Du meinst also, dass zumindest große Hersteller vor dem gigantischen Invest einer derartigen Hardwareentwicklung vorher keine Machbarkeitsstudien durchführen? Ich glaube das eher nicht. Aber glauben heißt nicht wissen, ich weiß
Es gibt auch das Szenario, dass sie es einfach in Kauf nehmen, dass Latenz und Jitter mindestens erstmal schlecht sind, dann kaufen eben ein paar Kunden weniger. Also es kaufen ja die, die die Kiste zum Beispiel nur hinstellen und nichts groß damit machen, oder die, die nur mit der Kiste arbeiten und nichts anderes anschließen und die, die dafür Soundsets erstellen usw. Dann kann man aus Produktmanager noch hoffen, dass ein Entwickler es vielleicht doch schafft es zu fixen. Wenn nicht geht ja die Welt auch nicht unter, wie man an den Wettbewerbern sehen kann.
Der Markt bestätigt das ja, die TR1000 ist überall ausverkauft. Also scheint es nicht groß wichtig zu sein wie Latenz, Jitter und Kit-Umschaltung ist. Steht ja auch nicht in der Produktbeschreibung auf den Verkaufsplattformen in der Liste von Eigenschaften und Features. Die Leute kaufen das sogar ohne das vorher zu wissen und selbst wenn sie es wissen kaufen und behalten es trotzdem genügende “blind”. Also aus Produktmanager Sicht wird da einfach gebaut, was gerade wichtig ist damit die Käufer kaufen.
Das könnte dann jedoch langfristig einen Effekt haben. Wie bei Automobilherstellern, die schnell rostende Karosserien verkaufen. Das hat langfristige Auswirkungen auf die Kernmarke.
Bei mir hat das zum Beispiel schon dazu geführt, dass ich mir diese Jitter und Latenzen vor dem Kauf genau ansehe und dann fallen die lahmen Linux Kröten beim Kauf komplett raus, zumal es die auch oft parallel als Plugin gibt und das für mich besser performt (keine Latenzprobleme, mehr Instanzen, kein Platzbedarf, gegebenenfalls höhere Samplerate, einfachere Integration, weniger Peripheriekosten/Mischpult, auf mehreren Rechnern etc.)
Die TR1000 hat hier den Bonus der analogen Drums, die man so 1:1 nicht in ein Plugin bekommt. Diese Drumsounds brauche ich jedoch nicht mehr, das ist 2 Jahrzehnte zu spät. Dann hätte sie noch den Vorteil all-in-one Lösung für Drums, da fehlt eigentlich nur Physical Modelling oder ein Plugin-Konzept wie bei Korg für Fremdhersteller Soundengines. Da ist Roland eher konservativ. Da nehme ich für sowas lieber Modular, weil “kann es auch” und ist “da” und “wünsch dir was, das geht damit auch”, besserer Sound (je nach Modul, wenn man will) und Timing hat 0ms jitter, 0ms Latenz, kann ich ja auf dem Scope sehen. Wenn man damit nicht live performt ist die Größe nicht so wichtig.
Workflow spricht noch für TR1000. Das ist was mich am meisten reizt. Stimmige Drumsets auf Abruf mit direkter Kontrolle über viele Knobs und Elektron-Like Sequenzer. Special Sounds, zum Beispiel vom Modular, könnte man da per Samples reinladen und hat dann “alles drin” und abrufbar. Das kann die Rytm auch ähnlich und über viele Jahre gereift, halt etwas anders und paar Sachen besser, paar Sachen schlechter.