Bass-Elektronik selber bauen

Henk Reisen

Ist doch so. Oder?
Hallo zusammen,

ich restauriere gerade einen uralten Bass, den ich gefunden habe. Nachdem ich den Korpus abgeschliffen habe und einige Ersatzteile besorgt habe, ist jetzt die Elektronik dran, die ich komplett neu machen muss. Ersatzpickups von Seymour Duncan habe ich, die Materialien ebenfalls, das Werkzeug liegt bereit, Pläne sind vorhanden, aber: Letztere verstehe ich nicht ganz, da mir ganz und gar nicht einleuchtet, wie die Klangregelung funktioniert. Warum muss die "Hot"-Leitung nicht durch das Poti gehen, sondern soll dort einfach enden? Kapier ich nicht.

Hier sind die Pläne, die ich habe:

4003+wiring+diagram+full+size_zpsngsb2ucz.jpg
Rick_Standard.jpg

Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen?
 
Die "HOT" enden an den Ausgangsbuchsen und kommen von den Volumen Potis.
Die Tone Regelungen übernehmen Kondensatoren die über Potis auf Masse gehen.
 
Nabend .-)

Die Volume-Potis sind (wie bei vielen anderen Gitarren auch) quasi 'verkehrt rum' verdrahtet, der HOT vom PU geht auf den Schleifer, nicht an das äussere Ende. Nur so lassen sich 2 (passive) Pickups miteinander mischen. Ansonsten würde nämlich das Volume des zugedrehten PUs den eigentlich offenen PU-Weg des zweiten PUs kurzschliessen.

Die Tone-Potis legen die Kondensatoren mehr oder weniger stark parallel zu den Pickups. Die Kondensatoren bilden dann zusammen mit der Induktivität der PU-Spulen einen Resonanzkreis, der bei richtiger Wahl der Werte entsprechende Auswirkung auf den Klang hat, was man dann wiederum mit den Tone-Potis beeinflussen kann.

Jenzz
 
@GKMsound , @Jenzz
Vielen Dank für die Hilfe! Jetzt sehe ich klarer.

In der Zwischenzeit habe ich die Schaltung mal zusammengelötet und eingebaut. Lustigerweise ist es die Tonregelung, die nicht funktioniert. Dank eurer Infos kann ich jetzt aber sicher sein, dass es sich um einen handwerklichen Fehler handelt und ich die Schaltung grundsätzlich richtig verstanden habe. Da werde ich noch etwas basteln müssen und das Schaltungsdesign auch noch ein bisschen anpassen. Wahrscheinlich wird es dann eine gemeinsame Klangregelung für beide Pickups geben, dafür aber einen zusätzlichen Umschalter, der die Rick-O-Sound-Stereobuchse zur getrennten Ausgabe der beiden Pickups in eine eine monoklinkenkompatible Buchse zur gemeinsamen Ausgabe der beiden Pickups verwandelt.
 
Aloha .-)

Jo... Wenn ich mir das Bild ansehe fehlt da die Verbindung aller Potigehäuse mit Masse (= Abschirmung). Dann sollte auch die Tone-Regelung laufen (...denn so haben die Kondensatoren keine Möglichkeit der Verbindung zur Masse).

Jenzz
 
Stimmt, im Seymour-Duncan-Diagramm fehlt die Masse, aber da meine gedankliche "Einarbeitung" in das Thema mit dem anderen Diagramm erfolgt ist, habe ich das berücksichtigt und die Masse überall angelegt. Genauer gesagt: Ich habe sie anlegen wollen, es scheint mir nicht ganz gelungen zu sein.

Ich vermute, die Seymour-Leute fanden es selbstverständlich, dass eine Masseverbindung eingebaut wird. Für einen Elektronikdoofie wie mich wäre das eine Falle gewesen, in die ich todsicher hineingetappt wäre, wenn ich das andere Diagramm nicht gehabt hätte.
 
Der Bass ist mittlerweile fertig, funktioniert prima, kliungt gut und sieht schnieke aus:
Ric 19.jpg Ric 17.jpg Ric 15.jpg
Die Klangregelung ist ein bisschen schwach, aber da ich am Amp, am Mischpult und in der DAW noch EQs habe, ist mir das herzlich wurscht.

Bei einer Frage könnte ich aber noch gedankliche Unterstützung gebrauchen, um die ich hiermit bitte:

Ich würde gerne die Rick-O-Sound-Option nutzen, also die beiden Tonabnehmer durch ein in die Stereoausgangsbuchse gestecktes Insertkabel getrennt in Mischpult schicken, was auch gut funktioniert. Außerdem möchte ich noch das gemischte Signal beider Pickups an den Bassverstärker schicken, dort per DI-Ausgang abgreifen und den Amp auch mikrofonieren. Insgesamt hätte ich damit vier Mono-Signale, die ich in der DAW aufnehmen würde:
1. Pickup 1 (per Rick-O-Sound)
2. Pickup 2 (per Rick-O-Sound)
3. Amp-DI-Ausgang
4. Mikrofonsignal
Das soll (zumindest für eine Übergangszeit, bis ich heraus gefunden habe, welches dieser Signale ich für meine Zwecke am besten Weiterverarbeiten kann und ob die Rick-O-Sound-Variante Sinn macht) mein Setup sein.

Ich muss das Signal von der Bass-Ausgangsbuchse also ein wenig routen, wofür ich natürlich mein Mischpult nutzen würde. Die zwei Bass-Signale gehen auf zwei Monokanäle im Pult, von dort aus über Subgruppen an die DAW und und eine andere Subgruppe an den Amp. Meine Frage: Geht das überhaupt? Sehe ich es richtig, dass ich auf Vorverstärkung im Pult verzichten sollte, damit das Signal nicht zu heiß in den Amp geht? Den kann ich mir sonst kaputt schießen, oder? Für die nötige Vorverstärkung für die DAW könnte ich die Signale per "Direct out" der beiden Kanäle auf zwei andere Kanäle routen, die ich dann verstärke.

Ist da ein Denkfehler drin, mit dem ich mir irgend etwas kaputt mache?

Natürlich ist es total übertrieben, letztlich mit sechs Kanälen und drei Gruppen einen einzelnen Bass aufzunehmen, aber wie gesagt: Mir geht es darum zu testen, was letztlich am besten funktioniert.
 
Nabend :cool:

Sieht doch gut aus !

Das die Klangregelung nicht so viel 'macht' ist klar, sie kann ja quasi nur Höhen rausnehmen. Man könnte die Kondensator-Werte noch vergrössern, dann passiert auch mehr.

Was für einen Amp hast Du denn? Evtl. hat der ja auch einen unempfindlicheren Eingang bzw. einen für Aktiv-Bässe, dann wäre dieser für das Signal aus dem Pult geeigneter. Kaputt gehen kann nichts, aber es könnte Zerren, weil das Pult zu viel Pegel in den Amp liefert.... Muss man halt entsprechend pegeln.

Viel wichtiger bei so vielen Signalen: Auf die Phasenlage aller Signale zueinander achten. Als Ex-Bassist kann ich sagen: Es ist extrem irritierend, wenn der PA-Bass phasengedreht zur Bassanlage auf der Bühne oder dem Monitoring läuft. Man(n) bewegt sich 5 cm und der Bass ist komplett weg.... :sad:

Jenzz
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, @Jenzz !
Den Kondensator und eventuelle Alternativen guck ich mir noch mal an. Die Wirkung ist so schwach, dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob es sie wirklich gibt oder ob ich sie nur hören will. Ich schau mir deshalb auch die Lötstellen noch mal an. Wäre es ansonsten hilfreich, zwei solcher Kondensatoren hintereinander zu setzen oder ist das eine Idee von kopfklatschendem elektronischen Unverständnis? ?

Der Amp ist ein aktueller Fender Rumble 40. Klingt wirklich ordentlich. Vierband-EQ, DI via XLR out, 1x10" Lautsprecher, Kopfhörerausgang. Ich mag auch den zuschaltbaren Fuzz, den viele offenbar bescheuert finden (vielleicht auch weil "Drive" Erwartungen an einen Röhren-Overdrive schürt). Bass und Amp gehen gut zusammen. Die Arme-Leute-Version eine McCartney-Setups in der Spätphase der Beatles. ? Aber nur ein Kanal, kein gesonderter Aktiv-Eingang.

Die Phasenproblematik habe ich im Blick, die Synchronisation spätestens in Cubase ist kein Problem. Ich musste in dieser Hinsicht schon nach dem Einbau des zweiten Pickups aktiv werden, den ich versehentlich phasenvertauscht eingebaut habe, so dass sich Auslöschungen ergaben.

Auf der Bühne habe ich PA-vs.-Monitor-Auslöschungen gottseidank noch nie erlebt. Wenn ich mich nicht höre, sind einfach andere zu laut, so dass ich völlige Blindflüge hinlegen muss. ???

Ich probiere einfach mal mit dem Routing herum. Dat Dingen klingt eigentlich so oder so sahne. ?

Danke für deine Tipps, sie helfen mir sehr! ?
 


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