Ich dachte hier geht es um rein elektronische Musik und nicht um Akustik-und Gitarrenkram.
Wir können gerne die Frage diskutieren, was unter "elektronischer Musik" verstanden wird, nur wird das nach meiner Erfahrung in anderen Threads zu allerlei Unfrieden führen. Für unsere Unterhaltung hier mag es genügen, zum Beispiel auf das Schlagzeug in Klaus Schulzes "
Stardancer" vom 1977er Album "Body Love" zu verweisen: Ich denke, das wirst Du als "rein elektronische Musik" ansehen.
Worauf ich mit meinem Beispiel aber hinauswollte, ist hoffentlich dennoch klar geworden: Dieser Einzelkämpfermodus, alle Tätigkeiten von Komponist, Arrangeur, Instrumentalist, Toningenieur, Produzent, Musikverlag, Vertrieb und Werbung in einer Person zu vereinen zu wollen, bleibt meiner Ansicht nach nicht ohne wahrnehmbare musikalische Nebenwirkungen, denn wie wahrscheinlich ist es, dass jemand all diese Fähigkeiten gut ausgebildet in sich vereint, wenn nebenher einem davon verschiedenen Broterwerb nachgegangen werden muss?
Und die Industrie reagiert darauf, indem sie ehemals aufwändige Produktionsverfahren als Produkte feilbietet (Dirk Mattens Wort von der "gekauften Kompetenz" kommt hier in den Sinn), und indem sie die – selbstverständlich sorgfältig lizensierten – Ideen anderer in Libraries ohne Zahl feilbietet.
Auch Amateure benutzen teilweise Profigeräte. Zudem ist heute jede DAW professionell ausgesattet.
Eben – und die DAW samt Rechner, Audio/MIDI-Interface und Tastatur kostet um Größenordnungen weniger als ein mit vergleichbaren Fähigkeiten ausgestattetes Tonstudio vor einem Vierteljahrhundert (Mitte der Neunziger, schluck, das war doch erst gestern!).
Klingt für mich nach purem Neid daß heutzutage das realisieren von Elektrischer Musik nicht nur der Elite oder unter Verlag stehenden Musikern zusteht.
Nein, gewiß nicht. Möge jeder mit seiner Passion selig werden, und es ist mir ungleich lieber, jemand macht Musik, als Waffen zu lieben. Im Übrigen stimme ich dem zu, was
@Feinstrom schreibt, besonders aber diesem hier:
Wer ist denn freier: der Profi, der zwar viel Musik machen kann, aber gesagt kriegt, welche Art von Musik er zu machen hat (oder selbst auf den Markt schielt und sich anpasst)? Oder der Amateur, der zwar machen kann, was er will, aber leider 10-12 Stunden musikfrei schuften muss und hinterher kaum noch Kraft, Kreativität oder Lust zum Musizieren hat (und wenn er doch mal was macht und irgendwo hochlädt, kriegt er Schimpfe wegen bufftabuffta oder Ambient)?
Wenn ich ein – hoffentlich dazu passendes – Beispiel aus der nicht mehr ganz so jungen Literaturgeschichte bringen darf: Der Schriftsteller
Arno Schmidt musste, um seine teilweise eher experimentellen Bücher schreiben zu können, Übersetzungen anfertigen, darunter nicht immer hochwertiges Material. Aber er hat bei diesen Übersetzungen immerhin mit Sprache arbeiten können. Und obgleich er darüber gestöhnt hat, empfahl er diesen Lebensarbeitsweg seinem jüngeren Kollegen
Hans Wollschläger.
ich habe das glück, daß der produzent in mir, sehr geduldig ist, und experimente zuläßt. auch die entsprechenden geldmittel zur verfügung stellt.
du hast schon recht.....alle instrumente zu spielen zeigt einem schnell grenzen auf... ABER...oftmals kann ich als komponist meinen mitmusikern nicht vermitteln, was ich meine. deshalb spiele ich das alles erst mal vor, nehme es auf....damit eine vorlage existiert, an der sich die band orientieren kann.
Du hast das Glück, dass Du mit einer Band arbeitest, von deren Mitgliedern Du jede Menge lernst. Ich glaube manchmal, dass dieser Austausch mit anderen Musikern vielen fehlt, ohne dass es ihnen bewußt ist.