Ich bin für keine Kompression und dann in den Masterlimiter schieben bis es weh tut. Ist billig, kann jeder Idiot - und es klingt kaum schlechter, als das, was die Kommerzheinis abliefern.
Mal im Ernst: Die Frage geht am Problem vorbei. Mit wenig/keiner Kompression und bei ordentlich Pegel klingt jeder Track ordentlich. Je besser er gemixt ist (*mit* Kompression), desto leiser kann man ihn hören.
Die Reduktion des Crestfaktors (üblicher- und fälschlicherweise "Lautmachen" genannt) hat damit sehr wenig zu tun - das kann man ziemlich Transparent machen, erst wenn man fiese Pegel erreichen will, klingt es scheiße.
Man hat im Prinzip drei unterschiedliche Effekte: Makrodynamik, das was über mehrere Takte geht. Wird von den "Kompression ist böse, also lerne ich das mit dem Pegel gar nicht erst" Heinis meist übertrieben (weil zu laut gemixt wird) und generell eher grobschlächtig eingesetzt. Der Aspekt, das der Sound die wahrgenommene Lautstärke beeinflusst wird unterschätzt - wenn ich in einen Zwischenteil weder Vocals noch Katzendarm (o. Soundäquvalent) habe, dann ist es sowieso schon viel leiser, da muss ich nix absenken.
Mikrodynamik - das was in einem Takt passiert. Hier kommt der druckvolle Sound her. Druck *und* Luftig ist hohe Kunst!
Diese beiden Sachen fangen bei der Komposition an. Wenn du keine Instrumente einplanst, die "Wärme" liefern, dann gibt es auch keine solche, wenn keine Substanz da ist, um die Breitwand aufzuziehen, dann kann man das im Mix nicht dazu zaubern. Und wenn schon alles zugekeleistert ist, dann wird es mit der Luftigkeit nix.
Der dritte ist die Crestfaktoreduktion. (Master-Limiter) Je nachdem, was schon in den Spuren/Bussen gemacht wurde, geht da unterschiedlich viel. Speziell Drumgruppen kann man schon mal etwas vorfräsen (entlastet den Masterlimiter, und atonales Zeugs kann man länger Übersteuern). Hier *immer* mit Pegelausgleich (RMS mit/ohne Limiter auf 1/10 gleich) abhören, wenn man einen Unterschied hört ist es zu viel. Übertreiben macht einen Track ganz schnell zu Brei, das hört man aber nicht korrekt, wenn es gleichzeitig lauter wird.
Das dritte ist technisch unsinnig, wird heute aber gefordert. Wenn man es mit Sorgfalt macht, ist die Klangbeeinträchtigung minimal, und man kann immer noch halbwegs ausreichend laute Tracks abliefern.
Die ersten beiden sind *künstlerische* Entscheidungen, das muss man schon selber wissen. Allerdings sollte sich der werte Künstler davon verabschieden, das sein Track nur im Wohnzimmer bei satt Pegel gehört wird. Der Eigenversuch im PKW bei "man kann sich noch Unterhalten" Lautstärke sollte da für Klarheit in Bezug auf Dynamik und Sounddesign sorgen. (Und mit Verlaub: wer seine Musik "für sich" macht, ohne sich um den Hörer zu kümmern, der kann sie auch für sich behalten. Und wer unbedingt die "ich will das aber so" Nummer abziehen will, möge bitte vorher einen Track abliefern, der zeigt, dass das keine faule Ausrede für pure Unfähigkeit ist. )
In Bezug auf die Kompilation finde ich den fehlenden Einigungswillen übrigens auf dem Niveau von "Und, Junge oder Mädchen?" "Ach, das soll es später einmal selbst entscheiden!"
Man kann nämlich mehrere Tracks nicht zusammenbringen, ohne sich um den Pegel zu kümmern , man *muss* sich entscheiden. Die naive Methode, alle Tracks zu normieren ist dabei weit dümmer, als es auf den ersten Blick aussieht: Der Spitzenwert ist psychokaustisch bedeutungslos - den hört man gar nicht. Und damit ist man exakt da, wo man nicht hinwill: beim Pegelrennen. Dann fräst doch schon mal jeder an seinem Track rum, und wehe, man muss den Sound noch etwas EQ-en - dann hat man schnell mal verloren.