Mal wieder Polysix: Erhaltung für die nächsten Jahrzehnte

Hallo,
über den Polysix wurde hier und anderswo bereits hinreichend geschrieben. Trotzdem beschäftigt mich noch ein Thema, nämlich das der zukünftigen Erhaltung.
Der Polysix wird allmählich ca.45 Jahre alt. Normalerweise setzte ich Geräte erst dann instand, wenn sie Defekte zeigen, oder wenn vorbeugender Handlungsbedarf besteht (wie es zB. hier bei der Batterie der Fall ist).

Nun wurde ich auf ein 6-teiliges Reparaturvideo in der Youtube-Universität aufmerksam (Scott's Synth Stuff) in dem behauptet wird, die Architektur des Netzteils KLM-376 sei so ausgelegt, dass beim Ausfall der Bipolaren Transistoren Q1 und Q4 (2SB744A) bzw. Q2 und Q3 (2SD794A) die vier Sekundärspannungen (+/-5V, +/-15v) nicht einfach zusammenbrechen, sondern höhere Spannungen die angeschlossenen Baugruppen möglicherweise zerstören.

Wie hoch ist das Risiko der Überspannung tatsächlich? Ich kann den Schaltplan halbwegs lesen, jedoch reicht mein Wissen nicht aus, um Prognosen zu stellen, was bei einem defekten Leistungstransistor passieren könnte. Gleichzeitig sehe ich, dass der Herr in seinem Video ein Netzteilboard-Nachbau von KiwiTechnics bewirbt und auch einbaut. Dieser Nachbau ist reichlich teuer, daher habe ich mir Gedanken zu Alternativen gemacht.

1. KiwiTechnics PSU.
Nachteil: PSU Board ist offenbar nur in Verbindung mit Kiwisix upgrade erhältlich.
Teuer 400$ zzgl Versand, Steuer, Zoll. Ausserdem wird ein neuer Ringkerntrafo empfohlen.

2. Synthronics Austausch Schaltnetzteil.
Hier werden Trafo und KLM-376 gegen ein Schaltnetzteil ersetzt. Nachteil: auch diese PSU kostet 190,- zzgl MwSt.

3. Instandsetzung der original Netzteilplatine.
Die Leistungstransistoren (und die Elkos sowieso) würden gegen neue Komponenten ausgetauscht, um die Betriebssicherheit für die kommenden Jahre wiederherzustellen. Nachteil: die 4 Transistoren erzeugen relativ viel Abwärme und nutzen das gesamte Metallgehäuse als Kühlblech. Da wird es dann weiterhin recht warm. Das Restrisiko der Überspannung bleibt bestehen.

4. Austauschstromversorgung in Form eines Industrie-Schaltnetzteils.
Es gibt zB. von MeanWell eine ganze Reihe von Standard Schaltnetzteilen in unterschiedlichen Leistungsklassen. Leider ist offensichtlich keins dabei, dass die 4 erforderlichen Spannungen liefert. Daher die Überlegung, zwei Netzteile aus der PD-25 Serie einzubauen: einmal PD-2505 (+/-5v) und dazu PD-2515 (+/-15v). Die kosten zwischen 13,- und 20,-Euro pro Stück. Nachteil: die Gesamtstromaufnahme steigt möglicherweise.


Ich würde mich freuen, hierzu eure Gedanken und Einschätzungen zu lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin kein Freund von selbst reingepfriemelten Schaltnetzteilen im Zusammenhang mit Synths oder anderen Signalverarbeitungsgeräten. Wenn ein Gerät ein reines Schaltnetzteil von Entwicklerseite her verwendet, dann ist das Design der Spannungsversorgungsleitungen, der Masseführung und der verteilten Siebkondensatoren darauf abgestimmt.

Das ist nicht der Fall wenn Du nachträglich einfach nur ein Schaltnetzteil in ein Gerät reinbaust, das eigentlich für ein lineargeregeltes Netzteil entwickelt wurde.

Wenn ich es richtig sehe, dann ist das Synthronics ist ein hybrides Netzteil: Nur Trafo, Gleichrichter und die dicken Siebelkos werden durch ein 16V-Schaltnetzteile ersetzt. Dahinter kommt eine lineare Spannungsregelung wie beim Original Korg-Netzteil. Das ist die saubere Lösung. Das kann man mit Meanwells und wenigen Linear-Bauteilen selber bauen, aber es wird (vor allem inclusive Deiner Arbeitszeit) nicht günstiger als die 190 Euro. Zudem ist das Synthronics passgenau für den Polysix gebaut. Meines Erachtens ist das Synthronics die beste (und günstigste!) Lösung.
 
Vielen Dank schon mal für deine Erläuterungen.
Könntest du noch eine Einschätzung des Risikos der Überspannung beim Originalboard vornehmen?
Immerhin haben nach meiner subjektiven Wahrnehmung tausende von Polysix seit Jahrzehnten zwar ein Batterieproblem, aber von Folgeschäden durch Überspannung im Netzteil höre und lese ich so gut wie nichts.
 
SSM-ICs sind teilweise empfindlich was das Fehlen einer Versorgungsspannung beim Einschalten angeht. Aber sie sind laut Datenblatt bis +-18V spezifiziert, von daher denke ich, dass da keine relevante Gefahr besteht. Bei den 5V Leitungen könnten im Extremfall zwar Sachen kaputt gehen, aber das sind dann eigentlich keine unersetzlichen Bausteine.
 
Ich entferne gerade die Reste eines alten Midiinterface.
Dabei stoße ich auf ein loses Kabel, das ich nicht zuordnen kann.
Es kommt vom 4Poligen Connector 17 auf KLM-366.
Hier ist es Anschluß 4, der mit ACKI (OUT) bezeichnet ist.
Das Kabel ist gelb und geht laut SM zum rear panel, an eine der Buchsen.
Aber wohin genau?


Kabel Buchse
1 braun --> Arp.Trig in
2 rot --> Chord Memory
3 orange --> VCF fcM in
4 gelb --> ??


Bildschirmfoto 2023-12-10 um 23.09.28.png

Bildschirmfoto 2023-12-10 um 23.08.41.png

P1020809.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kommt vom 4Poligen Connector 17 auf KLM-366.
Hier ist es Anschluß 4, der mit ACKI (OUT) bezeichnet ist.
Schau mal im Schaltplan zu KLM-366. Da geht 17-4 auf den Schalter der Arpeggio Trigger In Buchse. Wenn kein Stecker in der Buchse steckt sind 17-1 (ACKl In) und 17-4 (ACKl Out) verbunden und der Arpeggiator wird von der internen Clock getriggert.
 
Ich möchte die Tasten mal ausbauen und im Wasser-Spüli-Bad gründlich reinigen.
Unter jeder Taste sitzt eine Druckfeder.
Sind die alle von unterschiedlicher Stärke?
Äusserlich sehen sie jedenfalls alle gleich aus.
Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Federn unter den weißen Tasten eine stärkere Feder haben, als die unter den schwarzen, da der Hebelweg größer ist.
Weiß das jemand?
 
@herr_dreier schau vielleicht mal im Service Manual nach in der Explosionszeichnung und/oder der Teileliste. Da müsste es eigentlich draus hervorgehen. Ich meine zwar, es gibt da keinen Unterschied, möchte jetzt aber auch keine falsche Aussage in den Raum werfen.
 
Danke für den Tipp.
Da habe ich schon nachgesehen, leider ist dort das Keyboard nur als komplette Baugruppe gelistet (TeileNr. ESK-701) und wird daher auch in der Explosionszeichnung nicht im Detail dargestellt.
 
Ich denke, ich habe es herausgefunden:

P1020825 Kopie.jpg

Die Nasen im Tastaturchassis, mit denen die Federn in Position gehalten werden, sind versetzt zueinander angeordnet.
Damit wird die unterschiedliche Hebellänge zwischen schwarzen und weißen Tasten ausgeglichen und die Federn können somit alle gleicher Bauart sein.

P1020825 (1).jpg


Die Tastatur war sehr klapprig.
Die Dämpferfilze waren ziemlich zusammen gepresst und hatten kaum noch Wirkung.
Ich habe den Originalfilz vorsichtig abgehoben und mit Moosgummistreifen unterfüttert.
Jetzt ist die Tastatur schön leise, allerdings hat sich durch das Unterfüttern der Tastaturhub etwas verkürzt.
Ich weiß noch nicht, ob mir das gefällt; ggf lasse ich mir da noch etwas anderes einfallen.
 
Die Midifizierung steht an.
Da gibt es das Interface von Tubbutec für ca 218,-
oder das etwas günstigere P6-M Interface aus Tschechien für ca 155,-

Gibt es zu beiden Interfaces Erfahrungswerte oder weitere Alternativen?
 
Ich habe das CHD im Trident.
Läuft top.

Sowas ist heute keine Raketenwissenschaft mehr.
Ich erinnere mich an 1984 auf der MM in Frankfurt, wie ein Midiinterface für einen Polysix einen Innovationspreis von der KEYBOARDS bekam.
 
Ich hab das Tubbutec im MonoPoly und das P6-M im Polysix. Beide zum was sie sollen. Die Features des Tubbutec sind natürlich umfangreicher, aber das CHD ist auch zuverlässig. Das Tubbutec kann halt am Instrument konfiguriert werden, das CHD muss man von außen per Sysex konfigurieren.
 
Das Tubbutec kann halt am Instrument konfiguriert werden, das CHD muss man von außen per Sysex konfigurieren.
Nach Lesen des Handbuchs ist Tubbutec nicht per Midi konfigurierbar, sehe ich das richtig?

Konfigurierbarkeit mittels Sysex bietet immerhin die Möglichkeit einen Editor zu schreiben oder einen Editor im Logic Environment zu erstellen.
 


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