Experimentell? (j/n) OT Grundsatztalk

Re: Jelly

changeling schrieb:
Professoren sind nicht automatisch großartig ...
nein ganz sicher nicht. Aber welcher Kritiker würde sich denn überhaupt anmaßen, einen Professor Karlheinz Stockhausen anzugreifen? Der Typ wäre morgen doch arbeitslos.
Ist wie mit der Fettecke.

Kunst muss auch nicht "gut" sein, ein guter Künstler muss auch nicht besonders viel können, außer seine Kunst anbieten und verkaufen können.
Dazu gehört ganz viel Schwachsinn, der in die Kunst hineininterpretiert wird und den sie Leute fressen: "Der große Meister arbeitete immer nur dann an seinem Werk, bevor er auf dem Weg zum Klo war, wenn er nachts ganz dringend mal kacken musste" und weiter: "man sieht sofort am flotten Pinselstrich, unter welchem Druck der Künstler bei der Erschaffung stand" ... -und es kostet gleich 5000 Steinchen mehr.
 
salz schrieb:
So ähnlich war das auch gemeint. Im Grunde wollte ich Bernie beipflichten. Man klatscht irgendwas zusammen, das in keine Schublade passt => experimentell.
Auf der anderen Seite vertrete ich durchaus die Meinung, "Warum nicht jeden Mist mitschneiden? Ist doch toll, wenn's Leute spannend finden!"
genau, warum auch nicht, ist ja alles erlaubt.
 
'türlich ist alles erlaubt, ob's sinnvoll ist, weiss ich nicht:
Je größer das Angebot, desto mehr Zeit braucht man, es nach Perlen zu durchforsten.
Aber überlässt man dieses Durchforsten anderen, ist man auch nicht besser dran als zu den Hochzeiten der A&R-Abteilungen der "Plattenfirmen".
 
serge schrieb:
'türlich ist alles erlaubt, ob's sinnvoll ist, weiss ich nicht:
Je größer das Angebot, desto mehr Zeit braucht man, es nach Perlen zu durchforsten.
Also sollen die ganzen talentlosen Frickelhanseln ihr Gelumpe wegschmeißen, damit du nicht so lange suchen musst?
 
serge schrieb:
Von "wegschmeißen" war nicht die Rede.
Eher von "Für sich behalten"?
Uploadverbot! Der Heiko Maas der Frickelgemeinde.

Dürften denn Leute wie Masami Akita (Merzbow) weiter musi... ääähm Krach machen? Das Zeug ist wirklich anstrengend, horch:



Der Macker hat seit 1980 über 700 Releases rausgehauen. Das scheint also durchaus Leute zu interessieren. Einige geben sogar Geld dafür aus:
https://www.discogs.com/sell/release/100630?ev=rb
 
salz schrieb:
Eher von "Für sich behalten"?
Uploadverbot! Der Heiko Maas der Frickelgemeinde.
*kicher*

Was für'n "Uploadverbot"? Würde ja auch meinen Mist betreffen.

Der Macker hat seit 1980 über 700 Releases rausgehauen. Das scheint also durchaus Leute zu interessieren. Einige geben sogar Geld dafür aus:
Vielleicht liegt's daran, dass man gemerkt hat, dass es dem "Macker" ernst ist mit seiner Sache: Vielleicht ist es das, was ich weiter oben mit der "intellektuellen Redlichkeit" zu sagen versuchte – irgendwann merkt man irgendworan, dass dieser Mensch kein Scharlatan ist.
 
serge schrieb:
irgendwann merkt man irgendworan, dass dieser Mensch kein Scharlatan ist.
Man könnte auch ein Kurzwellenradio durch eine Filterbank pumpen und alle paar Tage an 1-2 Reglern drehen. Wenn man das ein paar Jahre konsequent durchzieht, gibt es irgendwann zumindest ein Fleißkärtchen.
 
Dies wirklich konsequent über Jahre durchzuziehen wäre auch schon wieder eine solche konzeptionelle Leistung, dass ich das nicht als Scharlatanerie auffassen würde.
 
Du ahnst gar nicht, wie es mich gerade in den Fingern juckt :mrgreen:
 
Redet Ihr gerade von J. Cage?
http://www.aslsp.org/de/

Huch, da haben wir gerade mal wieder eine Taste gedrückt...
...und das vor Ende dieses Jahrzehnts? Mir wird schwindlig bei DEM Tempo! :mrgreen:
 
Als Konzeptkunst finde ich ASLSP durchaus beeindruckend, vor allem, weil es mit einem mechanischen Musikinstrument aufgeführt wird, das über mehrere Generationen mit Hingabe betreut werden muss.

Der "Witz" ist damit natürlich durch, sprich: Mit einem absurd langen Musikstück kann man nunmehr ebensowenig einen Blumentopf gewinnen wie mit einem Musikstück aus Umgebungsgeräuschen (4′33″) oder der Ausstellung eines Urinals.

P.S. Bitte, wer kann mir sagen, wie ich den Link zu "4′33″" so verpacke, dass er so sauber aussieht wie der zum Urinal?
 
Re: Jelly

serge schrieb:
Der Vergleich hinkt aber an einem entscheidenden Punkt: Der berühmte Schuhmacher hat sich die Uniform selbst angezogen, dem berühmte Komponisten zog man sie an.
Das kommt darauf an, was man in dem Vergleich als Uniform ansieht, ich sehe das bei Stockhausen u.a. bei der Professur und der Tätigkeit im elektronischen Studio vom WDR.

Bernie schrieb:
Aber welcher Kritiker würde sich denn überhaupt anmaßen, einen Professor Karlheinz Stockhausen anzugreifen?
Ich greife alles und jeden an, so hat mir das mein Philosopielehrer gelehrt: Alles kann und darf in Frage gestellt werden.

Bernie schrieb:
Kunst muss auch nicht "gut" sein, ein guter Künstler muss auch nicht besonders viel können, außer seine Kunst anbieten und verkaufen können.
Womit wir uns wieder im Kreis drehen, denn einfallslose Experimente wie schiefen Gesang, wilde Zufallstöne oder verschmierte Butter kann man auch als Kunst anbieten und verkaufen. Es gibt sogar Künstler, die "Kunstwerke" mit Fäkalien produziert haben.
Stockhausen hat ja sogar den 11. September als größtmögliches Kunstwerk bezeichnet. Was ein Schwachsinn. Hätte er dasselbe zum Holocaust gesagt, wäre er komplett unten durch gewesen.

Ein rein blaues Bild ist für mich auch kein Kunstwerk, sondern Verarsche.
 
Re: Jelly

changeling schrieb:
serge schrieb:
Der Vergleich hinkt aber an einem entscheidenden Punkt: Der berühmte Schuhmacher hat sich die Uniform selbst angezogen, dem berühmte Komponisten zog man sie an.
Das kommt darauf an, was man in dem Vergleich als Uniform ansieht, ich sehe das bei Stockhausen u.a. bei der Professur und der Tätigkeit im elektronischen Studio vom WDR.
Ich verstehe nicht, was Du sagen möchtest – doch nicht, dass Stockhausen sich selbst zum Professor ernannt hat?
 
Re: Jelly

serge schrieb:
Ich verstehe nicht, was Du sagen möchtest – doch nicht, dass Stockhausen sich selbst zum Professor ernannt hat?
Man wird jedenfalls nicht einfach so per Zufallsprinzip Professor.
 
Natürlich nicht.

Allein: Das macht Deine vorletzte Post für mich immer noch nicht verständlicher.
 
Der Punkt war sowieso nicht die Uniform und wer die angezogen hat, sondern das blinde Folgen und toll finden.
 


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