xV// schrieb:
Wie kann es zb sein, dass man weiss, was der Komponist gefühlt oder gedacht hat, wenn man seine Komposition hört,
va wenn es eher abstrakte oder absolute als programmatische Musik ist?
Ich denke, dass ein derartiger Emotionstransfer zwischen Komponist und Zuhörer nicht so ohne weiteres Möglich ist, beziehungsweise sehr fehleranfällig ist.
Ein Grund dafür ist sicherlich das
Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun.
Da es hier zusätzlich um nonverbale Musikeindrücke geht, können Emotionen fast nur über Assoziationen (zu)treffend vermittelt werden. Eines der besten Hörbeispiele in dieser Hinsicht ist wohl Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten", nur steht hier an den einzelnen Stücken dran, was Vivaldi sich dabei gedacht hat. Bei diesem Beispiel für Programmmusik ist nicht mehr allzu viel Interpretation notwendig.
Ein gänzlich anderer Ansatz ist da der gezielte Einsatz von Geräuschen und Mustern, z.B.:
Zeit (1) -> 60 / 120 / 180 / 240 BPM mit Betonung auf die ganze Sekunde
Zeit (2) -> Geräusch eines Sekundenzeigers oder Mechanik einer Stoppuhr
Zeit (3) -> Kirchenglocken, Pausenklingel, Pausenhorn, Fabriksirene, Wecker, Kuckucksuhr etc.
Wärme -> "klares" knisterndes Feuer, "dumpfes" Blubbern von kochendem Wasser, "flirrende/sirrende" Hitze über Asphalt
Kälte -> "klirrende" Kälte von berstendem Eis, Schlittschuhe, Wind
Körper -> Herzschlag langsam/schnell/variierend, Klatschen, die Knochen knacken lassen, Atmen, Pfeifen, sich Kratzen
EIN kreativer Prozess wäre dann möglicherweise:
1) Idee niederschreiben.
2) Diesen Text umformulieren und dabei so weit vereinfachen, dass sich dabei grundlegende Vokabeln ergeben, die man
- wie oben beschrieben, akustisch leicht interpretieren und
- zueinander in einen sinnvollen klanglichen Kontext bringen kann.
An dieser Stelle hat man dann bereits ein wortloses Hörspiel erdacht.
3) Die Kür: Anstelle von direkt verwendeten Samples verfremdet man diese (Tonhöhe, Geschwindigkeit, Bruchteil, Loop) oder baut diese auf synthetischem Wege nach, so dass die beabsichtigte Mitteilung an den Zuhörer mit dem offensichtlichen Holzhammer vermieden werden kann.