Nun ja, ITB Harddisc-Recording Systeme/Workstations gab es so bereits schon in den 80ern, mit Fairlight, Synclavier, Digidesign usw. die aber für den Normalsterblichen völlig unerschwinglich waren und Megastars wie Michael Jackson etc. vorbehalten waren.
Es dauerte auch noch eine ganze Weile bis ca. frühe Mitte der 90er, das etwaige Digitalsysteme auch zu halbwegs erschwinglichen Preisen in vielen Heimstudios Einzug halten konnten.
Als ich damals anfing (1982), war das abgesehen von Drum"computern" alles eben noch ohne Computer und Midi.
Man hat auf `ner simplen Kassette aufgenommen. Record, Drumcomputer On (CR78), Synthie (Juno60) dazu gespielt.
Dann hat man die Kassettenaufnahme abgespielt und auf einen zweiten Kassettenrekorder aufgneommen und währenddessen eine weitere Synthiespur dazugespielt. (nannte sich "Ping-Pong" Recording, wegen dem "hin und her").
Das ging so lange hin und her, bis man gerade noch die Musik vom Bandrauschen unterscheiden konnte
Das eigentlich wirklich Tolle an der ganzen Sache war, dass man mit der Methodik ein richtig guter Live-Spieler wurde und auch den Umgang des Arrangierens schnell drauf hatte, weil man sich natürlich von Anfang-Ende durchspielend viel merken musste und man sich im Live-Spiel hinsichtlich Array ja auch irgendwie orientieren musste (wann kommt die Bridge ? Im nächsten oder übernächsten Takt usw ?)
Dann bekam ich ein Tascam Portastudio 244 geschenkt und konnte nun auf 4 Spuren aufnehmen, was an sich an der ganzen Ping-Pong Methodik nicht wirklich was änderte, nur brauchte es weniger Überspielungen, man konnte direkt an einer gewissen Fehlerstelle neu einspielen und musste nicht permanent von ganz vorn beginnen und die Qualität besserte sich daher ein wenig.
1988, da gab es bereits schon Sequenzersoftware Steinberg 24 für Amiga, bzw. kannte ich das von Amiga-Zeiten, aber gottseidank stolperte ich an jenen Tagen über einen Atari ST mit dem Creator/Notator und von da an ging es dann auch wirklich richtig für mich los und in meinem Heimstudio stand dann sehr schnell:
- Atari ST+Notator
- EMU Emax HDSE
- Roland Juno 106
- Yamaha DX7
- Boss DR 110 (Loops wurden dann vom Emax gesampelt, da kein Midi)
- Korg DDD5
- Fostex 450/16 Mischpult
- Fostex R8 Bandmaschine
- diverse Effektgeräte (u.a. Alesis Quadraverb, DBX-Kompressoren etc.)
Der erste Schritt war natürlich neben dem reinen Kompositionsprozess am Rechner, dann auch erstmal eine Sync/Locator-Spur auf der Bandmaschine aufzuzeichnen, damit Bandmaschine und Sequenzer (CLab Creator) synchron liefen. So wurde aus eine 8-Spur Maschine also eine 7-Spur.
Sämtliche Geräte lagen im Mischpult /entweder durch die Einzelausgänge (Emax) oder eben in der Stereosumme an (Juno 106), die wiederum via Single-Outs Mischpult in die In`s der Bandmaschine gingen.
Kleines Problem war ja zu der Zeit auch, dass es entweder an Spuren im Sequenzer mangelte und daher die Bandmaschine zur Auslagerung diente, oftmals auch wieder durch einen Master-Stereomixdown auf 2 Spuren um wieder Platz für anderes, wie z.B. Vocals/Gitarren/Live-Bass/Drums usw. auf der Bandmaschine zu haben.
Größeres Problem war aber begrenzte Polyphonie der Synthies und es mitunter einfach an Kapazität fehlte, etwaig viele Noten gleichzeitig in einem größeren Projekt unter einen Hut zu bekommen, weswegen dann entweder noch ein Synthie angeschafft wurde um das Arrangement noch voller zu bekommen, dann aber wiederum auf der Bandmaschine auch Platz gebraucht wurde, weil man etwaige Dinge separat beibehalten wollte.
Digitales Multitrack Recording in großen Studios gab es da bereits schon, wie z.B. ADAP II von Hybrid Arts, für den kleinen Mann der dennoch etwas besser betucht sein musste, übernahmen halt die Sampler etwaige Aufgaben wie man sie heute im Umgang ähnlich der DAW kennt.
Insbesondere die Akai`s waren von ihrer Konzeption DIE Produktions/Arrangiermaschinen als Recorder unter den Samplern.
(Damals unterschied man gerne zwischen "musikalischen" Samplern wie z.B. der Emax und Ensonic und eben Produktionsmaschinen wie Akai`s und den großen Roland`s wie z.B. der S-550 mit SYS553 Sequenzer/Software).
Alesis ADAT`s waren ebenfalls bereits um 1992/93 relativ erschwingliche digitale Recorder (imgrunde ja Videorekorder als digitale Band/Tapemaschine), die miteinander gekoppelt werden konnten (ich glaube, bis zu 8 Adats= 64 Spuren waren damals möglich).
Im wesentlichen hatte das im semi-professionellen Bereich und der linearen Arbeitsweise aber nicht wirklich etwas damit zu tun, wie man heutzutage mit der DAW eigenständig und komplett non-linear arrangierend umgeht.
So war aber imgrunde bei den "Heimwerkern" der Workflow...trotz Rechner (als Midi-Sequenzer) halt noch viel analoge Vorgehensweise.
Günstiges Hard-Disc Recording und die ersten DAW`s für Jedermann (Mac`s waren immer noch irre teuer) kamen eigentlich erst mit den DX-PC`s, Creative Soundblaster, Roland Terratec Soundkarten und z.B. Cubase VST um Anno 1996/97 und der Möglichkeit, 4 Spuren auf Festplatte aufzuzeichnen und dort zu bearbeiten.
Damals natürlich noch nicht in den mächtigen kreativen Umfängen und Spielerein und Softsynths wie heutzutage, aber zumindest die typischen Tonstudioaufgaben waren von nun an im Rechner zu erledigen.