Korg Grandstage

Sieht nach einer ernst zu nehmenden Alternative für das Nord Stage aus.
 
Ein Blick auf das Panel


korg_grandstage__88_tasten_73_tasten.jpg





Übersicht über die sieben Engines:


1) CX-3 (klassische Hammond)

2) Vox (60er Transistor Orgel)

3) Compact (Farfisa wahrscheinlich?)

4) SGX-2 (sechs akustische Pianos)

- Berlin Grand
- German Grand
- Austrian Grand
- Japanese Grand
- Italian Grand
- zwei Upright Pianos


5) EP-1 (sechs vintage E-Pianos)

- Rhodes MK I
- Rhodes Mk II
- Rhodes Mk V
- DMP Tine Piano (Dyno-My-Piano... Dyno-Rhodes)
- Wurlitzer 200
- Wurlitzer 200A


6) AL-1 (Physical Modeling, Holz- und Blechbläserklänge)

7) HD-1 (PCM, Mellotron, Clavi, gesampeltes FM-Piano, Cembalo, Pfeifenorgel)






MIDI-Thru wurde weggelassen,
Aftertouch gibt's auch keinen...

RH3-Tastatur, gewichtete Hammermechanik

4 Insert-Effekte & EQ

64 Speicherplätze im Direktzugriff.

Die 88er Version wiegt 20kg,
das 73er 17kg.

Ständer, Notenpult und Damper-Pedal sind im Lieferumfang inklusive.
 
Ich hätte gern die Pianos im Yamaha Reface Format....gibt's da was?
 
Das liest sich im Prinzip wie eine Erweiterung dessen, was bisher das SV-1 anbietet - mit ein bisschen Kronos drin und ein paar neuen Orgel-Modellen. Wird dieses neue Stagepiano das SV-1 ablösen? (Schade wäre das, da das SV-1 einfach "cool" ist.)

Dass es keinen Aftertouch gibt, finde ich eigentlich verständlich. Piano-Tastaturen mit Aftertouch sind aus meiner Sicht immer ein ungünstiger Kompromiss. Gefallen mir z. B. auch beim Nord Stage nicht. Die RH3-Tastatur (ohne Aftertouch) - aus dem SV-1 und dem Kronos bekannt - ist dagegen wirklich sehr, sehr gut.

Auch Orgelspiel über Piano-Tastatur ist natürlich ein Kompromiss - davon abgesehen ...
 
Ist schon eine ordentliche Weile her, dass ich einen SV-1 unter den Fingern hatte; aber (soweit ich mich erinnere) hatte das SV-1 auf Preset 8 gerade mal einen weichen, Prophet-angehauchten Bläser-Sound... und das war's dann schon...

:-/


Wenn man nun die Panels von SV-1 und Grandstage mal vergleicht, wir schnell klar, was da alles abgeht:


- Die Pre-FX, inklusive Intensity- und Speed-Regler, sind komplett von der Oberfläche verschwunden
- Ebenso die Regler für Amp-Model Anwahl und Drive
- Die Delay/Reverb-Sektion ist layoutmässig grösstenteils unverändert
- Die EQ-Drehregler wurden neu zu EQ-Fadern
- Aus den bisher 8 Favorite-Presets sind dank einer Doppelreihe nun 64 geworden
- Der dank Wegfall der Effektsektionen gewonnene Platz wird nun für die Anwahl des zweiten Sounds genutzt



Die kaum auffällige (und trotzdem wahrscheinlich grösste) Veränderung betrifft wohl den Variation-Regler:
Beim SV-1 hatte der gerade mal sechs Stufen. Beim Grandstage sind die Stufen weggefallen, ein übersichtliches OLED-Display hinzugekommen und man spricht seitens Korg von über 500 (!) Sounds. Die bisher im DIrektzugriff befindlichen Modulations/Amp-Effekte werden, so vermute ich, neu in den Variationen enthalten sein. Kein schlechtes System mMn.



Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Grandstage also auf "Hands-on" gewisser Effektkategorien verzichtet zugunsten einer grösseren Soundauswahl. Und dieser Sprung nach oben ist im Vergleich zum SV-1 (zumindest auf dem Datenblatt) erstmal ziemlich beachtlich!

8)

-

-
 
Ist auf jeden Fall eine Weiterentwicklung der Idee, die mit dem SV1 begonnen hatte. Und das fand ich damals schon auf Anhieb ziemlich klasse. Allerdings ist der Look des Grandstage bei weitem nicht so gelungen. Auf Fotos sieht man das nicht so, aber ich echt ist es leider irgendwie ugly. Und gegenüber Nord haben die keinen Speicher für weitere Samples, klarer Nachteil heutzutage. Und die CX3 Orgel ist von den Hammonds dann doch noch eine Ecke entfernt, ziemlich brav. Musst mal die neue XK5 hören, da ziehts einem die Schuhe aus. So muss eine Hammond gemodelte Engine heute klingen. Aber insgesamt ist das Grandstage ein toller Wurf, die Korgies habens mal wieder hingekriegt.
 
Ich benutze den Kronos eigentlich nur als Stagepiano. Dort kann man Effekte frei auswählen und fest auf Encoder routen, so daß man während des Spielens direkten Zugriff darauf hat. So kann man das Piano mit Reverse Delays, Rotary oder Distorsion Effekten verfremden und braucht keine FX-Pedale. Richtig klasse. Bei Ankündigung des Grandstage dachte ich an eine Weiterentwicklung des SV-1 mit direktem Zugriff auf Kronossounds und Effekten. Doch das Grandstage ist etwas anderes. Es gibt nur feste Presets mit festen Zuweisungen von Insert-Effekten, für deren Regelung Räder und Knöpfe zweckentfremdet werden. Auch die Mastereffekte sind bzgl. Kronos limitiert. Man muß immer die Soundliste lesen, um zu wissen, was hinter den Reglern steckt. Das ist alles andere als intuitiv und schränkt den Spielspaß zumindest bei mir ein. Warum immer Korg das so entschieden hat, ich find es schade. Das macht Nord viel besser (aber keine seamless sound transition, eingeschränktes Rhodes ..... ). Klingen wird es sicher toll. Und ach ja das Design .... Eigentlich seltsam, dass es nicht mehr Alternativen im 73 Tasten Bereich gibt, die wie das SV-1 einfach auch sexy aussehen. Ein Reface CP in Pro-Ausführung wäre doch schön. Ist der Markt für so was so klein?

Aber was soll denn dieser Ständer? Ich habe doch schon eine Garderobe für meine Kleiderbügel.
 
Klaus P Rausch schrieb:
Und gegenüber Nord haben die keinen Speicher für weitere Samples, klarer Nachteil heutzutage.


Autsch. :-/


Ich dachte, ich hätte auf der Homepage was von "19 GB" gelesen. War wohl bloss die Angabe des internen ROMs. :denk:
 
Hundertprozentig weiß ich es nicht, aber das SV1 wurde angeblich weitgehend von Korg Italy im Alleingang entwickelt. Der Kronos dagegen von den US Korgies. Jack Hotop hat da seit ewigen Zeiten seine Finger drin. Im Grunde sind das sämtlich ultra professionelle Instrumentenentwickler und Soundleute. Jedoch muss man sehen, dass die Märkte ziemlich unterschiedlich sind und das alles unter einen Deckel zu kriegen ist Quadratur des Kreises. In USA ist der Electronic Piano Markt riesig, dort steht Live Gigs ganz oben auf der Liste und manche Keyboarder jetten von Ost nach West und nehmen nichtmal das Instrument mit sondern mieten eins vor Ort. Südeuropa ist auch ziemlich Live dominiert. Da spielen also hands-on Bediensysteme eine Riesenrolle und man reduziert lieber das Pflichtenheft und verzichtet auf Features. Außerdem hats Konkurrenz, in USA sind die Kurzen mit Forte weit vorne, das können in Deutschland viele nicht so nachvollziehen, weil hier zwar auch ein großer Digital Piano Markt ist, aber eher für den Wohnzimmerbereich. Die Korgies hätten das Zeug für ein cooles Rack mit 8 GB Flash, da ihre Engines verbauen und als Ergänzung zu jedem Piano. Heute wollen Keyboarder nicht mehr nur ihr Holy Grail Klavier, sondern mehrere und das unter Dutzenden aussuchen. So schaut das aus.
 
alles klar: kein Interesse der etablierten Marken an der Produktion eines wirklich geilen Stagepianos, im Retro-Rhodes-Style :doof: ... Uli Behringer übernehmen Sie :phat:
vielleicht in Kooperation mit Waldorf :idea:
 
gilbert schrieb:
alles klar: kein Interesse der etablierten Marken an der Produktion eines wirklich geilen Stagepianos im Retro-Rhodes-Style :doof: ... Uli Behringer übernehmen Sie :phat:

Zarenbourg? OK, Waldorf beisst sich mit "etabliert" im Sinne von "Gross"....
 
Waldorf ... da hatten wir gerade die gleiche Idee. Aber das Zarenbourg ist leider viel zu schwer und als Wohnzimmerinstrument konzipiert. Prinzipiell aber genau so.
 
gilbert schrieb:
Waldorf ... da hatten wir gerade die gleiche Idee. Aber das Zarenbourg ist leider viel zu schwer und als Wohnzimmerinstrument konzipiert. Prinzipiell aber genau so.

Leichter als ein Mark I SeventyThree, wie ich aus leidvoller Erfahrung bestätigen kann.
 
!

gilbert schrieb:
alles klar: kein Interesse der etablierten Marken an der Produktion eines wirklich geilen Stagepianos, im Retro-Rhodes-Style :doof: ... Uli Behringer übernehmen Sie :phat:
vielleicht in Kooperation mit Waldorf :idea:

Ja und nein.

Bedenke mal, dass die Entwicklungskohle auf einem sehr hohen Level ist und wenn jemand da einsteigen will, dann braucht es neben der klaren Pianistenpassion noch Überzeugungskraft bei den Rotstift-McSteckfish in der Etage Finanzen.

Siehe Bechstein, die das Heft wenigstens selber in die Hand genommen haben und immerhin eine Kontakt Player Version rausgebracht haben.

Ein Pianoteq dagegen scheitert momentan noch an der leistungsfähigen Engine, die in einer Hardware verbaut werden kann. Das bezahlt im Moment keiner.

Es haben so manche schon versucht auf dem DigiPianoMarkt was zu reißen, haben es aber klugerweise gelassen, nachdem sie sich vor Ort bei den Multiplikatoren nicht mehr sicher sein konnten, dass die Stückzahlen auch über den Ladentisch gehen.

Alles nicht so einfach.
 
Moin .-)

Die Rhodes-Sounds sind aber sehr schwach... Ich dachte, diese Sorte Sound haben wir schon seit 2-3 Jahren hinter uns? Aber beim Zarenburg ist es ja ähnlich... keine Ahnung was für ein Rhodes die Waldörfer da gehört haben, als sie diese Sounds entwickelten...

Liegt aber vielleicht auch daran, daß ich hier tagein, tagaus in der Werkstatt die Originale im Ohr habe... Da wird man wohl 'betriebsblind'..

...und eine 'leichtes Rhodes' gibt es im Prinzip, es heisst nur nicht so..... nämlich die VintageVibe-Pianos.

Jenzz
 
Du kennst viele Rhodes und weißt ja selber, dass eigentlich jedes anders klingt. Und dann noch die Amp/Speaker/Effekt-Kette ....

Ich bin nach jedem Absampeln eines Rhodes überrascht, wie das Ergebnis geworden ist. NIE klingt es wie das Originalinstrument. Und es ist immer eine Portion Glück im Spiel, ob das Resultat als gut einzuschätzen ist. Leider sind die meisten Sounddesigner nicht wirklich ehrlich bei diesem Aspekt. So manches Sample landet daher in den Instrumenten, obwohl das Sample eher in die Trash Can gehört. Da aber jeder Musiker eine andere Idealvorstellung von Rhodes hat, belässt man es dabei und baut das Sample ein und fertig. In der Hoffnung, dass es irgendjemanden schon gefallen wird und außerdem hat die Sampelei ja Geld gekostet.
 
Klaus P Rausch schrieb:
Ich bin nach jedem Absampeln eines Rhodes überrascht, wie das Ergebnis geworden ist. NIE klingt es wie das Originalinstrument.

Verstehe ich das richtig: Die Samples klingen 'irgendwie' nicht so, wie das Originalinstrument, von dem sie gezogen sind?

Das deckt sich mit meiner eigenen Erfahrung... Es kommen ja öfter Leute her, die Instrumente vor dem Samplen hier warten lassen. Und wenn ich dann hinterher die Ergebnisse höre bin ich auch überrascht, wie 'anders' das dann klingt.

Nichtsdestotrotz schaffen es ja einige Leute, hier Gutes abzuliefern... Das neues Scarbee-Rhodes ist jedenfalls der Knaller im Vergleich zu allem anderen, was ich so höre (Keyscape etc...)

Jenzz
 
Rhodes aufnehmen und anschließend die Samples zu einem Sound aus einem Guss hinzukriegen, zählt zu den aufwendigsten Vorhaben die ich auf diesem Sektor kenne. Das liegt an den Instrumenten, es sind Biester. Und das Sample soll aber gebügelt klingen, sonst wird es von den meisten Musikern abgelehnt. Also liegt der Fokus sowohl bei der Aufnahme, ich etwa nehme gleich 2 verschiedene Mics und deren Positionen sowie Line Out mit Pre-Amp, als auch im Audio Editing und der anschließenden Montage fürs Mapping. Und da reden wir noch nicht von den einzelnen Velocity Steps. Logisch also, dass das Resultat, so gut es auch klingt, anders klingt als das Originalinstrument. Scarbee hängt unglaublich viel Zeit ins Einzelediting, mache ich übrigens auch und da gehören gute Editoren mit Polieroptionen genauso dazu wie sehr gute EQs.

Es ist also eigentlich eine Gratwanderung, das Original irgendwie rüberzuretten in das gesampelte Ergebnis, und damit das eigentlich geliebte Biest. Und gleichzeitig ein sehr sauberes und glattes Sample abzuliefern, das von den Musikern angenommen wird als klingt geil.

Bei einem Flügel bin ich mal gnadenlos den anderen Weg gegangen und einen abgerockten Bühnenhobel, der viel mitgemacht hat, gesampelt und sehr wenig Audio Editing betrieben, um ihm seinen Charakter zu lassen. In der Folge wirft sich das Sample einem Musiker genausowenig an den Hals, wie das Original und klingt auch recht rauh. Die meisten Musiker mögen aber die ultraglatten hochpolierten Flügelsamples.
 
Danke für diesen Einblick !! :nihao:

So etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht...


OT: Um mal kurz was klar zu stellen wegen Scarbee: Es gibt da diverse Einträge im Netz, wonach ich bei den ersten Scrabee-Rhodes-Sachen die Pianos vorher überholt hätte. Das ist aber eine 'urban myth'... Denn das stimmt so gar nicht und beruht wohl auf dem Wunschdenken eines 'Keyboards / Keys'-Redakteurs in 2005. Ich habe zwar einen minimalen Beitrag geleistet ('was macht der BassBoost technisch genau?'), aber nie an den Pianos gearbeitet...

Grüsse von Jens .-)
 
Jawoll, schliesse mich an - Danke, dass du so freizügig "aus dem Nähkasten" plauderst, KPR!
So lernt man doch gerne was neues dazu.

:phat:


P.S.
Dasselbe gilt auch für dich, Jenzz. :supi:

Gerne mehr. :)
 
Yo, wir Branchentypen sind schon ziemliche Quasselstrippen, wenn mal die Zeit dafür reicht.

Der gute Jenzz hat mich übrigens bei einer Rhodes Samplesession schön unterstützt, hat er vielleicht schon vergessen. Es ging dabei um das Fender Rhodes Mk1 Suitcase 73 von Ralph Maten, das ist nämlich ein sehr cooles und ich wollte es unbedingt im Kasten haben. Ralph ist ein tierisch guter Keyboarder und arbeitet unter anderem für Kawai und Casio, macht Messepräsentationen und vieles andere. Jedenfalls ist sein Rhodes extrem dynamisch und auch sehr gut gewartet, hab selten so ein tolles Mk1 Suitcase 73 gespielt. Ralph meinte, der Jenzz kann mir vor der Recordingsession noch ein paar gute Tipps geben und das war dann auch so. Die Aufnahmen waren an einem richtig heißen Sommertag 2013 in Hameln im Studio und mein portables Recordingstudio ist einmal ausgestiegen, so heiß wars in der Hütte. Ich bringe immer mein eigenes Gerümpel mit, das kenne ich wenigstens. Auf dem Rückweg bin ich in eine Radarkontrolle geraten, diese Säcke in der Gegend um Höxter haben exakt am 80 kmh Schild einen dieser neumodischen Scanner. Ich jedoch halte mit einem 3er BMW dagegen, und diese zwei Komponenenten sind nicht gut synchronisiert, denn ich war mit genau 119 BPM unterwegs :)
 
Klaus P Rausch schrieb:
Der gute Jenzz hat mich übrigens bei einer Rhodes Samplesession schön unterstützt, hat er vielleicht schon vergessen.

Mitnichten... Wir hatten damals auch noch kurz über Ralphs Suitcase telefoniert ,-)...


Aber mal zurück zum Grandstage:

Im Grunde kommt doch Korg viel zu spät mit dem Ding... Die 'Alle-guten-Standartsounds-in-einem-Gerät'-Abteilung ist doch von Nord schon gut besetzt, warum wollen die das Rad nochmal erfinden...und das mit diesen doch eher durchschnittlichen Sounds? Selbst bei den Flügelsounds, die ich bisher gehört haben, schwingt so ein schwerer, drahtiger CP-70-Anteil mit... ?

Jenzz
 
Na ja, in Zeiten, in denen die Fernsehanstalten immer gehalten sind, die Logos zu verdecken, wenn sie Livemusik senden, ist das unverkennbare Rot im Set jedes zweiten Live-Keyboarders ein nicht zu unterschätzender Werbefaktor für Clavia.
 
Jenzz schrieb:
Klaus P Rausch schrieb:
Der gute Jenzz hat mich übrigens bei einer Rhodes Samplesession schön unterstützt, hat er vielleicht schon vergessen.

Mitnichten... Wir hatten damals auch noch kurz über Ralphs Suitcase telefoniert ,-)...


Aber mal zurück zum Grandstage:

Im Grunde kommt doch Korg viel zu spät mit dem Ding... Die 'Alle-guten-Standartsounds-in-einem-Gerät'-Abteilung ist doch von Nord schon gut besetzt, warum wollen die das Rad nochmal erfinden...und das mit diesen doch eher durchschnittlichen Sounds? Selbst bei den Flügelsounds, die ich bisher gehört haben, schwingt so ein schwerer, drahtiger CP-70-Anteil mit... ?

Jenzz

Thanks für den Input mit solchem Kompetenzhintergrund, da ist dieses Forum für einen ambitionierten Hobbymusiker wie mich (ich weiß, das sind die Schlimmsten :) ) schon richtig klasse. Dennoch wundert es mich, dass Du beispielsweise das Kronos Rhodesimitat nicht deutlich besser einschätzt als das Nord Rhodesimitat. Das Kronosrhodes finde ich beim Spielen inspirierend, während es mir beim Nord nicht so ging. Vielleicht ist aufgrund Deiner langen Erfahrung mit dem Original die Benchmark zu hoch? Oder ich akzeptiere als Keyboarder (komme vom Jazzpiano) zu schnell die unbefriedigende Situation nur auf digitalen Emulationen zu spielen? Mir fehlt im Alltag einfach der echte Vergleich. Nur Hamburger und Schweineschnitzel und noch nie ein Lamm in Kartoffelkruste von Léa Linster gegessen? Da weiß man einfach nicht, was einem im Leben entgeht. Einmal spielte ich 2015 auf der Musikmesse ein Vintage Vibe über 30min und das war´s einfach. Also doch das 64er Teil mit 25 kg rumschleppen? Leiden für die Kunst, es gibt kein Entrinnen...
 
Klaus P Rausch schrieb:
Und da reden wir noch nicht von den einzelnen Velocity Steps.
Wie erstellt man eigentlich Velocity-Layers von z.B. einem Rhodes, oder spezifisch, wie kann man die Tasten konsistent mit einer gewissen Velocity anschlagen? Ich habe mal einen Artikel gesehen, dort wurde von einem Roboter berichtet, der genau das unter Computerkontrolle macht. Hörte sich recht aufwändig an und nicht jeder Sounddesigner wird so einen Roboter haben.
 
Ich erinnere mich (leider sehr vage) an ein Portrait in der "Tastenwelt" vor drei-vier Jahren zum Thema Sampling; dort wurde mit Pneumatik bzw. Drucksensoren/Gewichten gearbeitet.
 
Die dynamischen Samples ppp, pp, mp, mf usw. werden sowohl händisch als auch mit Pneumatic erledigt. Vorteil fürs eine oder andere gibts keinen, man muss eh hinterher sämtliche Samples für die jeweilige Dynamikstufe auf Eignung prüfen. Es gibt Fälle, da passt ein C3 mf mit einem C#3 f besser zusammen als mit dem C#3 mf.

Die Bechsteins haben sich entschieden, es händisch aufzunehmen und dann eben wie beschrieben zu montieren. Ein guter Pianist macht das, ist wirklich kein Problem, dauert nur eine halbe Ewigkeit, denn im Bassbereich gibts bis zu 1 Minute Ausklang und länger, und für die Liste der Dynamikstufen, sagen wir 15 werden gebraucht, macht man 20 oder 25 und sucht dann aus. Bei Round Robin wirds dann multipliziert. Da bleibt immer hübsch der Finger drauf und das kostet eine Menge Konzentration. Ich mache es wie die Bechsteins, weiß aber von Kollegen, die mit der Pneumatik arbeiten. Auch weil man dann während der Aufnahmen weggehen kann. Die Zahl der erforderlichen Dynamikstufen ist je nach Bereich unterschiedlich, im Diskant genügen etwa 4-6, ansonsten benötigt man heute für First Class Produkte um die 15. Beim Kronos waren es 2011 noch 8, man schraubt sich gemütlich nach oben. Ist aber ein bisschen Marketingtrick. Mit guter Glättung via Crossfades und korrekter Filterarbeit samt Envelopes bekommt man ab 4-6 einen passablen Flügel, der in Mono dann rund 500 MB hat, je nach Mapping und Sample Länge. Jede einzelne Taste zu mappen ist nicht in jedem Falle richtig, denn auch beim Klavier klingen manchmal die Saiten benachbarter Tastern sehr verschieden. Beim Sample hört man sowas deutlicher als beim Originalinstrument. Daher ist ein Klavier durchaus auch ok mit rund 35-45 Samples pro 88 Tasten. Im Grunde bäuchte es auch keinen vollen Ausklang, Samples klingen immer früher aus als bei einem Klavier, das klingt tatsächlich natürlicher. Man kann also im Audio Editor Fades machen. Gute Crossfade Algorithmen machen tolle Sustainloops, die der tatsächlichen Schwebung einer Klaviersaite imitieren, so dass gerade bei Instrumenten mit etwas knapperem RAM oder bei Sounds für die Bühne etwas ökonomischer umgegangen wird. Verschwenderisch gehts bei Computer Librarys zu, meines Erachtungs viel zu verschwenderisch. Man verkauft gerne Gigabytes als Feature.
 


News

Zurück
Oben