Ich habe früher in einer Beatband eine zweimanualige Hammond (Die Typbezeichnung weiß ich nicht mehr, eine M-100 war es nicht, aber der Name war ähnlich. Egal.) mit Leslie gespielt. Das hat riesig Spaß gemacht, aber diesen Aufwand würde ich heute nicht mehr betreiben. Ich sehe es wie andere in diesem Thread, dass der entscheidende Unterschied der Leslievertärker ist. Eine Bewegung im Raum ist eine Bewegung im Raum ist eine Bewegung im Raum. Sobald das Lesliekabinett aber nicht die direkte und hauptsächliche Klangquelle für die Zuhörer ist, sprich: Sobald man mikrofoniert und das Signal über eine PA ausgibt, ist diese Besonderheit aber eh schon hinfällig, naja, zumindest abgeschwächt. Und die wenigsten Mischer können ein Leslie aufwändig abnehmen oder haben das Wissen und die Ressourcen dazu. Ich würde in dieser Hinsicht auch
@pyrolator vorsichtig widersprechen: Ich habe zumindest nicht die Erfahrung gemacht, dass bei Aufnahmen ein Leslie so eine herausgehoben tolle Rolle spielt, dass gute Simulationen da nicht mithalten könnten. Aber das kann natürlich einfach nur an meinen Erfahungen liegen. Vielleicht haben wir es damals bei den Aufnahmen nicht richtig gemacht, das könnte durchaus sein.
Was natürlich ein riesiger Vorteil eines Leslie ist: Einen geileren Monitorsound wird man nie haben. Da ist es natürlich etwas anderes, ob man ein Stereosignal in die Stagebox gibt und ein Monitorsignal aufs In-Ear bekommt oder ob da direkt neben einem ein Motor einen Lautsprecher herumwirbelt und die Orgelsounds in den Raum rotzt.
Für mich selbst habe ich eine Regel erkannt, die für ungefähr alle Instrumente - Synths, Orgel, Rhodes, Klavier, auch Gitarren oder Bass - gilt: Wenn ich es mit einem halbwegs vernünftigen Clone nicht hinbekomme, liegt es eher an meinem Spiel als am Instrument. Live nutze ich heute einen fast aktuellen Nord Electro ohne Neo Vent oder sonstige Addons - und bekomme tolle Rückmeldungen wegen meines Orgelsounds, durchaus auch von puristisch angehauchten Mitmusikern, die mein blödes digitales Tastenbrett eigentlich gar nicht in der damals um Authentizität bemühten Band haben wollten. Was nützt der tollste, größte, bestmikrofonierte Leslie, wenn ich den Rotor immer im falschen Moment von schnell auf langsam umschalte?
Ich möchte immer alle ermutigen, sich in solchen Fragen nicht abhängig zu machen oder zu fühlen nach dem Motto: "Ich habe dieses und jenes Equipment nicht, ich kann ja gar nicht xyz." Doch, kannst du schon. Den geringfügigen Klangunterschied kann man mit schneidigem Spiel locker wettmachen.
Ich verstehe natürlich auch jeden, der das Original spielt, hat oder haben möchte, das möchte ich weder abwerten noch in Frage stellen. Musik machen ist ja eh kein Effizenzwettbewerb, und welche Inspiration von bestimmten Instrumenten ausgeht, sollte man nicht unterschätzen. Nur weil ich es toll, finde, mein Instrument einfach auf den Rücken schnallen zu können, einen Ständer ("Ha ha, er hat 'Ständer' gesagt!!") und ein Köfferchen in die Hände zu nehmen und mit der Straßenbahn zum Auftritt zu fahren, muss das ja nicht heißen, dass nicht andere lieber ihre Kombikofferräume vollladen und eine Rhodes, eine B3 zwei Leslies und Co. einpacken. Und das Auge isst ja auch noch mit.
Um also zusammenfassend auf die Ausgangsfrage zu antworten: Mach doch, was du willst,
@VEB_soundengine !