Moog Prodigy - Attack Poti defekt?

@ViolinVoice:
Das andere IC sind mehrere MOSFET Transistoren. Spezielle Hüllkurven-ICs kommen hier nicht vor.

Wenn du eine Taste drückst, geht die "/Reset" Leitung (an Pin 10 vom Timer) auf High und es wird ein (für dich unmessbar) kurzer Impuls an Pin 8 (Trigger) erzeugt, der den Timer startet. An dieser Stelle müsste sein Ausgang dann auf High (ca 12V) gehen.
Tut er aber nicht. (Hast du an "A" gemessen)

Jetzt könnte:
1. der Impuls sich verdüselt haben: dann würde die andere Hüllkurve auch nicht mehr gehen.
2. Reset dauernd anstehen. Siehe 1.
3. der Timer könnte sehr kurz umschalten und gleich wieder zurückspringen. Dazu müsste allerdings das Hüllkurvensignal über den Pegel am Ende der Attack-Phase (also recht hoch) kommen. Das hast du aber anders beobachtet.

bleibt also nur
4. der Timer tut nicht was er soll
5. ich habe was durcheinander geworfen.

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Zum Auslöten:
1. das wesentliche Werkzug ist der Seitenschneider. Damit wird der alte Chip rausgekniffen. (Man hat die freie Wahl: entweder Chip heil oder Platine heil - oder man braucht keinen Anleitung mehr. ) Und zwar direkt am IC-Plastikkörper.
2. Die Beinchen werden dann von unten warm gemacht und nach oben rausgezogen. Hier ist ein Helfer (m/w) ggfls. recht nützlich.
3. Jetzt müssen die Löcher freigemacht werden. Da würde ich "Lötsauglitze" empfehlen. (Die Lötsaugpumpe ist etwas rabiater. ) Längeres rumbraten auf den Pads kann diese vom Träger lösen (der Kleber ist nicht unendlich wärmebeständig). Das ist nervig.
4. neuen Chip (richtig rum!) einsetzen und einlöten ist dann der einfache Teil.
 
Sehr schön, Das krieg Ich hin. Danke für eure Erklärungen.

Toll am Prodigy finde Ich neben dem Sound, das Ich mich an das Fixen selbst ran draue.
 
Schadet jedenfalls nichts. .... und du beißt dir nicht in den Arsch, wenn du ihn doch falsch rum drin hast.


Damit die Erklärung nicht ganz SO: http://www.youtube.com/watch?v=Ac7G7xOG2Ag daherkommt ...

.. habe ich mal den Schaltplan mit ein paar Erläuterungen versehen:


Pink ist "die Zentrale": der 6,8µF Kondensator "sammelt" den ganzen rein- und rausfliessenden Strom - die resultierende Spannung gibt dann über die Zeit die erwünschte Hüllkurve. Der 4558 U2B greift dies Spannung möglichst unauffällig ab und gibt sie zur Weiterverarbeitung aus. Der 100 Ohm (R168) bremst den Strom bei Potianschlag etwas ein, und kann fürs Prinzip ignoriert werden.

Durch Tastendruck wird der Timer(U23) getriggert. "Rote Phase". Über das Attack-Poti wird der Kondensator aufgeladen (roter Pfad), bis der Timer an Pin12 8V sieht, dann schaltet er seinen Ausgang ab, und leitet die "grüne Phase" ein.
Über das Decay-Poti wird der Kondensator jetzt auf den Sustain-Level entladen (grüner Pfad).
Lässt man die Taste los, dann wird der Kondensator über den blauen Pfad auf 0Volt entladen. Entweder schnell(wie blau gezeichnet) oder auch über das Decay-Poti (wenn der Schalter auf Release=ON steht).

Drei (MOS-)Transistoren im 4007 arbeiten hier als Schalter. Der 4. ist als Inverter beschaltet, weil der Ausgang vom Timer zur Attack-Ansteuerung "falsch rum" ist.
(Die Schalter kann man nicht einfach tauschen - so ganz echte Schalter sind es dann doch nicht. Der "P" Schalter schaltet gut gegen die Versorgung, daher kann er gut aufladen. Der N-Schalter schaltet gut gegen kleine Spannungen daher kann er gut entladen. Wie man bei deinem Prodigy sieht, kann er "im Prinzip" auch andersrum: da dort der Attack einfach ausfällt (es geht direkt in die grüne Phase) lädt der Decay-Schalter mit der Decay-Zeit auf den Sustain Level auf. )
 

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Gestern kam endlich der neue IC.

Heute morgen war es dann soweit, Operation am Patient Prodigy. Das Abpetzen der IC Beinchen hat gut geklappt. Beim Auslöten stellte ich fest, dass das Board ziemlich dick ist und die Beinchen von unten nach oben durchschieben schien mir zu umständlich. Deshalb nahm ich eine Zange, hielt die Beinchen fest und macht das Lötzinn heiss. Durch das darauf folgende Rausziehen der Beinchen waren auch die Öffnungen fast komplett frei. Allerdings muss ich auch gestehen, ich hatte Glück um Unglück, denn an Pin1 hatte sich ein Lötauge gelöst. Glücklicherweise hielt es noch an der Stelle, an der das Lötauge mit der Leiterbahn verbunden ist. Also schob ich vorsichtig den IC Sockel durch (und zwar den mit den vergoldeten runden Löchern :mrgreen: ) und lötete alle Beinchen fest. Dabei fixierte sich auch das Lötauge an Pin1 wieder...puhh...da schlug das Herz gleich wieder entspannter.
Was mich kurz irritierte war die Tatsache, dass auf dem alten IC "LM556" stand und auf dem neuen "NE556", aber letztlich vertraute ich den Angaben hier.

UND...UND...UND.....


....Patient ist vollständig geheilt. :phat: :adore: :phones:
 
Sehr schön :supi:, dann hat sich meine Diagnose ja richtig gelohnt.


LM556 vs. NE556:
LM = Hersteller National, von Texas Instruments gekauft.
NE = ursprünglicher Entwickler dieses Chips = Signetics, von Phillips gekauft, heißt heute NXP.

Oft werden bei kompatiblen Chips die Buchstaben des Erst-Herstellers verwendet.
Manchmal haben die Chips mit anderen Buchstaben vorweg verbesserte Eigenschaften, wenn es (selten) mal drauf ankommt steht der Typ aber mit extra Hinweis im Schaltplan.
Hier ist sicher weder das eine noch der andere der Fall, National wird seine 556 einfach aus unklaren Gründen (Image?) mit eigener Kennung versehen haben.
 
nordcore schrieb:
Sehr schön :supi:, dann hat sich meine Diagnose ja richtig gelohnt.

Da bin ich Dir und auch den anderen hier sehr dankbar. Denn wegschicken und eine teure Reparatur wäre nicht so pralle gewesen.

Um nochmal auf das Lötauge zurück zu kommen. Angenommen dieses Lötauge von Pin1 wäre abgefallen, kann ich die Verbindung (in diesem Fall lediglich zu dem gegenüberliegenden Pin) mit einem Draht ersetzen?
 
Ja, ist kein Problem. Aber meistens ist die Kupfer-Folie noch intakt und man kann das genau so machen, wie du es getan hast. (Also Pad wieder dahin biegen wo es hin soll und dort anlöten. )
 


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