Literaturcafe, mit Kassowart von Sondermühlen
"Waer' die Welt am Stab durchmessen,
und der eigen Zunge Lob nur aus fremder Mund erfuhr..."
... war es nicht Angelus Silesius, dieser unvergessene Sprachalchemist des Würzburger Barock, der uns vor 800 Jahren diese wunderbaren, wenn auch rätselhaften Zeilen hinterliess.
Seien Sie gegrüsst, meine Damen und Herren, bei uns heute abend im Literaturcafe. Ich möchte ihnen einen Schriftsteller - ja, einen Dichter - vorstellen, der wohl wie kein anderer seit Jahren die Debatte in den Feuilletons bestimmt. Viele werden jetzt schon wissen, um wen es sich handelt. Bitte verraten Sie nichts, ich möchte die Spannung noch ein wenig aufrecht erhalten. Bei der Verleihung des Arno-Schmidt-Preises im vergangenen Jahr wurde er für die beste Nebenrolle nominiert, in Klagenfurt raunt man sich seine Zeilen zwischen den Lesungen unter den Pulten zu. Man darf wohl getrost behaupten: Er ist einer der ganzen, grossen Männer deutscher Zunge.
Wie aus archaischem Fels treibt er mit dem Meissel seines Intellekts die rauhen Stanzen aus der Alltagssprache und formt sie hernach zu diesen bezaubernden Kleinodien deutscher Poesie.
Ja, und wenn mein Finger an den ledernen Buchrücken seines Gesamtwerkes entlangstreift, so bleibt er immer wieder an gleicher Stelle haengen, als wollte er sagen: "Halt! Nimm dieses Buch, schlag es auf und erzaehle der Welt von den wundersamen Dingen, die sich dort ereignen." Dieses Buch heisst "Anton, der artige Abdeckergehilfe", und die Seite mit den vielen Eselsohren, vom häufigen Gebrauch schon ganz unansehnlich geworden, trägt die Überschrift unserer Geschichte - Das Märchen vom kleinen Sackgesicht...
Onkel Hotte's Märchenstunde
*rotz* Ja, es war einmal gewesen sein vor langer, langer, langer Zeit, oder auch etwas früher - man weiss das ja nich so genau, aber eigentlich isses auch egal.
Jedenfalls warte damals ein kleiniglicher Junge, der war wohl mal sooo hässlich, das glaubt man gar nicht wie hässlich. Er tat noch viel hässlicher sein als der allerallerhässlichste Mensch der Welt, so widerlich sah er aus.
Jahaha *rotz* mir selbst kommt noch fast der Grünkohl vom Kaffeetrinken hoch, wenn ich auch nur daran denken tue, ne *rotz*
Naja, von wegen seiner ekelichen Ausschauigkeit nennten ihn ma alle Leute, die ihn sahen, nur noch "Sackgesicht" und sie rieften es hinter ihm her, wenn er sich mal auf die Strasse traute. Das machte ihn richtig depressiv bisweilen und manchmal sogar traurig. *rotz*
Doch einiglichen Tages, da erscheinte plötzelich in einem gleissenden Lichte drinne eine gute Fee mit verbundenen Augen und sägte: "Hallo, Du kleines Sackgesicht. Ich bin eine gute Fee sein tun und ich bin gekommen, um Dich zu helfen."
"Oh toll, toll, *gnrk* *rotz* toll *gnrk* toll, toll, toll", jubilarisierte da das kleine Sackgesicht, "dann kannst Du mich ja schön zaubern", und sein kleines Herzelein buppelte vor Freude ganz dolle.
"Nee nee, nee nee nee", sagte Frau Fee, "das kann ich nicht, und das kann auch sonst keiner, weil sowas man gar nicht gehen tut. Aber ich hab für Dich einen guten Rat. Du bist nun mal so wiederlich abstossend hässlich und eine Beleidigung für einem jeden sein Auge, und das wird auch mal immer so bleiben tun. Deshalb rat ich Dir itz und weisiglich: Häng Dich doch auf, Du Beule!"
Hehehe *rotz*
Und mit einer magischhaften Tilli...klingeling verschwindete die gute Fee, wie sie gekommen gewesen war und das kleine Sackgesicht ging zur Kommode, holte einen Strick sich heraus und hängte sich auf. *rotz*
Ja, und wenn er nicht abgeschnitten wurde, dann baumelt er da noch heute. Jawoll. *rotz* Jahaha...