Wie schon im Korg-Thread geschrieben, hatte ich mir ja die PS-3300-Emulation von Audio-Cherry geholt. Mein erster Eindruck war: 'Wo sind die Bässe - ist meine Anlage kaputt'? Das hat sich nach näherem Beschäftigen damit inzwischen zwar etwas relativiert, aber das Teil ist schon anders als die modernen polyphonen Synthesizer die man heutzutage so gewohnt ist.
Im Korg-Thread zum PS 3300 hatte ich geschrieben:
Den Grundklang empfinde ich als eher kalt, blechern und tendenziell aggressiv - das finde ich auch okay, und ist nichts anderes als wenn man von einem Moog an einen MS-20 geht. Es muss nicht immer alles 'schön' und 'gebügelt' klingen. Er kann wohl auch feine Klänge, aber da würde ich dann doch eher zu anderen Synths greifen.
Ansonsten ist das Teil ein wahres Modulationsmonster - man kann es mit wenigen Handgriffen nach Herzenslust blubbern, tuckern, knattern und rumpeln lassen - und das zu allem Überfluss auch noch polyphon. Darin sehe ich eigentlich die Hauptdomäne.
Nach dem was ich an Demos vom neuen Korg PS3300 so gehört habe, ist die Emulation von Cherry Audio doch recht nahe am Original - auch hinsichtlich der eher etwas dünnen Basssättigung in den unteren Lagen. Für den Mix kann das aber durchaus auch ein Vorteil sein, wenn nicht gleich alles zugedröhnt wird - und mit ein paar Handgriffen am Mixer lässt sich das auch kompensieren.
Sehr gut gefallen hat mir das für nur einen Fünfer extra erhältliche 'Resonation-Preset-Pack' - schon dessen Demos zeigen gut was mit dem 3300 alles möglich ist:
Das einzige was mich dabei leicht zur Verzweiflung gebracht hat, war die Frage, wo denn nun meine neuen Sounds sind? Die Auflösung: Die Software zieht die sofort nach der Freischaltung beim nächsten Start automatisch runter und integriert sie nahtlos in ihr Sound-Inventar, man muss gar nichts dazu tun. Superkomfortabel, aber man weis danach nicht mehr was nun neu und was alt ist.
Ansonsten hat die Emulation doch einige Vorteile gegenüber dem Original:
- Kopier-Möglichkeit der einzelnen Sektionen untereinander
- Zwei Limiter statt nur einem
- Panoramaeinstellungen
- Stimmungspresets
- Modulierbare Effekte (Chorus, Delay + Reverb)
Wenn die Emulation so nahe am Original ist wie ich vermute, kann man sich den repräsentativen Eichenschrank eigentlich sparen - wobei ein Original natürlich schon alleine von der Haptik immer etwas ganz anderes ist als nur eine Software-Emulation (wenn man denn den Platz und die Kohle hat).
Ob es Zufall ist, dass Emulation und Original beide so zeitnah erschienen sind?