Digitaler Spickzettel / Souffleuse / Mini-Teleprompter mit Recording-Funktion

ZH

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Servus,

wollte hier mal ein kleines Projekt vorstellen welches ich relativ spontan umgesetzt habe und welches den ein oder anderen hier vielleicht auch inspiriert. Moeglicherweise werde ich auch den Code fuer den Software-Anteil noch veroeffentlichen, aber da muss ich zuerst selbst noch ein paar Dinge verbessern bevor ich das publik machen moechte. Es geht mir aber mehr darum, einfach mal das Konzept vorzustellen, denn es ist gut moeglich, dass das jeder fuer sich anders umsetzen muesste, sofern er/sie Interesse daran haette.

Und zwar hatte ich die Idee, fuer Live-Auftritte einen kleinen digitalen "Spickzettel" zu bauen, welcher mir ein paar wichtige Infos anzeigen kann, je nach Song. Zudem habe ich eine Recording-Funktion eingebaut, um mein Set aufzunehmen. Das ganze besteht aus einem Raspberry Pi 3, einem 5"-Touchscreen, einem dazu passenden Gehaeuse, einem MIDI-USB-Kabel und einem Behringer Audio-Interface (UCA 222).

Zunaechst mal ein paar Fotos. Das Ding ist ungefaehr so gross wie eine Zigarettenschachtel und passt sich unauffaellig ins Live-Setup ein (siehe Bild 1).

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Funktionsweise:

Auf dem Raspberry Pi laeuft eine in Python geschriebene Software, welche nach dem Einschalten automatisch gestartet wird. Diese kann MIDI-Nachrichten von der MPC 1000 empfangen (ueber das MIDI-USB-Kabel). In der MPC habe ich in jedem Pattern eine SysEx-Message eingebaut, die eine (bei mir i.d.R. 4-buchstabige) Kennung schickt, die dem Namen des Patterns / Songs entspricht (Beispiel: wuerde ein Song "Highway to Hell" heissen, wuerde man z.B. "HIGH" oder "HELL" senden). Daraufhin guckt das Geraet, ob es dazu einen passenden Eintrag kennt, und zeigt eine entsprechende Text-Seite mit Informationen an (siehe z.B. Bild 2). Diese kann einen beliebigen Inhalt aufweisen und mehrere Zeilen lang sein, und sie kann auch ein paar Spielereien wie blinkenden Text oder farbige Hervorhebung usw. beinhalten. Die Text-Seiten sind entweder auf dem Geraet selbst gespeichert (bzw. der darin steckenden microSD-Karte), ODER auf einem USB-Stick, der vor dem Einschalten im Geraet stecken muss. Damit lassen sich diese Text-Seiten auch spaeter noch nachpflegen, ohne dabei auf der microSD-Karte nochmal irgendwas aendern zu muessen. Waehrend des Live-Performens wird nun also beim Pattern-Wechsel immer die zum Pattern passende Text-Seite angezeigt (oder auch einfach ein leerer Bildschirm, falls nichts hinterlegt ist) und kann mir somit beliebige Infos anzeigen, die ich im Eifer des Gefechts nicht vergessen darf (z.B. "Delay auf Kanal 3 zuruecksetzen"), oder auch z.B. Song-Lyrics (zumindest ausschnittsweise).

Die Audio-Aufnahme wird ueber einen Klick auf den "REC"-Button ausgeloest (ist wie gesagt ein Touchscreen), ein Level-Meter zeigt den Eingangspegel an. Zur Sicherheit habe ich in meiner Verkabelung noch einen passiven Lautstaerke-Regler mit drin, sodass ich den Pegel notfalls anpassen kann, unabhaengig von einem evtl. hohen Master-Pegel am Mischpult. Das WAV-File wird im Falle eines eingesteckten USB-Sticks ebenfalls auf diesem abgespeichert, sodass ich nach dem Auftritt den Stick abziehen kann um es mir z.B. im Hotel oder auf der Heimreise anzuhoeren, ohne nochmal den Live-Koffer aufmachen zu muessen. Eine Shutdown-Funktion fuer das Geraet gibt es ebenfalls, sodass die WAV-Aufnahme auch sicher auf den USB-Stick geschrieben ist, bevor das Geraet sich abschaltet.

Hier das ganze nochmal als Skizze:

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Erfahrungsbericht:

Das Geraet streikte natuerlich direkt beim ersten Gig (wurde nur wenige Tage zuvor ueberhaupt konzipiert und zusammengebaut/programmiert) - das war natuerlich sehr schade, aber ja auch irgendwie zu erwarten. Zum Glueck lief der Gig dennoch super, war also nicht zwingend auf die Hinweise angewiesen. Allerdings hatte ich halt dann auch keine Audio-Aufnahme des Gigs (habe ich dann stattdessen per Handy gemacht, in entsprechend geringerer Qualitaet). Grund fuer die Fehlfunktion war uebrigens, dass das Geraet zuhause nur mit eingstecktem LAN-Kabel betrieben wurde und ohne dieses Kabel auf einmal irgendeinen Haenger beim Booten hatte.

Inzwischen laeuft das Teil jedoch problemlos und hat mir letztes Wochenende gute Dienste geleistet. Natuerlich haengt es auch immer von der Performance ab, ob man so etwas ueberhaupt benoetigt oder einsetzen kann/will, aber im Orchester wird auch vom Blatt gespielt, also warum nicht ;-)


Sonstiges:

Theoretisch liesse sich die Software natuerlich anpassen und alles moegliche anzeigen, sogar Bilder oder skizzen oder sonstiges. Auch ist die Pixel-Aufloesung nicht ganz so grob wie man denken koennte, aber ich stehe eher auf Pixel-Look, daher ist die Schrift 3x so pixelig wie sie streng genommen sein muesste (das Display hat eine Aufloesung von 480x320).


So, das waers erstmal. Wie gesagt, bei Interesse koennte ich mir vorstellen, den Software-Anteil zu veroeffentlichen. Davon abgesehen hoffe ich, dass es den ein oder anderen zu eigenen Ideen inspiriert :)
 

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Im Prinzip eine super Idee.

Ich würde allerdings auf die komplizierte Sysex-Übertragung verzichten und schlicht Notenwerte auf einem bestimmten Kanal nehmen. Denn Notenwerte kann wirklich jeder Sequencer ausgeben, und man kann sie einfach mit einem MIDI.Keyboard eingeben. Und mehr als 127 messages solltest du nicht benötigen.

Dann noch ein Zuordnungsdatei ala "Notenumber;message-text.txt" auf den Stick und alles kann mit simpelsten Mitteln bedient werden.
 
  • Gute Idee
M.i.a.u.: ZH
Ja stimmt, das waere dann eine gute Alternative. Bei der MPC bin ich mir ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob das nur deshalb geht, weil ich JJOS2XL drauf habe. Aber ja, mit 127 Sequenz-Nummern sollte man auch auf jeden Fall problemlos klarkommen :)
 


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