" Plugins?
 
FunKeyLicious schrieb:
Michaels Argument nehm ich jetzt mal als Beispiel - macht ein echter Minimoog die Deep House Scheibe "besser" als ein Sub 37 (damit wir ein wenig Spielraum haben)? Soll heißen, macht es für einen Deep House Produzenten Sinn, sich einen Minimoog "anzutun" (hinsichtlich Kosten, Wartung, schwierigere Einbindung etc.)? Oder greift dann wieder das Argument "nach Samplen, Mixen, Mastern, etc. hört man dann eh keinen Unterschied mehr..."?
Nein, das macht keinen Sinn! Ausser du machst ein Schnäppchen, aber das wurde die letzten paar Jahre immer unwahrscheinlicher. Es kann aber durchaus sein, dass das eine oder andere originale Instrument inspirierender auf einen wirkt etc.


Zum anderen muss ich aber noch sagen, du kannst auch mit einem Modularsystem extrem schnell zu deinen Sounds kommen. Gewisses geht sogar schneller als mit dem Computer, der Sound ist nicht ohne und kann in allen möglichen Produktionen eingesetzt werden. Auch hier hat man einen kreativen Anstoss und Hands On (analoger Sequencer etc.), das alles macht auch 2015 bis ... noch Sinn.

Hier mal ein Beispiel wie ein "moderner" Produzent mit einem Modularsystem arbeitet und seine Philosophie im Umgang damit.
 
Also ehrlich, ich setze doch keinen "echten" Minimoog ein, damit die Leute das im Mix raushören können.
Ich setze ihn ein, weil er ein geiles Musikinstrument ist, ich ihn in- und auswendig kenne und mir
das Gefummel beim Einstellen mit der Maus am Computer des VST Derivates einfach keinen Spaß macht.
Und weil ich einen habe. So einfach ist das.
 
intercorni schrieb:
Also ehrlich, ich setze doch keinen "echten" Minimoog ein, damit die Leute das im Mix raushören können.

Also ehrlich, ich hau doch nicht mehrere 1000 Euro auf den Kopf für ein Instrument, das auf der Aufnahme so klingt wie eine x-beliebige Tröte. :mrgreen:
 
Ist doch alles eine Frage der persönlichen Einstellung. Es gibt auch Produzenten die nutzen Vintage Outboard oder vielleicht einen Lexicon Prime Time oder gar eine Publison Infernal Machine für ein wenig Delay, was dann so ganz subtil irgendwo reingemischt wird. Damit erzwingen sie sicher keinen Hit, aber vermutlich haben sie einen Riesenspass dabei. Andere machen das kaltlächelnd mit Plugins. So what.

Mancher mag es blond, andere dunkel und die ganz coolen stehen auf rot... Was ist besser?
 
Bei industriell am Fließband produzierter Massenware (i. e. Pop im weitesten Sinne) werden sich wohl die wenigsten drum scheren, was da jetzt an Technik verwendet wurde. Wichtig ist, schnell, effizient und kostengünstig zu produzieren -- einen Vintage-Fuhrpark zu unterhalten, ist da viel zu viel Aufwand. Da sind Aira und dergleichen genau die richtige Wahl -- das Resultat zählt, nicht der Weg dorthin. Deswegen produziert der Bohlen-Dieter schon seit Jahren nicht mehr mit Prophet 5, Prophet VS, PPG-System, Linn LM-1 und Simmons SDX, sondern mit dem Yamaha Gyros.

Produzenten und Remixer, die daheim die fetten Schiffe stehen haben (ich denke an Jam El Mar's Roland 700, z. B.) werden hauptsächlich am Rechner produzieren und mit den Dickschiffen allenfalls mal hier und da eine Linie einfahren, die dann in Logic solange angepaßt wird, bis es hinten und vorne sitzt. Das ist mehr Liebhaberei. Ein akustisches Goldkettchen oder die Pimp-Schleuder.

In allen anderen Bereichen abseits des kommerziell ausgerichteten Mainstreams dürfte die Liebhaberei und das individuelle Set eine größere Rolle spielen -- da sieht man bei vielen Jazzern das Rhodes, ein Wurlitzer oder eine Hammond neben dem NordLead oder das Resch-Mellotron bei diversen Neo-Prog-Rockern.

Jörg schrieb:
intercorni schrieb:
Also ehrlich, ich setze doch keinen "echten" Minimoog ein, damit die Leute das im Mix raushören können.

Also ehrlich, ich hau doch nicht mehrere 1000 Euro auf den Kopf für ein Instrument, das auf der Aufnahme so klingt wie eine x-beliebige Tröte. :mrgreen:

Hey, ich haue 1.000 Euro für ein Gerät auf den Kopf, das ich noch nicht einmal richtig spielen kann. So geht das!

Stephen
 
FunKeyLicious schrieb:
Michaels Argument nehm ich jetzt mal als Beispiel - macht ein echter Minimoog die Deep House Scheibe "besser" als ein Sub 37 (damit wir ein wenig Spielraum haben)? Soll heißen, macht es für einen Deep House Produzenten Sinn, sich einen Minimoog "anzutun" (hinsichtlich Kosten, Wartung, schwierigere Einbindung etc.)?
Öh, dafür bietet Moog doch den Voyager an.

Wenn die anderen (insb. Roland) auch ihre Analog-Klassiker einfach weiterbauen würden, ergänzt um USB-Midi und diese Sachen, dann gäbe es dieses Vintage-Problem gar nicht.
 
FunKeyLicious schrieb:
Welchen Wert haben Vintage Synthesizer-Klassiker für aktuelle Produktionen gegenüber 'modernen' Hardware (!) Synths?

In erster Linie ist das Wort Vintage reine Marketing Strategie und beschreibt heute noch die aufmachung, das Design des Gehäuse, dass kann man ganz gut am Murmux Semi Modular sehen, fettes Gehäuse, echt Vintage aber wenig Features.

Also für mich, da ich mich nicht unter dem Druck sehe Tracks produzieren zu müssen, macht es nichts aus mich in die Thematik Live Coding unter SuperCollider einzuarbeiten. es mag sein das ich so nun vielleicht ein ganzes jahr oder länger brauchen werde bevor ich wieder mal was fertig gebracht habe, nun sehe ich das LiveCoding als die Zukunft der elektronischen Musik. Wie auch immer...

wenn ich mir heute einen analogen Synth kaufen würde meinetwegen so ein vintage Teil, dann nur um ihn in die Vitrine zu stellen. weil meistens ist es doch so da gerade bei diesn Geräten das Gerätedesign im vordergrund steht. die Geräte sind zum Schluss viel zu Schade und viel zu teuer als das man es in Kauf nehmen will das sie nch kurzer Zeit an Verschleiss erleden. es sind also eher Schmuckstücke für Liebhaber, die man mal bei besonderen Gelegenheiten herausholt und an denen man Aufgrund ihrer einfachen Bedienung schnell einen fetten Sound schrauben kann um ihn abzusampeln. Zum Schluss landet auch dieser Vintage Synth digitalisiert mit den dadurch verbundenen klanglichen Eigenschaften im digitalen Zeitalter.

Ich meine das für die aktuellen Produktionen Plugins völlig ausreichen, weil seit Mitte des Jahres 2000 hat sich nicht nur die CPU Leistung drastisch erhöht sondern auch sind die Plugins sehr gut geworden. Heute kann man mit ienem Laptop und einem Core I5 der dann nur knapp 15 Watt Strom verbraucht sehr weit kommen. wenn ich dann nur zurück denke an ie Zeit mit meinen knapp 50 Hardwaresynth und der jährlichen Stromnachzahlung von über 300 €. Und man braucht auch nicht viele unterchiedliche Synth, egal ob Plugin oder Hardware, sondern man benötigt ein Synth mit dem man alles machen kann, also ein Arbeitspferd. Und wenn man dann von einem Arbeitspferd in Hardware sprechen will kommt man eben nicht um so Konsorten wie den V Synth, Waldorf Q, Novation Supernova 2, Nord Rack 4 oder ganz klar den Acces Virus ab Version C. Selbst im Vorwort des Handbuch vom Virus C steht das du warscheinlich nie das volle Potential des Synth ausschöpfen wirst... Lustig, weil die kennen warscheinlich SuperCollider noch nicht, da reicht dann für die nächsten 2 Leben aus.

Wie gesagt, klanglich wird man heute den Unterschied zwischen VA und Analog nur schwer erkennen können, Live vielleicht eher. Einen klanglichen UNterschied zwischen Plugin und VA gibt es nicht, sondern das Plugin ist zum Schluss besser weil keine Wandler dazwischen sind. Der Waldorf Q und einige haben eien SPDIF Ausgang.

Analog und insbesondere vintage ist cool, weil als Erinnerung an die alten Zeiten, aber ansonsten... Ist auch keine unbedingte Frage des Geldbeutel sondern einfach nur ob man es braucht oder nicht. Und ich sage ganz klar, rein aus Produtionstechnischer Sicht brauchst du es nicht, sondern ein Plugin ist bei der Arbeit viel ergonomischer.

Am WE gehen die Kids ins die Disko, am Montag kaufen sie sich ein Magazin über elektronische Musik, dort sehen sie Fotos von Studios, vollgestopft mit Hardware.. In Berlin am WE in der U Bahn im TV, laufen Werbespots der Groove mit Slogans wie.. analoge Synthesizer, welt DJ usw... Paar Tage später renen sie in en justmusic und schrauben an den 500 € vintage Kisten ru reissen überall die Resonanz auf und drehen die LFO in den Audiobreich.

Das allereinzigste was wirklich noch interessant erscheint ud man ebenfalls als Vintage bezeichnen darf ist Modular, oder diese ganzen kleinen stompboxen oder wie man diese klienen Kisten nennt, diese Chaos Engine z.B.
 
Ich denke es ist fast immer völlig egal womit man arbeitet, klanglich gesehen.

Wichtig ist das das Gerät oder Plugin den Komponisten bei seiner Idee unterstützt, oder die Idee ist.
Jemand der Musik studiert hat wird vielleicht von Hardware nur von seiner Idee abgelenkt, während der der null Ahnung von Harmonielehre hat, über die Hardware vielleicht erst eine Idee entwickelt.

Gutes Beispiel sind in meinen Augen "Air".
Das Album währe imho ohne alte Geräte(damit meine ich nicht nur Synth) so niemals entstanden:
 
Wie ich schon weiter oben geschrieben habe, Klang und Arbeitsweise mit den alten Sauriern macht die Musik. :peace:
 
RetroSound schrieb:
Mic hat es angedeutet und einige andere auch. Eine Musik-Produktion ausschließlich mit Vintage Synths klingt ganz anders als mit modernen Synths.
Klang, klangliche Beschränkungen und besondere Eigenheiten vermischen sich zu einem Vintage Synth Klangkonglomerat das sich teilweise extrem von Produktionen ausschließlich mit modernen Synths abhebt. Ist alt und klingt alt.

Da schliesse ich mich auch mal an und weil es genauso klingt wie damals benutze ich auch fast nur Vintage Geräte.
Die Bedienung und Optik bzw. das ganze drumherum und das Soundprogrammieren ist dabei so wie Oldtimer fahren..ganz anders halt.
Für Moderne Musik nicht nötig aber wenn man Musik machen möchte die so klingt wie 1983 dann geht das mit Geräten aus dieser Zeit
gewiss authentischer.Ich kenne z.B. keinen Newcommer Synth der klingt wie der Juno 106 oder mein guter alter Vx90.
Bei Tommy Oberheims neuen Sems bin ich allerdings überzeugt das die genauso wie damals klingen.So war es von Sir Oberheim ja auch gewollt.
 


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