Baby Schimmerlos oder Early Shimmer in the Wild

swissdoc

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back on duty
Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich diese Platte vom Flohmarkt aufgelegt habe - Tim Finn Big Canoe:
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Im Intro des ersten Stückes schimmert es gleich los wie wild:

Die Aufnahme ist von 1986, Brian Eno ist nicht bei den Credits gelistet, einzig Anne Dudley ist wegen Stringarrangements dabei.
Kann das jemand einordnen? Wie hat man in New Zealand anno 1986 geschimmert?
 
Spiritual Hunger
Composed By [Intro], Guitar [Solo], Synthesizer [Guitar Synth] – Phil Judd
war zusammen mit Tim Finn bei Split Enz
 
Danke Dir, nun sehe ich es auch in den Credits auf den Album.
Hast Du sonst noch Hinweise? Ich werde den Herren einfach mal über Bandcamp anfragen, vielleicht mag er ja etwas erzählen ;-)
 
Der Shimmer-Effekt besteht letztlich nur aus einem Hall und einem Pitchshifter in einer Rückkopplungsschleife, entsprechend leistungsfähige Geräte gab es auch schon 1986, der Effekt selbst wurde mit dem Song "4th of July" der Gruppe "U2" aus dem Jahre 1984 populär. Schöne Details aus hinreichend berufenem Munde finden sich hier.
 
Es ist aber trotzdem interessant, wie sich diese Technik von initial Brian Eno/Daniel Lanois (Apollo ist eines der ersten Alben mit Shimmer) zu Phil Judd bewegt hat. So nette Sachen wie das Internet gab es damals ja nicht. Und die benötigten Effekte standen auch nicht in jedem beliebigen Studio herum.
 
Coole Infos, danke!
Wollte immer schonmal wissen, wie diese tollen Schimmersounds bei Eno entstanden sind :supi:
 
Anne Dudley war damals mit Art of Noise unterwegs, klanglich gehts imho Richtung ABC, für die Anned Dudley zu dieser Zeit auch mit String Arangements beschäftigt war.

 
Aktuell kann man (mit dem entsprechenden know-how) solche Sounds mit 'nem halbwegs ordentlichen Semi-Modularen Synth erzeugen ;-) Schöne neue Welt :P
 
Anne Dudley bringe ich eher mit Trevor Horn in Zusammenhang als mit Brian Eno. Eher Sampling und Fairlight als Shimmer.
Shimmer bekommt man heute mit recht einfach mit spezialisierten Plugins oder Stomp Boxes hin. Ist nun einfach ein Preset unter vielen.
 
serge schrieb:
Wer mag das nun wieder sein? :mrgreen:

Ansonsten:

Das Timm Finn-Stück ist ja nun besonders scheußlich. :lol: Und zwar deshalb, weil dieser sphärische Anfang so überhaupt nicht zu dem anschließenden Funk-Zeug paßt. Kein Wunder, daß ich damals nie von dem gehört hab'.
 
swissdoc schrieb:
Anne Dudley bringe ich eher mit Trevor Horn in Zusammenhang als mit Brian Eno. Eher Sampling und Fairlight als Shimmer.
Shimmer bekommt man heute mit recht einfach mit spezialisierten Plugins oder Stomp Boxes hin. Ist nun einfach ein Preset unter vielen.

Wenn ich darüber nachdenke wo ich diese Art von Sounds überall gehört habe (z.B. Anne Clark Cane Hill, eher am Ende ungefiltert) halte ich Loop-Samples als Basis zumindest für einen Weg zu dieser Art von Sounds zu kommen. Wobei ich vielleicht dem Holzweg und du nicht den Sound meinst, den man am Anfang des von dir geposteten Youtube Videos hören kann. Auf welche Tracks/LPs von Eno beziehst du dich?

 
serge schrieb:
Der Shimmer-Effekt besteht letztlich nur aus einem Hall und einem Pitchshifter in einer Rückkopplungsschleife, entsprechend leistungsfähige Geräte gab es auch schon 1986, der Effekt selbst wurde mit dem Song "4th of July" der Gruppe "U2" aus dem Jahre 1984 populär. Schöne Details aus hinreichend berufenem Munde finden sich hier.

Das dürften höchstwahrscheinlich die seinerzeit überaus beliebten und schick anzusehenden AMS RMX-16 und DMX 15-80 gewesen sein, das Aushängeschild eines jeden Studios, das etwas auf sich hielt (und ein großes Abschreibungsbudget hatte).

Stephen.
 
Hab' gerade mal ein Beispiel meiner eigenen Version des Sounds eingespielt, dem Internet Rechner geht aber hier und da beim einspielen die Puste aus.
 

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  • Shimmer.mp3
    1,4 MB · Aufrufe: 7
Shimmer wird Brian Eno / Daniel Lanois zugesprochen, entsprechend der Info von Sean Costello. Die Herren haben den Effekt erstmals auf Apollo: Atmospheres and Soundtracks von 1983 verwendet.
Ein breiteres Publikum hat den Effekt dann auf "4th of July" vom U2 Album The Unforgettable Fire gehört, welches von Brian Eno 1984 produziert wurde.

Auf den Beispielen von Anne Clark mag ich nichts shimmeriges erkennen, es gibt ein paar verhallte Arpeggien und gespielte hohe und flirrende Töne, vorherschend aber doch Samples und PPG.
 
Also dann wohl eher nicht das Flirren am Anfang des von dir geposteten Youtube Tracks, sondern das was am Anfang eher im Hintergrund angedeutet und so ab 0.19 deutlicher zu hören ist, mit den (so hört es sich für mich an) unterschiedlich schnell modulierten Delayzeiten und größerer Stereo Breite?
 
Summa schrieb:
Anne Dudley war damals mit Art of Noise unterwegs, klanglich gehts imho Richtung ABC, für die Anned Dudley zu dieser Zeit auch mit String Arangements beschäftigt war.


Übrigens ein wunderschönes Elektronik-Album gemacht von echten Musikern. AoN wird in den heute üblichen Electronica-Historia-Dokus gerne mal übersehen. Habe ich nie verstanden - ich finde die sehr wichtig. Waren sogar in den Pop Top 10 in UK - wenn das mal was heißt (soll bedeuten, die waren mal sehr populär).
 
Der Shimmer Sound ist in dem Intro m.M. nach prominent und deutlich zu hören und ist vom Anfang bis ca. 40 präsent.
Hier zeigt jeamand, wie man es bauen kann, ab 2:10 ist der Sound dann da:
 
So weit bin ich, mit dem was ich mit meinem Sound gemacht hab', gar nicht davon entfernt, wobei ich das Feedback innerhalb des Synths eingesetzt hab', mit Comb-Filter und moduliertem Delay Insert FX innerhalb des Loops. Ist auch schon 'ne Weile her dass ich den Sound gebaut hab...
 
Lauflicht schrieb:
Übrigens ein wunderschönes Elektronik-Album gemacht von echten Musikern. AoN wird in den heute üblichen Electronica-Historia-Dokus gerne mal übersehen. Habe ich nie verstanden - ich finde die sehr wichtig. Waren sogar in den Pop Top 10 in UK - wenn das mal was heißt (soll bedeuten, die waren mal sehr populär).

Vielleicht ist es den meisten für ein "Elektronik-Album" zu Sample lastig, empfand die AoN Sachen 'ne Lange Zeit als sehr inspirierend, hab' das Album gerne gehört.
 
swissdoc schrieb:
Shimmer wird Brian Eno / Daniel Lanois zugesprochen, entsprechend der Info von Sean Costello. Die Herren haben den Effekt erstmals auf Apollo: Atmospheres and Soundtracks von 1983 verwendet.
Ein breiteres Publikum hat den Effekt dann auf "4th of July" vom U2 Album The Unforgettable Fire gehört, welches von Brian Eno 1984 produziert wurde.

Beides immer noch Top Produktionen! :supi:
Apollo höre ich oft zum Einschlafen... einfach herrlich
 
Meine Frage:
swissdoc schrieb:
Dear Phil,

I came across the record Big Canoe by Tim Finn, which starts with a marvelous shimmery intro of "Spiritual Hunger", composed by you as of the credits. The Shimmer Effect is readily available these days by boxes like BigSky etc., but back in the days of 1986 that was not the case. According to my knowledge the effect was pioneered by Brian Eno and Daniel Lanois on the record Apollo: Atmospheres and Soundtracks from 1983. Eno used it in 1984 on "4th of July" of U2's album The Unforgettable Fire. The effect needs big reverbs and good pitch shifters, back then mainly produced by AMS or Lexicon.

Do you recall, what was used on Spiritual Hunger and is there a relation from your work to Brian Eno? Back then there was no internet and it makes me wonder, how this quite special technique made it's way from Brian Eno or U2 over to you and the people recording Big Canoe.

Thanks a lot for your time and it would be great to hear back from you.

Best Regards from Switzerland...
Seine Antwort:
Philip Judd schrieb:
heyo swissdoc…well I had NEVER heard Brian Enos efforts or U2. I was also far from interested in the histrionics and trends of music.
I hired the then brand new Roland guitar synthesizer… forget which model but am pretty sure it was very new. I created the sound using that with my
old 60’s Rickenbacker. It simply was what it was.

Das müsste dann ein Roland GK-1 gewesen sein, der kam 1986 raus.

Wie auch immer, frohes Schimmern mit welchen Synths oder FX auch immer.

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ach herrlich !!
Ich liebe solche ehrlichen Antworten.
Hab selber in den letzten jahren ein paar mal mit Musikern über Sounds und fx gequatscht und dabei festgestellt dass
die Meisten von den bekannteren Musikern ziemliche Pragmatiker sind.
 
swissdoc schrieb:
Das müsste dann ein Roland GK-1 gewesen sein, der kam 1986 raus.
Ich Dumpfbacke... Der GK-1 war nur ein Pick-Up, der an jede Gitarre passte, damit konnte man dann GR Synths ansteuern. GR-100, GR-300, GR-500 oder ein GR-700 könnten das dann gewesen sein. Der GR-700 basiert auf der Engine des JX-3P/MKS-30.

Aber wie vermutet, hat Phil offenbar nicht Eno und Konsorten nachgemacht, sondern ist alleine auf einen ähnlichen Sound gekommen. Wie auch immer. Was man so alles auf dem Flohmarkt findet. War zwar eine kleine Brockenstube direkt bei unserer Müllsammelstelle, aber das tut nichts zur Sache.
 
Erstmal: Klasse, dass Du ihn angeschrieben hast – und er geantwortet hat!

Möglicherweise erklären diese – allerdings unbelegten! - Sätze aus dem englischen Wikipedia-Artikel zum Album Phils Wissenlücke (Hervorhebung durch mich): "Big Canoe also marked the first time Finn had worked with Split Enz co-founder Phil Judd since Judd left the band in 1978. In interviews Tim said that the idea was that he and Judd intending on writing together again, trying to recapture the magic of early Split Enz. Instead a lot of drinking happened, but Phil was still commissioned to play guitar."

Abgefahren finde ich, dass ich nirgendwo zu dieser Platte einen expliziten Credit für den Toningenieur und/oder Produzent gefunden habe – bei diesen Beteiligten hätte ich noch am ehesten detailliertes Wissen über die Wahl der Effekte vermutet.
 
Der GR700 / JX-3P kann solche Sounds machen, wenn man die Crossmod anmacht, beide DCOs auf Saw, und dann den zweiten DCO auf einen ungeraden Oberton zwei Oktaven höher setzt, und dann noch den Chorus an. Wenn jetzt beim GR700 noch das Original-Gitarrensignal dazu kommt, dann kann das schon ziemlich flirren. Jetzt noch durch den Hall durch und man ist wohl bei dem Sound.

Zum Thema Harmonizer: Der MXR Pitchtransposer war nicht so wahnsinnig teuer wie Eventide und AMS. Der konnte das auch schon wunderbar, und den gab es schon 1979 (Anzeige aus der Billboard vom Nov. 1979).
 
serge schrieb:
Abgefahren finde ich, dass ich nirgendwo zu dieser Platte einen expliziten Credit für den Toningenieur und/oder Produzent gefunden habe – bei diesen Beteiligten hätte ich noch am ehesten detailliertes Wissen über die Wahl der Effekte vermutet.
Das hier deckt sich mit den Credits meiner LP:
https://www.discogs.com/Tim-Finn-Big-Ca ... se/1877272

-> Producer – Nick Launay
-> Engineer [Hovering] – Martin (Cabbage For Lobster) White*, Paul (Croydon) Cook*
 


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