Microtiming – Wie macht Ihr das?

Verwendet ihr Microtiming?

  • Ja, in jedem Track

    Stimmen: 5 25,0%
  • Hin und wieder

    Stimmen: 10 50,0%
  • Nein, weil ich das nicht nutze

    Stimmen: 2 10,0%
  • Nein, weil mein Gear das nicht unterstützt

    Stimmen: 1 5,0%
  • Was ist Microtiming??????

    Stimmen: 4 20,0%

  • Umfrageteilnehmer
    20

firstofnine

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Ich befasse mich gerade ein wenig mit dem Thema Microtiming, nicht zuletzt, weil mein Gear das unterstützt – ich aber dieses Feature noch nie benutzt habe.

Als Naturwissenschaftler gehe ich sowas immer ganz pragmatisch an und hab mich eingelesen: Diese recht aktuelle Studie https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5050221/ sagt aus, dass man nichts Genaues weiß J. Es gibt wohl einen Effekt auf den Hörer in Sachen Entertainment, Enjoyment, Irritation und Movement, aber die Statistiken ergeben nur, dass das Ganze wohl in erster Linie von Musikstil abhängt. Wie genau „Groove“ in einem Menschen funktioniert, weiß man derzeit nicht.

Ich behaupte aber, dass die großen Producer sehr wohl wissen, wie Groove und damit verbunden Microtiming auf den Menschen wirkt. Gerade im HipHop der großen US Produzenten wird die Klaviatur des Tempowechsels und Microtimings virtuell gespielt. Ob einem die Musik gefällt, oder nicht: das ist schon seht eindrucksvoll.

Jetzt die Frage: Wie macht Ihr das? Einfach den Rhythmus „tighter“ machen, durch Reduction (also im Timing vorverlegen) oder „loose“ durch die leichte Verspätung (Expansion) des Taktes.

Macht Ihr das nur mit den Drums, oder z.B. auch mit der Bassline?

Ich freue mich auf Euren Input.
 
Das kommt auf den Sound, auf den Groove und den gesamten Track an.
In erster Linie würde ich vorschlagen, einfach auf die eigenen Ohren verlassen und damit experimentieren. Regeln gibt es da keine.
Fakt ist, ein realer Drummer triff natürlich seine Schläge nie exakt im gleichen Timing und auch selten genau auf den Punkt. Selbes gilt aber auch für anderen Instrumente. Indem man das ganze Live beispielsweise durch Fingerdrumming oder via Microtiming leicht vom vorgegebenen Raster verschiebt, kann man dies etwas nachahmen und einen ähnlichen Effekt erzielen.
Im Techno wahrscheinlich eher nicht sehr häufig benutzt, aber im Hip Hop war J Dilla z.B. extrem berühmt für seine nicht-quantisierten Drums, mit denen er quasi einen Custom-Swing kreiert hat, den bis heute unzählige Producer nachahmen. Dabei sind für allem die Offbeat hihats nach hinten verschoben, eigentlich ähnlich, wie wenn man einfach nen vorgegebenen Swing Paramter nutzt, aber eben unregelmäßiger. Außerdem kommt die Snare oft nen Tick zu spät, nennen manche "Lazy Snare". Das ganze ist also eher laid-back... Flying Lotus hat diesen Stlye bzw. unquatisierten Dilla-Groove noch mal ziemlich auf die Spitze getrieben. Die Kicks kommen auch oft versetzt, vor allem wenn sie als Ghostnotes eingesetzt werden.
Um beim Beispiel Hip hop zu bleiben, da werden Kicks oft z.B. ein 16tel vor oder/und nach der snare (die auf 2 oder 4 sitzt) gesetzt, aber eben nicht genau ein 16tel sondern z.B. noch etwas näher an der Snare, eher Richtung 32tel, aber irgendwas dazwischen... Kommt sehr cool.
Burial ist ein anderes berühmtes Beispiel für sehr unquatisierte Drums, unverkennbar, tausendfach nachgeahmt. Also er war nicht der erste mit dem Style, diese "Garage-Beats" gabs ja vorher schon, aber dieses krass lose, unquatisierte erkennt man bei ihm sofort. Auch hier vor allem die Offbeat hihats nach hinten verschoben und ebenfalls Ghostnotes. Z.B. nutzt er oft zwei Rimshots, die eine unterschiedliche Klangfarbe haben. Einen auf der gängigen Snareposition (2 oder 4) und den anderen meistens deutlich leiseren, ganz, ganz kurz vor dem "Haupt-Rimshot". Kommt auch sehr cool. Wird auch oft verwendet. Bonobo fällt mir noch ein, aber generell in Dance-Tracks heute recht häufig. Ich bin ein Ignorant, wenns um exakte Genres geht.

Aber geht natürlich auch vorgezogen, wenn die Drums eher forwärts gehen sollen. Alles eine Frage des Geschmacks und des Stils...
Ich nutz es generell auf Hihats, damit die nicht so steif daher kommen. Ich versetz sie alle nen Tick und die Offbeat-hihats meistens eben ein wenig nach hinten um nen eigenen Swing zu erhalten. Außerdem, wie beschrieben, für Ghostnotes, auch Fills...

Nur um mal konkrete Beispiele zu nennen.
 
Danke, @Unifono0815. Also Elektron User (bist Du ja auch :) ) ist dieses Thema schon sehr interessant, da dies im Sequencer unterstützt wird und auch mein DrumBrute kann das.
Da hast Du mir schon mal eine ganz gute "Marschrichtung" gegeben. Den J Dilla kannte ich noch nicht - werde ich mir mal bei Apple Music reinziehen. Aber genau darum geht es mir: Rauszufinden, was man mit Microtiming beim Hörer erreichen kann.
Auf das Thema hat mich eigentlich "No Diggity" gebracht. Ich hab mir die Voice mal als Acappella geholt und wollte die Sequenz ins Logic X reinziehen - und da fiel mir auf, dass der Track im Rhythmus variiert (bis zu 3 bpm). Und wenn man sich dann den Drum Track anschaut, sieht man die Micro-Abweichungen und dadurch wird aus dem Stück erst ein Klassiker des RnB und Rap Genres.
 
Ich mache das sehr häufig, nicht nur auf Drums, sondern überall wo es passt. Klar, eine Synth-Sequenz muss stramm geradeaus laufen, aber das meiste andere passe ich an.
Entweder mit dem Humanizer in Logic oder auch per Hand.

Gerne auch kombiniert mit Groove-Templates, also z.B. erst mal auf MPC 60 Grid mit Swing quantisieren und dann noch mal auf alle oder ausgewählte Events den Humanizer.
 
Ich denke nicht, dass sich Musiker, die exemplarisch für "Groove" stehen, sich jemals wirklich Gedanken darüber gemacht haben, was Groove eigtl ist.

Sie machen's einfach.

Das ist wie Sex. Während die einen sich durchs leben vögeln, reden andere drüber und bilden sich auf Youporn.
 
Groove machen Menschen, keine Maschinen. Das geht als Solist, etwa auf dem Klavier und der Orgel ganz gut, Clavinet und Synthbass genauso. Hat was mit vorgezogenen Noten und laid-back Feeling zu tun. Sogar bei Lead Synth Passagen, wo unterschiedliche Notenwerte und gewollte Legato oder Staccato Momente den Groove bilden. Sänger grooven übrigens auch. Manche allerdings gar nicht :) Typen wie Ernest Cholakis haben das mit Drummer wie Bernard Purdie mal so richtig wissenschaftlich erforscht. So ein Track ist ein einziger Drift, das Feeling steuert dieses Drift. So dass es nicht out of time ist, sondern sich eben genau richtig anfühlt. Im Ensemble ist das die Bandchemie. Man ist aufeinander eingespielt und weiß, was auf den Punkt gespielt bedeutet. Mal ist das eben hart auf die 1, ein anderes mal ein Tick vorgezogen oder eben laid-back. Kann auch eine Mischung daraus sein, das kommt auf den Song an.
 
@F-A-B: Bei Musikern (als Drummern, etc.) - Ja! Aber bei Producern, die mit Elektrobeats arbeiten, da machen die sich (glaube ich) sehr viele Gedanken.
 
Ich mache zb Microtiming alleine schon um Phasen anzupassen , Alligning - also mal abgesehen von Groove Elementen. Aber auch Microtiming um Stereophasen zu verschieben kommen gerne von Hand...
 
Manchmal benutze ich es und manchmal nicht. Da ich viel mit samples arbeite und die nicht immer ganz genau geschnitten und gepitcht sind, gibt es automatisch microtiming im groove. Brauchst du nur deine Ohren, keine Studien.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade weil oben J-Dilla und Hip-Hop Beats im Allgemeinen als Beispiel heran gezogen wurden...

Mit Ausnahme von Dilla jetzt vielleicht bitte nicht einfach davon ausgehen, dass hier irgendwer in feinster Detailarbeit den Swing auf seiner MPC um-programmiert hat damit das irgendwie besser knallt...

Es gibt haufenweise Tracks die tatsächlich im Studio einfach LIVE auf der MPC eingespielt wurde... d.h. "4 vor zählen, aufnahme!" und dann Pads kloppen... das dann als Audio Aufnahme, nicht im Sequencer (weder dem in der MPC noch im ProTools o.ä.) und dann wird bisschen geschnitten und Vocals drüber!

-> Das "Microtiming" ist also auch hier öfter als nicht der menschliche, natürliche "Groove" (aka unpräzise und temposchwankend)
 
nicht immer ganz genau geschnitten und gepitcht
Ja das bringt oft super indiviuelle Ergebnisse

Es gibt haufenweise Tracks die tatsächlich im Studio einfach LIVE auf der MPC eingespielt wurde
Genau da brauch man kein Humanizing mehr, da beim Fingerdrummer gleiches gilt wie beim richtigen Drummer.
Hier ist microtiming aber wieder cool, wenn man nicht der beste Fingerdrummer oder sonst ein Instrumentalist ist, da man damit zu krass daneben liegende "Schläge" anpassen kann aber dabei den natürlichen Groove erhalten, ohne dass ganze wieder radikal aufs Raster quantisieren zu müssen.
 
puhh, wenn ich da mal irgendwann durchsteigen würde

Bin mir jetzt nicht sicher ob Plasma das so meinte, aber ich find das ist nicht so ein Hexenwerk, ich mach das optisch:

Beide Spuren direkt untereinander und rein zoooooooomen... bis man Wellenberge und -Täler sieht.
Passen die nicht zusammen gibts dann 2 Optionen (manchmal auch beide notwendig):

-eine der Spuren um 180° "drehen" wenn hier tatsächlich ein Wellental auf einen -berg bei der 2. Spur trifft
-"Nudge" Funktion der DAW (aka Microtiming) und um die erfordliche Anzahl an Samples nach hinten/vorne rutschen.

Vereinzelt ist mal beides notwendig, aber dann ist man auch schon im Lande der Multi-Mic-Recordings, was dann doch die wenigsten von uns hier regelmäßig machen dürften, schätze ich. ;-)

Viel schwerer zu verstehen finde ich eher, was bestimmte Filter/EQs mit der Phasenlage machen, da steig ich auch null durch...


edit:

wobei ich neulich tatsächlich auch eine Spur hatte, die ich zur "Parallel Compression" einmal durch einen Hardware Compressor gejagt hatte und anschließend wieder mit der alten Spur zusammen mischen wollte... da kam ich auf keinen gemeinsamen Nenner, irgendwas hat immer nach "Phaser" geklungen am Ende... hab ich schließlich darauf geschoben dass meine Compressor-Einstellung für "echte" NY-Compression (aka Parallel) wahrscheinlich viel zu zahm waren und daher der originale Drumsound noch zu sehr mitschwang... ist jetzt aber auch geraten. :-/
 
Danke für die Erläuterung. Das Prinzip is mir schon irgendwo klar, wie man es sieht und beheben kann (theoretisch). Ich höre das bei mir nur nie, dass sich irgendwelche Phasen auslöschen, bzw. weiss nicht wann ich es brauchen könnte.
Ist das nur wenn man zwei mal die selbe Spur benutzt, um eine der beiden z.B. anders zu effektieren?
Oder generell beim Doppeln? Oder auch bei komplett verschiedenen Spuren.
Mein Bandkollege achtet da auch total drauf.

Ich merke gerade, das wird jetzt ziemlich off topic oder?
 
Also im Subbassbereich , hört man das deutlich , also gerade Kick und Bass , - wenn man jetzt von elektronischer Musik spricht ! besonders -
ist halt schwierig zu Monitoren, aber da hilft einem das Oszi dann - deswegen auch ein Oszi in der Summe ! man sieht dann beim Verschieben schön die gemischte Wellenform und kann dann auch gut Entscheidungen treffen. Richtig mitbekommen wird man das dann erst auf einer großen Anlage in einem großen Raum -

Bei Recordings schaut man halt zb , Schlagzeug Snare , ein Mikro oben eins unten, jetzt drauf achten wann es lauter wird oder wann es sich eher auslöscht
 
Zuletzt bearbeitet:
wobei ich neulich tatsächlich auch eine Spur hatte, die ich zur "Parallel Compression" einmal durch einen Hardware Compressor gejagt hatte und anschließend wieder mit der alten Spur zusammen mischen wollte... da kam ich auf keinen gemeinsamen Nenner, irgendwas hat immer nach "Phaser" geklungen am Ende... hab ich schließlich darauf geschoben dass meine Compressor-Einstellung für "echte" NY-Compression (aka Parallel) wahrscheinlich viel zu zahm waren und daher der originale Drumsound noch zu sehr mitschwang... ist jetzt aber auch geraten. :-/
Das wird wohl schlicht an der Latenz gelegen haben
 
Es wird sich halt immer was auslöschen und addieren, solange man nicht mit 2 Identischen Testsignalen arbeitet , was ja quatsch ist. nur halt zu entscheiden wo , das ist hier die Frage
 
@Unifono0815 :
Also wenn Du es nicht hörst, passiert es Dir wahrscheinlich auch nicht.

Und ja, meistens hat man das Problem wenn man ein Instrument (klassisches Beispiel: Snare Drum) mit 2 oder mehr Microphonen abnimmt und diese Quellen nachher zusammen mischen will.

Bei Snare hat man idR ein Top-Mic, ein Bottom-Mic und meistens nimmt noch irgend ein Room-Mic die Snare mit ab.

Jetzt haben diese 3 Mics höchstwahrscheinlich nicht alle exakt denselben Abstand zur Soundquelle, zumindest das Raum-Mic wird vom Engineer nicht zwingend zur Snare abgemessen worden sein sondern steht eben da wo es gut klingt... das würde aber auch bedeuten dass die Snare auf diesem Mic recht wahrscheinlich nicht "in Phase" zu den anderen beiden Mics ist...

Wenn man die 3 Mic-Aufnahmen dann zusammen mischen will, stehen die Sterne recht gut dafür dass es dann nicht so recht "knallen" will, weil evtl. durch die größere Entfernung des Room Mics der Schall schlicht etwas später auf der Aufnahme ankommt und sich dadurch eben auch die Phase verschiebt...

Oder eines der beiden Snare Top/Bottom Mics ist annähernd/genau 180° außer Phase (weil zB. das Bottom Mic eben auf der Unterseite hängt aber ansonsten gleicher Abstand zur Soundquelle hat wie das Top) und löscht damit viel Klang info schlicht aus.

Beim ersten Beispiel müsste man eben die gesamte Room-Mic aufnahme zurecht "zuppeln" (Nudge) so dass sie mit den Top-/Bottom-Mic Aufnahmen zusammen fällt, bei Beispiel 2 würde es wahrscheinlich reichen, den Phase-Flip-Button zu betätigen auf der Spur...

Ich finde dass es meistens reicht, bei so Problem-Kandidaten genau das letztere einfach mal aus zu probieren - klingt es hörbar knackiger nach dem Phase-Flip, dann gab es ein Phasenproblem... wenn nicht, dann... nicht. :P

bei völlig unterschiedlichen oder 2x separat eingespielten ("gedoppelten") Spuren wirst Du keine Phasenprobleme haben, so präzise spielt niemand ;-) und genau deshalb doppelt man ja anstatt copy+paste!!

(um Himmels Willen: zitiert mich bloß nicht mit dem Gestammel da oben - das ist so ausm Gedächtnis und ohne jeden Anspruch an Professionalität jetzt herunter geschrieben!!)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, dass Snare Beispiel macht Sinn und ist anschaulich.
Bei Kick und Subbass kann ichs mir grad nicht so bildlich vorstellen. Bass und Kick sind aber generell sau schwer zu mischen, da verwende ich fast immer die meiste Zeit drauf
 
.... und ich sitze hier wie ein kleiner Junge vor dem Weihnachtsbaum und hab gedacht, ich schieb die Drum ein bisschen hin und her, und dann wippen alle mit - und dann kommt Ihr mit komplexen Microphonie-Setups und den daraus resultierenden Phasenverschiebungen, die man mit Microtiming z.T. korrigieren kann. Deswegen mag ich dieses Forum - man lernt nie aus. Danke!
 
wenn ich es recht verstanden habe ist Dies der Effekt den ich habe wenn ich die PM meines VCO mit nem LFO steuere?
zumindest bekomm ich dann was grooviges
 


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