Peter Uertz schrieb:
Das tut gut das ab und an mal zu hören, reinigt die ohren, finde ich.
Absolut zeitlos!
Oh wow.
Ich sollte eigentlich nicht mehr überrascht sein, aber dann bläst es mich doch jedes Mal weg wenn ich sehe wie polarisierend der 200e hier in Deutschland wirkt. Ich habe eine Weile überlegen müssen, ob ich mich an dieser Diskussion beteiligen sollte.
Elektronische Musik kann heute (Gott sei Dank) sehr günstig erzeugt werden. Alles was es braucht ist ein Rechner und Software. Es gibt rational überhaupt keinen Grund im Synthi-Bereich noch Hardware zu besitzen. Innerhalb eines Mixes ist niemand mehr in der Lage zu hören ob ein spezifischer Sound von Hardware oder Software erzeugt wurde, was im direkten Vergleich vielleicht noch möglich ist.
So. Jetzt hab ich’s gesagt.
Es geht um die Emotion, die eine Maschine auslöst und ihre spezielle Haptik und ich kann verstehen wenn manche Nutzer eine bestimmte Magie mit ihren Instrumenten verbinden.
Warum wollen Menschen einen VCS3, einen JP8, einen CS-80, einen VP330, einen DX-1, einen VP-1, einen 200, ein Riesenmodularsystem usw. Die Liste ist beliebig erweiterbar. Warum geben Menschen Geld für Instrumente aus, ohne auch nur die geringste Chance jemals musikalischen Erfolg zu haben um die Investition zu rechtfertigen?
Ich kann Leute verstehen die eine bestimmte 63er Telecaster brauchen, auch wenn Telecaster für meine Ohren alle gleich klingen und ich für 25000€ etwas anderes kaufen würde. Ich finde das alles ok, solange Leute mit ihren Instrumenten etwas machen und nicht der Sammlerwut verfallen sind oder Prestigeobjekte brauchen.
Ich finde es auch ok, wenn Menschen Meinungen haben. Ich finde es auch ok, wenn Menschen ein Mindestmass an Umgangsformen untereinander pflegen.
Nach objektiven Kriterien ist der Buchla 200e natürlich überteuert. Das Preis/Leistungsverhältnis ist außerirdisch, die Dokumentation ist schlecht, der Service ist schlecht und einige Module stecken immer noch voller Fehler. Die Kommunikation mit dem Unternehmen ist stark von Don Buchlas Tagesverfassung abhängig. Die Elektronik selber ist gut verarbeitet, verwendet aber nur Standardkomponenten. Das Problem dieser Maschine hängt mit Buchlas Entscheidung zusammen über die Hardware ein Softwarelayer zu legen, ohne sicher der Konsequenzen bewusst zu sein oder moderne Methoden für Entwicklung und Kundenmangement zu verwenden. Und an einigen Stellen gibt es echte Designbugs einzelner Module was mit der Entscheidung zusammenhängt auch Hybridmodule zu entwickeln. Bei manchen Modulen ist an der Schnittstelle zwischen digital und analog die Auflösung der AD/DA-Konversion schlichtweg nicht ausreichend.
Den Sound des 200e muss man mögen und selbst dieser Sound ist in Reaktor abbildbar. Wenn Leute viel Geld ausgeben um damit nur Geräusche zu erzeugen ist das für mich ok. Wenn Leuete sich damit wirklich auseinandersetzen um Musik zu machen ist das auch ok. Wenn wir nicht definieren können was Musik ist ist das für mich ok. Wenn für mich ein Geräusch ist was für andere Musik ist, ist das für mich ok.
Und trotzdem werden der 200e und ich langsam Freunde. Und im Gegensatz zu dem was viele Leute denken lässt er sich auch tonal spielen: