Ärger mit Sicherungshaltern

analogmonster

Fällt Sandmännchens Träumesand unter Drogen?
Hallo, wirkliche Elektroniker und Ingenieure,

ich habe (noch) in mehreren Netzteilen Sicherungen verbaut, die aus einem Glasröhrchen mit feinem Draht bestehen. Selbiger brennt bei Überlast durch, wie er soll, soweit, so gut. Die Sicherungen klemmen in gebogenen Blechen, die mit Kontakten in der Platine verlötet sind. Kennt vermutlich jeder.

Doch seit einiger Zeit habe ich in zweien dieser Netzteile das Problem, dass eine Rail ausfällt. Nein, der Leitungstransistor war es nicht, wie ich nach mühseligem Austausch desselben festgestellt hatte, auch der 723 nicht, nachdem ich ihn aus der Fassung gepopelt hatte. Es sind in beiden Fällen die Sicherungshalter, die spontan beschlossen zu haben, nicht mehr zu leiten.

Mehr durch Zufall bin ich darauf gestoßen, als ich mit einem kleinen Schraubenzieher an eine der Sicherungen getitscht war. Die Sicherungen sind in kleine gebogene Bleche geklemmt, und ein sachtes Anstoßen der Sicherung mit dem Schraubendreher reicht, um den Kontakt wieder herzustellen. Es handelt sich definitiv nicht um ein Problem mit einer kalten Lötstelle, denn die Netzteilplatinen sind keinerlei mechanischer Belastung ausgesetzt, außerdem scheint das Problem grundsätzlicher Natur zu sein, da zwei Netzteile betroffen sind.

Interessanterweise betrifft das meine beiden dicken Modularsysteme, also die, wo echt Last entsteht, weil viele Module in Betrieb sind. Mein drittes baugleiches Netzteil, welches in meinem dritten Modularschrank seinen Dienst verrichtet, wo noch nicht so viele Module drin stecken, zickt in keinster Weise.

Ohne euren Ideen vorgreifen zu wollen, äußere ich mal eine Vermutung, nämlich das durch hohe Stromlasten eine Art Patina / isolierende Schicht entsteht, welche den Kontakt unterbricht, wobei mir diese Idee auch irgendwie blödsinnig erscheint, denn warum sollte das geschehen? Ampere-Rost? Gibt es so etwas?

Falls ich recht habe, gibt es eine Möglichkeit, das zu umgehen? Es nervt, in einer gewissen Regelmäßigkeit Gehäuse zu öffnen und Sicherungs-Sokoban zu spielen 😒

Danke schon mal für Eure Ideen...
 
Sicherungen sollten m.E. sowieso von außen zugänglich sein, daher nehme ich solche Sicherungshalter:
1747905940198.png
Damit hatte ich noch nie Kontaktprobleme (wobei ich das auch bei den Klemm-Sicherungen nur ein einziges Mal erlebt habe und das war ein uralter Amp, bei dem die Kontaktbleche verrostet waren).
 
Ok, verstanden, werde ich versuchen. Eine Idee, was das sein könnte? Wirklich so etwas wie Flugrost / Feuchtigkeit, die zwischen Halter und Sicherung kriecht?
 
Wenn du da bereits 1-2 mal die Sicherung getauscht hast könnte es einfach "ausgeleiert" sein oder hat evtl. doch irgendwo einen feinen Riss bekommen.
Da wo Kontakt ist passiert normalerweise nichts. Also so "patina"-mäßig. Durch Stromfluss jedenfalls nicht.
 
Ok, verstanden, werde ich versuchen. Eine Idee, was das sein könnte? Wirklich so etwas wie Flugrost / Feuchtigkeit, die zwischen Halter und Sicherung kriecht?
Es ist einfach die Mechanik. Schon der Einsetz-Vorgang dehnt die beiden Wangen. Wenn die Basisplatte dann auch nur eine dünne Pertinax-Platte ist, dann geht das noch schneller. Da reicht schon zwei oder drei mal reinklemmen, ohne die Wangen vorher wieder zusammengedrückt zu haben.
 
so etwas wie Flugrost
oft ist es das. Auch weil die Kontaktbleche, wenn deren Oberflächenbeschichtung einmal beschädigt ist, umso schneller korrodieren. Kontakt 60 beim Tausch dransprühen kann helfen. Wenns arg ist, vorher Kontakt WL zum lösen.

Wer erinnert sich noch an die alten Torpedosicherungen in Autos? Die sichere Quelle von Stromproblemen...
 
Aloha .-)

Kenne das auch, z.B bei Wurlitzer-Pianos.

Die Kontaktklemmen bestehen aus einer verzinnten Kupferlegierung. Kupfer reagiert aber auf lange Sicht mit dem Sauerstoff aus der Luft und läuft an (quasi Vorstufe zu Grünspan). Das macht dann u.U. Kontaktprobleme. Wenn dann noch die Sicherung 2-3 mal getauscht wurde sind die Klemmen schlapp und die Sicherung schafft es nicht mehr, die dünne korrodierte Schicht beim einsetzen wegzuschubbern. Am besten in solchen Fällen die Klemmen vor Einsatz der neuen Sichern mit Glasfaserstift reinigen.

Jenzz
 
oft ist es das. Auch weil die Kontaktbleche, wenn deren Oberflächenbeschichtung einmal beschädigt ist, umso schneller korrodieren. Kontakt 60 beim Tausch dransprühen kann helfen. Wenns arg ist, vorher Kontakt WL zum lösen.
...
Ok, kann ich ja mal probieren. Aber die Sicherungen wurden nicht bewegt, geschweige denn ausgetauscht.
 
Aber die Sicherungen wurden nicht bewegt,
Eben. Eine Buchse, in die tagtäglich Stecker ein- und ausgesteckt werden, oxidiert nicht. Da wird der Beginn eine Oxidschicht sofort wieder durch den Steckvorgang abgerieben. Eine Buchse in der ein Stecker seit Jahren bewegungslos drinsteckt oxidiert - und ja: auch unter der Kontakt"fläche". Denn die vermeintliche Fläche ist auf atomarem Level ein ziemliches Gehügels, da passen jede Menge Sauerstiffatome für die Oxidation dazwischen. Genauso ist das mit der Sicherung...
 
Ok, kann ich ja mal probieren. Aber die Sicherungen wurden nicht bewegt, geschweige denn ausgetauscht.
erst recht dann passiert das, ist Elektrochemie. Die Federkontakte sind nicht aus dem selben Material wie die Kappen der Sicherungen. Sobald Strom fliesst, findet Kontaktkorrosion statt, je kleiner die Kontaktfläche, desto stärker. Thermische Zyklen und damit einhergehend Kondensfeuchtigkeit verstärken das noch.
 


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