Top10 Bedeutung modularer Komplett-Synthesizersysteme

Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

Meine Liste ist nur partiell eine Top10, denn zum Teil basiert die Wertung für das jeweilige System einfach auf dem Fakt im historischen Kontext irgendwas erstmals gemacht zu haben. Spätere haben das dann genauso oder gar besser gemacht.


Die UrIdee
1. Studios für Elektronische Musik (Köln, Paris, Princeton, Siemens)
Die ersten modular konzipierten Systeme überhaupt
2. Buchla - das erste an herkömmlicher Klangerzeugung nicht unbedingt interessierte System
und Moog System - das erste an herkömmlicher Klangerzeugung orientierte System (Stichwort Tonalität)
Die Adaption
3. EMS / Serge / Roland System 700
Die BausatzIdee:
4. Formant / PAiA
Der erste Digitale (egal ob Rechner oder HW):
5. CSound
Die ersten Volksmodularen:
6. ARP2600, Roland 100(m)
Der erste Polyphone Versuch:
7. Korg PS-3200/3300
Die Volkssynths:
8. Doepfer A-100
Der erste digitale modulare HW-Synth:
9. Nord Modular
Nun wirklich ab in den Computer:
10. Reaktor

Wenn ich eine rein subjektive "Respekt"-basierte Liste aufführen müsste, dann stünden Moog (technisches und kaufmännisches Denken parallel) und Max Matthews (Glaube an den Computer bei gleichzeitiger Liebe zu Musik und Klang) für mich in der vordersten Reihe.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

Spannender Aspekt.

Naja, auch wenn jetzt ein Nord Modular und Reaktor wie auch CSound nicht wirklich analog sind, es zeigt natürlich schon auf, dass eigentlich die Technologie dabei egal ist oder sogar klar Dinge ausgrenzt. Deshalb kann auch ein 200e ggf. Probleme kriegen.

Es ist gar nicht schlecht, die Respekt und die Bedeutungslisten beide aufzuführen. Oder sogar noch eine weitere mit musikalischer Bedeutung, wobei auch diese aus wirklich musikalischer Sicht gesehen werden kann aber auch aus "kommerzieller" Sicht, denn diese sieht natürlich immer anders aus.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

Moogulator schrieb:
... auch wenn jetzt ein Nord Modular und Reaktor wie auch CSound nicht wirklich analog sind,...

Ah sorry, das mit dem "analog" hatte ich übersehen (ich bin da seltsamerweise nicht so analog eingeschworen, auch wenn das manchmal den Eindruck machen mag)
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

Moogulator schrieb:
Naja, auch wenn jetzt ein Nord Modular und Reaktor wie auch CSound nicht wirklich analog sind, ...
Au weia.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

Herr Sugar Baby:
vielen Dank für Ihre Ausführung, die für mich sehr verständlich rüber kam !!!
Das ist mir auch schon alles ein Begriff, da ich mich gelegentlich einlese oder mich über die, heutzutage visuellen Möglichkeiten (YT, Mediathek) informiere und dabei auch schon einen Bericht über das WDR Studio gesehen habe.
Auch Stockhausen und diverse andere Pioniere sind mir nicht fremd ....

Spaß beiseite !!! Ne Dirk, meine Frage war jetzt gar nicht sooo abstrakt gedacht.
Ich hoffe ich lehne mich gez nicht allzu weit aus dem Fenster und behaupte das Gegenteil von:

Sugar Baby schrieb:
Das geht nicht mit einem 8-stufigen Sequencer und LFOs.

Doch, das ging !!! und geht heute sowieso ....



Was in meiner weichen Birne rumschwebt ist halt, man konnte mit "nur" einem Modular eine Performance aufführen, die verschieden Klänge und Rythmen gleichzeitig wiedergeben konnte und die nicht langweilig werden mussten (aber auch konnten). Dass die sich in den 70'er schon anders und "schöner" angehört haben als in den 60'ern mag daran liegen, das man sie anders benutzt hatte und nicht mehr sooo neu waren.

Iss egal Dirk, Deine erste Aussage zählt und damit kann ich beruhigt ins Bett.

Gute Nacht und noch
viele Grüße
Fredi
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

florian_anwander schrieb:
Moogulator schrieb:
... auch wenn jetzt ein Nord Modular und Reaktor wie auch CSound nicht wirklich analog sind,...

Ah sorry, das mit dem "analog" hatte ich übersehen (ich bin da seltsamerweise nicht so analog eingeschworen, auch wenn das manchmal den Eindruck machen mag)


Finde es trotzdem mehr als Wert, diese Abteilung ebenfalls zu beleuchten. Eine ALL TIME Liste ohne "Beschränkung" hätte vermutlich mehr Platz für diese tollen Überlegungen.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

...ich finde Doepfer kommt hier zu schlecht weg.
Bestimmt kein Pionier der ersten Stunde, aber der gesteigerte Run auf Modularsysteme(nicht nur Eurorack) und auch die Entwicklung eben dieser ist bestimmt in weiten Teilen Verdienst der Eurorack-Idee.
Dadurch wurde der Bekanntheitsgrad des Instrumentes "Modularsystem" und auch die Verbreitung von Modularsystemen extrem gesteigert.
Meine Meinung :D ...
 
Bedeutung - Modulare Synthesizer Teil 2 / Top 10-12

Ähnlich wie in diesem Thread viewtopic.php?f=36&t=70010
sollen hier eine Top 10 gefunden werden nach Bedeutung in der Musik, der Geschichte und der Technischen Wichtigkeit gelistet werden. Ausgeschlossen sind nur wirklich nicht modulare Synthesizer, die Funktionsweise ist egal.

Ich würde hier dann vorschlagen, die im anderen Thread genannten Instrumente durchaus einzubeziehen:

Für mich von Bedeutung ist unbedingt:
Buchla besonders 200 und 200e, Moog Modular
Serge System(e)

EMS VCS3/Synthi A

aus ähnlichen Gründen wie schon genannt, nämlich einfach weil sie für ihre Kategorie eine Generation den Weg geebnet haben. Einige davon wurden im anderen Thread schon dargelegt.

Beim System 700 sehe ich einfach ein extrem gelungenes Konzept sowie eine sehr weit verbreitete Musikwelle, die man recht gut mit diesem Instrument speziell verbinden kann.
Ähnliches gilt sicher für den ARP2600, welcher Zugänglichkeit und Kompakte Bauweise ohne "Module" aber mit modularer Verkabelung aller Baugruppen wie kaum ein anderer vorgelegt hat.

Und ziemlich weit oben würde ich Reaktor, die Nord Modular Serie ansiedeln.

Doepfer A100 wegen der bis heute dominanten Formgebung und der neuen Erreichbarkeit solcher umfangreicher Systeme, das ist nicht weniger als eine Innovation.
Und das 100m als Vorläufer genau dieser Idee "kleinerer bezahlbarer Systeme".

Hier die Liste von "drüben" aber erweitert:

• 1. Moog moog Modular - System 55 (Historischer Stellenwert, kennt faktisch jeder und ist auch nur deshalb vor Buchla)
• 2. Buchla buchla 200 Serie (Historischer Stellenwert, Technisches Design und Einfluss auf heutiges Moduldesign, ich habe bewusst die 200er Serie gewählt, ohne "e") // Serge serge Modular - Original Serie (Konzept und Einfluss auf heutige Euromodule)
• 3. Max/MSP - Begründung siehe unten..
• 4.ARP arp 2600 (Bedeutung; Häufige Verwendung und Bedeutung auch als Stilprägendes Instrument der Zeit), ggf. MS20/MS50 System wegen der musikalischen Verbreitung und Begründung des Begriffes Semimodular, ohne wirklich modular zu sein, Musiklisch zweifelsohne von großer Bedeutung und führt den ARP2600 des nicht so reichen Menschens sicher in eine neue Ära, so empfanden das sicher viele…
• 5 Nord Modular und G2 sowie Reaktor - Erweiterung des modularen Konzeptes konsequent in Software bzw. in sehr praxisnaher Hardware und unterschiedlichen Konzepten
• 6. EMS Serie (VCS3/4, Synthi A, Synthi 100) Neues Konzept auf kleinem Raum, Historisch und musikalisch von Bedeutung
• 7. Roland System700 (Klang und Technisches Designkonzept - Wie viele Bands haben damit gearbeitet und wie prägend ist dieser Klang? - Mute Records - Daniel Miller und so…, Sehr schlüssiges Konzept für die Praxis, Oft von aktuellen Sachen nicht immer erreicht in Sachen praxisnähe)
• 8 EMU emu Modular (Innovation im Moduldesign zum Zeitpunkt des Erscheinens, Sehr viele technisch sehr fortschrittliche Konstruktion)
• 9. Wiard Serie 300 (Technisches Design und Integration der Funktionalität/Dichte und damit musikalischer Nutzen als echte Evolution nach Serge/Buchla mit Folgen auf Hersteller wie Make Noise, Harvestman, Malekko sowieso und Co.)

• 11. Roland System 100m - (Technisches Design/ Konzept und Vorreiter für heutige Modulsysteme für "Jedermann" und unzählige wirklich tolle und stilprägende Musik) und vielleicht
• 10.--> sogar noch mehr Doepfer A100 (Vorreiter und faktisch Namensgeber für ein Format und Vielfalt der Module sowie preislich Systeme für Jedermensch eingeführt, gab es das vorher in der Art außer beim 100m?)

max 12 Punkte, ok?

So, jetzt du!

Aber wichtig noch dazu:
Ich könnt mir als technischen Seitengriff bei semimodularen Sachen dann einen MS20 und einen Cwehman S1mk2 vorstellen, grund: MS20 für die musikalische Bedeutung und prägend für den Begriff semimodular anhand der Buchsen, trotz der eigentlich funktionellen Beschränkung auf "Das Ding hat halt Buchsen, ist wohl modular) und beim S1 als einen wirklich würdigen Nachfolger dieser Kategorie mit einem klaren definierten Sound, der sicher nicht so viele Musikproduktionen vorweisen kann wie mit dem MS20/MS50 System, aber als Würdigung an das Prinzip der halben Modularität, er erfüllt allerdings das für Semi wie der M5 ein würdiger NAchfolger des "all in one" Konzeptes eines Arp2600 sein könnte. Also die BEdeutung rührt daher, eine stimmige neue Variante zu sein, die jedoch nicht unbedingt total anders ist und auch nicht zwangsweise neue Maßstäbe setzt.

Würde ich diese einordnen ,würde ich mich für den MS20 wegen der Kategorie und der extremen Beliebtheit und Verbreitung entschieden und diesen irgendwo zwischen die Plätze 3-5 setzen, mindestens.

Was meinst du?

Florian nennt im anderen Thread CSound. MAX/MSP müsste wohl auch rein, da es auch akademisch DAS Ausbildungstool No 1 ist, zB an der Folkwang.
Würde Max aus heutiger Sicht bevorzugt sehen, jedoch halte ich es auch nicht wenig eher bedeutend als "Steuerinstanz" und erst in zweiter Linie als Synthesetool, was es heute mit "MSP" auch ist. Es führt in Software weiter, was Buchla angedacht hat, nämlich Kontrollstrukturen und Anpassungen vorzunehmen und sozusagen eine Komposition sehr grundlegend als Idee definieren lässt. Das halte ich für eine sehr bedeutende Erkenntnis, die auch in Csound zu finden ist. Aber heute bedeutend? Da würde ich auf Max/MSP tippen.
Dies wäre wohl sogar einen Tick über Reaktor und Nord Modular einzuordnen, zumindest nach meinem "Gefühl" für Bedeutung.

Danke, dass ihr alle so rege und tief darüber nachdenkt und euch beteiligt.

Und bitte nur Leute, die wirklich diese Teile auch alle kennen! Sonst macht es keinen Sinn, bitte nicht nennen, weil selbst im Besitz oder so, sondern eher in den drei Kategorien denken, dh - Bedeutung insgesamt anhand der Punkte Klang, Tech- Design, Historische Bedeutung, Musikalische Bedeutung und ggf. Verbreitung
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

Ein deutlich offener Begriff und ggf. sogar die spannendere Diskussion ist hier viewtopic.php?f=36&t=70033
Dort ist MODULAR sehr lose definiert und hat keine so starken Einschränkungen wie hier sondern einfach ALLES, was modular ist und ohne BErücksichtigung der verwendeten Technik (analog, digital).

Hier bitte weiter mit der obigen Definition.



Das mit Doepfer ist definitiv diskutierbar in beiden Kategorien, ich bin mir da auch unschlüssig, in der Verbreitung sicher bedeutender als zB System 100m, welchem aber das grobe Konzept sicher mindestens auf gleicher Ebene zugestanden werden muss, da es sowas zu jener Zeit noch gar nicht gab. Allerdings auch nur von einem Hersteller, was ja auch bei Doepfer später kam, er war also Prägend für diese Bauhöhe, ganz ohne Zeifel und es gibt viel mehr User und Module anderer Hersteller dafür..

Das soll in jedem Falle gewürdigt sein und werden. Aber lassen wir es mal bei 10 Listenpunkten, oder erweitern auf max 12-15, damit es nicht zu viel wird. Der TMSS ist ein bisschen sowas wie ein "Preistipp", sicher könnte man das anders setzen, da es bisher NOCH keine Bedeutung für etwas hat. Übrigens könnte man hier auch MFB noch nennen, weil wirklich supergünstig und nicht ungenial und konzeptionell den Tinysizer, welcher immerhin ganz neue Formate bringt, die aber vorerst Einzigartig sind.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

Sugar Baby schrieb:
Ganz klar, das Gerät ist in erster Linie für entartete Musik gedacht. Die Frequenzen, die Frequenzen, die machen mir Kopfschmirrzen. Parsick, du bist ein Simpel.

Sagt derjenige, der sich hier lang und breit über entartete Modular-Beiträge aufregt. :roll:

Nur weil diejenigen rhetorisch weniger drauf haben als überbewertete Komponisten wie Stockhausen, die zu ähnlichen Klang-Beiträgen seitenlange Erklärungen liefern, die allesamt nichts als oberflächlich schön klingendes blabla sind und einer sich als Elite verstehenden Zuhörerschaft eine billige Abgrenzungsmöglichkeit verschaffen.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

changeling schrieb:
Sugar Baby schrieb:
Ganz klar, das Gerät ist in erster Linie für entartete Musik gedacht. Die Frequenzen, die Frequenzen, die machen mir Kopfschmirrzen. Parsick, du bist ein Simpel.

Sagt derjenige, der sich hier lang und breit über entartete Modular-Beiträge aufregt. :roll:

Nur weil diejenigen rhetorisch weniger drauf haben als überbewertete Komponisten wie Stockhausen, die zu ähnlichen Klang-Beiträgen seitenlange Erklärungen liefern, die allesamt nichts als oberflächlich schön klingendes blabla sind und einer sich als Elite verstehenden Zuhörerschaft eine billige Abgrenzungsmöglichkeit verschaffen.

Hack jetzt nicht so auf dem armen Dirk rum. Ich schick ihm eine Stange Ragusa, und schon ist er wieder lecker drauf.

Stephen
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Ist das bisher gesagte mehr oder weniger Konsens zu den Synthesizern auch in Hinblick auf diese Sichtweise: viewtopic.php?f=36&t=70033
Oder muss ich erst ein paar Zielgruppen beleidigen? ;-) Also euer Moog klaut bei KIK…
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

ppg360 schrieb:
Ich sage es mal so: Die frühen Buchlas -- und von denen rede ich hier, nicht 200e, 400, 700, Touché etc. -- waren für mich immer Erzeuger rhythmisierter Geräuschabläufe und abstrakter Bleeps und Poops. Das entstand ja auch in diesem Sinne, denn ursprünglich war der Gedanke ja kein anderer als der, Tapesplicing durch ein elektronisches Mittel zu ersetzen und Arbeitsabläufe zu vereinfachen -- da setzte ja der erste Buchla an.
Das soll tatsächlich der Grundgedanke hinter Buchlas ersten Sequencer gewesen sein, wenn man den Pinch/Trocco Glauben schenkt (und mich mein Gedächtnis nicht trügt( – aber es bedeutet nicht, dass das Instrument dadurch gleichsam "verurteilt" wäre, ausschließlich "abstrakte Geräusche" zu erzeugen, schließlich ist es dem Komponisten überlassen, welche Spannungen er einstellt und was diese bewirken.

Ich habe den Buchla 100/200/Easel nie als Musikinstrument wahrgenommen, genausowenig, wie ich den VCS-3 als Musikinstrument wahrnehme -- das sind in erster Linie Generatoren für komplexe Klangstrukturen. Der Serge nimmt diese Elemente auf, fügt aber noch ein musikalisches Element hinzu -- vielleicht habe ich nur die falschen Buchla-Platten gehört, aber über komische Geräusche geht es selten hinaus. Die Serge-Platten, die ich kenne, enthalten sowohl komische Geräusche als auch hochkomplexe, musikalisch sinnvoll (sprich: tonal) nutzbare Klangfarben -- die habe ich so bei Buchla noch nie gehört. Der Serge ist für mich also der ARP 2600, der ebenfalls sowohl-als auch kann, während der Buchla für mich der EMS ist. Beide haben ihren Reiz und ihren Zweck.
Das liest sich für mich so, als würdest Du Instrumenten wie dem Buchla 100 oder 200 (der/die/das Music Easel besteht ja aus zwei 200er Modulen) oder dem EMS VCS3/AKS nachsagen wollen, sie seien technisch nicht für tonale Musik geeignet, einzig weil Du keine mit diesen Instrumenten erzeugte tonale Musik gehört hast. Das wäre ebensowenig sinnvoll wie zu behaupten, dass beispielsweise das Instrumentarium des frühen "Kölner Studios für Elektronische Musik" nicht für tonale Musik geeignet gewesen wäre. Denn natürlich war es das, schließlich ist's dem Sinusgenerator eins, ob er nun Schwingungen für die Tonhöhen von "Alle meine Entchen" erzeugt oder doch eher die für die nächste Reihe einer seriellen Komposition benötigten.

Es liest sich sicher oberlehrerhaft, dennoch: Nicht das Werkzeug entscheidet, ob tonale oder atonale Musik erzeugt wird, sondern der Komponist und die Fähigkeiten desjenigen, der das entsprechende Instrument spielt. Frühen Minimoogs wurde auch eine Instabilität der Stimmung nachgesagt, trotzdem wurde damit tonale Musik erzeugt – hat man halt eine anständige Glühbirne direkt hinter dem Instrument für eine "wohltemperierte" Stimmung sorgen lassen. Und um mit der Stimminstabilität der allerersten Moog Modulsysteme umzugehen, bedurfte es auch jemandem mit der Disziplin, dem Willen und dem Können Carlos'. Beispiele für tonale Musik mit frühen Buchla-Instrumenten finden sich in den frühen Arbeiten von Suzanne Ciani ("Seven Waves") sowie von Barry Schrader (z.B. "Lost Atlantis"), "On the run" von Pink Floyd klänge ohne die stilprägende tonale Sequenz aus dem EMS AKS auch anders – und "Alle meine Entchen" kriege ich auf meinem AKS auch hin.

Insofern kann ich Dir nicht zustimmen, dass das Serge-System dem Buchla "tonal nutzbare Klangfarben" voraus hätte.

Etwas missverständlich formuliert finde ich übrigens Deine Gleichsetzung von "musikalisch sinnvoll" und "tonal", was dann von Dir in einen Gegensatz zu "komischen Geräuschen" gestellt wird. Das könnte auch so verstanden werden, als ob Geräusche, noch dazu "komische", nicht musikalisch sinnvoll seien. Und das kannst Du doch nicht gemeint haben.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

florian_anwander schrieb:
Wenn ich eine rein subjektive "Respekt"-basierte Liste aufführen müsste, dann stünden Moog (technisches und kaufmännisches Denken parallel) … für mich in der vordersten Reihe.
Herr Moog selbst hatte keine allzu hohe Meinung von seinen kaufmännischen Fähigkeiten: In einem Artikel der amerikanischen "Keyboards" sprach er davon, nicht all die Kompetenzen für ein gut geführtes Unternehmen beisammen gehabt zu haben. So mangelte es vor allem im finanztechnischen Bereich und der Planung – entsprechend schrieb seine Firma stets, selbst in den besten Zeiten, stets rote Zahlen. Investoren für sein Unternehmen zu begeistern war ebenfalls "another thing I was absolutely not good at".

Auch bei Pinch/Trocco geht er mit seinen unternehmerischen Fähigkeiten eher hart ins Gericht: "I was a rotten manager, we had no controls." Und schließlich musste er sein Unternehmen verkaufen, trotz des sich abzeichnenden Erfolges des von Jim Scott, Bill Hemsath, Bob Moog und anderen entworfenen Minimoogs, der als "Model D" in Moogs Abwesenheit und ohne seine Genehmigung in Produktion gegeben wurde – aus Angst seiner Ingenieure, dass die Firma bei Verzögerungen keine Mittel mehr hätte, die Produkion anlaufen zu lassen.
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Ggf. meint er den Erfolg der Moogs im Vergleich zu Buchla. Das hat ggf. nicht mit den Verkaufsqualitäten der Ingenieure zu tun, denn da waren die meisten ja wirklich nicht geübt drin, was sie sogar recht sympathisch macht. Ggf. hat man auch einfach mangels Info auch nicht alles gewusst, so haben sich ja auch schonmal ganze Standards entwickelt. Also man kannte halt jetzt "den Moog" und konnte damit Dinge tun, ggf. kannte man keinen Steiner Parker und keinen Buchla oder Aries oder sowas, also hat man es mangels Verfügbarkeit heutiger Netzpräsenz eben so entschieden. Das ist auch sowas wie Geschäft, aber vielleicht auch anders hergeleitet. Aber ich habe keine Ahnung davon, das können andere ggf. besser einordnen.

Auch heute äußert sich zB Steve Wozniak zu Apple und neuerdings auch zu MS Sachen, er ist immer noch der "Alte" und wohl immer noch jemand, dem schwindelig wird, wenn die Zahlen zu groß werden (bei Geld, nicht bei Rechenproblemen).
Das ist zwar keine Hilfe, aber so war offenbar ein Großteil der Synthpioniere.
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Bevor man sich über tonal und atonal auslässt, sollte man wissen, was diese Begriffe bedeuten. Echte Spezialisten mal wieder unterwegs.

Ich empfehle, sich bei Gelegenheit einmal mit "zweiter Wiener Schule", "entarteter Kunst", "entarteter Musik" und "Dr. Goebbels" vertraut zu machen.
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Noch eine Ergänzung von der "historischen" Bedeutung her

Die Formant DIYs waren zwar nie viele, aber die Wahrnehmung der Synthesizer in der Öffentlichkeit haben diese sicher weitergebracht.

Mink
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Bezieht sich das auf die, die solche Musik machen will oder auf Produktionen mit diesen Synthesizern? (das ist keine Fangfrage), ich vermute einfach mal eher so die Ecke, dass man einfach was bauen kann, da gekauft sehr teuer war bzw. überhaupt erstmal den Besitz und Nutzung ermöglicht? So etwa?
 
Re: Bedeutung - Modulare Synthesizer Teil 2 / Top 10-12

Moogulator schrieb:
Ich könnt mir als technischen Seitengriff bei semimodularen Sachen dann einen MS20 und einen Cwehman S1mk2 vorstellen…
Ich muss hier leider nachhaken, was Deine Kriterien für die Begriffe rund um die "Modularität" eines Synthesizers betrifft – siehe die kurze Diskussion in viewtopic.php?f=36&t=70010 darüber, ob der Cwejman S1MkII denn nun "semimodular" oder doch "vollmodular" sei.

Wie ich schon dort vergeblich gefragt habe, scheint für Dich die Möglichkeit der "Verpatchung des Audioweges" beziehungsweise "der komplett frei zu patchende signalweg der hauptbestandteile" (siehe Dein Wiki) das entscheidende Kriterium für die Vergabe des Prädikates "vollmodular" zu sein. Verstehe ich das richtig?

Wenn dem so ist, warum ist dann der EMS VCS3/Synthi A vollmodular, der Cwejman S1MkII hingegen nicht? Immerhin liesse sich dem EMS AKS bei bösem Willen vorwerfen, er sei nicht "vollmodular" hinsichtlich Deines o.g. Kriteriums, da das Ausgangssignal seiner Hüllkurve immer den angeschlossenen VCA versorgt, dieser also nicht unabhängig von jener zu benutzen ist.

Diese etwas unglückliche konstruktive Eigenart teilt er allerdings mit dem Cwejman S1MkII, bei dem ansonsten alle Steuerspannungssignale und alle Audiosignale frei "patchbar" sind, da jedes Ausgangssignal an einer eigenen Buchse abgreifbar ist und alle Module für jeden ihrer Parameter oder Eingänge, die per Vorverdrahtung versorgt werden, auch jeweils wenigstens eine entsprechende Eingangsbuchse zum Zwecke freier Patchbarkeit aufweisen.

Wenn das nicht Dein o.e. Kriterium erfüllt und der Cwejman S1MkII somit ebenfalls "vollmodular" ist – beziehungsweise er und der VCS3/Synthi A "semimodular" in Deinem Sinne sind –, habe ich dieses Kriterium oder den S1MkII offenbar nicht verstanden und bitte um dringend "Hilfestellung", wie man im Sportunterricht so schön sagte.
 
Re: Bedeutung - Modulare Synthesizer Teil 2 / Top 10-12

also wie du gemerkt hast, ist die Frage der Definition nicht ganz so wichtig wie die der Beschäftigung weshalb ein Modularsystem wo in der Liste steht, da man hier ein bisschen lernen kann, wer womit wie gewirkt hat.

Modular ist ein Synthesizer, wenn seine Baugruppen frei verschaltet werden kann, es spielt in beiden Threads keine Rolle ob es erkennbare Module gibt und ob man diese tauschen kann, bei freien Systemen habe ich im anderen Thread reine "Modulhersteller" wie Makenoise ausgeklammert sondern nur Systeme gewählt, die quasi als eine Einheit angeboten wurden. Der Wiard macht hier ggf. eine kleine Ausnahme. Wie du also siehst, geht es nicht penibelst um eine Definition, habe nur dort ein analoges Modulsystem mit wirklch freier Verkablung inkl Audio und Signalwege "angefordert" und möchte auf Anfrage aus dem Thread (MS20, Cwejman) und dem von Florian eingebrachten digitalen Zweig das hier sozusagen auf alle modularen Synthesizer erweitern, da das ggf. sogar die spannendere Diskussion werden könnte um die wirklich wichtigen Entwicklungen für die Musik, die Technik, die historische Bedeutung und Auswirkung auf heute und nicht zuletzt auch auf Musik und Produktionen die es mit diesen Instrumenten gibt. Auch hier geht es nicht zu sehr um eine genaue Ausgewichtung sondern um eine Idee, wie ihr das seht, welche Systeme ihr aus welchen Gründen auf diesen Plätzen seht und nicht einmal ob es jetzt Platz 3 oder 4 ist sondern mehr um die Sache, was sich ja wunderbar im anderen Thread zeigt, finde die Diskussion daher schon jetzt interessant.

Beim EMS lassen sich alle Baugruppen per PIN verschalten und über den Weg der zwar wenigen aber vorhandenen Ext. Anschlüsse mit anderen Synthesizern koppeln, man könnte ihn je nach Definition sicher semi oder vollmodular nennen, ich würde aber das alles haupsächlich an der Verbindungsmöglichkeit aller Audio und Steuerswege "definieren" und somit diese wenigen Teile, die hier gewisse Einschränkungen haben mit an Bord holen. Tinysizer zB wegen der dünnen Kabel, welche man zB dann über die seitlichen Buchsen formell an andere Synths andocken kann ist für mich ein Modularsystem, welches eine mit dem EMS vergleichbare Einschränkung hat. Der Origin hätte im digitalen Bereich ähnliche Grenzen, ist aber intern recht frei und noch offener der G2, der ebenfalls nur 4 Außenkontaktstellen hat und noch MIDI für Steuersignale als weitere Option. Alle diese Systeme würde ich als zumindest "vollmodular genug" bezeichnen um in dieser Diskussion in DIESEM Thread hier erwähnt und berücksichtigt zu finden sehen. Das ließe sich auf andere Synths nun übertragen. Ein MS20 ist streng genommen eigentlich nicht voll modular in DIESEM Sinne. Und ja, ich weiss, dass dies eine letztlich doch von jeder Firma ganz eigen interpretiert wurde und ggf. auch nicht so akademisch zu sehen ist. Sicher ist es schon wichtig, hin und wieder darauf hinzuweisen, also dass es nicht einheitlich ist und das es manchmal andere Vorstellungen davon gibt wie was "einzusortieren" sei. Aber ich denke anhand dieser Infos sollte es leicht fallen.

Wie dem auch sei, mich interessiert hier wirklich mehr was du über den Cwejman und den EMS sagst als nur über die Definition.

Na, wir sind doch hier flexibel und deshalb wäre ich interessiert an deiner Einordnung der genannten Synth in den Reigen und weshalb. Ich habe natürlich mich aus dem Fenster gelehnt einfach eine Liste hinzulegen, aber wenn ich nix hinlege bin ich auch nur ne feige Sau, ne? Also, alles klar?

Was denkst du dazu?
Drüben im Thread habe ichs bewusst enger gefasst und Analoges und halbmodulares ausgeklammert, also kein MS20 und Konsorten, wir könnten natürlich länger feilschen wo dieser oder jener noch passt, finde aber interessanter was du damit verbindest und welche Innovation, welche Bedeutung du ihm zumisst und weshalb …
Aber nen Modulsynth mit 2 OSCs an dem man nicht mal eine FM zwischen den OSCs herstellen kann, der ist für mich wirklich nur teilmodular oder weniger ;-) Ein neues SEM zB ist auch so gesehen ein ziemlich modulares System, da sind viele Möglichkeiten offen, man kann eine Filter oder OSC FM stecken oder den VCA vielleicht sogar mal vor das Filter stecken, .. Sowas kann der Halbmodular-Bereich halt nicht. Und das halte ich für ein Kriterium.
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

jaaaaaa, so etwa

Historisch wichtig, allerdings haben wohl mehr Leute die Zeitschrift gekauft (und die Nachdrucke) als tatsächlich gebaut.
Musikalisch wohl eher nicht so wichtig

Mink
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Der Siggi, der beim Modularmeeting war, hatte nach eigenen Angaben 20 Jahre an diesem Monsterformant gebaut und jetzt kann er Musik machen. Das ist schon anders als ich an sowas rangehen würde. Aber Respekt habe ich davor.
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

-----
sorry, grad den andern therad gesehen
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

serge schrieb:
Das liest sich für mich so, als würdest Du Instrumenten wie dem Buchla 100 oder 200 (der/die/das Music Easel besteht ja aus zwei 200er Modulen) oder dem EMS VCS3/AKS nachsagen wollen, sie seien technisch nicht für tonale Musik geeignet, einzig weil Du keine mit diesen Instrumenten erzeugte tonale Musik gehört hast.
Dass man mit den EMS Synthesizern VCS3, Synthi A(KS) nicht über einen Bereich größer als ca. 2 Oktaven sauber gestimmt spielen kann, ist sicherlich bekannt, d.h. die Stärken dieser Geräte liegen dann eher in anderen Bereichen - wenn überhaupt. Ob man Musik, die nicht auf dem Prinzip der Teilung einer Oktave in 12 gleiche Teile und auf dem bekannten Dur/Moll-Prinzip beruht, als für sich wertvoll, schön oder was auch immer ansieht, ist Geschmacks- aber auch Bildungssache. Die absolute Verurteilung in "unwert" erinnert dann schon an die Zeit, in der nicht alles schlecht war. Hat auch die Autobahn gebaut.
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Moogulator schrieb:
Oder muss ich erst ein paar Zielgruppen beleidigen? ;-) Also euer Moog klaut bei KIK…
Also ich finde Moog total überbewertet - aus heutiger Sicht.
Andere Väter haben auch schöne Söhne. :mrgreen:
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Zotterl schrieb:
Also ich finde Moog total überbewertet - aus heutiger Sicht.
Andere Väter haben auch schöne Söhne. :mrgreen:
Der Minimoog ist heute noch das Maß aller Dinge, tausendmal kopiert und nie erreicht. Moog hat einfach einen Referenzstatus.
 
Re: Bedeutung modularer Synthesizersysteme, Versuch einer To

serge schrieb:
Erstens hat Buchla musikalisch durchaus eine besondere Rolle gespielt, nur dass "Silver Apples of the Moon" sich nicht so gut wie "Switched-on Bach" verkaufte, ich fände es allerdings etwas arm, einen Teil der musikalischen Avantgarde der USA so zu marginalisieren, nur weil die Verkaufszahlen nicht stimmen
Der handvoll Buchla User aus den Anfängen, deren Namen kein Schwein kennt, stehen tausende bekannter Acts gegenüber, die mit Moog Synthies Musik gemacht haben. Musikalisch hat Buchla daher kaum eine Rolle gespielt, Subotnik und Ciani und das wars doch schon...
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Bernie schrieb:
Der Minimoog ist heute noch das Maß aller Dinge, tausendmal kopiert und nie erreicht. Moog hat einfach einen Referenzstatus.
- Über den historischen Status brauchen wir nicht diskutieren. Das geht klar. Siehe auch TB303.
- Sound ist unbestritten gut; ich selbst kann jedoch problemlos auf Original Mini verzichten, bzw.
komme mit anderen Geräten gut klar. Ich hatte mal einen Minimoog - verkauft, da zu wenig
experimentelles Potential und zu viel vorverdrahtet. Ist halt mein persönliches Ding.
 
Re: Bedeutung modularer analoger Kompl-Synthesizersysteme, T

Der Verbreitungsgrad eines Synthesizers sagt wohl etwas über die Kommerzialität des Produktes aus, nicht aber über die künstlerische Qualität des Nutzers oder seiner Musik.
 


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