Ich muss sagen, dass mich der PolyBrute ein bisschen überrascht. Wer mich kennt, der weiss, dass ich kein grosser Fan von Analog bin. Ich habe, was ich brauche in Form eines Matrix-12 und Jupiter-6. Dann habe ich noch eine Sammlung von Roland DCO Synthesizern, aber die haben mehr sentimentalen Wert fuer mich. Hybride geben einen viel mehr Raum und Härte und natuerlich auch eine größere Soundpalette. Wenn ich Analog will, dann doch meist fuer die wärmeren Dinge im Leben.
Natuerlich hat Analog auch seine Vorteile, wenn es um den Einsatz in Kontex eines Songs geht, da das Sounddesign meist sehr schnell von der Hand geht. Naja, es ist halt nicht mein Favorit im Studio, muss ich sagen. Vielleicht war ich deshalb auch ueber die Jahre Happy mit den Duo.
Naja, der PolyBrute hat seinen Eindruck auf mich hinterlassen und das hat verschiedene Gründe. Und ich sollte vielleicht auch anführen, dass der Honeymoon mit dem PB bei mir abrupt endete, als die Probleme mit meinem ersten Exemplar anfingen. Ich musste da auch erstmal Abstand nehmen, selbst wenn das zweite Exemplar einwandfrei funktioniert. Aber das beiseite, muss ich gestehen, dass der PolyBrute einige Sachen besser macht, als die anderen Synths. Und dies sind fuer mich 3 Sachen:
- Oscillators beating gegeneinander ist supersmooth. Ja, man kann Beating hoeren, aber ehrlich gesagt ist der Effekt gegenüber einem Prophet-6 oder OB-6 so sämig und integriert, es geht einfach nicht besser. Ich benutze auch nicht die Anzahl an Features den Sound zu detunen, via Voice oder den Tracking Offset im Menu. Ich nehme das beste Tuning und es hoert sich superorganisch an.
- Fuer viele Synths sind Intervalle zwischen den Oszillatoren ein Problem und der Sound hat etwas Unfreundliches an sich. Es hoert sich schief an, bis man bei einer Quinte angekommen ist, dann hoert es sich wieder gut an. Beim PolyBrute hoert sich jedes Intervall organisch und freundlich an. Das spiegelt sich dann auch bei den Akkorden wieder, die man mit dem PB spielen kann wie man will. Wirklich, und ich habe das ausprobiert, man kann alle 5 Finger auf irgendwelchen Tasten lassen und es hoert sich irgendwie gut an. Ich komme hier mit Sachen daher, die ich vorher so nicht mit meinen Polyphonen machen konnte. Ich hatte den Summit und der Synth mochte nichts von den ersten angenannten Punkten. Er klang nur gut wenn man in den angeordneten Akkorden agiert. Sowie man die Oscillatoren verstimmten oder krumme Akkorde spielt fand ich immer diesen unfreundlichen Klang wieder. Schwierig in Worte zu fassen, vielleicht mal mit seinem Synth zu Hause ausprobieren.
- Und Nummer Drei sind die Verzerrungen. Auch hier wird oft der Summit als Paradesynth dargestellt, wo man ueber edlichen Verstaerkerstufen dem Sound eine Sättigung zufügen kann. Und das geht auch relativ gut bis man das mit dem PolyBrute vergleicht. Die Verzerrungen, wie man man sie angeht bei Auslastung der Mixerstufen oder bei Feedback zu den Filterstufen, sie hoeren sich super musikalisch in. Man kann das hier und dort in den Soundbeispielen hoeren. Ich glaube auch, dass diese Verzerrungen die Leute dazu veranlasst hier von dem 70er Jahre Klang zu reden.
- Und vielleicht sollte man noch einen vierten Punkt dazulegen, der Sound bleibt bis in sehr tiefen Pitch stabil. Ein Trade des MiniMoogs in meinen Studio, der immer noch eine Oktave tiefer kann als alles andere ohne dass der Sound abbricht oder besser gesagt in Klickern uebergeht. Der PolyBrute kann es auch und es sind auch einige moogische Basssounds in den Beispiele enthalten, die das ansatzweise Zeigen. Das ist auch, dass ich die Oktave meist einen runtersetze obwohl der Synth oben herum auch gut klingt. Aber die Bässe sind einfach Klasse, auch ohne den SubOszillator. Mein Verlangen nach einem Moog Source hat sich damit auch erledigt.
- Vielleicht sollte ich hier noch einen dranhängen. Der Synth kann ueber 5 Oktaven gut klingen. Das kann man nicht von vielen Synths sagen. Ja, vielleicht muss man hier und da im Keytracking das Volumen anpassen, aber der Synth klingt super in den Höhen und noch besser in den Tiefen.
Und das ist jetzt mein Eindruck zu den Oscillatoren und den Verstaerkerstufen. Ich will den Synth nicht in alle Höhen heben, es gibt sicher auch Kritikpunkte hier und dort, aber vom Grundklang gibt es von meiner Seite nichts zu meckern und ich hatte viele, viele Synths in meinem Leben. Die meisten, die gut klangen konnten auch nicht soviel (z.B. Jupiter-8) und andere, die viel koennen klingen nicht so organisch (z.B. Matrix-12). Man sollte auch dazu sagen, dass die Oszillatoren nicht den Buzz eines CEM Oszillator vorweisen. Eher das Sanfte eines OB SEM Oscillator. Sie haben genug Oberton, aber ein Prophet ist das nicht. Wenn man mehr will sollte man zum Wellenformfolder greifen oder halt zur Crossmodulation, die synchron mit dem Sync auch viele neue Wellenformen bereithält. Das ist alles von Arturia überlegt eingebracht wurde.
Ich wenigstens bin ziemlich beeindruckt vom Sound. Es ist eine Freude einfach in die Tasten zu greifen und so ein Ohrenschmaus zu hoeren. Ich habe ueber die Jahre mit den P6 und OB6 immer gekämpft dort hinzugelangen, wo der PB mit so einer Leichtigkeit hinkommt.