Zugegeben, ich habe auch lange gebraucht, um es zu verstehen.
Jarre ist Dienstleister und Entertainer. Er sorgt für Unterhaltung. Und das hat er sogar irgendwo in einem Interview mal gesagt, dass er seine Konzerte wie eine große Zirkus- oder Varieté-Show sieht. Und ich denke, er hat auch Recht damit, denn wer eine Karte zahlt, der will auch unterhalten werden. Dann ist es egal, ob es live ist oder nicht - no one cares. Alles blinkt, alles leuchtet, ein paar Sachen brennen ab, wie bei Rammstein. Mucke ist laut, Bühne steht voll mit Laborgeräten - geil. Es ist Theater und wer jetzt sagt "Oh, das war aber nicht live. Der eine Einsatz kam außerdem zu spät und ich erkenne die Melodie nicht mehr.", der muss leider mit der Erkenntnis ins Bett gehen, dass er schon lange aus der Hauptzielgruppe fast aller Konzerte herausgefallen ist. Du sitzt dann mit den zwanzig anderen Leuten vor Kebu (was auch in Ordnung ist, aber es werden halt nicht mehr werden - ich wünsche trotzdem von Herzen viel Spaß).
Ich bin auch davon überzeugt, dass viele genau an ihrem eigenen Anspruch scheitern, dass sie sich (nur) als Komponisten sehen und denken, dass sich jemand für ihre Werke interessiert. Niemand interessiert sich für deine Musik, sorry. Alle wollen einfach nur Spaß haben. Und die Allermeisten sind weder große Komponisten, noch Virtuosen am Instrument. Du machst dann am ehesten deine Zuschauer glücklich, indem du sie einfach einen Abend lang gut unterhältst. Wer das nicht packt, der muss sich die Frage gefallen lassen, was er überhaupt auf der Bühne möchte.
Und ja, ich mag die alten Sachen von Jarre auch lieber. Und ich mag die neuen Shows auch nicht. Aber ich muss mich damit abfinden, denn eigentlich macht er seinen Job gut.