Besuch WDR Studio für Elektronische Musik, Köln (5.2. +19.3. 2011)

Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Ich finds schade dass hier was wirklich Interessantes so kaputt diskutiert wird.
Stockhausen Anhänger sind das Eine, aber aber auf Gedeih und Verderb überzeugen zu müssen und wenn es nicht klappt die nicht Stockhausen Fans als dumm hinzustellen ist kontraproduktiv. Missionare hatten früher wenigstens Glasperlen dabei.
Auch zeigt hier kaum einer eine eigene Meinung durch eigene Worte sondern schreibt "blind" Stockhausen Zitate.
Positive Ausnahme ist für mich hier z.B.Markus, der eigene Worte und Meinung dafür hat und nicht zwanghaft zu missionieren sucht.

Übrigens schreibt sich Bassdrum immer noch mit zwei s.
Auch durch Repetition des Fehlers wird die Schreibweise nicht richtiger. Man kann an eigenen Unzulänglichkeiten arbeiten wenn man will und stark genug ist.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Tante Lotte: Sach mal n Satz mit einfältich.
Dirk: Keine Ahnung
Tante Lotte: Du hass zwei Troppen anne Nase, ein fällt dich gleich runter.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Wie bereits gesagt, wollen und innere Stärke sind Voraussetzung,dann klappt das auch.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Gibt es vielleicht von dir was zum Elektronischen Studio in Köln, der Geschichte und Entwicklung der Elektronischen Musik, den Komponisten, der Technik etc. irgendetwas Konstruktives zu sagen, was die Diskussion inhaltlich bereichen könnte? Gerne auch kritische Anmerkungen, vielleicht weniger zu der Form der Beiträge, denn da nehme ich mir auf jeden Fall heraus, so zu schreiben, wie es mir gefällt und nicht auf individuelle Wünsche einzugehen, du Doof.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Dillinja macht super Beats, das haben auch andere kapiert. Und wenn Du es nicht kapierst bist Du doof.
Zitat Dillinja zu Beats Teil 1:
"Ich mach super Beats, ihr nicht, ätsch"
Ich muss davon ausgehen dass Dich das in Deinem weiteren musikalischen Leben beeinflusst, wenn nicht schreib weiter "Basedrum" als Zeichen für Alle :mrgreen:
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Was braucht man denn so für ne Grundausstattung an altem Elektronikspielzeug, um damit experimentieren zu können. Frequenzgeneratoren, Mixer, Bandmaschine, Hall und Echo sind mir geläufig, aber wie sah das mit der Filterung in den 50er und 60er Jahren aus? Ist vielleicht etwas OT hier, aber ich bin echt neugierig geworden und schaue mir schon seit Monaten Frequenzgeneratoren in der Bucht an....
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Möchtest du einmal in die Gedankenwelt von Herrn Stockhausen aus den Jahren 1952/53 eintauchen und nachvollziehen, was ihn dazu bewogen hat, Elektronische Musik jenseits vom kindlichen Spieltrieb, an den Geräten rumzukurbeln, zu machen, dann empfehle ich dir den folgenden Text:
http://www.elektropolis.de/karlheinz/arbeitsbericht_1952.pdf

Wenn dich das Studio, die Technik und die Arbeitsweise der von den Anfängen bis hin in die jüngste Vergangenheit interessieren, so kann ich dich für einen der nächsten Termine einplanen. Ist sauspannend und beeindruckend.

Ich zitiere einmal den letzten Abschnitt und unterstreiche die wichtigsten Teile, die als Schlüssel zu sehen sind.

Wie aber ist die Forderung nach einer Übereinstimmung von Materialstruktur und Werkstruktur zu verwirklichen ? Wie kann man in die mikrotonale Welt des Klanglichen eindringen? Die Instrumentaltöne, alle >natürlichen< Schallvorgänge sind bereits mehr oder weniger komplexe Schwingungsformen, sie sind >von Natur aus< vorgeformt, und darauf müßte man immer Rücksicht nehmen.

Die Schwingungsformen von Instrumentaltönen und verschiedensten Geräuschen werden mit elektro-akustischen Hilfsapparaturen eingehend analysiert: Wenn man den Analyseprozeß zeitlich umkehren, also Schwingungsformen gemäß den analytischen Daten synthetisch herstellen könnte? Dann müßte es so etwas geben wie einfache Schwingungen, die man zu differenzierteren Schwingungsformen kombinieren könnte. Oder man müßte ein so dichtes Schwingungs->Band< zur Verfügung haben, aus dem man mithilfe von verschiedensten >Filtern< die unterschiedlichsten Schwingungsformen herausfiltern könnte.

In Bonn experimentiert Meyer-Eppler im Bereich der elektronischen Klangerzeugung. Dort und am Westdeutschen Rundfunk, wo Eimert Experimente mit rein elektrisch erzeugten Schallformen macht, wird man vielleicht eine Lösung der kompositorischen Schwierigkeiten finden.

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Prinzipiell geht es überhaupt nicht um die Verwendung ungewohnter, unbedingt neuer Klänge - derart modische Chocs verbrauchen sich sehr schnell-, sondern darum, daß die musikalische Ordnung in die Schwingungsstruktur der Schallvorgänge hinein getrieben wird, daß die Schallereignisse in einer Komposition integraler Bestandteil dieses und nur dieses Stückes sind und aus seinen Baugesetzen hervorgehen: Textur des Materials und Struktur des Werkes sollen eins werden; mikrotonale und makrotonale Form müssen gemäß der Formidee für jedes Werk wieder neu in Übereinstimmung gebracht werden.
Dabei sind die bisherigen Vorstellungen von musikalisch >tauglichen< Schallvorgängen zu revidieren: Jeder überhaupt nur vorstellbare Schall kann, wenn er aus der komponierten Struktur eines Werkes notwendig hervorgeht, musikalisch verwendet werden. Klänge, Geräusche - wie immer sie beschaffen sein mögen - sind zunächst bloßes Material, und nichts veranlaßt dazu, gewisse Schallvorgänge von vorneherein für den musikalischen Prozeß auszuschalten.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Q960 schrieb:
Was braucht man denn so für ne Grundausstattung an altem Elektronikspielzeug, um damit experimentieren zu können.

Um Musik zu machen wie Stockhausen, brauchst Du einen Kopf und einen Geist wie Stockhausen.
Die Geräte sind egal.
Er hat auch immer genommen, was gerade in der jeweiligen Zeit da bzw. aktuell war.

Es dichtet ja auch keiner wie Rilke oder George, weil er den gleichen Füller und das gleiche Papier verwendet wie Rilke und George.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Markus Berzborn schrieb:
Q960 schrieb:
Was braucht man denn so für ne Grundausstattung an altem Elektronikspielzeug, um damit experimentieren zu können.

Um Musik zu machen wie Stockhausen, brauchst Du einen Kopf und einen Geist wie Stockhausen.
Die Geräte sind egal.
Er hat auch immer genommen, was gerade in der jeweiligen Zeit da bzw. aktuell war.

Es geht mir nicht darum ähnliche Musik wie Stockhausen zu produzieren, sondern ich möchte ein wenig in die Studio- bzw Klangerzeugungstechnik dieser Jahre eintauchen und dessen Eigenheiten erkunden. Auf meine Art und Weise! Ich würde mir nie anmaßen mich jemals mit professionellen Musikern oder Produzenten vergleichen zu wollen. Ob klassisch, experimentell, techno oder poppig
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Danke Elektrokamerad für die Links, die werde ich mit Interesse beachten!
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Elektrokamerad schrieb:
daß die musikalische Ordnung in die Schwingungsstruktur der Schallvorgänge hinein getrieben wird, daß die Schallereignisse in einer Komposition integraler Bestandteil dieses und nur dieses Stückes sind und aus seinen Baugesetzen hervorgehen: Textur des Materials und Struktur des Werkes sollen eins werden; mikrotonale und makrotonale Form müssen gemäß der Formidee für jedes Werk wieder neu in Übereinstimmung gebracht werden.

Klingt nach "Wie oben, so unten". Das ist ein klassisches esoterisches Prinzip. Und möglicherweise auch ein Weg zur Strukturfindung für Musik mit elektronischen Klangerzeugern. Zumindest ist es dort viel einfacher zu realisieren, als bei rein mechanisch arbeitenden Klangerzeugern. Hat Herr Stockhausen sehr klug vermarktet, kein Zweifel, und mit seinen Werken hohe kulturelle Bedeutung erlangt. Aber ist diese Idee heute noch eine gültige Richtschnur? Kultur ist ja eine Sache, die sich weiterentwickelt, da sind fast 60 Jahre ziemlich viel (so in etwa wie der Abstand zwischen Beethovens Neunter und Bruckners Vierter).

Andreas
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Kompositionen mit Elektronik machen vielleicht 20% des Werkes von Stockhausen aus, wenn nicht sogar weniger.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

sorry, aber es geht hier doch um das Elektronische Studio des WDR. Dabei gilt hier mein Hauptaugenmerk des Studios und nicht Stockhausens, obwohl ich da ehrlich zugeben muß noch nicht sehr weit eingetaucht zu sein.

Gehe jetzt zu Asmus Tietjens.....
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Klar, hab ich schon verstanden.
Es war nur eine Replik auf das vorhergehende Posting von Andreas Krebs.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Q960 schrieb:
sorry, aber es geht hier doch um das Elektronische Studio des WDR. Dabei gilt hier mein Hauptaugenmerk des Studios und nicht Stockhausens, obwohl ich da ehrlich zugeben muß noch nicht sehr weit eingetaucht zu sein.

Gehe jetzt zu Asmus Tietjens.....
Du brauchst vor allen Dingen viel Platz. Die alten Tonbandmaschinen (Telefunken Magnetophon) sind heute billig zu bekommen, man braucht aber mehrere davon. Generatoren, Filter usw. sind aus der Labortechnik, auch die gibts überall für kleines Geld.
Es ist hier nicht die Hardware das Problem, sondern bei dieser Arbeitsweise der Faktor Zeit. Selbst für die Umsetzung kleinere Werke benötigt man schnell ein paar Wochen, wenn nicht sogar Monate.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Bernie schrieb:
Du brauchst vor allen Dingen viel Platz. Die alten Tonbandmaschinen (Telefunken Magnetophon) sind heute billig zu bekommen, man braucht aber mehrere davon. Generatoren, Filter usw. sind aus der Labortechnik, auch die gibts überall für kleines Geld.
Es ist hier nicht die Hardware das Problem, sondern bei dieser Arbeitsweise der Faktor Zeit. Selbst für die Umsetzung kleinere Werke benötigt man schnell ein paar Wochen, wenn nicht sogar Monate.

und: es gibt weder MIDI noch Plugins fürs IPhone ;-) Ich fand diese Art von elektronischer Musik schon vor etwa 50 Jahren absolut faszinierend. Sowas hörte ich manchmal mit den ollen Blechmembran-Kopfhörern mit einem Detektorempfänger der die Form eines Rakete hatte. Echt wahr, sowas hatte ich mal geschenkt bekommen: Einen Draht an die Wasserleitung klemmen, den anderen als eine lange Wurfantenne und an der Spitze der "Rakete" drehen bis man einen von 2 oder 3 empfangbaren Sendern reinbekam :)
RADIO hatte früher ein bunteres Programm als es heute der Fall ist, es war wohl der RIAS Berlin der solche Musik in Berlin ausstrahlte
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

'Elektrokamerad zitiert Stockhausen' schrieb:
Die Schwingungsformen von Instrumentaltönen und verschiedensten Geräuschen werden mit elektro-akustischen Hilfsapparaturen eingehend analysiert: Wenn man den Analyseprozeß zeitlich umkehren, also Schwingungsformen gemäß den analytischen Daten synthetisch herstellen könnte? Dann müßte es so etwas geben wie einfache Schwingungen, die man zu differenzierteren Schwingungsformen kombinieren könnte.

Die gesuchte Grund-Schwingungsform ist uns heute als Sample geläufig. Im Analogbereich wird die bekanntlich dann eine si-Funktion, deren Periodendauer von der oberen Hörgrenze (bzw. der Samplerate) bestimmt wird.
Um daraus - oder aus *jedem* anderen möglichen "Klangatom" - beliebigen Klang zusammenzusetzen braucht man eine Datenrate von (grob) 1Mbit/sec. Absolut illusorisch, so etwas als Mensch gezielt zu erzeugen.

Die Analyse von Klängen hat eine Unschärferelation. Entweder man kann die Zeit sehr fein auflösen *oder* die Frequenz. Gängige Resyntheseverfahren erzeugen dann entweder Resultate die kaum besser als Vocoder sind - oder nicht interpretierbare Datensätze, wie bei den komprimierenden Audioverfahren. (Den mp3-Decoder kann man ja praktisch als Synthesizer betrachten. )
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Q960 schrieb:
möchte ein wenig in die Studio- bzw Klangerzeugungstechnik dieser Jahre eintauchen und dessen Eigenheiten erkunden. Auf meine Art und Weise! Ich würde mir nie anmaßen mich jemals mit professionellen Musikern oder Produzenten vergleichen zu wollen. Ob klassisch, experimentell, techno oder poppig




src: https://vimeo.com/7305446
Was du schon hast reicht aber auch. .. lohnt sich aber die Audioschule des Herrn Eimert (von Dirk weiter oben gelistet) einfach zu hören. Einiges davon landet vielleicht mal als "neue Synthese" auf dem Massentisch der Kompaktsynthesizer.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Bernie schrieb:
Q960 schrieb:
sorry, aber es geht hier doch um das Elektronische Studio des WDR. Dabei gilt hier mein Hauptaugenmerk des Studios und nicht Stockhausens, obwohl ich da ehrlich zugeben muß noch nicht sehr weit eingetaucht zu sein.
Du brauchst vor allen Dingen viel Platz. Die alten Tonbandmaschinen (Telefunken Magnetophon) sind heute billig zu bekommen, man braucht aber mehrere davon. Generatoren, Filter usw. sind aus der Labortechnik, auch die gibts überall für kleines Geld.
Es ist hier nicht die Hardware das Problem, sondern bei dieser Arbeitsweise der Faktor Zeit. Selbst für die Umsetzung kleinere Werke benötigt man schnell ein paar Wochen, wenn nicht sogar Monate.

Und da der Umsetzungsprozess so langwierig und aufwändig ist, ist man gut beraten, sich vor dessen Beginn genau zu überlegen, was man denn wie herstellen möchte.

Deshalb hat es mir wirklich den Kopf gesprengt, als ich beim Besuch des Kölner Studios im September letzten Jahres die Partitur oder Herstellungsanleitung zu "Kontakte" gesehen habe: das Format, das Gewicht, dieser Detailreichtum! Nicht nur eine Beschreibung, welche Noten wann wie worauf zu spielen sind, wie bei einer "klassischen" Partitur, nein, zuätzlich auch noch eine komplette Beschreibung, wie die Instrumente selbst zu bauen sind. Wieviel Leidenschaft, wieviel Wille, wieviel Geduld muss dahinter gesteckt haben, angesichts dieser äußerst bescheidenen Werkzeuge: Sinustongenerator, Impulsgenerator, Rauschgenerator, Ringmodulator, Filter, Mischpult, Tonbandgeräte. Unfassbar.

Und das Beste: All' das hat sich der Typ vorher ausgedacht.

Wahrscheinlich ist es vollkommen albern, aber das ist jetzt auch egal, also Hosen 'runter: Ich habe mir zum Einschlafen immer Wunschmodulkombinationen vorgestellt, in der Art von "Wie sähe mein Lieblings-Buchla-200e-System (oder welche Marke auch immer ich gerade begehrte) aus, das noch in ein so-und-so-großes Gehäuse passen würde"? Seit diesem Besuch versuche ich mir eine "Wunschklangabfolge" vorzustellen, die ich gerne hören würde. Und ich beginne für mich eine Ahnung davon zu entwickeln, was mit "Komposition" gemeint sein könnte.

[Edit: Tippfehler]
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Cyborg schrieb:
RADIO hatte früher ein bunteres Programm als es heute der Fall ist, es war wohl der RIAS Berlin der solche Musik in Berlin ausstrahlte

open_studio_elekt_musik.jpg


Jeweils mittwochs um 23.05

http://www.wdr3.de/open-studio-elektron ... tuell.html

Rechts auf der Seite findest du den Radiorecorder, um die Sendungen mitschneiden zu können.

Moogulator schrieb:
Was du schon hast reicht aber auch. .. lohnt sich aber die Audioschule des Herrn Eimert (von Dirk weiter oben gelistet) einfach zu hören. Einiges davon landet vielleicht mal als "neue Synthese" auf dem Massentisch der Kompaktsynthesizer.

So weit möchte ich mit der Verdieterbohlisierung der Elektronischen Musik gar nicht gehen. Dennoch wäre ein Werkzeug hoch interessant, das - in Anlehnung an die weiter vorne im Thread beschriebene Springer Machine bzw. Tempophon - eingehendes Klangmaterial beliebig transponieren kann (normal) und jetzt (aufgepasst!) jederzeit davon das gerade zu hörende Klangereigniss stationär macht, um es dann quasi wie jede andere Klangquelle im Synthesizer weiter verarbeiten zu können. Dekonstruktor. Selbstverständlich alles live und in Realzeit. Musikalische Transformationsprozesse. Da würde mir schon was Schönes und Interessantes in Kombination mit dem Klangprojektor à la EMS QUEG einfallen. Wer sich für die künstlerische Anwendung der Klangerzeugung durch Buchstabeniteration interessiert, sollte sich "Herbert Eimert Epitaph für Aikichi Kuboyama für Sprecher und Sprachklänge" anhören.

serge schrieb:
Deshalb hat es mir wirklich den Kopf gesprengt, als ich beim Besuch des Kölner Studios im September letzten Jahres die Partitur oder Herstellungsanleitung zu "Kontakte" gesehen habe: das Format, das Gewicht, dieser Detailreichtum! Nicht nur eine Beschreibung, welche Noten wann wie worauf zu spielen sind, wie bei einer "klassischen" Partitur, nein, zuätzlich auch noch eine komplette Beschreibung, wie die Instrumente selbst zu bauen sind. Wieviel Leidenschaft, wieviel Wille, wieviel Geduld muss dahinter gesteckt haben, angesichts dieser äußerst bescheidenen Werkzeuge: Sinustongenerator, Impulsgenerator, Rauschgenerator, Ringmodulator, Filter, Mischpult, Tonbandgeräte. Unfassbar.

Und das Beste: All' das hat sich der Typ vorher ausgedacht.
Ich meine mich daran zu erinnern, dass ich dich habe weinen sehen.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Elektrokamerad schrieb:
Ich meine mich daran zu erinnern, dass ich dich habe weinen sehen.

Das…räusper…war nur die Gänsehaut um meine Augen herum…
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

eimert2.jpg


Toningenieur Leopold von Knobelsdorff mit dem Studioleiter Herbert Eimert


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Dabei muss ich immer weinen.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

serge schrieb:
Und das Beste: All' das hat sich der Typ vorher ausgedacht.

Ganz so war es dann doch nicht. Strukturen kann man vorher festlegen, aber bis dato unbekannte Klänge nicht. Also es war schon ein experimenteller Arbeitsprozess, und die Realisationspartitur (nicht die Arbeitsnotizen) ist nachträglich entstanden. Aber die ist ja sowieso eher zum Mitlesen. Wollte man heute genau die Klangwelt von Kontakte rekonstruieren, müsste man schon historische Geräte bemühen. Die Hallplatten spielen z.B. bei diesen Sounds eine große Rolle.

Stockhausen hat auch bei seiner Instrumentalmusik immer noch nachträglich Dinge verändert, wenn er bei den ersten Aufführungen hörte, dass manches nicht gut funktionierte oder nicht klang, wie er sich das vorstellte. Also da war er schon ziemlich penibel und verantwortungsbewusst und dachte an zukünftige Interpreten. Die Partituren sind auch sehr schön anzusehen in ihrer Präzision und haben dafür auch immer wieder Preise bekommen.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Ich denke, Serge wollte damit ausdrücken, dass Stockhausen nicht, so wie oft von Laien vermutet, mehr oder weniger beliebig an den Geräten rumgedreht und gedrückt hat, um (w)irre Sounds zu machen, sondern dass die Klanggestaltung Teil des Kompostionsprozesses war. Richtig?

Aus seinem hier viel zitierten Vortrag:
Die folgenden vier Beispiele kommen aus KONTAKTE, ein Werk, das ich 1959 komponiert habe. In diesen KONTAKTEN sind alle Klänge, auch die, die naturalistisch klingen - wie Holzblöcke, wie Metallbecken oder wie Almglocken, wie Maracas oder wie Konsonanten – sch! -, also alle diese Klänge sind elektronisch, das heißt zunächst einmal synthetisch gemacht. Ich habe fast alle Klänge nur aus Impulsen gebildet - die klingen so: dock, dock, dock, wenn Sie sie im Lautsprecher hören, fast genauso, oder etwas breiter im Spektrum.
Aus solchen Impulsen habe ich Rhythmen zusammengeklebt, aus den Rhythmen Schleifen, die Rhythmen dann - regelrecht wie in einer Alchemistenküche - auf diesen Schleifen viele Stunden laufen lassen und das ganze Resultat aufgenommen; bin in einen Nebenraum gegangen, habe eine neue Schleife präpariert; dasselbe in einem dritten Raum. Da liefen also überall Schleifen, und das konnte man durch die Glasfenster, die zwischen den Studioräumen waren, beobachten. Anschließend ließ ich dann die Bänder mit schnellem Vorlauf des Magnetophons so beschleunigen, daß sie schon mal 4, 5 Oktaven hoch transponiert wurden, das Ergebnis dann nochmals 4 Oktaven höher - dann war ich schon 8 Oktaven hoch -, bis ich schließlich in einen anderen Bereich kam, in dem sich die Rhythmen als Tonhöhen und Klangfarben hören ließen. Ein furchtbar primitiver Prozeß! Um einen Klang herzustellen, der 8 Sekunden dauerte, brauchte ich einen ganzen Tag - um diese Klangfarbe also zusammenzusetzen, zu 'komponieren': durch die Mikrostruktur der Akzente zu definieren und dann eine ganze Familie von Klängen daraus zu generieren.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Das stimmt natürlich voll und ganz. Auch bei den späteren Stücken mit Computer und Synthesizer.
Wie gesagt, es ist schade, dass dieses am IRCAM entstandene Stück so selten zu hören ist.
Da sind die Oberwellen und Phasenverschiebungen systematisch komponiert und festgelegt, was vorher mit Analogtechnik in der Konsequenz gar nicht möglich war. Und das klingt wirklich sehr interessant und neuartig.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Elektrokamerad schrieb:
Ich denke, Serge wollte damit ausdrücken, dass Stockhausen nicht, so wie oft von Laien vermutet, mehr oder weniger beliebig an den Geräten rumgedreht und gedrückt hat, um (w)irre Sounds zu machen, sondern dass die Klanggestaltung Teil des Kompostionsprozesses war. Richtig?

Ja.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

10IR.jpg



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Karlheinz


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Ausschnitt aus Hymnen, 3. Region, Russische Nationalhymne

CD 10 HYMNEN Electronic and Concrete Music
HYMNEN Electronic and Concrete Music with Soloists
(Aloys Kontarsky, Alfred Alings, Rolf Gehlhaar, Johannes G. Fritsch, Harald Bojé, K. Stockhausen) (4 CDs, 196-page booklet) 71 € / $98
http://stockhausen.org/cd_catalog.html
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Q960 schrieb:
Was braucht man denn so für ne Grundausstattung an altem Elektronikspielzeug, um damit experimentieren zu können. Frequenzgeneratoren, Mixer, Bandmaschine, Hall und Echo sind mir geläufig, aber wie sah das mit der Filterung in den 50er und 60er Jahren aus? Ist vielleicht etwas OT hier, aber ich bin echt neugierig geworden und schaue mir schon seit Monaten Frequenzgeneratoren in der Bucht an....
Die technische Seite wird ganz gut in "Alchemists of Sound" dargestellt. Eine Dokumentation über den Radiophonic Workshop des BBCs, die auf Youtbe zu sehen ist. [Kompositorisch allerdings ganz anders, da dort Gebrauchsmusik für's Radio gemacht wurde.]

Q960 schrieb:
Asmus Tietjens.....
Sorry: Tietchens.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Die von Dirk abgebildete CD-Box ist aus einem Grund unbedingt empfehlenswert, selbst wenn man wie ich das originale Vinyl-Doppelalbum hat: Es ist die - inzwischen zurückgezogene - Solistenversion mit darauf, die sich sonst nirgendwo findet. Die Interaktion der Instrumentalisten mit dem vorproduzierten Band ist höchst interessant.
Ich habe das zum letzten Mal gehört Anfang der 90er in der Alten Oper in Frankfurt. Dirk war da übrigens auch im Publikum.
Wenn ich mich richtig entsinne, hat er auch den Oberheim für Markus Stockhausen gestellt, oder?
 


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