Es gibt übrigens Filter mit Nullstellen. Die lassen an genau einer Frequenz nichts vom Eingangssignal durch.
Im echten Leben ist die Dämpfung natürlich nicht unendlich, generell ist Analog-Technik ja erbärmlich schlecht, was die Umsetzung der theoretischen Vorgabe angeht.
Vor allem wenn sie bei bei Raumtemperatur (also ohne Stickstoffkühlung) betrieben wird, rauscht sie wie ein Wasserfall. Was diverse DAW-Kiddies dann ja auch immer mal wieder "ist mein (neues Analog-)Gerät defekt" fragen lässt, nur weil es nicht mal 100dB Rauschabstand hat...
An so einer Nullstelle ist die Asymptote des Frequenzganges ein senkrechter Strich, die Steilheit also "unendlich". Oberhalb der Nullstelle steigt das Ausgangssignal aber wieder an, insofern keine "Flankensteilheit". ( ... euer Problem mit "durch Null kann nicht" tritt also auch schon bei ganz realen Filtern auf...)
Früher waren (analoge) Anti-Aliasing-Filter oft solche Filter mit Nullstellen ("elliptische Filter").
Heute ist die Antialiasing-Filterung ja komplizierter, da hat man ein minimales analoges Filter, tastet "viel zu hoch" ab, und das eigentliche, steile Anti-Aliasing für die niedrige Ziel-Sample-Rate ist digital implementiert. Durch ein zweckmäßig gewähltes Quantisierungsrauschen filtert das Filter dann auch noch das meiste davon wieder raus, so dass man in "echt analog" nur ein paar Bit braucht um die Brutto 24 Bit zu bekommen, die ausgegeben werden. (Der reale Störabstand sind so um 100 bis 120dB, entsprechen also bis zu 20Bit ...)
Übrigens ist die Flankensteilheit immer ein ganzes Vielfaches von 6dB/Oktave (genauer: log10(2)*20). Es gibt keine Filter, die eine Flankensteilheit von 3, 7 oder 71dB/Oktave haben. Ein Weißes-zu-Rosa-Rauschen-Filter nähert seine -3dB/Oktave über einen gewissen Frequenzbereich an, für die Flankensteilheit, das ist die Asymptote für "Frequenz geht gegen unendlich", muss das auch immer ein ganzzahliges Vielfaches von 6dB/Oct sein. ( ... praktisch also, je nachdem ob das Rosa-Filter mit einer Nullstelle(selten) oder einem Pol(meist) aufhört 0 oder -6dB/Oct.)
Bei digitalen Filtern tritt ein weiterer Effekt auf. Grundsätzlich haben analoge Filter ja eine 1:1 Entsprechung im Digitalen. Da kommt, für "kleine" Frequenzen, wenn man also weit unter der Nyquist-Frequenz (=halbe Samplerate) bleibt, das gleiche raus wie für Analog. Bei höheren Frequenzen "verbeult" sich der Frequenzgang aber, die Nyquist-Frequenz entspricht unendlicher Frequenz. Da hat ein Tiefpass also immer eine Nullstelle.
Digitale Tiefpassfilter, die in der Nähe der Nyquist-Frequenz liegen, sind also steiler im Abfall als ihre analogen Entsprechungen.
Außerdem kann man digital Filter sehr hoher Ordnung bauen. Die dann praktisch durchaus als "Brickwall" betrachtet werden können. Vor allem wenn man das zum anhören haben will. Denn das Gehör kann ja auch nicht beliebige Filtersteilheiten raus hören, da setzt die Mathematik der Physik des Ohres klare Grenzen. (Die "Filter" im Ohr, mit denen das Schall analysiert wird, können ja auch nicht unendlich schmal sein, wenn wir in diesem Leben das Schallereignis auch noch mal auswerten wollen... )