Mellotron Streicher und Flöte nachbauen?

ASJ

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Ich würde gerne Streicher- und Flötensounds die ein bisschen nach Mellotron klingen mit meiner Utranova nachbauen. Kann mir jemand ein paar Tips geben wie ich das am ehesten bewerkstelligen kann (welche Filtertypen, wellenformen etc)?
 
Ich hatte die gleiche Idee vor ein paar Monaten. Meine Herangehensweise:

Jeden Ton des Instrumentes bzw. Sounds gesampelt. Im Editor jedes Sample ein klein bisschen anderes EQd und den Attack etwas korrigiert, damit es hinterher über die Tastatur hinweg uneben klingt. Dann alle Samples in der DAW in einer Spur als Kette positioniert. Das Ergebnis in ein altes Tape Deck überspielt (schlechter Frequenzgang, Gleichlaufschwankungen) und unter -6dB ausgesteuert, damit es ordentlich rauscht. Das Resultat (Tape) zurück in den Audio Recorder des Computers überspielt. Mit Session2WAV automatisch alle Einzelsamples schneiden lassen, hinterher alles normalized. Im Mapping Editor alles als Multisample organisiert und ins Endformat gebracht. Fertig.

Ist viel Arbeit, aber das Ergebnis war in etwa wie erwartet. Klingt natürlich nicht ganz nach Mellotron, aber immerhin "aged".
 
Die Novation Ultranova ist aber kein Sampler...

Es gab mal von Hollow Sun ein Samplepack mit wie ich finde sehr guten Mellotron-Sounds ("Strawberry Fields forever"-Flöte usw.).
Gibt's leider nicht mehr für Hardware-Sampler aber immerhin noch als Software-Sampler Pack oder als Kontakt-Player-Plugin oder wie sich das nennt:

http://www.hollowsun.com/HS2/products/newtron/index.htm


Nachbauen mit einem VA-Synth stelle ich mir schwierig vor....
 
Also mir ginge es wirklich darum, ob es eben möglich ist ohne Sampler und PC (da gibts genügend Mellotron-Dinger) an einem Hardware-Synth (in meinem Fall wären das Ultranova und ein KS4-Rack) die Sounds in ihrer Charakteristik nachzubauen.
 
Ich glaub das ist schwierig, denn man hört diesen Sounds einfach an, dass sie auf tatsächlichen Aufnahmen basieren.

Ich hab mal aus Versehen mit einem Analogsynth ein Pad gebastelt dass mich auch irgendwie an Mellotron-Sounds erinnert, aber wirklich authentisch nach Mellotron klingt der Sound wohl auch nicht.

Wenn du Melltron-Sounds nachbasteln willst ohne Sampler, dann würde sich eher ein Rompler empfehlen, der ja auch auf Samples basiert.
Also wahrscheinlich wieder nicht das was dir vorschwebt.
 
Despistado schrieb:
Die Novation Ultranova ist aber kein Sampler...
.

Nein wirklich? Wäre ich nie draufgekommen :)

Hab nur hingeschrieben, wie ich jedenfalls das gewünschte Resultat erreicht habe. Nichts weiter. Aber wenn das den Mann nicht interessiert, auch ok.
 
Klaus P Rausch schrieb:
Nein wirklich? Wäre ich nie draufgekommen :)

Hab nur hingeschrieben, wie ich jedenfalls das gewünschte Resultat erreicht habe. Nichts weiter. Aber wenn das den Mann nicht interessiert, auch ok.
Ja, spricht ja auch gar nichts dagegen.
Aber wahrscheinlich haben die meisten auch gar keine Möglichkeit so ein Mellotron abzusamplen und wenn man fertige, gute Samples findet dann sind die wahrscheinlich bereits in irgendeiner Form als Multisamples mit Loops usw. verpackt.

Und manchmal sogar wirklich gut gemacht (wie ich persönlich finde) eben von Hollow Sun.
Damit kann man Strawberry fields forever nachspielen und glaubt man ist ein Beatle.

(naja, vllt. liegt das aber auch an meiner Persönlichkeitsstörung... :mrgreen: )
 
Um etwas Mellotronfeeling in einen Sound zu bekommen, hilft erst mal die Höhen per EQ oder Filter zu dämpfen und den VCO mit einem langsamen LFO minimal zu modulieren, um den zum "eiern" zu bringen. Ne Kopie wird das so nie, aber du kriegst ne ähnliche Patina an den Klang.
 
da beim Mellotron ja jeder einzelne Ton ein eigenes Sample ist, die einzeln eingespielt wurden und die auch oft völlig unterschiedlich klingen, wird man das authentisch so einfach nicht nachbauenn können.
 
ASJ schrieb:
Ich würde gerne Streicher- und Flötensounds die ein bisschen nach Mellotron klingen mit meiner Utranova nachbauen. [...]

Warum?

Emu Vintage Keys oder Roland XP-nochwas mit Vintage Board kosten nicht die Welt, und irgendeine Software wird sich auch für kleines Geld auf dem Rechner installieren lassen.

Stephen
 
Nun, man kann die Klang-Eigenschaften sammeln, nachbauen was drin ist, und dann mal hören, wie weit man kommt:
* stark gefiltert. (Das ist wirklich extrem, so ein schlappes 24db/Oktave Synthesizer-Filter ist zu wenig, ohne EQ-Nachhilfe wird das nichts. )
* Wow & Flutter. (Das sind zwei Frequenzen, einmal schnelle (Vibrato) und einmal langsame(jaulen) Schwankungen. )
* alle Töne verschieden. (Das muss ja nicht konstant sein - falls man z.B. Attack und Pegel per Zufall variieren kann, kommt man damit vielleicht schon dichter dran... )
* deutlicher Klirr. (Den bekommt man auch hinterher drauf, ich würde mit einer Amp-Simulation experimentieren, die übernimmt dann auch gleich einen Teil des ordentlich verbeulten Frequenzganges. )


Oder man kann seine vermeintliche Golgöhrigkeit dadurch unter Beweis stellen, dass man von vornherein weiß, dass es doch sowieso nicht geht und ganz anders klingt.
(Die Leute die immer und überall "Klangwelten" als Unterschied hören, können letztlich nicht richtig hören. Eine Klangwelt ist z.B. zwischen quietschender Tür und Drumcomputer. Und da bekommt jedes nicht-Goldohr sogar mit der Tür etwas hin, was dichter an Drumcomputer ist: rhythmisches zuschlagen ... *das* ist der Geist, der hier gefragt ist. "Hach, das geht doch sowieso nicht" kann schließlich jeder sagen. )
 
Nоrdcore schrieb:
*das* ist der Geist, der hier gefragt ist. "Hach, das geht doch sowieso nicht" kann schließlich jeder sagen. )
Alles geht, aber wozu?
Man müsste eigentlich jeden einzelnen Ton bearbeiten und dann absamplen. Manche Sounds sind beim Original so weit auseinander, da glaubt man gar nicht, das die zusammen gehören, weil sie so schräg sind. Das ist manchmal sogar bei zwei Tasten, die nebeneinander liegen, schon so krass. Aber genau das ist ja der typische Sound des Mellotrons. Und ordentlich eiern soll es ja auch noch und man möchte ja auch Rauschen und abgenutztes dumpfes Band haben ....
Das ist sicher alles nicht unmöglich, macht aber sehr viel Arbeit.
Wesentlich besser und näher am Original und viel einfacher gehts da mit einem VST. Oder geht es hier mehr darum, was technisch machbar wäre?
 
Nоrdcore schrieb:
Nun, man kann die Klang-Eigenschaften sammeln, nachbauen was drin ist, und dann mal hören, wie weit man kommt:

Ist auf alle Fälle einen Versuch wert. Im Falle Ultranova ist der Besteckkasten allerdings etwas knapp bestückt. Es bräuchte sowas mit Fractional Scaling für Filterung, auch für's Key Tracking. Der Rest ist ok, d.h. die Gleichlaufschwankungen können mit LFO erledigt werden. Wobei man das hört. Ich hatte mal einen Fake so probiert und es klang einfach zu regelmäßig. Mit White Noise kann der Mann den OSC anreichern, all sowas halt.

Meine Schilderung oben ist halt die Essenz aus diesen Versuchen, geht einfach schneller und das Ergebnis ist überraschend plausibel. Aber fast alle Samples klangen hinterher immer noch qualitativ zu gut, wahrscheinlich war ich noch zu zaghaft mit der klanglichen Verschlechterung umgegangen.

Dennoch: Einen Sampleplayer al Alternative kriegt man für umsonst, der Rest ist Kreativität und Fleiß, dann klappt das schon :)
 
Bernie schrieb:
[...] Oder geht es hier mehr darum, was technisch machbar wäre?

Ich glaube, es geht eher um die Frage, was man mit zu viel Zeit und zu viel Langeweile anfangen kann. Das ist so wie "Mein Korg Volker kann auch den Blade Runner Blues". Oder so.

Spaziergänge durch die grüne Natur sind sehr schön, oder eine Runde auf dem Fahrrad sitzen.

Stephen
 
Klaus P Rausch schrieb:
... und es klang einfach zu regelmäßig

Generell eines der VA-Probleme. Wenn man genug Modulationspfade hat helfen evtl. Zufallsmodulationen. Ungeglättet (also die typische S&H Quelle) darf man aber nicht zu weit aufdrehen, weil man die Sprünge ja nicht hören will ... "in der Frequenz einstellbaren, glatter LFO Zufall"[1] wäre schön, gibt es aber eher nicht.
(Selbst "einen neuen Zufallswert pro Tastendruck" kenne ich nur aus Omnisphere, dabei ist das wesentlich für Anti-VA-Klang, dann klingen die Töne schon mal immer etwas verschieden. )


[1] sehr tief-frequent Bandpass-gefiltertes Rauschen.
 
ppg360 schrieb:
oder eine Runde auf dem Fahrrad sitzen.
Hier hat es grad geschneit. Mache ich eigentlich täglich, ist mir aber zu kalt ...
Hab daher einfach mal die Festplatte vom Bürorechner formatiert und spiele alle Daten neu auf.
Man hat ja sonst nix zu tun.
 
Wie gut sich zumindest die Mellotron-Flöte auf einem Synthesizer mit subtraktiver Synthese imitieren lässt, hört man hier ab 1 min 28 sek:
 
serge schrieb:
Wie gut sich zumindest die Mellotron-Flöte auf einem Synthesizer mit subtraktiver Synthese imitieren lässt,

Das ist nicht der Punkt, das geht von Minimoog bis 4 OP FM Synth ganz gut. Bei der Mellotron Flöte sind es die zahlreichen Unregelmäßigkeiten, die es ausmachen. Und der lange Tonverlauf, in den 8 Sekunden passiert bei jedem Ton eine Menge und das dann 37 mal. Und da sind keine Goldohren nötig, das festzustellen. Der Threadstarter will offensichtlich vor allem da rankommen.

Wer sich die Einzelsounds mal in den Editor holt, sich das sofort grafisch. Schon die Amplituden unterscheiden sich erheblich. Wer das nachbilden will, muss vor allem das Bügeleisen wegwerfen und Unebenheiten absichtlich einbauen.

Da ich das ja schon probiert habe, rate ich wirklich zur oben beschriebenen Methode, oder jedenfalls was in der Richtung. Am besten gelungen war bei mir eine Trompete, die leiert nun herrlich und jeder Ton hat einen anderen Attack. Das Ohr reagiert auf Bewegungen stark, Effekt also erzielt. Andere Methoden führen natürlich wohl auch zum Ziel. Dann halt zu nem anderen :)
 
ASJ schrieb:
Kann mir jemand ein paar Tips geben wie ich das am ehesten bewerkstelligen kann

Witzige Idee. Warum nicht? :mrgreen:
Ich habe das noch nicht versucht, aber ich würde es mit "EQ bis der Arzt kommt" versuchen, auch (aber nicht nur) in den hohen Frequenzen.
Nordcores Idee mit der Amp-Simulation finde ich auch vielversprechend.
 
Klaus P Rausch schrieb:
Das [Wie gut sich zumindest die Mellotron-Flöte auf einem Synthesizer mit subtraktiver Synthese imitieren lässt] ist nicht der Punkt, das geht von Minimoog bis 4 OP FM Synth ganz gut.

Vielleicht verstehe ich den Threadstarter falsch, aber für den scheint "der Punkt" doch zu sein, dass er diese Klänge mit einer Ultranova nachzubauen gedenkt. Der mellotron-ähnliche Flöten-Klang aus dem Rhodes Chroma belegt, dass dieses Ansinnen nicht so absurd ist, wie es manche der Antworten in diesem Thread vermuten lassen.
 
Klar, wenns nur das ist, dann ist zumindest Flöte kein Problem. Für meine Auffassung lag die Betonung auf Mellotron Flöte mit all den Eigenarten des Mellotron.
 
Danke für die zahlreichen Antworten/Meinungen. Ich weiß ja, dass es zB den Vintage Keys gibt, da ich den sogar mal besessen hatte bzw ich mit einigen Free-Vst auch Mellotronklänge zur Verfügung hätte. Allerdings besitze ich nur noch die beiden oben genannten Synths und gedenke keine weiteren Anschaffungen. Ich wäre wirklich mit Mellotron-ähnlichen Klängen zufrieden und erhebe da keinerlei perfekten Anspruch. Falls das mit meinen Geräten gar nicht geht akzeptiere ich das. Ich werd jedenfalls mal versuchen, die Vorschläge hier umzusetzen.
 
ppg360 schrieb:
Bernie schrieb:
[...] Oder geht es hier mehr darum, was technisch machbar wäre?

Ich glaube, es geht eher um die Frage, was man mit zu viel Zeit und zu viel Langeweile anfangen kann. Das ist so wie "Mein Korg Volker kann auch den Blade Runner Blues". Oder so.

Spaziergänge durch die grüne Natur sind sehr schön, oder eine Runde auf dem Fahrrad sitzen.

Stephen
Na ja, hast du mir nicht damals mal erzählt, bei einer Session auf einem PE-2000 recht mellotroneske Stimmungen erzeugt zu haben?
Dieses "Alte" bzw. "Tonbandige" (in Ermangelung eines besseren Wortes) kriegt man schon auch anders hin, zumindest in Anmutung.
Beim JD-800 (den der OP nicht hat, weiß ich) kann man zum Beispiel die Samples zunächst hochstimmen und dann mit der Pitch-Hüllkurve wieder runter (oder umgekehrt, klingt jeweils unterschiedlich), das erzeugt einen ähnlichen Charakter.

Aus autodidaktischen oder einfach Spaß-an-der Freud-Gründen Sounds aus einem Instrument zu kitzeln, die es eigentlich nicht draufhaben sollte, empfinde ich jedenfalls nicht als sinnfreies Tun.
Früher sollte ja übrigens noch nicht mal ein Mellotron klingen wie ein Mellotron, sondern wie ein Orchester oder eine Flöte oder so. Hat nicht hundertprozentig geklappt, zum Glück. Wäre ja sonst langweilig gewesen.

Völlig OT: Meine Lieblings-Mellotron-Scheibe (von den alten jedenfalls) ist nach wie vor die "Ammerland" von Führs und Fröhling.

Schöne Grüße,
Bert
 
Wie ist denn der Chroma Sound aus Post 18 aufgebaut? Eine Rechteckschwingung als Basis? Gibt es eine typische Filter Einstellungen? Leider sitze ich derzeit nur am WE vor meinem Synthi und kann im Moment nichts selber an den Knöpfen drehen :sad:
 
Na ja, hast du mir nicht damals mal erzählt, bei einer Session auf einem PE-2000 recht mellotroneske Stimmungen erzeugt zu haben? [...]

Ja, das stimmt -- das war eine der Proben zum ersten Cosmic Hoffmann Konzert im März 1998. Klaus und ich hatten jeweils ein M-400, und ich hatte auf dem M-400 noch das PE-2000 stehen, auf dem ich den Chor-Sound spielte. Klaus wunderte sich irgendwann, woher denn die Chöre kamen, weil ich keinen Chor-Rahmen in meinem M-400 hatte -- das muß aber nichts zu bedeuten haben, da wir beide ziemlich gut von Hochland-Scheibletten angeleuchtet waren und unser Urteilsvermögen entsprechend gelitten hatte.

Stephen
 
Bloß zwei Jahre nachgedacht, und schon erinnert er sich wieder!
Der Stephen ist ja doch noch nicht so verkalkt wie vermutet, das freut mich zu registrieren.
Über die Hochland-Scheibletten musste ich auch nur relativ kurz nachdenken und kaum intelligente Menschen fragen, ergo gibt es auch für mich eventuell noch Hoffnung...

Ein wichtiger Teil des synthetisierten Mellotron-Klangs scheint mir übrigens auch die Hüllkurve zu sein. Wenn man diese Töne hört, die eine gewisse Attackphase (die vom Sample) haben, aber nach dem Loslassen der Taste sofort abgeschnitten werden, denkt das von Pink Floyd und den Beatles konditionierte Ohr sofort "Mellotron!", ähnlich wie ein langsames und etwas zu intensives Eiern in der Tonhöhe den CS80-hör-Algorithmus anspringen lässt. Oder mehrere oktavierte und leicht gegeneinander verstimmte Rechteck-Oszillatoren, Filter auf, Orgelhüllkurve mit null Release und minimal Attack: Instant Akkordeon!
Das klingt dann natürlich nur so nach dem Original, wie ein Pappbaum auf einer Theaterbühne wie ein echter Baum aussieht oder wie Waldmeisterglibberpudding nach Waldmeister schmeckt, aber oft reicht's ja schon, wenn man weiß, was gemeint war.

Schöne Grüße,
Bert
 
Bloß zwei Jahre nachgedacht, und schon erinnert er sich wieder!
Der Stephen ist ja doch noch nicht so verkalkt wie vermutet, das freut mich zu registrieren.
Über die Hochland-Scheibletten musste ich auch nur relativ kurz nachdenken und kaum intelligente Menschen fragen, ergo gibt es auch für mich eventuell noch Hoffnung... [...]

Ich kann ja nicht an alles denken, und für mich gibt es noch ein Leben außerhalb des Synthesizerforums -- erstaunlich, aber wahr.

Highlander -- es kann nur einen geben (oder zwei, aber das auf eigene Gefahr).

Stephen
 


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