Michael Garrison (28.11.1956 - 24.03.2004): Impact

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Hallo allerseits,

heute vor 20 Jahren verstarb plötzlich und unerwartet -- zumindest für mich -- der amerikanische Synthesiserspieler Michael Garrison. Ich kannte sein Musik seit 1982 (ohne zu wissen, wer das war), 1983 haute mich sein Beitrag Departure auf dem Wolkenreise-Sampler völlig um, und seit 1988 war ich großer Fan seiner Musik: Endlich mal einer, der genauso wenig spielen konnte wie ich, dafür aber tolle Synthesiser hatte und -- das Beste! -- auch noch Platten mit eigener Musik veröffentlichte.

Zwischen 1990 und 1994 hatte ich mit ihm engen Kontakt und traf ihn ein paar Mal, als er in Europa unterwegs war für eine Promoreise, ein gefeiertes Gastspiel im Kölner Stollwerck und einen Auftritt auf dem KLEM Dag. Nach letzterem brachte ich ihn nach einem Besuch bei Joerg Strawe (der den Vertrieb für Mike in Europa regelte, nachdem der Vertrag mit der Ariola ausgelaufen war) nach Düsseldorf zum Flughafen, von wo aus er heim nach Oregon flog. Danach verlief der Kontakt ein wenig im Sande, musikalisch waren bei mir andere Gestade angesagt, und seinen letzten Auftritt bei Joerg auf der Pferdekoppel 1998 verpaßte ich, aus welchem Grund auch immer. Wahrscheinlich war das D50- und JD800-Trauma des Kölner Auftritts von 1994 noch nicht verarbeitet.

Dennoch war sein Einfluß gerade zwischen 1989 und 1992 extrem stark und sehr prägend für mich -- auf meiner zweiten Cassette Polarity aus dem Jahre 1992 hatte ich sogar ein Stück eingespielt, das seinen Stil zitierte (und auch ein paar Takte aus einem Titel auf seinem 1983er Album Point Of Impact -- unglaublich schwer zu bekommen und noch teurer gehandelt hier in Europa... bis Bernd Scholl sein Exemplar für 25 DM an einen Sammler aus Wiesbaden verkaufte. Von dem ich immerhin einen Mitschnitt auf Cassette bekam). In seiner ihm eigenen freundlichen Art fühlte sich Mike sehr geschmeichelt durch diese Verehrung, die ihm zuteil wurde, nur dummerweise war ich selbst nie glücklich mit dem Ergebnis -- zu schlecht eingespielt, zu schlecht produziert, und irgendwie halbgar. Die Variante, die ich 2004 auf dem Sampler To The Sky And Beyond The Stars veröffentlichte, der nach Mikes Ableben bei Eric Snelders in den Niederlanden erschienen war, war da auch nicht besser.

Vor ein paar Jahren besorgte ich mir eine Tascam 38, auf welcher 1991 auch die Aufnahmen zu Polarity gemacht worden waren, und überspielte die originalen Multitrack-Bänder in ProTools. Da wären sie auch geblieben, hätte nicht Joerg Strawe ungefähr zur selben Zeit mal angefragt, ob ich nicht Mikes Nachlaß auf Tonband digitalisieren und katalogisieren könnte. Bei dieser Arbeit merkte ich nicht nur, wie sehr mich Mike musikalisch geprägt hatte, sondern wie wichtig sein Sound zur damaligen Zeit für mich war. Deshalb fing ich mit einer Neufassung von Impact an, welche aber im Regal blieb, da andere Aktivitäten (nicht zuletzt Corona) Aufmerksamkeit für sich verlangten.

Im Dezember 2023 fing ich wieder an, an den alten und neuen Aufnahmen zu arbeiten und mit den mir heute zur Verfügung stehenden Mitteln die Musik so produzieren, wie ich es damals gerne gehabt hätte; ein Eminent String Ensemble, welches mir vor die Füße fiel, rundete das Ganze ab: Plötzlich hatte ich in Kombination mit Minipops, Roland Space Echo, Mutron Biphase und ARP 2600 den Sound, den ich damals immer haben wollte.

Zur Erinnerung an meinen geschätzten Kollegen und sein Lebenswerk habe ich mir erlaubt, den heutigen Tag zu nutzen und dieses Stück nebst zwei alternativen Abmischungen der Originalfassung von 1992 als Download zu veröffentlichen:


Um den Piraten in der Twilight Zone ins Handwerk zu pfuschen, gibt es nur einen Titel zum Anhören; die beiden anderen gibt es als Bonustracks bei Erwerb des Downloads.

Danke für Eure Zeit und Aufmerksamkeit, und vielleicht holt ja heute der eine oder andere geneigte Hörer seine alten Garrison-Scheiben aus dem Schrank und erhebt sein Glas.

Stephen
 
Liegt vermutlich an meinem Browser, aber mir wird hier kein Link angezeigt, nur eine große leere Fläche...
Vermutlich sind da Blocker im Spiel - die das rausschneiden. Ich sehe zB einen Bandcamp Player - Dank DSGVO sind die anders eingebaut. Siehe About:Forum "kann keine Youtube Videos sehen" - dort gibt es div. Ansätze wie man das kann.
 
Code:
https://doombientmusic.bandcamp.com/album/impact-the-single-mixes
Click me

Die Forensoftware kennt Bandcamp und bettet es speziell ein. Mit ein paar kleinen Tricks konnte ich das oben umgehen.

Was sich mit dem leichten Mitwippen beim Nerdlich angekündigt hat, bricht nun voll durch. Stephen ist im Herzen ein Rocker, der auf dem Dancefloor voll abgeht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schön. Ist das ein Original? ;-)
Michael Garrison war einer der ersten Elektroniker in meinem musikalischen Leben. Allerdings kenne ich nur In the regions of sunreturn, Prisms und Eclipse. Lohnen sich die späteren Werke auch?
 

Tante sehr.

Ist das ein Original? ;-)

Ich schon, aber die Frage ist, will das einer haben?

Michael Garrison war einer der ersten Elektroniker in meinem musikalischen Leben. Allerdings kenne ich nur In the regions of sunreturn, Prisms und Eclipse. Lohnen sich die späteren Werke auch?

Jein.

Wenn man seinen Stil mag, sicher -- ich finde die Point Of Impact nach wie vor ziemlich cool, weil sie in den Bereich Minimal-Elektronik fällt (und deshalb ein paar Garrison-Tracks sogar auf Zwischenfall-Samplern waren). Das ist auch das einzige Album, das spurlos verloren ist, ohne Bänder etc. Die CD(R), die davon mal gemacht wurde, klingt nicht wirklich gut -- ich habe mir aus den USA eine originale ungespielte Testpressung besorgt und das Material für das Remastering herangezogen, bin aber aus o. g. Gründen auch noch nicht viel weiter.

Danach merke ich, daß ihm die Ideen schwanden und der Sound, der sein Markenzeichen geworden war, am Rande des Machbaren angekommen war. Die Images ist melodisch und klanglich doch sehr dünn und durch viel Gerausche und Gepiepse auf Spielzeit gestreckt (wahrscheinlich lustlose Plansollerfüllung und Ablieferung einer vertraglich vereinbarten letzten Scheibe für Ariola); die Aurora Dawn ist da geringfügig besser, weil sie kräftiger losgeht, aber auch sie verpufft nach einer Weile.

Der Wechsel zu digitalen Gerätschaften ab der Earth-Star Trilogy gelang ihm nicht (das war so wie Klaus Schulze, als er plötzlich anfing, mit digitalen Geräten zu arbeiten, die nicht zu seiner Herangehensweise paßten). Die letzten von ihm -- die Kölner Live-CDs und Brave New Worlds -- habe ich mir dann nicht mehr gekauft, weil ich den D50 in all seiner Schreckensherrschaft nicht ausstehen konnte und kann.

Stephen
 
Super, vielen Dank!

Btw., ich habe mir gerade wieder einen D-50 gekauft und finde ihn toll. Aber es ist schon erstaunlich, was er alles NICHT kann. :lol:
 
Anhang anzeigen 209999

Schönen Gruß - hier ein Foto vom Stollwerck-Konzert in Köln.

Oh... ja...

Vier D50 und zwei JD800 standen auf der Bühne, wenn ich mich richtig erinnere, plus ein Memorymoog (für die Deko).

Und ich saß die ganze Zeit da unten im Publikum und habe mich gefragt, warum mich keiner gefragt hat, ob ich vielleicht aushelfen könnte, technisch und musikalisch...

Peter Mergener kam mir auf dem Weg nach draußen entgegen und prallte zurück, als er meinen Gesichtsausdruck sah.

Stephen
 
Oh... ja...

Vier D50 und zwei JD800 standen auf der Bühne, wenn ich mich richtig erinnere, plus ein Memorymoog (für die Deko).

Und ich saß die ganze Zeit da unten im Publikum und habe mich gefragt, warum mich keiner gefragt hat, ob ich vielleicht aushelfen könnte, technisch und musikalisch...

Peter Mergener kam mir auf dem Weg nach draußen entgegen und prallte zurück, als er meinen Gesichtsausdruck sah.

Stephen

Wir standen oben auf der Empore und mein Kollege hatte, glaube mich zu erinnern, irgendwas von ADAT
oder so gemurmelt und wir waren uns auch nicht sicher, dass das, was wir gehört hatten, auch zu sehen war.
 
Wir standen oben auf der Empore und mein Kollege hatte, glaube mich zu erinnern, irgendwas von ADAT
oder so gemurmelt und wir waren uns auch nicht sicher, dass das, was wir gehört hatten, auch zu sehen war.

Ja, da stand definitiv ein ADAT auf der Bühne, und bei den Bändern waren z. T. vorbereitete Playbacks bei, die Mike wohl für Köln von 16-Spur auf Stereo runtergemischt hatte (oder direkt auf ADAT kopiert, um sie live zu mischen bzw. zu einem Stereobacking Livespuren aufnehmen zu können).

Die letzte Begegnung mit Mike im Oktober 1994 bei Joerg Strawe war dafür sehr lustig: Wir waren beim Chinesen essen, Mike vergaß immer wieder, den Knopf für die Türverriegelung zu drücken, wenn wir mein Auto irgendwo abstellten ("bei uns in Oregon klaut keiner dem anderen das Auto"), und die Fahrt von Schleiden nach Düsseldorf muß für Mike eine Tortur gewesen sein, bei den vielen Fragen, mit denen ich ihn löcherte.

Tja. Andere Zeit, anderes Leben, anderer Mensch.

Stephen
 
Meinen Geschmack trifft diese Art von Musik (LEIDER!) nicht (was mich eigentlich sehr überrascht bei dir Stephen), es klingt aber alles so gut, wie man es von dir gewohnt ist (soll heißen, es ist 1A produziert).

Ich freue mich auf das nächste Werk.
 
Meinen Geschmack trifft diese Art von Musik (LEIDER!) nicht (was mich eigentlich sehr überrascht bei dir Stephen), es klingt aber alles so gut, wie man es von dir gewohnt ist (soll heißen, es ist 1A produziert).

Das ist noch harmlos -- da gibt es wesentlich Schlimmeres, das mir wesentlich peinlicher ist.

Das will was heißen.

Ich freue mich auf das nächste Werk.

Na, da bin ich mir jetzt nicht mehr ganz so sicher...

Stephen
 


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