Würde ein Gehörloser Musik machen !!??

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436ukawezkgwzä

Guest
Würde mich mal interessieren...
Hat da jemand eine meinung zu - hier gibt es ja viele wissenschaftler.
:idea:

ps: NIcht jemand, der eins hatte und es dann verloren hat (beethoven)
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

ppg360 schrieb:
Evelyn Glennie:

https://de.wikipedia.org/wiki/Evelyn_Glennie

"Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist, / das ist alles, was sie hört. / Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist / und wenn sie ihr in den Magen fährt." (Herbert Grönemeyer)

Stephen

Nick Name schrieb:
ps: NIcht jemand, der eins hatte und es dann verloren hat (beethoven)

...fing mit zwölf Jahren an, Pauke, Trommeln und Xylophon zu spielen. Aufgrund einer Nervenkrankheit verschlechterte sich zur gleichen Zeit ihr Hörvermögen so stark, dass sie einige Jahre später nur noch ein Hörvermögen von 20 % hatte.
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

Dem steht physikalisch ja nichts im Wege, ob das Ergebnis den Nerv bzw. Geschmack der "Hörenden" trifft ist ein anderes Blatt.
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

physikalisch ja nichts im Wege
Schon klar (Deswegen habe ich jetzt "kann" gegen "würde" ersetzt - Nur wie stellt sich das dar, wenn man garkeine rückmeldung vom medium selber hat...

Wahrscheinlich ist ja, dass man garnicht auf die idee kommt das es sowas wie musik überhaupt gibt, selbst wenn man es demjenigen erzählt.
Mir fällt gerade auf, das die antwort eigentlich schon in der frage liegt - :agent:
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

ich habe oftmals den eindruck, dass so einige musik von gehörlosen gemacht wurde. ab und an auch hier im forum... :geige:




:merkbefreit:
 
Nick Name schrieb:
Würde mich mal interessieren...
Hat da jemand eine meinung zu - hier gibt es ja viele wissenschaftler.
Würde ein Blinder Bilder malen? :floet:
Irgendwie verstehe ich die Frage nicht. Wenn jemand von Geburt an gehörlos ist, wie soll er dann eine Vorstellung von Musik haben?
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

ich bin in einem gehörlosen elternhaus aufgewachsen und sag nur soviel dazu:

-Entscheidend ist der bass und die lichtorgel. ;-)

Gehörlose nehmen die schwingungen (körperschall) wahr und auf veranstaltungen (sportverein, sylvester, usw) signalisiert die lichtorgel das die musik gerade spielt bzw nicht mehr spielt.

Ansonsten war das ein kampf meine eltern in jungen jahren ( ich wollte klavier, saxophon,geige usw als 8 jähriger schon spielen, vermutlich aus diesem musiklosen vakuum heraus das mich frühkonditioniert hatte) dazu zu überzeugen das ich ein musikinstrument spielen möchte (leider fehlte dahingehend völlig das grundlegende verständis für musikalische früherziehung, was ja irgendwie auch kein wunder ist, gell) und hab den "kampf" dann mit 15 gewonnen und mir einfach aus erspartem selber ne egitarre gekauft.

Ausserdem fanden meine eltern zb boney M in der hitparade ( die man mir zuliebe mitangeschaut hat ) am besten, weil da wenigstens ein tänzer dabei war... mit sängern und herrlichen instrumentensolos konnten meine eltern jedenfalls recht herzlich wenig anfangen und fanden das wohl eher abstrakt bis grotesk, natürlich mit dem wissen da selbst ein hör-emphatisches defizit zu haben.
Man muss auch sagen, das sich seit der einführung der SMS komunikation und selbstredend auch mit den möglichkeiten das dass internet gehörlosen menschen bietet der interlektuelle grad dieser schwerstbehinderten menschen doch sehr zum positiven gewandelt hat.

Was bleibt ist die unfähigkeit zb die eigene stimme durch das eigene gehör in lautstärke und timbre zu kontrollieren, das bedarf jahrelanger konditionierungen seitens spezieller gehörlosenschulen und nunja : evtl wird ein gehörloser mittles ableton oder einer anderen DAW rein nach musikharmonischer lehre ein musikkonstrukt entwerfen können, ich behaupte dann mal geflissen das sich das wie ein kalter kaffeeautomat anhören wird, ohne gefühl und emotions.. den die emotionen bei gehörlosen menschen spielen sich da nunmal auf einer komplett anderen ebene ab... zb in der pantomime... Dieses gebärdendinges da. ;-)
 
Jo da gab es mal eine Doku über Gehörlosen Techno, und genau der Bass und die Kick sind da essentiell, quasi minimal.
Ich finde die Doku aber nicht mehr...Aber die Jacket da, die Impulse ausgibt auf Drucksensoren, wenn es Töne wahrnimmt ist schon cool....(s.o.)
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

ARNTE schrieb:
ich habe oftmals den eindruck, dass so einige musik von gehörlosen gemacht wurde. ab und an auch hier im forum... :geige: :merkbefreit:

LOL :lollo:
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

Trigger schrieb:
ich bin in einem gehörlosen elternhaus aufgewachsen und sag nur soviel dazu:

-Entscheidend ist der bass und die lichtorgel. ;-)

Gehörlose nehmen die schwingungen (körperschall) wahr und auf veranstaltungen (sportverein, sylvester, usw) signalisiert die lichtorgel das die musik gerade spielt bzw nicht mehr spielt.

Ansonsten war das ein kampf meine eltern in jungen jahren ( ich wollte klavier, saxophon,geige usw als 8 jähriger schon spielen, vermutlich aus diesem musiklosen vakuum heraus das mich frühkonditioniert hatte) dazu zu überzeugen das ich ein musikinstrument spielen möchte (leider fehlte dahingehend völlig das grundlegende verständis für musikalische früherziehung, was ja irgendwie auch kein wunder ist, gell) und hab den "kampf" dann mit 15 gewonnen und mir einfach aus erspartem selber ne egitarre gekauft.

Ausserdem fanden meine eltern zb boney M in der hitparade ( die man mir zuliebe mitangeschaut hat ) am besten, weil da wenigstens ein tänzer dabei war... mit sängern und herrlichen instrumentensolos konnten meine eltern jedenfalls recht herzlich wenig anfangen und fanden das wohl eher abstrakt bis grotesk, natürlich mit dem wissen da selbst ein hör-emphatisches defizit zu haben.
Man muss auch sagen, das sich seit der einführung der SMS komunikation und selbstredend auch mit den möglichkeiten das dass internet gehörlosen menschen bietet der interlektuelle grad dieser schwerstbehinderten menschen doch sehr zum positiven gewandelt hat.

Was bleibt ist die unfähigkeit zb die eigene stimme durch das eigene gehör in lautstärke und timbre zu kontrollieren, das bedarf jahrelanger konditionierungen seitens spezieller gehörlosenschulen und nunja : evtl wird ein gehörloser mittles ableton oder einer anderen DAW rein nach musikharmonischer lehre ein musikkonstrukt entwerfen können, ich behaupte dann mal geflissen das sich das wie ein kalter kaffeeautomat anhören wird, ohne gefühl und emotions.. den die emotionen bei gehörlosen menschen spielen sich da nunmal auf einer komplett anderen ebene ab... zb in der pantomime... Dieses gebärdendinges da. ;-)

Klasse, interessant!
 
Re: Kann ein Gehörloser Musik machen !!??

Trigger schrieb:
ich bin in einem gehörlosen elternhaus aufgewachsen [...] Dieses gebärdendinges da. ;-)
Ich nehme mal an, dass Du diesen Gebärdendingens fließend beherrscht...
 
bis zu einem gewissen grad ja, wobei die gebärdensprache die eine methode ist ist und auf der anderen seite gibt es noch das -lippenlesen-, ich hab seinerzeit immer eher von den lippen abgelesen da die gebärdensprache doch recht komplex ist und mir diese erwachsene gebärdenwelt zum teil immer irgendwie auch verschlossen blieb. ( bin da eher in einer kasper hauserischen traumwelt aufgewachsen oder so ähnlich)
ich lebe ja nun seit ca 3 jahrzehnten nicht mehr im elternhaus und wie bereits erwähnt: der interlektuelle grad der gehörlosen heutzutage hat sich durch die demokratisierung der informationsmittel doch stark gewandelt und somit hat auch der "wortschatz" zugenommen und die gebärden sind komplexer bzw vielfältiger evtl moderner geworden.
Ich bin aktiv leider nicht mit jungen gehörlosen zusammen und würd da auch mal behaupten das ich, wenn diese im flow sind was das gebärden untereinander betrifft, ich nicht mehr mitkommen würde... in dem fall würde ich bitten mir das langsam zu sagen damit ich das von den lippen lesen kann ( wobei man gehörlosen von haus aus sehr gut von den lippen lesen kann da diese bewusst -nicht- nuscheln) und es gibt ja auch gehörlose (eher schwerhörige) die hervorragend, mit sehr gut verständlichem tonfall sprechen können.. bei meinen eltern war das nicht so und gespräche verliefen in der regel lautlos.
Die basics der gebärdensprache sind mir freilich geläufig und meine kindheit war geprägt von dolmetschertätigkeiten auf dem amt, vor dem TV (tagerschau, tatort , als BTX untertexttafel 150 noch unbekannt war) und überhaupt.
 
Ich kenne nur die Evelyn Glennie, und selbst die hört noch ein bischen was - eben so viel, dass es fürs Musikmachen reicht.
 
Ich hab mal fix recherchiert, die leute auf der list sind bis zwei ausnahmen allesamt schwerhörig oder waren mal hörend.

Trotzdem gute sache aber zeigt auch auf dass es verschwindend wenige gehörlose musiker gibt und das weltweit... An eine grosse dunkelziffer glaube ich nicht.
 
Dass es doch so einige in der Gesellschaft gibt, hätte ich garnicht gedacht. Hatte da eigentlich nur den Beethoven im Sinn. Mich würde mal brennend interessieren, was bei den Menschen während des Komponierens im Kopf vor sich geht... wie nehmen SIe die Töne wahr? Eventuell spüren sie die Schwingungen die durch die verschiedenen Töne ausgelöst werden? Fragen über Fragen.
 
Ich glaube nicht, dass das über (Sinnes)wahrnehmung geht, sondern über das Vorstellungsvermögen/Visualisierung/Träumen...
(Aber weiss ich´s... )
 
Ich hab schon öfter Trommelworkshops mit Gehörlosen gemacht. Die und auch ich haben dabei richtig viel Spass, und kriegen auch viel über die Luftschwingungen mit.
 
Also wenn man schonmal hoeren konnte (und damals schon Musik gemacht hat), stelle ich mir das nicht sooo schwer vor. Ich habe ja so auch manchmal Melodien im Kopf oder denke mir etwas aus, was cool klingen koennte, ohne dass ich gerade die Moeglichkeit habe, es umzusetzen. Und in dem Moment "hoere" ich die Toene ja auch im Kopf, also man hat ja schon eine Vorstellung dessen, wie es klingen wuerde. Selbiges gilt ja auch fuer Ohrwuermer.

Wenn man wirklich noch nie gehoert hat, stelle ich es mir schwieriger vor, aber gerade bei Trommlern koennte es auch einfach die strukturierte Bewegung als solche sein, die Spass macht. Ist dann vielleicht mehr ein bisschen wie Sport oder Tanzen oder sowas, keine Ahnung.

Die andere Frage ist ja auch, was ist Gehoerlosigkeit eigentlich. Hoert man dann wirklich NICHTS, oder hoert man nur ganz dumpf, oder spuert man dann die Vibrationen usw. Ich habe mal als ich Zivi war jemanden mit einer aufgeblasenen Tuete erschreckt, anschliessend hat sich ein Gehoerloser (mit sehr ausgepraegtem Gerechtigkeitssinn) sehr drueber echauffiert, dabei konnte er den Knall ja gar nicht gehoert haben. Und gesehen hat er es hoechstwahrscheinlich auch nicht. Aber mitbekommen hat er es doch irgendwie. Und er hat mir dann auch hinterher aufgeschrieben, dass es irgendwas mit "Druckewellen" oder Vibrationen oder sowas zu tun hatte. Habe ich aber auch nicht 100% verstanden weil seine Grammatik/Wortwahl nicht immer ganz einfach zu entschluesseln war (was ja auch verstaendlich ist; ich war schon erstaunt genug, dass er ueberhaupt Lesen und Schreiben kann und habe mich immer gefragt, wie er das ueberhaupt gelernt hat).
 
Weiß jemand, ob Gehörlose Luftdruckveränderungen (besser) wahrnehmen?
 
Zotterl schrieb:
Weiß jemand, ob Gehörlose Luftdruckveränderungen (besser) wahrnehmen?

Ob besser weis ich nicht, aber empfänglich dafür sind sie sehr. Ich zeige den Leuten das auch immer explizit am Schalloch von Cajones. Die halten erstmal die Hand vors Schalloch, und ich schlage die Cajon an, und danach sind die selbst dran und probieren das aus. Dann schau ich erstmal in viele glückliche Gesichter.
 
k-stone schrieb:
...Dann schau ich erstmal in viele glückliche Gesichter.
Weil das "Feedback-System" funktioniert, der "Kreislauf" geschlossen ist.

*
Hatte mal einen gänzlich blinden Kollegen, der ebenfalls versuchte seine brachliegenden
Fähigkeiten zu erweitern. Er wollte z. B. unbedingt Mofa fahren, was er auch tat.
Die Fahrt endete an einer Hauswand - aber er war ganz glücklich.

Er legte auch wert auf einen FARBfernseher (damals gabs noch die Wahl mit s/w), usw.

Letztendlich konnte ich auch von ihm einiges lernen.
 
Habe auch schon von meiner damals im sozialen Sektor arbeitenden Freundin gehoert, dass eine gehoerlose Bewohnerin unbedingt einen mp3-Player wollte und diesen auch rege genutzt hat...
 
Viele Gehörlose haben heute ein Cochlea-Implantat, mit dem sie etwas "hören", das mit dem, das wir "Hörenden" akustisch wahrnehmen, wohl aber wenig gemein hat. Dennoch interessieren sich diese Gehörlosen nach meiner subjektiven Erfahrung oft sehr für Musik. Ich sage das auf Basis von Erfahrungen mit gehörlosen Schülern, die ein solches Implantat haben und am Unterricht einer Regelschule teilnehmen. Manche spielen sogar selbst "leise" Instrumente wie akustische Gitarren.
 
Weißt Du vieviel Frequenzbänder die Implantate heute auflösen?

Ich weiß nicht wie es jetzt ist aber so weit ich weiß werden pro Frequenz sehr breite Bereiche stimuiert
was ungefähr so ist als würde man auf dem Keyboard statt einer Taste 10 nebeinanderliegende gleichzeitig drücken.

Schwer zu sagen was dann für ein Höreindruck rauskommt, Musik stell ich mir schwer vor
ich bin nicht mal sicher ob man die Reinheit einer Oktave damit hören könnte, ich denke nein.

Andererseits wäre denkbar u das frag ich mich ob sich das Gehör bzw Gehirn dran gewöhnt, und
man dann halt was anderes richtiges wahrnimmt mit der Zeit so daß man eine Okatve doch rein wahrnimmt.

Weißt Du da was drüber?
 
Ich weiß nur so viel, dass das, was Gehörlose mit Cochlea-Implantaten hören, vollkommen anders ist als das, was wir "Hörenden" hören. Es gibt Versuche zu rekonstruieren, wie Musik für die Betroffenen klingt im Vergleich zu Musik "für uns", aber allein der Versuch, das für "Normal-Hörende" hörbar oder vergleichbar zu machen, ist sehr umstritten. Man muss wohl akzeptieren, dass die Welt des Musikhörens mit Cochlea-Implantaten "uns" gleichermaßen verschlossen bleibt, wie "unsere Art des Musikhörens" den Gehörlosen - mit oder ohne Implantat - verschlossen ist.

Umso verblüffender habe ich es empfunden, als Musiklehrer mit mehreren gehörlosen Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, die Cochlea-Implantate hatten, und denen Musik wirklich wichtig war und die sogar bemüht waren, Musikinstrumente zu erlernen, die keineswegs "laut" klingen. Im Gegenteil: "laute Musik", laute Umgebungen überhaupt sind Menschen mit diesen Implantaten oft zuwider.

Ich vermute, dass fast niemand bisher Genaues darüber weiß, wie Musik von diesem Personenkreis empfunden, verarbeitet und gestaltet wird. Dies ist ein ausgesprochen spannendes Gebiet, auf dem sich viel Pionierarbeit der Forschung lohnen würde, denke ich.
 


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