TL;DR Fazit am Ende.
Daran "forsche" ich seit Jahren. Die Frage ist und bleibt nicht nur, was damals anders gemacht wurde, sondern auch - Wieso hast es jeder gleich gemacht und was mach ich hier eigentlich falsch
Alte Klangerzeuger sind vorhanden (Von Akai S1000 über Roland Rompler, Korg M1, D-50, DX7, "TD-3", "MonoPoly" - siehe Account).
Zuerst gingen diese direkt per Tascam 16x08 Interface zurück in den Computer. Das war klanglich allerdings komplett nicht das, wohin ich wollte. Dann kam das Mackie 8 Bus Pult und wir kamen der Sache schon wesentlich näher. Dazu kamen dann auch fast gleichzeitig ne Tonne alter Effekte. Von Alesis MidiVerb II über QuadraVerb, Roland SRV-2000, SDE-2000, Noise Gates, 3630 Comps und 266XL Comp.
Dann kam das Spiel mit den Wandlern, hier hänge ich aktuell auf Creamware A16 (ADAT).
Half alles nichts. Die Aufnahme klang nach wie vor als würde man sich 2022 hinsetzen und ein Lied wie 1995 machen. Es klang nur nicht, als hätte man es 1995 gemacht.
Also begann das Thema Mastering - besser gesagt: Wie mache ich meine Aufnahme jetzt so kaputt, dass diese wirklich alt klingt, ohne dass sie dabei ungenießbar wird. Hier liegt
vermutlich genau die Kunst.
Man muss scheinbar beim Techno nicht gut mischen. Man muss auch scheinbar nicht sooo sehr aufs EQing achten. Im Endeffekt gingen die Produktionen bei großen Labels eh nochmal durchs Mastering fürs Vinyl, hier wurde alles gradegezogen und schließlich auf Platte gepresst. Eine Platte bringt einen eigenen Klang mit sich, zerfrisst nach dem 600sten Abspielen ebenfalls die Höhen. Selbst die meisten 90er Techno Lieder auf Spotify sind einfach nur Vinyl-Rips, was man auch gerne noch hört, obwohl sich da schon jemand echt Mühe gibt.
Somit folgt bei mir der nächste Schritt: Da ich nicht auf Platte pressen kann hab ichs mal mit einem Tonbandgerät versucht.
Ja, funktioniert, man schießt nur direkt übers Ziel hinaus. Ich habe mir jetzt keine Revox R8 oder ähnliches geholt, sondern einfach günstiges AKAI X201D. Agfa Tape von 1977 drauf und los gings. Ergebnis - Müll. ORWO Tape drauf und nochmal probiert: Ergebnis - joar, nicht schlecht, aber hoffnungslos Tape-komprimiert und vom Rauschen fangen wir garnicht erst an.
Ich nutze jetzt aktuell das ToneBooster ReelToReel VST. Hier vorsichtig sein mit der Lautstärke, dafür kann man mit der "Hystere" ganz gut spielen. Hier zerkaut es dir angenehm die Höhen und gibt z.B. Breaks einen ziemlich alten Klang. Dazu neuerdings noch das Vinyl Distortion Plugin von Ableton mit noch einer Tonne Filter dahinter. Einen Filter zum direkten wegschneiden der ekelhaften Verzerrung, dahinter einen Filter mit ordentlich Resonanz um die Höhen wiederherzustellen. Dabei entsteht ein wunderbarer Brei. (Glue-Comp nicht vergessen! Der holt dir im Endeffekt die MIDI-Orgel dort heraus)
Ich bin noch nicht am Ende meiner Reise, aber dennoch kommen die Lieder, wenn auch sehr flach noch klingend, doch schon mehr an den Klang älterer Produktionen heran.
Hier mal mein neuster "Versuch":
Hier einmal ungemastert direkt vom Master des Pults.
www.dropbox.com
Nach dem Mastering:
www.dropbox.com
Dazu habe ich nochmal etwas anderes probiert. Ich habe ein Lied aus dem Impulse-Tracker nachgebaut / auf mein Studio übertragen. Hier wurde das meiste vom S1000 + S1100 + Korg M1 übernommen. Dazu noch die Effekte, das Pult und anschließend das beschriebene Mastering.
Original:
https://modarchive.org/index.php?request=view_by_moduleid&query=924
Ohne Mastering:
www.dropbox.com
Mit Mastering:
www.dropbox.com
Fazit: Auch Emmanuel Top hat die MIDI Orgel bedient wie jeder andere. Vielleicht hat er beim Mischen etwas mehr aufgepasst, sich besser ausgekannt als der normale Techno-Idiot - man weiß es nicht. Aber der eigentliche Sound würde ich auch hier grob vermuten entstand beim Mastering. Ich habe bisher auch nur Videoaufnahmen von CJ Bolland im Studio gefunden (welcher nicht weit weg von Emmanuel Top zu der Zeit lebte) - Mackie 8 Bus Pult und AKAI Sampler waren sichtbar. Ich such nochmal danach...
EDIT: Quatsch mit CJ Bolland:
https://www.youtube.com/watch?v=3vPhaCe2RyU
Das ist kein Mackie Pult und da ist auch kein AKAI Sampler wie es scheint.
Ich finde allerdings in Acid Phase hört man auf dem Main-Synth schön die Verzerrung / Hystere in den Höhen. Lad dir das ToneBoosters Plugin mal herunter und übertreib mal mit den Parametern. Dann hörst du worauf du achten musst.