moogli
Technobubi
Hi Forum!
Ich hör ziemlich breitgefächert Musik, und bin der (durchaus subjektiven, also nich gleich loskloppen) Ansicht, daß in pupulärer Musik, aber ganz extrem auch in elektronischer Musik die Harmonik eigentlich eine sehr untergeordnete, oder - im Vergleich etwa zu "Klassik" (also die sogenannte "ernste" Musik) oder Jazz - fast überhaupt gar keine Rolle spielt.
Etliche Tracks dudeln einfach nur auf einer einzigen Tonart und einem einzigen Akkord, ohne jede Variation, und man hat allerhöchstens mal sowas wie eine der üblichen - und sehr simplen - Pop-Harmoniefolgen, derer es aber nur eine handvoll gibt, die aber trotzdem immer genommen werden. Und die selten ist so ein Harmonie-Pattern mal länger als 4 oder 8 Takte.
Kurzum, ich finde und empfinde, harmonisch passiert bei populärer Musik beinahe nichts - in folgendem Sinne: Was auf dieser Ebene "komponiert" wurde, entstammt entweder diesem Miniatur-Pool an abgedroschenen Pop-Schemata, oder ist vergleichsweise "platt".
Ein Gegenbeispiel, oder auch eines zur Verdeutlichung dessen, was ich hier meine, ist beispielsweise "EW&F - After the love has gone". Ich bitte mal vom Stil des übelst seifigen Arrangement abzusehen, und auf die Harmonien zu achten. Die sind weitaus komplexer, als das, was man heute so hört. Und das Stück war offenbar trotzdem mal populär.
Oder auch die Sachen von Antonio Carlos Jobim, die allgemein als sehr "leicht" empfunden werden ("Fahrstuhlmusik"), und somit irgendwie Pop sind, aber harmonisch trotzdem überhaupt nicht platt oder total simpel gestrickt sind.
Mich beschäftigt das Thema deswegen, weil das eigentlich die Dinge sind, die mich als musikalischer Ausdruck wirklich auf einer tieferen Ebene bewegen. Die einfachste Melodie kann durch ein geniales Harmoniegerüst "zum niederknien" schön werden. Musikalisch. TechTalk, Sounddiskussion und Supercomputer mit 250 Megaklabustern mal ganz außen vor.
Sprich: Wenn man sich ans stromlose Klavier setzt, und darf nicht singen, und nichts sagen: Wie bringt man die Mädels mit musikalischen Mitteln zum flennen? Also im übertragenen Sinne? Meine Ansicht: Mit emotional mitreissenden Harmonien und einer schönen Melodie obendrauf, die davon getragen wird.
Das soll keine Haßtirade auf Pop sein, oder so: Ich find das nicht-vorhandensein kreativer Ideen bei der Harmonik nicht schlimm; ich hör Pop, und ich hör auch Minimal, und Drum&Bass und Metal. Dennoch werden Stücke auf dieser Ebene für mich aber emotional flacher. Aggression kann ich da zwar durchaus manchmal mitempfinden, ich finde das auch rhythmisch interessant und mitreissend, aber was emotionale Tiefe anbelangt, da gehören für mich einfach weniger popelige Harmonien dazu.
Ich find es schade, daß diese Ausdrucksebene so unpopulär ist (oder unverkäuflich? keine Ahnung), obwohl das in Klassik und Jazz extrem wichtig war und ist, daß das auch im Pop einfach kaum genutzt wird, also irgendwie unerschlossen in der Ecke liegt.
Es gibt da auch immer mal wieder gute Ansätze in einigen Pop-Stücken, die sind aber meistens *unheimlich* kurz, und es widerholt sich alles nach 4 Takten...
Haben wir überhaupt das Wissen um diese Ausdrucksebene zu nutzen? Wenn wir nach xyz moduliert haben, über welche Harmonien bekommt man den Kreis auf schöne Art geschlossen, und sowas... Will das überhaupt jemand hören, wenn ein Stück musikalisch *durchkomponiert* ist? Also gar keine so definierten Zyklen kennt, wie sie fast immer Pop-mäßig umgesetzt werden?
Also, ist leider etwas unstrukturiert, mein Beitrag Ich finds halt schade, daß auf der einen Seite ein so unheimlich elaboriertes Wissen existiert über die Komposition von Sound, und auch von Rhythmen und Grooves, und auch vom Aufbau und Arrangement. Und auf der anderen Seite existiert ein ebenso elaboriertes Wissen von Möglichkeiten, Regeln und Grenzen rein musikalischer Natur.
Beide "Pole" kommen mir einfach sehr wenig vermischt vor, und das ist doch schade.
So, ist natürlich nur als Gedankenanstoß gemeint. Will niemandem zu Nahe getreten sein. Aber wenn man sich so ein Klavierkonzert von Rachmaninov anhört, fragt man sich schon, warum Musik, die im größeren Maßstab gehört wird, harmonisch so unfassbar simpel ist, daß diese Ebene *etwas auszudrücken* fast gänzlich ignoriert wird.
Viele Grüße,
Moogli
Ich hör ziemlich breitgefächert Musik, und bin der (durchaus subjektiven, also nich gleich loskloppen) Ansicht, daß in pupulärer Musik, aber ganz extrem auch in elektronischer Musik die Harmonik eigentlich eine sehr untergeordnete, oder - im Vergleich etwa zu "Klassik" (also die sogenannte "ernste" Musik) oder Jazz - fast überhaupt gar keine Rolle spielt.
Etliche Tracks dudeln einfach nur auf einer einzigen Tonart und einem einzigen Akkord, ohne jede Variation, und man hat allerhöchstens mal sowas wie eine der üblichen - und sehr simplen - Pop-Harmoniefolgen, derer es aber nur eine handvoll gibt, die aber trotzdem immer genommen werden. Und die selten ist so ein Harmonie-Pattern mal länger als 4 oder 8 Takte.
Kurzum, ich finde und empfinde, harmonisch passiert bei populärer Musik beinahe nichts - in folgendem Sinne: Was auf dieser Ebene "komponiert" wurde, entstammt entweder diesem Miniatur-Pool an abgedroschenen Pop-Schemata, oder ist vergleichsweise "platt".
Ein Gegenbeispiel, oder auch eines zur Verdeutlichung dessen, was ich hier meine, ist beispielsweise "EW&F - After the love has gone". Ich bitte mal vom Stil des übelst seifigen Arrangement abzusehen, und auf die Harmonien zu achten. Die sind weitaus komplexer, als das, was man heute so hört. Und das Stück war offenbar trotzdem mal populär.
Oder auch die Sachen von Antonio Carlos Jobim, die allgemein als sehr "leicht" empfunden werden ("Fahrstuhlmusik"), und somit irgendwie Pop sind, aber harmonisch trotzdem überhaupt nicht platt oder total simpel gestrickt sind.
Mich beschäftigt das Thema deswegen, weil das eigentlich die Dinge sind, die mich als musikalischer Ausdruck wirklich auf einer tieferen Ebene bewegen. Die einfachste Melodie kann durch ein geniales Harmoniegerüst "zum niederknien" schön werden. Musikalisch. TechTalk, Sounddiskussion und Supercomputer mit 250 Megaklabustern mal ganz außen vor.
Sprich: Wenn man sich ans stromlose Klavier setzt, und darf nicht singen, und nichts sagen: Wie bringt man die Mädels mit musikalischen Mitteln zum flennen? Also im übertragenen Sinne? Meine Ansicht: Mit emotional mitreissenden Harmonien und einer schönen Melodie obendrauf, die davon getragen wird.
Das soll keine Haßtirade auf Pop sein, oder so: Ich find das nicht-vorhandensein kreativer Ideen bei der Harmonik nicht schlimm; ich hör Pop, und ich hör auch Minimal, und Drum&Bass und Metal. Dennoch werden Stücke auf dieser Ebene für mich aber emotional flacher. Aggression kann ich da zwar durchaus manchmal mitempfinden, ich finde das auch rhythmisch interessant und mitreissend, aber was emotionale Tiefe anbelangt, da gehören für mich einfach weniger popelige Harmonien dazu.
Ich find es schade, daß diese Ausdrucksebene so unpopulär ist (oder unverkäuflich? keine Ahnung), obwohl das in Klassik und Jazz extrem wichtig war und ist, daß das auch im Pop einfach kaum genutzt wird, also irgendwie unerschlossen in der Ecke liegt.
Es gibt da auch immer mal wieder gute Ansätze in einigen Pop-Stücken, die sind aber meistens *unheimlich* kurz, und es widerholt sich alles nach 4 Takten...
Haben wir überhaupt das Wissen um diese Ausdrucksebene zu nutzen? Wenn wir nach xyz moduliert haben, über welche Harmonien bekommt man den Kreis auf schöne Art geschlossen, und sowas... Will das überhaupt jemand hören, wenn ein Stück musikalisch *durchkomponiert* ist? Also gar keine so definierten Zyklen kennt, wie sie fast immer Pop-mäßig umgesetzt werden?
Also, ist leider etwas unstrukturiert, mein Beitrag Ich finds halt schade, daß auf der einen Seite ein so unheimlich elaboriertes Wissen existiert über die Komposition von Sound, und auch von Rhythmen und Grooves, und auch vom Aufbau und Arrangement. Und auf der anderen Seite existiert ein ebenso elaboriertes Wissen von Möglichkeiten, Regeln und Grenzen rein musikalischer Natur.
Beide "Pole" kommen mir einfach sehr wenig vermischt vor, und das ist doch schade.
So, ist natürlich nur als Gedankenanstoß gemeint. Will niemandem zu Nahe getreten sein. Aber wenn man sich so ein Klavierkonzert von Rachmaninov anhört, fragt man sich schon, warum Musik, die im größeren Maßstab gehört wird, harmonisch so unfassbar simpel ist, daß diese Ebene *etwas auszudrücken* fast gänzlich ignoriert wird.
Viele Grüße,
Moogli