…die USAMO Clock generiert ein Audiosignal, was von meinem Audiointerface abgeht, in die Clock läuft und dort Midinoten und -clock generiert - so hab ich es verstanden.
Grob stimmt das so, etwas ausführlicher:
- In der DAW wird auf einer Spur das USAMO Plug-in eingehängt.
- Das USAMO Plug-in wird von der DAW zum einen mit Spurdaten (z.B. MIDI-Noten) und zum anderen mit globalen Informationen (Tempo) gefüttert.
- Das USAMO Plug-in kombiniert diesen MIDI-Datenstrom und wandelt ihn in ein Audiosignal um, das auf einen einstellbaren Ausgang des Audio-Interface geschickt wird.
- Von dort geht das Audiosignal in die USAMO-Hardware, die es in MIDI-Daten übersetzt und an ihrem MIDI-Out ausgibt.
- Vom USAMO-MIDI-Out geht es in den MIDI-In der MIDI-Thru-Box.
- An den MIDI-Outs der MIDI-Thru-Box hängt jeweils eins Deiner MIDI-Synthesizer-Module.
Wenn ich nun eine Thrubox dazwischen hänge (wenn ich es richtig verstanden habe, soll diese Box das Clocksignal aufsplitten und an mehrere Eingänge von HW Synths leiten), wie kann ich dann mehrere Synthies antriggern und denen nicht nur sagen, dass sie ein tightes Clocksignal verarbeiten sollen , sondern dazu auch noch Noten? Das mit dem Clocksignal verstehe ich - jeder Synth bezieht das Clocksignal durch die Thrubox, um bspw. LFOs und Arpeggios werden dann entsprechend der externen Clock getriggert. Noten werden ja über verschiedene MIDIkanäle ausgegeben, wie kann die Thrubox dieses verarbeiten? Das Signal kommt aus der USAMO und führt dann direkt in die Thrubox, dort wird das Signal auf 5 Ausgänge geroutet. Wie soll das funktionieren? Hab ich hier nen Brett vorm Kopf?
Den Schlüssel für des Rätsels Lösung hast Du bereits genannt: die MIDI-Kanäle. Davon gibt es 16 Stück. Über den MIDI-Kanal einer Nachricht kann der Sender einer MIDI-Nachricht bestimmen, ob sich eine Nachricht an einen bestimmten Empfänger richtet (genauer: an alle Empfänger, die auf den Kanal eingestellt sind, der in der MIDI-Nachricht mit enthalten ist), oder an alle Empfänger (genauer: an alle Empfänger, unabhängig davon, auf welchen MIDI-Kanal sie eingestellt sind). Die erstgenannten Nachrichten enthalten eine MIDI-Kanal-Information (
channel message), die letztgenannten nicht (
system message).
MIDI-Noten und -Controller (z.B. die Bewegung am Modulationsrad) sind
channel messages,
MIDI-Clock ist dagegen eine
system message.
Sprich: Du kannst den MIDI-Kanal der
channel messages "MIDI Noten" benutzen, um zu bestimmen, welche Noten von welchem Synthesizer gespielt bzw. arpeggiiert werden sollen, kannst aber gleichzeitig sicher sein, dass die
system message "MIDI-Clock" alle Deine Synthesizer erreicht.
Du musst also nur sicherstellen, dass (a) alle Deine Synthesizer-Module an der Thru-Box hängen, (b) bei allen der Empfang von MIDI-Clock eingeschaltet ist, und (c) jedes auf einen eigenen MIDI-Kanal gestellt ist. Wenn Du dann in Ableton zwei MIDI-Noten gleichzeitig, aber auf verschiedenen Kanälen, an das USAMO sendest, sollte die eine Note mit dem MIDI-Kanal 1 vom Synthesizer-Modul auf MIDI-Kanal 1 gespielt werden, die auf Kanal 2 dagegen von dem auf Kanal 2.
Ich selbst benutze weder USAMO noch Live, ich weiß daher nicht, ob Du in Live auf verschiedenen Spuren jeweils ein eigene USAMO-Plug-in einhängen kannst, von denen jedes auf einen eigenen MIDI-Kanal eingestellt werden kann (ich gehe aber davon aus).
Muss ich die USAMO als Midiinterface verstehen, was in der Lage ist, Noten und Clocksignale an HW Synths zu schicken?
Ja.
Der einzige Unterschied zu einem "normalen" USB-MIDI-Interface ist, dass beim USAMO die Übertragung der MIDI-Daten an die USAMO-Hardware per Audio-Signal erfolgt (siehe oben). Audio-Signale werden im USB-Standard bevorzugt behandelt (sonst gäbe es ja dauernd Knackser, falls man z.B. die USB-Maus bewegt, während man über sein USB-Audio-Interface Musik hört). Dies nutzt USAMO und ähnliche Systeme, um eine – verglichen mit Standard-USB-MIDI – präzisere Übertragung von MIDI-Daten zu bieten. Ob man diesen Unterschied hört, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die zu diskutieren hier zu weit führen würde.
Es gibt aber eine andere Sache, die man im Kopf behalten sollte: Die Übertragung der MIDI-Daten als hochpriorisiertes Audio-Signal über das USAMO-System führt nur dazu, dass die MIDI-Signale zeitlich verlässlicher übertragen werden. Es führt aber nicht dazu, dass das MIDI-System "schneller" werden würde oder mehr Platz für Daten bieten würde. Vor allem bleibt MIDI auch mit USAMO ein serielles Interface mit einer festgelegten Übertragungsrate. Das bedeutet, dass man auch in einem USAMO-System ein "wackeligeres" Timing bekommen kann, wenn man zu viele MIDI-Noten und -Controller-Informationen zu übertragen versucht.
Sprich: Auch das durch USAMO stabilere Timing der MIDI-Clock würde ins Wackeln geraten, würde man z.B. versuchen, über ein USAMO 16 verschiedene Synthesizer-Module jeweils mit eigenen Akkorden zu versorgen, die man auch noch jede Viertelnote wechselt, während dazu noch wilde MIDI-Controller-Fahrten wiedergegeben werden.
Der Gedanke, den ich unerwähnt ließ, ist der, dass ich nur Synthmodule habe, die keine Tastatur haben, d.h. entweder läuft das Signal aus der USAMO direkt in den Synth oder eben über die Thrubox. Müsste ich nach diesem Szenario meiner DAW sagen, dass das Midisignal an die USAMO weitergeleitet wird bzw. an das USAMO Plugin.
Richtig. Wenn Du möchtest, dass Noten von Deinen Synthesizer-Modulen gespielt werden, die an der Thru-Box hängen, die an der USAMO-Hardware hängt, musst Du diese Noten in der DAW an das USAMO-Plug-in schicken. Die Unterscheidung der Synthesizer-Module erfolgt dann über die MIDI-Kanäle.
Kompliziert. Ich glaub ich hab dich verstanden. Das einzige was ich nicht verstehe, ist das einbinden der Thrubox. Aber Danke erstmal.
Gerne!