Acid-House-Jam - mit nur zwei Geräten

Tolle Videos hier in dem Thread! Ich hab mich nie wirklich mit Acid beschäftigt und merke gerade dass das ein Fehler war :oops: Dachte immer so repetitive Musik mit nur zwei Instrumenten sagt mir nicht zu, aber ich find's cool wie man durch Soundparameter-Schrauben und Percussion-Untermalung die eher monotonen Melodien interessant hält.

Nun ist natürlich die Frage: Wie mach ich das selber? :play: Bzw. gibt es eine empfehlenswerte Resource zu dem Genre wo konkreter erklärt wird wie so ein Song typischerweise aufgebaut ist? Ich mein, eine Filterhüllkurven-Resonanz-Bassline kann man ja mit quasi jedem Synth basteln und Drums gibt's auch wie Sand am Meer. Aber was genau macht Acid House zu Acid House? Ich hab mich heute Mittag mal als ersten Test meiner "neuen" Electribe 2S zusammen mit dem AE Modular daran versucht und das machte schon Spaß (auch wenn ich dieses Groovebox Ding natürlich noch mehr üben muss). Danach habe ich dann leider Videos zu den Cyclone Analogic TT-303 und TT-606 Boxen gesehen und hätte fast auf "kaufen" geklickt. Die Dinger klingen für meinen Geschmack echt super und die Sequencer wirken sehr innovativ.

Naja, aber nun erstmal wie gesagt die Frage nach der Genre Beschreibung :D
 
Das Genre wurde durch den ungewöhnlichen Sound der Roland TB-303 definiert:

1. Die Maschine erzeugt, wenn die Batterien herausgenommen werden, diese schrägen, abgefahrenen Zufalls-Pattern,
die oft aus ungeraden Schritten z.B. 3er-, 5er-, 7er-Schritten bestehen und sich dadurch im Verbund mit einer Drum-Machine
ständig gegen ein 4/4-tel Pattern verschieben.
2. Sie hat diese coolen Slides, durch die feste Portamento-Zeit zum nächsten Schritt, die man mit kaum einem anderen Synthesizer imitieren kann.
3. Durch den Accent auf diversen Schritten grooven die Pattern extrem zusammen mit dem Slide.
4. Sie hat diesen extrem beißenden Sound, wenn man die Resonanz und das Filter voll aufdreht (und der Bass geht dann in den Keller), das können auch nur wenige Synths.
5. Sie kann diesen bellenden Sound (Wow wow), wenn man die Resonanz und Accent voll aufdreht und das Filter und die Modulation zu hat, auf den Schritten mit Accent.
6. Sie hat eigentlich nur Sweet-Spots und man kann nach Herzenslust an allen Reglern rumspielen und es klingt immer geil, außer man erwischt den verhängnisvollen Tune-Regler :)

Die Pioniere des Acid hatten meistens dazu die typischen Roland-Drum-Maschinen, z.B. TR-707, TR-909, manche auch 808 oder 606.
Und einen Sampler um dem Song noch einen eigenen Charakter zu geben.

Natürlich kann man auch Acid mit Nicht-303s machen, aber dann muss man das alles nachbilden (vor allem die Slides und Accents sind kniffelig),
was man bei der 303 out of the Box hat.

Ich würde eine tt-303 empfehlen, sie ist analog, relativ billig und kommt der 303 sehr Nahe.
Man kann sie über jeden Musikladen mit Garantie kaufen und muss nicht selber rumlöten wie bei ner xoxbox oder re-303.
 
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1. Die Maschine erzeugt, wenn die Batterien herausgenommen werden, diese schrägen, abgefahrenen Zufalls-Pattern,
die oft aus ungeraden Schritten z.B. 3er-, 5er-, 7er-Schritten bestehen und sich dadurch im Verbund mit einer Drum-Machine
ständig gegen ein 4/4-tel Pattern verschieben.

Triggerwarnung: Zufallspatterns sind für manche Zeitgenossen ein absolutes No-Go. Also kannste machen, aber nicht drüber srpechen. Gibt sofort negative Scene Points. Man munkelt, ganz Subversive hätten bereits einen algorithmischen Zufallsgenerator für ihre 303-Nachbauten entwickelt.
:agent:
 
Ich bin auch kein Freund von Zufalls-Pattern. Fragt vor allem, sich wo da der künstlerische Anspruch bleibt. Etwas eigenes wurde ja damit im eigentlichen Sinne nicht geschaffen, sondern man lagert damit die eigene künstlerische Unfähigkeit aus. Aber das passt ja wiederum ganz gut zur heutigen Zeit ...
Acid-House- oder Techno zu machen ist jedenfalls nicht schwer. Vor allem es reichen wie der Threadtitel ja schon sagt, zwei Geräte (ein Synth+1 DrumComputer) aus um damit eine nette Jam-Session zu basteln. Zufall, oder besser gesagt Improvisiert ist hier mehr oder weniger nur das Arrangement der Drehreglerbedienung und der Abfolge der Drum-Patterns. Wenn es an die richtige Track-Erstellung geht, brauchts natürlich mehr an struktureller Vorbereitung , Einarbeitung und Abstimmung der einzelnen Sequenzen. Aber im Prinzip ist gerade Acid, und das habe ich ja auch schon angesprochen, auch eine Kunstform, die sich eben durch einen hohen Grad an Improvisation auszeichnet. Es reichen eben ganz wenige Rhythmus-elemente aus um mit dem Acid-Synth zusammen klanglich interessante Flächen zu gestalten.

Was mir an den 303 Original und an vielen Nachbauten nicht gefällt sind die oft zu kleinen Drehregler. Richtige Schrauborgien, wie tw. abgebildet sind damit nur schwer möglich. Aber selbst mit den großen Poti's der Acidlab hab ich manchmal den Eindruck, dass mir das noch nicht stabil und groß genug ist. In den Clips sind ja einige Passagen vorhanden, die mit einer originalen 303 nicht oder nur mit Knochenbrüchen umsetzbar wären :) Ein langgezogener Slide (z.b. über 6-10 Steps) lädt natürlich zur Schrauborgie ein. Dann erhält man einen Sound den man nur sehr selten hört. Irgendwo sollte der Thread das ja auch mal ausloten und natürlich auch Andere anstiften es besser zu machen als man selbst :cool:

Als Beispiel verweise ich mal auf den Bereich von 6:16 bis 6:22 im letzten Jam von mir - das kling soooowas von geil!
 
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Danke für die Antworten! Habe mir nach etwas weiterer Recherche heute im MusicStore TT-303 und TT-606 besorgt (kauft man beide zusammen gibt einem das Kassensystem dort automatisch den leicht vergünstigten Bundle Preis den es bei Thomann auch gibt). Hatte gerade etwas Eurorack verkauft und war flüssig :segeln:

Die Sequenzer der beiden Geräte sind Klasse! Klar gibt es hier echt eine sehr präsente Zufallsfunktion, worauf ich auch nicht so stehe, aber der Rest ist super. Copy/Paste im Live Betrieb, Patterns temporär verketten, Fills, diverse Programmiermodi, etc. Toll!
 
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Danke für die Antworten! Habe mir nach etwas weiter Recherche heute im MusicStore TT-303 und TT-606 besorgt (kauft man beide zusammen gibt einem das Kassensystem dort automatisch den leicht vergünstigten Bundle Preis den es bei Thomann auch gibt). Hatte gerade etwas Eurorack verkauft und war flüssig :segeln:

Die Sequenzer der beiden Geräte sind Klasse! Klar gibt es hier echt eine sehr präsente Zufallsfunktion, worauf ich auch nicht so stehe, aber der Rest ist super. Copy/Paste im Live Betrieb, Patterns temporär verketten, Fills, diverse Programmiermodi, etc. Toll!
Haben die bei MS tatsächlich wieder die TT606 im Programm? Die ist letztes Jahr mangels Verkaufszahlen eigentlich aus dem Programm geflogen, so zumindest deren Aussage. Ich hab dann seinerzeit das letzte Ausstellungsstück bekommen und danach monatelang keine 606 mehr gesehen.
 
Sehr n1ce -- nur, dass das deine ersten Gehversuche in diesem Geschäftsfeld sein sollen, das wird dir glaubich keiner abkaufen :kaffee:
 
Sehr n1ce -- nur, dass das deine ersten Gehversuche in diesem Geschäftsfeld sein sollen, das wird dir glaubich keiner abkaufen :kaffee:
Danke :D Also es ist tatsächlich der erste Jam-Versuch mit den beiden Geräten. Habe die erst seit gestern Abend. Aber natürlich hab ich vorher schon mal mit Grooveboxen gespielt und kann auch ein bisschen Synthese und so.
 
Ich bin auch kein Freund von Zufalls-Pattern. Fragt vor allem, sich wo da der künstlerische Anspruch bleibt. Etwas eigenes wurde ja damit im eigentlichen Sinne nicht geschaffen, sondern man lagert damit die eigene künstlerische Unfähigkeit aus. Aber das passt ja wiederum ganz gut zur heutigen Zeit ...

Die ersten Acid-House-Stücke, wie Acid Tracks von Phuture, waren eben diese Zufalls-Patterns, die die tb-303 erzeugt hatte, weil keine Batterien drin waren.
Da die 303 so schwer zu programmieren war (für die damalige Zeit, als noch nicht jeder einen PC und ein Handy hatte und hobbymäßig selbst programmiert hat...)
haben Phuture einfach eines der durch Zufall entstandenen Patterns ihrer 303 laufen lassen und dann gleichzeitig an den Knöpfen gedreht und damit den Acid-Sound erfunden.
Sonst wäre keiner auf die Idee gekommen, solche schrägen Pattern mit weniger als 16 Schritten in die Kiste einzuprogrammieren.

Heute, wo man typische Acid-Patterns kennt, versucht man natürlich selber gezielt solche abgefahrenen, hypnotischen Patterns zu programmieren... :cool:
 
Wenn es in dem Thread nicht stört mach ich hier noch mal weiter mit einem neuen Jam:


https://www.youtube.com/watch?v=gMgQv9bVz6o


Die Auto-Fill Funktion des TT-606 ist super um eine Struktur zu behalten. Hatte sie auf Fill Pattern alle acht Bars gestellt, sodass sie mich erinnert mal das Pattern zu wechseln oder am Sound zu schrauben :D Jedes Pattern kann dabei einen individuellen Fill haben, was nett ist.
 
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^ einerseits beschämend, andererseits macht's spaß. ich find's halt superschwierig alles alleine zu machen... hatte mal einen mitstreiter der die geräte halbwegs kapiert hatte, da konnte man dann richtig mit jammen.... 4,3,2,1... break! (bassdrum weg) und 4,3,2,1... alles wieder an. vom alleine-rumbasteln werd ich extrem überforderungsneurotisch. suche auf diesem wege eine devote 303-bitch für unverbindliche treffen.
 
Insgesamt freut es mich doch sehr, wie ihr das Thema annehmt und euch daran abarbeitet. :cool:
Aber ich muss jetzt hier mal kurz einhaken - es soll hier um EIGENE Jams gegen und nicht um fremde Sachen, auch wenn es konzeptionell passen würde. Hier ist in erster Linie die Kreativität und Schaffensfreude der Forenuser mit angesprochen ;-)

@ Night Machines: das klang für meine Ohren schon deutlich angenehmer ;-) Das war die Rechteckwelle?
Sehe ich das richtig, dass die TT dir anzeigt, welche Pattern überhaupt belegt sind? Und dann gibt es eine Lampe die nach 6-7 Takten anfängt aufzuleuchten um spätestens im 8. Takt einen Patternwechsel anzuregen? Anfürsich keine schlechte Idee. Aber nach ner Weile hat man doch ein inneres Gefühl für die 4-fach Reptition bzw, vielfache davon.
 
@ Night Machines: das klang für meine Ohren schon deutlich angenehmer ;-) Das war die Rechteckwelle?
Sehe ich das richtig, dass die TT dir anzeigt, welche Pattern überhaupt belegt sind? Und dann gibt es eine Lampe die nach 6-7 Takten anfängt aufzuleuchten um spätestens im 8. Takt einen Patternwechsel anzuregen? Anfürsich keine schlechte Idee. Aber nach ner Weile hat man doch ein inneres Gefühl für die 4-fach Reptition bzw, vielfache davon.

Genau, das war jetzt nur Rechteck und nicht Sägezahn und Rechteck hin und her. Der Sägezahn klingt in der Tat etwas dünn. Der gefällt mir bei anderen Synths auch besser.

Die TT-303 und 606 zeigen belegte Pattern per Tasten LED Beleuchtung an und man kann sogar jeder Pattern Taste eine individuelle LED Farbe zuordnen. Die Auto-Fill Funktion der TT-606 lässt sich aus stellen, oder alle 2,4,8 oder 16 Takte. Dann spielt er immer einmal das jeweilige Fill Pattern und zeigt dies auch mittels der Fill Tasten LED an. Klar, kann man den Überblick auch so behalten, wobei mir gerade in der Lernphase der Geräte die Funktion sehr hilft, da ich oft noch kurz überlegen muss was ich als nächstes mache und welche Knöpfe was tun :D

Pattern Verkettung geht übrigens auch sehr schnell und intuitiv während die Sequenzer laufen. Man drückt einfach zwei Pattern Tasten gleichzeitig und alle Patterns dazwischen werden dann von links nach rechts im Loop angespielt, bis man wieder was anderes drückt. So kann man sogar während des Betriebs mehrere Pattern kopieren und einfügen und auch zu einem Pattern zusammenfügen (bis 64 Schritte).
 
@Night Machines irgendwie klingt deine TT 303 komisch. Ich weiss nicht, ob du bei der MK 2 die Gatelänge der Noten auch einstellen kannst, wie beim MK1 Model.
In wiefern denn komisch? Hab gerade keine Lautsprecher um das Video ordentlich zu schauen. Gate Länge lässt sich einstellen und steht glaube ich auf dem Standardwert 50% bei meiner TT-303.
 
In wiefern denn komisch? Hab gerade keine Lautsprecher um das Video ordentlich zu schauen. Gate Länge lässt sich einstellen und steht glaube ich auf dem Standardwert 50% bei meiner TT-303.
Also zumindest im zweiten Video klingt sie sehr leiernd, schwierig zu beschreiben. In den Teilen wo die Sequenz nicht nur aus den kurzen abgehackten Noten besteht.
 
So eine Fill-Funktion ist natürlich super und hat meine Bassline leider nicht zu bieten. Die Pattern-Verkettung funktioniert aber auch hier problemlos, bis auf eine Eigenart. Sagen wir mal, ich habe 4 Pattern verkettet und befinde mich gerade im zweiten Pattern. Dann schalte ich auf einen neuen Pattern um und schon beim Durchlaufen der vormals gegebenen4-er-Verkettung bricht er nach Beenden des aktuellen Patterns (Nummer 2) bereits ab und geht in den neuen Pattern über, astatt die Verkettung vollständig zu ende zu spielen, wie die TR-09. Die wartet so lange ab bis die Verkettung komplett durchgespielt ist und schaltet dann erst um - das verschafft mir mehr Zeit im Mix. So muss ich immer den letzten Pattern der 4er Verkettung abwarten um die Harmonie nicht zu stören.
Ansonsten merkt man, dass die Cyclone doch von der Bedienung her viel weiter entwickelt ist als eine Bassline, die eher was für Puristen zu sein scheint.

Synthesizer die leiern - meist hab ich dieses Empfinden am Vormittagmorgen nach dem Aufstehen. Kenne viele Tracks, die sind zu der Zeit unhörbar weil sie gefühlt leiern. Einfach abends nochmal anhören ;-)

Hier nun meine neueste monothematische Acid-Interpretation. 158 bpm und eine scharf gezimmerte HiHat/Ride-Line machen dann richtig Druck. Verzichtet wurde auf die Toms diesmal komplett, stattdessen RimShot's für den besonderen Kick :) Das war jetzt auch der erste Jam mit halbwegs professionellem Equipment und der erste Jam mit Rechteckwelle. Der 4-Band-EQ des Mischpultes ist Goldwert! Aufgenommen wurde die TR-09 über die Stereo-Summe, wobei der Crash eine einzelne Mono-Spur bekam und der Rest auf links lag. Um den extra zu steuern ist dies mangels Einzelausgänge und winziger Drehschalter und einer Mute-Funktion, die man mit 2 Händen bei 3 Fingern bedienen muss nötig ;-) Beide Mono-Spuren gehen also wieder auf beide Stereo-Kanäle. Gut dass ich den Snythesizer extra aufgenommen habe, denn dieser war tatächlich etwas zu laut, was ich im Mix wegen Direct-Monitoring nicht mitbekommen habe. Dennoch sind mit 2 kleine Patternfehler aus dem oben beschriebenen Grund unterlaufen. Mit der Kompressor-Einstellung des Interfaces muss ich auch noch etwas rumprobieren, dass er nicht zu stark agiert wie jetzt im Jam und die Hochtonfraktion zu sehr dämpft bei Einsatz des EQ. Ansonsten viel Spass mit meinem neuesten Jam:

GeoMujo - Metaboliphonico

https://www.youtube.com/watch?v=z1djrrY5gZw



https://soundcloud.com/user-206202774/geomujo-metaboliphonico-1


Ausblick: zum nächten Jam kommt nun endlich die 707 zum Einsatz!
 
Zuletzt bearbeitet:
Und weiter gehts wie versprochen mit der 707 und wieder in gemächlichem Tempo :frolic:


https://www.youtube.com/watch?v=eUzqwYMwbtw



https://soundcloud.com/user-206202774/geomujo-anorthesia707


Die 707 hatte ich jetzt eine ganze Weile nicht am Wickel, da mag die Pattern-Programmierung noch etwas hölzern sein. Der 707-Rim-Shot jedoch ist einsame Klasse! Schön wäre mal eine Jam-Session, die über mehrere Tracks bzw. völlig verschiedene Pattern geht. Aber das bedarf doch einiges Mehr an Vorbereitung. Vor allem die Struktur muss bei mir besser werden und nicht so chaotisch und fehlerbehaftet. Das erfordert Disziplin oder mal den Schritt den Track als Track zu programmieren. Ma kiek'n.
 
Hab mal ne Frage wegen der TR-09 wenn ich z.b die Hihat ganz nach rechts panne wird sie leiser und ganz nach links panne wird sie lauter. Wieso ist das so?
 


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